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Erlösung

Aus der April 1953-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Einem Wörterbuch gemäß hat der Ausdruck „erlösen“ oder „einlösen“ auch die Bedeutung: „den Besitz zurückerlangen“. Die Wahrheiten, die von Christus Jesus gelehrt und angewandt wurden, bringen der Welt Erlösung. Durch den Christus-Geist, der ihn beherrschte, brachte Jesus der Menschheit die Vollkommenheit zurück, die sie niemals wirklich verloren sondern nur aus den Augen verloren hatte. Die Christliche Wissenschaft hat heutigentags dem individuellen Bewußtsein das erlösende Wirken des Christus zugänglich gemacht, das durch geistiges Verständnis die Reinheit, Freiheit und Herrschaft wiederherstellt, die dem Menschen ursprünglich zu eigen sind. Der Mensch ist zum Bilde Gottes geschaffen und verbleibt so in der Wahrheit.

Die Christliche Wissenschaft bringt der Menschheit die geistige Erkenntnis zurück und die Fähigkeit, die Vollkommenheit des Menschen wahrzunehmen und sie in der Demonstration ans Licht zu bringen. Nichts Geringeres als die rein geistige Wahrheit in Beziehung auf den vollkommenen Gott und den vollkommenen Menschen — die Grundlage dieser Lehre — kann Erlösung bringen; denn nur das kann wiedererlangt werden, was von Anfang an wahr gewesen ist. Jesus verstand das wahre Selbst des Menschen als Ebenbild Gottes, und er betete (Joh. 17:5): „Nun verkläre mich du, Vater, bei dir selbst mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“

In der Christlichen Wissenschaft bedeutet Erlösung nicht etwa den Versuch, aus einem Sterblichen einen Unsterblichen zu machen. Diese Wissenschaft geht aus von der Basis eines vollkommenen Gottes und eines vollkommenen Menschen. Sie legt dar, daß das Gute geistig und ewig und für den von Gott erschaffenen Menschen göttlich natürlich ist.

Wenn Gott, das eine vollkommene Gemüt, durch geistige Wahrnehmung als das Gemüt des Menschen erkannt wird, und wir beginnen, von dem Standpunkt der Allheit dieses Gemüts aus zu denken, werden mancherlei Charakterzüge, die der materiellen Gesinnung zugehören, und die wir irrtümlicherweise „unser Denken“ nannten und uns so mit ihnen identifizierten, als Unwahrheiten erkannt werden. So wird die Furcht zum Beispiel als eine Täuschung erkannt oder als die Frucht falscher Erziehung, die auf irrigen Vorstellungen von Gott und vom Menschen als einem körperlichen Wesen beruht. Auf diese Weise beginnt die unwiderstehliche und sich selbst durchsetzende Macht des Christus, der Wahrheit, im menschlichen Bewußtsein wirksam zu sein und dies aufzuwecken, zu erleuchten und von falschen Vorstellungen zu befreien. Einen Schimmer von der Harmonie Gottes, der Seele, zu erlangen, bedeutet, die Unwirklichkeit der sinnengebundenen Disharmonien zu erkennen. Die Macht der göttlichen, allumfassenden Liebe zu fühlen, bedeutet, die Annahmen von Haß und Furcht zu überwinden. Die Regierung des göttlichen Prinzips anzuerkennen, bedeutet, das Vertrauen auf bloß menschliche Maßnahmen aufzugeben.

Hinsichtlich der erlösenden Wirksamkeit der Liebe und Wahrheit schreibt Mary Baker Eddy in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 99): „Die ruhigen, starken Ströme wahrer Geistigkeit, die sich in Gesundheit, Reinheit und Selbstaufopferung offenbaren, müssen die menschliche Erfahrung vertiefen, bis die Annahmen des materiellen Daseins als eine armselige Täuschung erkannt werden, und Sünde, Krankheit und Tod der wissenschaftlichen Demonstration des göttlichen Geistes und dem geistigen, vollkommenen Menschen Gottes auf ewig Raum geben.“

Geistige Erlösung ist ein wahrhaft freudiges Erlebnis, obwohl man das manchmal aus den Augen verlieren mag, wenn das sich vertiefende Verständnis der Wahrheit unschöne menschliche Neigungen ans Licht bringt und zerstört. Es mag scheinbar innere Kämpfe bedeuten — Versuchungen, die Entfaltung wieder rückgängig zu machen oder aufzuhalten und noch etwas länger gemütlich im alten Fahrwasser weiterzusegeln. Doch wenn wir ehrlich sind, werden wir bald bemerken, daß der Sauerteig wirksam ist und uns in alle Wahrheit leitet, wo die Liebe schon immer gewesen ist; und die Liebe zeigt uns den Weg zur Befreiung von allem Irrtum.

Wenn wir willens sind, die Erleuchtung der Wahrheit sich in unserm Bewußtsein entfalten zu lassen, dann werden wir nicht zurückschrecken vor dem Aufdecken des Irrtums, noch zusammenbrechen unter einem stets so freudlosen Gefühl der Selbstverdammung oder einer persönlichen Empfindung der Demütigung. Wir erkennen, daß falsche Annahmen nicht wirklich sind, daß sie nicht zum Menschen gehören, daß sie mithin weder etwas Eigenes noch Persönliches sind, sondern einfach Äußerungen des sterblichen Gemüts darstellen, das immer die Fälschung des einen göttlichen Gemüts ist. Im Licht der Wahrheit können wir die Unwahrheit des Irrtums klar erkennen und allen Glauben daran für uns selber sowie für andere abweisen.

Kirchenarbeit ist besonders erlösend; denn manchmal treten unschöne menschliche Neigungen vor unsern Mitarbeitern scharf ins Licht. Das bietet uns jedoch Gelegenheit, uns daran zu erinnern, daß alles sterbliche Gemüt im Grunde das eine Böse darstellt, das alle gleicherweise in Versuchung führt; aber unser wachsames individuelles Aufdecken und Überwinden seiner Ansprüche ist ein notwendiger Schritt in unserer Erlösung. Ungeachtet der mannigfachen unschönen materiellen Charakterzüge, die bei diesem Vorgang ans Licht kommen mögen, können wir uns immer freuen über das, was wirklich vor sich geht: nämlich, daß die göttliche Liebe die Vollkommenheit ans Licht bringt und das Nichts der Unvollkommenheit bloßstellt.

Mrs. Eddy schreibt in ihrem Aufsatz „Die neue Geburt“ (Miscellaneous Writings, S. 19): „Wer den Namen Christi nennt, wer tatsächlich die göttlichen Forderungen der Wahrheit und Liebe in der göttlichen Wissenschaft anerkannt hat, entfernt sich täglich mehr vom Bösen, und alle heimtückischen Versuche angeblicher Dämonen können niemals den Lauf solch eines Lebens davon abhalten, stetig Gott, seinem göttlichen Ursprung, wieder zuzustreben.“

Wir können lernen, mit möglichst wenig Leiden fortzuschreiten, wenn unsere Gedanken sich unentwegt geistig mit dem vollkommenen Gott und dem vollkommenen Menschen beschäftigen. In dem Maße, wie wir täglich das Wesen Gottes und unser wahres Sein als Ausdruck Gottes besser verstehen lernen, vollzieht sich in unsern Innern still die Erlösung. Dann spiegelt unser Bewußtsein die geistigen Eigenschaften der Güte, Reinheit und Liebe immer klarer wider. Annahmen von persönlichem Gutsein und persönlichem Irrtum lösen sich auf im Schein dieses Lichtes. Wie Paulus es ausdrückt (2. Kor. 3:18): „Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verklärt in dasselbe Bild von einer Klarheit zu der andern, als vom Herrn, der der Geist ist.“ Sollte das nicht vielleicht die allmähliche Entfaltung der göttlichen Tatsache des geistigen Verbundenseins — ja des Einsseins mit Gott — im individuellen Bewußtsein andeuten?

Die Anwendung der Christlichen Wissenschaft wandelt das menschliche Leben in dem Verhältnis um, wie die sündigen Annahmen über Gott und den Menschen durch die Wahrheiten verdrängt werden, die wir aus dem erleuchteten Wort der Bibel und dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft schöpfen. Das geistige Verständnis, das dieses Einssein, diese Verbundenheit Gottes mit Seiner Widerspiegelung, dem Menschen, erkennt, bedarf keiner Erlösung; es entfaltet sich vielmehr allmählich dem menschlichen Bewußtsein und erlöst oder heilt so die Menschheit. Erlösung ist die tägliche Aufgabe, welche die Christlichen Wissenschafter freudig auf sich nehmen und gewissenhaft erfüllen, denn ihre Inspiration ist Liebe zu Gott und zur ganzen Menschheit. Während dies vor sich geht, wollen wir geduldig warten und uns über beständigen geistigen Fortschritt freuen, eingedenk der biblischen Verheißung, „daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“ (Röm. 8:28). Wahre Barmherzigkeit versteht, von welcher Trostlosigkeit oft schmerzliche Selbsterkenntnis begleitet ist, und gewährt dem erwachenden Bewußtsein starke Unterstützung, Trost und Ermutigung.

In „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 353) schreibt Mrs. Eddy: „Die wahre Idee des Seins ist geistig und unsterblich, und hieraus folgt, daß nur das Gespenst abgelegt wird, d.h. irgendeine unwirkliche Annahme.“ Die Christliche Wissenschaft verscheucht die Gespenster der falschen Annahmen. Sie beweist, daß alles Wirkliche ewig ist. Dies ist unser Standpunkt, von dem aus wir die geistige Aufgabe auf uns nehmen, durch die Macht der Wahrheit die Vollkommenheit des Menschen ans Licht zu bringen und die Trugvorstellungen hinsichtlich des Menschen zu verscheuchen.

Bei diesem Erlösungswerk sollten wir uns vor der Versuchung hüten, irgend ein sterbliches Vorbild zu wählen, wie ideal es auch scheinen mag, um es nachzuahmen. Wir sollten vielmehr beständig die Herrlichkeit des Herrn erschauen und beharrlich, treu und dankbar an den Tatsachen des Seins festhalten. So werden wir allmählich „den alten Menschen mit seinen Werken ausziehen“ (Kol. 3:9) — die Annahme, daß wir eine Art materielles, irrendes, sterbliches Wesen sind — und „den neuen Menschen anziehen“ — unsere geistige Wesenheit annehmen, welche die ewige, vollkommene Widerspiegelung der Liebe ist. Dieser neue Mensch ist nicht neu für Gott, aber er wird ans Licht gebracht in dem Maße, wie das wahre Sein verstanden und demonstriert wird.

Scheint etwa irgendein „gespenstischer“ Irrtum seit so langer Zeit in unserm menschlichen Leben sein Wesen getrieben zu haben, daß er jetzt behauptet, schwer zu vertreiben oder unausrottbar zu sein? Im Buch des Propheten Joel lesen wir jene trostreiche Verheißung der Liebe (2:25): „Ich will euch die Jahre erstatten, welche die Heuschrecken ... gefressen haben.“ Durch die Christliche Wissenschaft lernen wir verstehen, daß der Irrtum niemals die Wahrheit des Seins berühren, daß die Materie niemals den Geist beeinflussen kann. In dem Schmelztiegel der Wahrheit wird das, was Gott, dem Guten, unähnlich ist, als der Feind der Wahrheit erkannt und so durch die Tatsache von der Allheit der Wahrheit zerstört. Der Mensch, in dessen Bewußtsein die erlösende Wirksamkeit des Christus am Werk ist, wird dadurch reich gesegnet, denn er wird so von der Sklaverei der Materie erlöst. Ja, er wird schließlich stark und frei, unversehrt und unvergänglich aus diesem Schmelztiegel hervorgehen — denn das göttliche Geburtsrecht des Menschen ist ihm wiedererstattet worden.

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