Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Keine Apathie

Aus der Mai 1955-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine eigenartige Einsicht kann durch das Studium der Ableitung des Wortes „Apathie“ erlangt werden. Während es heutzutage definiert wird als „Gleichgültigkeit hinsichtlich der Dinge, die sich an Gefühl und geistige Anteilnahme richten“, stammt es von einem griechischen Wort ab, das „Abwesenheit von Leiden“ bedeutet. Paulus sah in geistiger Gleichgültigkeit einen Schlafzustand und schrieb an seine Freunde in (Röm. 13:11): „Die Stunde [ist da], aufzustehen vom Schlaf (sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da wir gläubig wurden).“ Paulus verstand, daß das Ziel der christlichen Erlösung ein Erwachen zu den Herrlichkeiten des geistigen Seins ist, und er versäumte daher keine Zeit mit apathischem Aufschieben.

Zu warten, bis wir durch Leiden dazu gezwungen werden, aktiv die Aufgabe auf uns zu nehmen und die Allheit Gottes und die Vollkommenheit des Menschen als geistiges Kind Gottes zu beweisen, bedeutet, daß wir das eigentliche Wesen der Aufgabe noch nicht begriffen haben. Die Menschen, die es erfaßt haben, werden im Gleichnis des Meisters vom Himmelreich bildlich dargestellt: als ein Kaufmann, der die köstliche Perle fand und alles verkaufte, was er hatte, um sie zu kaufen, oder als der Hausvater, der aus seinem Schatz Neues and Altes hervorträgt. Die köstliche Perle ist die Christliche Wissenschaft — der Tröster, von dem der Meister verhieß, daß er uns in alle Wahrheit leiten würde.

Durch die Heilung von Krankheit und das harmonische Gestalten des menschlichen Lebens in mannigfaltiger Weise beweist die Christliche Wissenschaft, daß die materielle Persönlichkeit mit ihren falschen Freuden und Leiden nur eine sterbliche Illusion ist und nicht das wahre Wesen des Menschen. Sie offenbart den Menschen als unkörperliche, geistige Idee Gottes, die zusammenbesteht mit Ihm; die niemals in einem fleischlichen Körper wohnt, niemals in ihm leidet, niemals aus ihm heraus stirbt. Doch das sind Wahrheiten, die nicht leicht erfaßt werden. Wir müssen sie getreulich beweisen, indem wir Schmerz und Leiden heilen; indem wir die Illusion eines Gemüts, das Böses ausdrückt, verscheuchen; indem wir die Eigenschaften des geistig Guten ans Licht bringen, welche die Gegenwart des göttlichen Ebenbildes beweisen.

Mary Baker Eddy, welche die absolute Vollkommenheit Gottes und des Menschen entdeckte und dann ihr ganzes Leben der Gründung der christlich-wissenschaftlichen Bewegung weihte, um durch die Wahrheit alle Menschen von der Sterblichkeit zu befreien, preist in ihrem Werk „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften) die Opfer, die von früheren Christen für das Ideal der geistigen Freiheit gebracht wurden. Und dann sagt sie (S. 176): „Doch wie steht es mit uns selbst und unseren Verpflichtungen in dieser unserer Zeit? Sind wir uns unserer eigenen großen Gelegenheiten und Verantwortlichkeiten voll bewußt? Sind wir bereit, sie zu erfassen und auszunützen, ja den vollsten Ausdruck der göttlichen Energie zu benutzen, mit der wir ausgestattet sind?“

Mrs. Eddy sah offenbar den Widerstand voraus, den das fleischliche Gemüt, das scheinbare Gegenteil Gottes, aufbringen würde in seinem Bemühen, der Zerstörung des Bösen zu entgehen, welche die Christliche Wissenschaft bewirkt, sowie den Einfluß, den dieser Widerstand auf diejenigen ausüben könnte, welche die Wissenschaft als göttliche Offenbarung annehmen. Sie wußte, daß dadurch Groll erzeugt werden könnte, sowie auch Aufstand und mürrische Verbitterung, die zu Apathie und vergeblichem Bemühen führen würden. Und sie warnt in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche vom Jahre 1900 (S. 8): „Bei diesem Ringen bedenkt, daß Empfindlichkeit manchmal Selbstsucht verrät, und daß mentale Müßigkeit oder Apathie immer Egotismus und Sinnlichkeit bedeuten.“ Einige Zeilen weiter unten fügt sie hinzu: „Wir müssen das Selbst überwinden, ehe wir erfolgreich mit den Annahmen der Menschheit ringen können.“

Der treue Christliche Wissenschafter entdeckt es sofort, wenn diese Stimmungen der Stumpfheit und Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit sich in sein Bewußtsein einschleichen und sich als seine eigenen Gedanken darstellen wollen — und er ist durch die Wissenschaft ausgerüstet, sie auszutreiben. Er weiß, daß sie nicht von Gott, dem einzigen Gemüt, stammen, und er weigert sich, sie in seinem Bewußtsein zu beherbergen. Er überwindet sie durch sein Verstehen und Erklären, daß Gott der Urquell des Denkens ist, und durch die Erkenntnis seiner wahren Selbstheit als Ausdruck des Gemüts. Er wartet nicht, bis Leiden ihn überfallen, um seine Erkenntnis von des Menschen sündloser Vollkommenheit in Anwendung zu bringen, sondern er widerlegt sofort das falsche Ich-Bewußtsein, das seinen Daseinsanspruch geltend machen möchte und die natürliche geistige Wirksamkeit zu verbergen sucht. Er benutzt „in vollstem Maße die göttliche Energie“, indem er jeden Moment das höchste Verständnis vom wirklichen Sein zum Ausdruck bringt, das er erlangt hat. Er bekämpft die Annahme, daß er ein abgestumpfter, apathischer Sterblicher sei, und beweist das Gegenteil, indem er seine immergegenwärtige, wirkliche Natur in Intelligenz, Freundlichkeit und geistiger Regsamkeit demonstriert. Er hält fest an den großen Tatsachen der universellen Harmonie, des ununterbrochenen Wirkens des göttlichen Gesetzes in der Ausarbeitung beständiger Gerechtigkeit, und an der sündlosen Vollkommenheit des Menschen als des spontanen Ausdrucks Gottes.

Die Christliche Wissenschaft hat diesem Zeitalter nicht nur die endgültige Wahrheit offenbart, sondern ihm zugleich auch die dringendste Notwendigkeit eröffnet, die die Menschheit je gekannt hat, die geistige Verantwortung auf sich zu nehmen, die diese Offenbarung der Wahrheit mit sich bringt. Gemäß dem scheinbaren Gesetz der Gegensätze möchte der Irrtum sich manchmal trotzig erheben, um die wirksame Güte und Reinheit, welche die Christliche Wissenschaft erzeugt, anzugreifen, und seine tückischste Waffe ist die Apathie. Christus Jesus lehrt in seinem Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen, daß der Feind das Unkraut des Irrtums säte, während die Menschen schliefen (Matth. 13:25). Mrs. Eddy weist uns hin auf die Notwendigkeit des Wachens in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“, wo sie schreibt (S. 102): „Die milden Formen des tierischen Magnetismus sind im Verschwinden begriffen, und seine aggressiven Formen treten in den Vordergrund.“ Und dann fährt sie fort, von den gegenwärtigen geheimen Methoden des tierischen Magnetismus zu sprechen, die uns heutzutage in Trägheit verstricken und gerade die Gleichgültigkeit hervorrufen, die dem Verbrecher erwünscht ist.

Das sterbliche Gemüt — das falsche Bewußtsein oder der tierische Magnetismus — ist der Verbrecher, und die sterbliche Selbstheit ist das Opfer, dem die Apathie, die Schlaffheit und die Gleichgültigkeit gegenüber der geistigen Verantwortlichkeit suggeriert werden. Unsere Verteidigung gegen diesen Widerstand hinsichtlich der Entfaltung der göttlichen Wissenschaft beruht in der aktiven Demonstration der Wahrheit in jeder Einzelheit unseres Lebens — als Einzelwesen, als Kirchenmitglieder und als Bürger unserer Gemeinden. Nur in dem Maße, wie jede Verpflichtung als Beweis von der Allheit des Geistes und von der natürlichen Wirksamkeit des Menschen als des Repräsentanten des Geistes ausgeführt wird, kann die Apathie, die unsere geistige Empfänglichkeit abstumpfen und uns davon abhalten möchte, an dem ewigen Reich der Liebe teilzuhaben, überwunden werden.

Wir werden inspiriert, achtsam Wache zu halten und beständig weiterzuwirken für die Sache der Christlichen Wissenschaft, wenn wir die Gegenwart Gottes und Seiner vollkommenen Schöpfung erkennen, zugleich mit der tiefen Verantwortung, diese Wirklichkeit klar ans Licht zu bringen. In der Allheit und Vollkommenheit des göttlichen Geistes und seiner Idee gibt es keine Apathie, und Leiden braucht niemals der Antrieb zur Vergegenwärtigung dieser Tatsache zu sein.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Mai 1955

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.