Bildhauer und andere Künstler verherrlichen in ihren Werken den menschlichen Körper, und die materielle Wissenschaft untersucht ihn unter dem Mikroskop, doch niemand hatte seine wahre Natur erklärt, bis Jesus sagte: „Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze.“ Auf der Grundlage dieser Wahrheit hat Mary Baker Eddy, mit ihrer Erklärung von der Natur des materiellen Körpers, der Menschheit einen großen Dienst erwiesen. Sie führt aus, daß das sterbliche Gemüt und der sterbliche Körper eins sind, und daß dieses eine unwirklich und unwahr ist. Daher ist in Wirklichkeit der materielle Körper ein Nichts.
Die Offenbarung der Unwirklichkeit des materiellen Körpers erregte die Menschheit in hohem Maße, da seine scheinbare Wesenheit dadurch auf einen Zustand körperloser Existenz — einer Nichtexistenz — zurückgeführt wurde. Doch Mrs. Eddy hat in der Christlichen Wissenschaft auch den wirklichen Menschen offenbart, die Idee des Geistes, die in Wirklichkeit einen ewigen, unzerstörbaren Körper besitzt, eine geistige Identität, die mit der sogenannten materiellen oder stofflichen Form nichts gemein hat.
Der wahre Körper oder die wahre Identität des Menschen wird uns in dem Verhältnis offenbart, wie sich unser Denken vergeistigt. Diese wahre Identität ist der Christus, die ewige und unzerstörbare Idee des Geistes, die die Natur und die Form des wirklichen Menschen, des Gotteskindes, immerdar in Erscheinung treten läßt.
In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ stellt Mrs. Eddy folgende Frage (S. 477): „Was sind Körper und Seele?“ Und sie antwortet: „Identität ist die Widerspiegelung des Geistes, die Widerspiegelung in mannigfaltigen Formen des lebendigen Prinzips, Liebe. Seele ist die Substanz, das Leben und die Intelligenz des Menschen, welche individualisiert ist, jedoch nicht in der Materie. Seele kann nie etwas widerspiegeln, was geringer ist als Geist.“ In dieser beachtenswerten und umwälzenden Erklärung offenbart Mrs. Eddy die Seele als die eine unendliche Individualität, von der jede individuelle Idee, von der kleinsten bis zur größten, ihre Identität oder Form herleitet. Geist oder das reine Gemüt ist die Substanz aller Form. Daher ist die Schöpfung tatsächlich der Ausdruck oder die Verkörperung des Geistes, und kann nicht getrennt vom Geist existieren noch ihm in irgendeiner Weise unähnlich sein.
Die Identität oder der Körper ist das, wodurch man kenntlich gemacht oder erkannt wird. Für diejenigen, die mit den geistigen Dingen nicht bekannt sind, scheint der Körper aus materiellen Elementen und Organen zu bestehen. Dieser sogenannte materielle Körper kann einer Verkleidung verglichen werden, die man anlegt, um als etwas zu erscheinen, was man nicht ist. Man zieht sich ein Löwenfell über, tut und brüllt wie ein Löwe und macht vielleicht unerfahrene Leute und Kinder glauben, man sei ein Löwe. Doch dadurch wird man noch nicht zum Löwen, denn wahre Identität hat keine Ähnlichkeit mit dieser Maskerade und ist kein Teil von ihr. Jeden Augenblick kann sie abgeworfen werden. Demnach ist also der materielle Körper eine Verkleidung, eine falsche Vorstellung des Wirklichen.
Der wahre Körper des Menschen darf nicht nach dem Zeugnis der materiellen Sinne beurteilt werden, als ob er sich aus einem Gemisch materieller Organe zusammensetze. Er besteht ausschließlich aus geistigen Ideen. Und diese Ideen wiederum haben die Natur oder das reine Wesen des Geistes. Er schließt Vollkommenheit, Intelligenz, Reinheit, Unzerstörbarkeit und viele andere Eigenschaften des wahren Seins in sich. In „Wissenschaft und Gesundheit“ sagt uns Mrs. Eddy (S. 280): „Anstatt eine empfindende, materielle Gestalt zu besitzen, hat der Mensch, richtig verstanden, einen gefühllosen Körper, und Gott, die Seele des Menschen und allen Daseins, der für und für in Seiner eignen Individualität, Harmonie und Unsterblichkeit ist, verleiht diese Eigenschaften und erhält sie für und für im Menschen — und zwar durch Gemüt und nicht durch die Materie.“
Welche praktische Bedeutung hat diese Offenbarung der geistigen Identität für die Menschen unserer Zeit? Sie ist ausschlaggebend für unsere Gesundheit, unsere Zufriedenheit und unseren Fortschritt. Wenn wir wahrhaft verstehen, daß der Mensch einen vollkommenen geistigen Körper oder eine vollkommene geistige Identität besitzt, wird im menschlichen Bewußtsein die falsche Vorstellung eines materiellen Körpers allmählich ersetzt durch die Wahrheit über die wirkliche Natur und Identität des Menschen. Dann werden die Menschen Schritt für Schritt zu einem harmonischeren Zustand ihres menschlichen Daseins gelangen, in welchem die Schmerzen und Freuden und alles Krankhafte der materiellen Sinne vergehen und der Christus, das wahre geistige Selbst des Menschen, schließlich als der ewige, unzerstörbare Ausdruck der Seele, der unendlichen Individualität, offenbart werden wird.
Wir erfassen die wahre Identität des Menschen durch die geistigen Eigenschaften Gottes, die den wirklichen Menschen ausmachen. Dieser Mensch besteht nicht aus Herz und Kopf, Händen und Muskeln und anderen materiellen Organen. Diese Identität schließt nur geistige Ideen in sich, die beständig erneuert und in einem Zustand ewiger Vollkommenheit und vollkommenen Wirkens erhalten werden. Durch göttliches Gesetz und göttliche Ordnung werden diese Ideen in Eintracht und gemeinsamem Wirken vereint. Sie stören sich nicht gegenseitig, sie neiden einander nichts und wetteifern nicht; sie leiden weder Schmerzen noch Krankheit; und sie kämpfen nicht gegeneinander. Diese Ideen können auch nicht anormal werden, vergrößert, verkleinert oder entzündet. Sie sind unveränderlich und unverändert. Die Erkenntnis dieser Wahrheiten und das beharrliche Festhalten an ihnen führt, infolge der vollkommeneren menschlichen Begriffe, zu vollkommeneren körperlichen Zuständen.
Die wahre Identität des Menschen schließt weit mehr in sich als nur die geistige Umkehrung eines materiellen Körpers. Mrs. Eddy sagt uns in einer bereits angeführten Stelle, daß Seele oder Geist in mannigfaltigen Formen oder Identitäten widergespiegelt oder individualisiert wird. Und sie gibt uns die Versicherung, daß die höchsten Ideen die Söhne und Töchter Gottes sind, von denen jede einzelne die Schönheit und Unversehrtheit der Gegenwart und Macht Gottes individuell widerspiegelt. Die wirkliche Identität des Menschen ist in der Tat der Tempel des Heiligen Geistes. Wir wollen uns freuen, daß wir mit Jesus sagen können (Joh. 10:30): „Ich und der Vater sind eins“; das bedeutet, eins mit Geist, in Wesen und Substanz, als Prinzip und Idee, aber verschieden in Identität. Die Ideen Gottes gehen nicht in Ihm auf; noch können sie je ihre Individualität und Identität verlieren.
Wir sollten uns durch die Schmerzen der materiellen Sinne nicht entmutigen lassen noch unsere sogenannten materiellen Körper verabscheuen, weil sie nicht körperliche Schönheit und Gesundheit bekunden. Laßt uns lieber an dem geistigen Verständnis von Identität festhalten und dankbar dafür sein; und uns weigern, den Adamsbegriff von Materialität anzunehmen. So werden wir Schritt für Schritt die Wahrheit von Mrs. Eddys Ausspruch beweisen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 428): „Den Gedanken falscher Stützen und des materiellen Augenscheins zu entkleiden, damit die geistigen Tatsachen des Seins erscheinen können — das ist die große Errungenschaft, durch die wir das Falsche wegfegen und dem Wahren Raum geben werden. Auf die Weise können wir in Wahrheit den Tempel oder Körper aufrichten, dessen, Baumeister und Schöpfer Gott ist'.“