Die Definition von Kirche, die Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 583) gibt, wird von den Christlichen Wissenschaftern hoch geschätzt; sie lautet zum Teil wie folgt: „Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“
Da Gott, das göttliche Prinzip, Geist ist, muß das, was auf Geist, „beruht und von ihm ausgeht“, notgedrungen geistig sein. Deshalb ist es einleuchtend, daß Mrs. Eddy sich in der eben angeführten Definition auf den geistigen Begriff von Kirche bezieht und nicht auf eine sterbliche Vorstellung davon. Ebenso bezieht sich jeder Hinweis, der in der Christlichen Wissenschaft auf den von Gott erschaffenen Menschen gemacht wird, auf das geistige individuelle Selbst, anstatt auf die sterbliche Persönlichkeit.
Wenn die Christlichen Wissenschafter von den aggressiven Suggestionen heimgesucht werden, daß Furcht, Krankheit, Sünde und Begrenzung mit ihrem Leben verwoben sind, dann wenden sie sich instinktiv und entschieden der Wahrheit des Menschen zu, dessen wahres Selbst, da es aus Gott geboren ist, geistig sein muß. Wenn heimtückische Argumente der Trennung und Zwietracht oder anderer Disharmonie ihren Begriff von Kirche trüben möchten, dann weisen sie solche Argumente ebenfalls zurück und halten freudig an der Kirche fest, wie Gott sie kennt — geistig, unveränderlich, vollkommen und universal. Dieser geistige Begriff von Kirche enthält keine Probleme der Disharmonie. Alle irrigen Behauptungen des Gegenteils entstammen einem sterblichen Begriff von Kirche.
Als menschliche Einrichtung stellt die Kirche das Wirken des errettenden und erlösenden Christus dar, der im individuellen Bewußtsein immer gegenwärtig ist. Sie ist das Sprachrohr der Wahrheit, das die heilende Botschaft der Liebe über Länder und Meere trägt. Der göttliche Einfluß auf das menschliche Bewußtsein, den die Kirche ausübt, verdrängt die anmaßenden Ansprüche persönlicher Macht und persönlichen Ansehens und hebt mit erlösender Gnade den lebendigen, immergegenwärtigen Christus auf den Thron, für den es keinen Ersatz gibt.
Weder anmaßende Anforderungen noch mesmerische Vernebelungen des fleischlichen Gemüts, ob sie nun schwach oder stark in ihrer Feindschaft gegen Gott, das göttliche Gute, auftreten, können die unwiderstehliche Macht des Guten, welche die universelle und triumphierende Kirche verkörpert, weder ausschließen, auslöschen noch aufhalten. Unter dem göttlichen Gesetz besitzen alle Menschen die mentale und geistige Freiheit, auf die Botschaft der göttlichen Wissenschaft einzugehen und durch sie befreit zu werden — durch sie, die Menschen und Völker unter der Regierung von Gottes universeller, unparteiischer und sanfter Liebe und Fürsorge vereint.
Mrs. Eddy verstand, wie kein anderer in diesem Zeitalter, daß der Christus und die Kirche untrennbar sind, obgleich in Funktion individuell verschieden. Sie erklärt in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 136): „Jesus gründete seine Kirche und behauptete seine Mission auf der geistigen Grundlage des Christus-Heilens.“ Diese Aussage stimmt mit der freimütigen Erklärung des Meisters überein (Matth. 16:18): „Auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“, denn Petrus hatte gerade auf Jesu wahre Selbstheit als auf den „Christus, des lebendigen Gottes Sohn“ hingewiesen. Die Kirche, die auf den Felsen, Christus, Wahrheit, und nicht nur auf Persönlichkeit gegründet ist, spiegelt den Bau der göttlichen Liebe wider, jenen „Bau ..., von Gott erbauet, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist, im Himmel“ (2. Kor. 5:1).
Auch an Jakobs Brunnen machte Christus Jesus es eindeutig klar, daß der Begriff der Kirche nicht auf eine besondere Gegend beschränkt ist, noch von irgendeiner religiösen Sekte für sich allein in Anspruch genommen werden kann. Zu dem Weibe, das kam, um Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen, und dem er lebendiges Wasser anbot, sagte Jesus (Joh. 4:21): „Glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch zu Jerusalem werdet den Vater anbeten“. „Aber es kommt die Zeit“, fährt er fort, „und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will haben, die ihn also anbeten.“ Gott „im Geist und in der Wahrheit“ anbeten, bedingt, daß Gott nicht als ein körperliches Wesen angesehen wird, sondern als unendliche, unkörperliche, göttliche Wahrheit und Liebe.
Der zweite Teil von Mrs. Eddys Definition von „Kirche“ lautet: „Die Kirche ist diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt.“ Als Einrichtung beweist die Kirche ihre Nützlichkeit, indem sie durch ihr Wirken Gottes Fähigkeit und Bereitwilligkeit dartut, einem jeden Gesundheit, Harmonie und Sicherheit zu verleihen. Die Kirche erhebt die Menschen, indem sie ihr Denken über die Lüge von einem Leben in der Materie emporhebt zur Anerkennung des individuellen Lebens des Menschen als Widerspiegelung des unendlichen Lebens. Dies stimmt mit Christi Jesu Erklärung überein (Joh. 10:11): „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“ Die Kirche erweckt die Menschheit aus der Vorstellung, die Existenz sei lediglich ein Interimzustand zwischen Geburt und Tod, voll von Zufälligkeiten, Veränderungen und Unsicherheit und führt sie zum Verständnis des Menschen als dem gesegneten Kind Gottes, das sich seiner Unsterblichkeit und seiner Einheit mit dem sich entfaltenden göttlich Guten bewußt ist.
Im Jahre 1866 offenbarte Gott dem geistigen Sinn unserer Führerin die göttliche Wissenschaft, die Christus Jesus verstand und ausübte. Diese Wissenschaft enthüllt dem menschlichen Bewußtsein das Wesen Gottes und das des Menschen als göttliches Prinzip und Idee. Nachdem Mrs. Eddys Lehren auf die Probe gestellt und Heilungen aller Art von Krankheit und Sünde vollbracht worden waren, beschloß sie im Jahre 1879, eine Kirche zu gründen, die nicht nur das Christentum des Christus wiedereinsetzen, sondern auch das verlorengegangene Element geistigen Heilens wiedereinführen sollte (siehe Handbuch Der Mutterkirche von Mrs. Eddy, S. 17).
Später organisierte dann die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft Die Mutterkirche, der sie während vieler Jahre ihre gebetserfüllte und liebende Fürsorge, ihren Rat und ihre Leitung zuteil werden, ließ. Fortschritt und Regierung Der Mutterkirche überließ sie dem unfehlbaren Gesetz der göttlichen Liebe, Weisheit und Gerechtigkeit, was in den ihr göttlich eingegebenen Satzungen des Kirchenhandbuchs zum Ausdruck kommt.
Wenn ein Christlicher Wissenschafter unwissentlich ein zu starkes Gefühl der Verantwortung für die Angelegenheiten seiner Kirche in sich trägt, so wird ein geistigerer Begriff seiner selbst und seiner Kirche diese belastende Auffassung heilen. Obwohl wir alle lebhaften und liebevollen Anteil an der Wirksamkeit und dem Fortschritt unserer Kirche nehmen sollten, da unsere Organisation rein demokratisch ist, so müssen wir uns dennoch bewußt sein, daß die all-fähige Intelligenz des göttlichen Gemüts, die wir demonstrieren, ebenso wirksam in der Kirchenverwaltung ist, wie in der Fürsorge für unsere täglichen menschlichen Bedürfnisse.
Wir werden die Harmonie, die Einheit und den Fortschritt unserer Kirchen in höherem Maße fördern, wenn wir Gott bereitwilliger erlauben, das Sonnenlicht der Wahrheit in unser Denken einströmen zu lassen, wodurch ganz natürlich die Suggestionen der Furcht, der Begrenzungen und Mißerfolge, wie auch die verderbliche Annahme vieler Gemüter unwirksam gemacht werden. Der persönliche Sinn, der besorgt über die sogenannten Kirchenprobleme nachgrübelt und sie dadurch noch vergrößert, kann nie zur Lösung der Probleme beitragen. Wir können uns an der Tatsache freuen, daß die Wirksamkeit der Kirche ebenso empfänglich auf verständnisvolles Gebet reagiert, wie der menschliche Körper.
Es kann nicht geleugnet werden, daß der welterlösende, welterrettende und weltvereinigende Christus, Wahrheit, göttlich ausersehen ist, das Menschengeschlecht durch die wahre Idee von Kirche vom Sinn zur Seele zu erheben. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß der Beitritt zur Mutterkirche oder einer Zweigkirche mehr erfordert, als nur das Bekenntnis eines Glaubens an den, den Paulus einen „unbekannten Gott“ nennt, dem die Menschen „unwissend Gottesdienst“ tun; ja, mehr erfordert, als nur blinden Gehorsam gegen Regeln und Verordnungen menschengemachter Traditionen. Da die wahre Kirche „der Bau der Wahrheit und Liebe“ ist, ist es erforderlich, daß sowohl die Kirche als Einrichtung, sowie auch diejenigen, aus denen sich ihre Mitgliedschaft zusammensetzt, beharrlich die Eigenschaften des göttlichen Prinzips ausdrücken, die Barmherzigkeit, Harmonie, Gerechtigkeit, Einigkeit, Unparteilichkeit, Liebe, Güte und Weisheit in sich schließen.
Kirchenmitgliedschaft ist in der Tat ein kostbares Vorrecht, aber auch eine Verpflichtung, die zu tatkräftigem Beweisen des Geistes der Wahrheit aufruft. Sie umfaßt das Heilen der Kranken und Sünder, und das Befreien der Welt von Haß und Furcht durch die Demonstration von des Menschen Einheit oder Verbindung mit der göttlichen Liebe, die keinen Tod kennt. Mit den unvergeßlichen Worten unserer geliebten Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 35): „Wir können uns mit dieser Kirche nur vereinigen, wenn wir neu geboren werden aus dem Geist, wenn wir das Leben erreichen, das Wahrheit ist und die Wahrheit, die Leben ist, indem wir die Früchte der Liebe hervorbringen — Irrtum austreiben und die Kranken heilen.“
