„Der Mensch hat eine edle Bestimmung; und die Bedeutung dieser Bestimmung ist über den mit Krankheit Gebundenen und von Sünde Geknechteten in vollem Glanze aufgegangen“, schreibt unsere inspirierte Führerin Mary Baker Eddy auf Seite 46 ihres Werkes „Nein und Ja“.
Das Wort Bestimmung bedeutet das, was uns bevorsteht, das, wofür wir bestimmt sind. In Wirklichkeit ist das einzige, was in Erscheinung treten kann, der volle Ausdruck Gottes. Der einzige Zweck wahrer Bestimmung ist, Gott zu verherrlichen. Unsere Bestimmung zu erfüllen, bedeutet also vor allem, Gott zu erkennen und zu verstehen, Seinen Willen zu erfüllen, soweit man ihn erkannt hat, ja, Seinen Plan der Wahrheit und der Liebe auszuführen.
Christus Jesus, unser Wegweiser, erfüllte seine Bestimmung, wo er auch immer war und was er auch immer tat. Er sagte (Joh. 18:37): „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen soll.“
Der Mensch ist die Widerspiegelung Gottes. Durch die Lehren der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, daß der Mensch ein Ebenbild, eine Idee, Gottes, ist. Der Sterbliche des Adam-Traumes ist nur eine Fälschung des wirklichen Menschen. Unsere Bestimmung ist es, nicht etwa ein falsches Selbst, sondern die vollkommene Selbstheit des Ebenbildes Gottes zum Ausdruck zu bringen.
Einer der tückischsten Feinde, die die vollkommene Bekundung unserer wahren Selbstheit zu verhindern suchen, ist die Vorstellung von einem persönlichen Selbst und eigenem Handeln. Im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erklärt Mrs. Eddy (S. 263): „Die Sterblichen sind Egoisten. Sie halten sich für unabhängige Arbeiter, für persönliche Schöpfer, ja, sogar für bevorrechtigte Urheber von etwas, was die Gottheit nicht schaffen wollte oder konnte.“ Ja, persönliche Schöpfer, Urheber, die einerseits unzählige Übel ausdrücken und andrerseits behaupten, die Spender von Glück, Gesundheit und Fülle zu sein. Die Bibel enthält viele Geschichten, in denen solch persönlicher Stolz verurteilt wird, dies Selbst, das wie Luzifer zu sagen wagt: „Ich will in den Himmel steigen“ (Jes. 14:13).
Ein sehr eindrucksvoller Bericht, der die Folgen solch einer Selbstverherrlichung zeigt, ist in dem Buche Daniels zu finden. Der König Nebukadnezar hielt sich für einen persönlichen Urheber. Er sagte (Dan. 4:27): „Das ist die große Babel, die ich erbaut habe zum königlichen Hause durch meine große Macht, zu Ehren meiner Herrlichkeit.“ Was war die Folge? Er verlor sein Königreich, seine Macht, seine Herrlichkeit und seinen Verstand. Eine Zeitlang lebte er mit den Tieren auf dem Felde. Als er schließlich wieder zu sich kam und klarsah, pries er Gott in tiefer Demut und kehrte um und erfüllte seine Bestimmung, indem er Gott anerkannte als einzigen Schöpfer und Geber alles Guten.
Viele, die sich selbst für persönliche Schöpfer und bevorrechtigte Urheber halten, wagen heutzutage zu sagen: „Das ist mein Werk, das ich durch meiner Hände Arbeit, mit meinem Gelde und meinen Fähigkeiten vollbracht habe.“ Ist es da erstaunlich, daß ihnen, wie dem Nebukadnezar der materielle Wohlstand oft entschwindet, bis sie in Demut wie Paulus erkennen (Phil. 2:13): „Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“
Jesus gab immer Gott, dem Vater, die Ehre, indem er für sich nur die Freude beanspruchte, Gottes Liebe bekunden zu dürfen. Wie ein Sonnenstrahl nur die Eigenschaften der Sonne offenbaren kann, so kann der Mensch, die Idee des göttlichen Gemüts, nur die Eigenschaften Gottes zum Ausdruck bringen.
Wenn wir das eigene Ich aus dem Wege räumen und nur Gottes unausprechlich holde Gegenwart fühlen, so entdecken wir, daß in Wirklichkeit alles gut, unschuldig, schön, liebenswert, freudvoll, demütig und harmonisch ist. Unsere Bestimmung ist, die Fülle der göttlichen Liebe unaufhörlich zum Ausdruck zu bringen. Wir müssen ewiglich unsere Bestimmung erfüllen, die immer vollkommen ist, und wir sollten uns nicht selber dafür loben, sie erfüllt zu haben. Unser Fortschritt zur Liebe hin ist erkennbar an dem Maße der Selbstlosigkeit, die wir durch die Demonstration unserer göttlichen Kindschaft zum Ausdruck bringen.