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„Liebevolles Bewußtsein“

Aus der Februar 1957-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Liebe zum Guten, zur Wahrheit und zur göttlichen Liebe öffnen weit die Tore des Denkens, durch die das Verständnis der Christlichen Wissenschaft empfangen werden kann. Das stille innere Verlangen nach den Dingen des Geistes gibt der Wahrheit von Gott und dem Menschen eine bleibende Wohnstätte in unseren Herzen. Durch diese Liebe werden wir des Geistes der Christlichen Wissenschaft gewahr, der uns zusammen mit ihrem Buchstaben zu der Demonstration ihrer Wahrheit inspiriert. Die Liebe zu Gott offenbart uns den Adel, die Reinheit, Intelligenz, Lieblichkeit und Vollkommenheit von Gottes Ausdruck, dem Menschen. Die Liebe zu Gottes Schöpfung, dem Menschen und dem Universum, befähigt uns, ihre Schönheit, Beständigkeit und geistige Natur zu erfassen. Ohne Liebe hat das Sein keine Schwungkraft, birgt die Freundschaft keine Freude, wird das Heim nicht gebührend geschätzt, ohne sie fehlt jeder Antrieb, etwas zu vollbringen.

In ihrem Buch „Rückblick und Einblick“ schreibt Mary Baker Eddy (S. 81): „Wenn der Buchstabe des Gesetzes Gottes von seinem Geist getrennt wird, trägt dies dazu bei, die Sterblichen sittlich herabzuziehen. Er muß darum durch eine göttlichere Vorstellung von Freiheit und Licht berichtigt werden. Der Geist der Wahrheit löscht falsches Denken, Fühlen und Handeln aus, ehe der geistige Sinn, das liebevolle Bewußtsein und die echte Güte so augenscheinlich werden können, daß sie wohl verstanden werden.“ In dieser letzten Erklärung verbindet Mrs. Eddy den geistigen Sinn mit einem liebevollen Bewußtsein und sie deutet an, daß der Buchstabe, getrennt vom Geist der Wahrheit, die Sterblichen sittlich herabzieht. Der Buchstabe allein könnte zu intellektueller Frömmelei, Selbstgerechtigkeit oder sittlicher Zügellosigkeit führen, während das liebevolle Bewußtsein den Menschen in seiner ursprünglichen Reinheit, Lauterkeit und Liebe als das Gleichnis Gottes wahrnimmt.

Der Liebe, dem liebevollen Bewußtsein oder geistigen Sinn, entspricht die Sehnsucht ehrlich, aufrichtig, gerecht und gut zu sein und uns andern gegenüber so zu verhalten, wie wir von ihnen behandelt werden möchten, mit anderen Worten, gottähnlich zu sein. Ohne den Geist führt der Buchstabe der Christlichen Wissenschaft von der Betrachtung göttlicher Ideen hinweg und zu einem persönlichen Sinn des Philosophierens und Vernünftelns über die Wahrheitserklärungen. Der Buchstabe mag korrekt dargelegt werden, doch ohne die Inspiration der Liebe und die Demonstrierbarkeit des Prinzips könnte er leicht im Bereich des menschlichen Intellektes verbleiben, der lediglich ein persönlicher Begriff von Intelligenz ist, eine Annahme, daß Verstandesgaben von einer Person ausgehen und deren persönlicher Besitz sind.

Eine solche Vorstellung von der Wissenschaft möchte ihre Lehren und Demonstrationen auf eine rein persönliche Grundlage bringen. Im ersten Brief an die Korinther wies Paulus solchen Gemütszustand zurecht, indem er schrieb (3:3–9): „Denn sintemal Eifer und Zank und Zwietracht unter euch sind, seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach menschlicher Weise? Denn so einer sagt: Ich bin paulisch, der andere aber: Ich bin apollisch, — seid ihr nicht fleischlich? ... Der aber pflanzt und der da begießt ist einer wie der andere. Ein jeglicher aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerwerk und Gottes Bau.“

In dieser Einheit des geistigen Sinnes oder liebevollen Bewußtseins erhebt sich die Demut zu der Erkenntnis des göttlichen Gemüts als die Quelle aller Gedanken und Ideen, und zu dem Verständnis, daß es Gott ist, der durch den Christus diese Gedanken und Ideen jedem einzelnen unmittelbar mitteilt. In diesem liebevollen Bewußtsein, welches Gott als das Gemüt aller Menschen erkennt, gibt es keinen Wettstreit, keine Nebenbuhlerschaft, kein eifersüchtiges Rivalisieren.

Mrs. Eddy erklärt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 113): „Der Buchstabe der Wissenschaft erreicht die Menschheit heute in reichem Maße, ihr Geist aber kommt nur in geringen Graden. Das Lebenselement, das Herz und die Seele der Christlichen Wissenschaft ist Liebe. Ohne sie ist der Buchstabe nichts als der tote Körper der Wissenschaft — ohne Pulsschlag, kalt, leblos.“ Denselben Gedankengang drückt Paulus in seinem zweiten Brief an die Korinther aus (3:5, 6): „Daß wir tüchtig sind, ist von Gott, welcher auch uns tüchtig gemacht hat, das Amt zu führen des neuen Testaments, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“

Die intelligente, klare, logische Darlegung des Buchstabens der Christlichen Wissenschaft durch Mrs. Eddys Schriften macht das intellektuelle Annehmen des Buchstabens verhältnismäßig leicht; ein liebevolles Bewußtsein ist jedoch erforderlich, um ihren Geist zu erfassen und durch die Überwindung von Furcht, Selbstsucht, falschem Ehrgeiz, Wetteifer, Sinnlichkeit und Materialismus aller Art ihre Macht zu beweisen.

Die Pharisäer gebrauchten die Worte des Alten Testamentes genau wie Jesus es tat, aber sie besaßen nicht dasselbe liebevolle Bewußtsein wie er, das ihm den geistigen Sinn jener Bibelstellen vermittelte und ihn befähigte, sie durch Heilen der Kranken, durch Reinigen der Aussätzigen, Austreiben von Teufeln und Erwecken der Toten praktisch zu beweisen. Jesus tadelte die Juden wegen ihres Gebrauchs des toten Buchstabens und ihres Mangels an innerer Überzeugung und Aufrichtigkeit. Er sagte (Matth. 15:7, 8): „Ihr Heuchler, wohl fein hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen:, Dies Volk naht sich zu mir mit seinem Munde und ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir‘.“ Der menschliche Intellekt, der lediglich den Buchstaben annimmt und den einfachen Geist der Wahrheit verschmäht, kann das liebevolle Bewußtsein oder das geistige Verständnis der Liebe, das Gottes Macht und Gegenwart hier und jetzt lebt und beweist, nicht beeindrucken, niederdrücken oder entmutigen. Ebensowenig kann dieses Begriffsvermögen jene betrügen, die den Geist der Wahrheit bestizen, noch sie glauben machen, es gäbe noch eine höhere und weitere Offenbarung der Christlichen Wissenschaft als jene, die uns Mrs. Eddy gebracht hat.

Allein durch die Christliche Wissenschaft ist die Offenbarung erschienen, daß die göttliche Liebe Prinzip ist, und daß umgekehrt das göttliche Prinzip Liebe ist. Der geistige Sinn oder das liebevolle Bewußtsein des göttlichen Prinzips offenbart die der Liebe gleichen Eigenschaften wie Zärtlichkeit, Verständnis, Hingabe, Harmonie, Reinheit, Schönheit und Heiligkeit. Es erschaut die göttliche Liebe, ausgestattet mit den dem Prinzip gleichen Eigenschaften wie Unwandelbarkeit, Gerechtigkeit, Ordnung, Beweisbarkeit, Gesetz und Allgegenwart. Was im allgemeinen die Prinzipien der Naturwissenschaften genannt wird, ist überall vorhanden und wirksam — auf den höchsten Bergesspitzen, in den Tiefen des Meeres, auf dem geschäftigsten Handelsplatz und im kleinsten Dorf. Dies erläutert auf menschliche Weise das Allvorhandensein und Wirken des göttlichen Prinzips, Liebe, das wegen seiner absoluten Natur, seiner Unpersönlichkeit oder Unkörperlichkeit immer gegenwärtig und stets verfügbar ist. In der Liebe, die Prinzip ist, kann es nichts Haltloses, Unbeweisbares, Persönliches, Schwaches oder Unsittliches geben, genau so wenig wie das göttliche Prinzip, das Liebe ist, etwas einschließen kann, das ungerecht, wandelbar, grausam, kalt oder abweisend ist.

Der geistige Sinn oder das liebevolle Bewußtsein entfaltet uns die eigene vollkommene Widerspiegelung unseres Vater-Mutter Gottes, wie auch die anderer und befähigt uns auf diese Weise, die unvollkommene, materielle, kranke oder sündige Vorstellung, die die körperlichen Sinne darbieten, beiseitezulegen. Dieses Verständnis führt zu Heilung, Umwandlung und harmonischen Beziehungen. Wir sind nicht imstande, die persönliche Vorstellung vom Menschen als unwirklich zu entlarven, ehe wir nicht das vollkommene Vorbild, das Christus-Vorbild, wahrnehmen. Gottes individueller Ausdruck Seiner Selbst ist so herrlich, so wesentlich für die vollständige Offenbarung Seines Seins, daß wir es uns nicht erlauben können, die kleinlichen, temperamentbedingten Annahmen des sterblichen Gemüts unsere geistige Schau verdunkeln oder das liebevolle Bewußtsein des einzelnen Menschen begrenzen zu lassen.

Nur durch das liebevolle Bewußtsein sind wir imstande, den geistigen Begriff, den Zweck und die Errungenschaften der Kirche Christi, Wissenschafter, wahrzunehmen und zu demonstrieren. Genau so wie die Menschen durch das Erkennen des vollkommenen Begriffs vom Menschen als Gottes Gleichnis von unharmonischen Annahmen geheilt werden, so werden sie auch von der unvollkommenen, persönlichen Vorstellung von Kirche durch das Erkennen und Lieben des geistigen Begriffes von Kirche geheilt. Jakob gab eine universale Definition von Kirche, als er den Ort, da Gott mit ihm geredet hatte, Beth-El oder Gotteshaus nannte (1. Mose 35:15). Gott spricht zu uns durch Seine Gedanken und Ideen, und es ist gleichgültig, wo wir uns, menschlich gesehen, befinden — im Heim oder auf dem Schlachtfeld, im Geschäft oder im Gotteshaus. Wenn wir uns der ermutigenden, inspirierenden, intelligenten oder liebevollen Gedanken und Ideen bewußt sind und wenn wir wissen, daß sie der göttlichen Wahrheit, dem göttlichen Gemüt und Leben und der göttlichen Liebe entstammen, dann weilen wir im Hause Gottes, in dem liebevollen Bewußtsein von Kirche, das in der Tat stets und überall bei uns ist.

Den Christlichen Wissenschaftern bieten sich zahllose Gelegenheiten zum Beweisen, daß die Christliche Wissenschaft in ihren Herzen die Tatsache von Gottes Vaterschaft und Mutterschaft aufgerichtet hat, und als Folge hiervon die geistige Brüderschaft der Menschen. Sie können in ihrer Kirchenarbeit, in ihren Beziehungen zu ihren Mitmenschen, in ihrer Unterhaltung und vor allen Dingen in ihrem Denken an dem großen Werk teilnehmen, das Himmelreich der Vaterschaft Gottes und der Brüderschaft der Menschen auf Erden herbeizuführen. Nur durch geistige Mittel können Friede, Beständigkeit und Harmonie erlangt werden, die das Ergebnis des Verständnisses sein müssen, daß es nur einen Gott, ein Gemüt gibt und nur eine vollkommene Schöpfung, der Mensch und das Universum, die die Einheit jenes einen Gemüts oder Prinzips ausdrücken. Das liebevolle Bewußtsein offenbart die Liebe, mit der Gott uns liebt und durch die wir Ihn erkennen. Es ist dieser geistige Begriff von Liebe, der die Wirklichkeit und Gegenwart der Vollkommenheit entfaltet sowie eine Welt, in der es nichts zu befürchten, sondern alles zu genießen gibt. Es gibt keinen Haß, keinen Nied, kein Mißverstehen, keinen Widerstand gegen die göttliche Liebe und ihre Widerspiegelung, den Menschen. Die Liebe ist sich nur ihrer eigenen, alles umfassenden und alles durchdringenden Unendlichkeit bewußt. Wir können die Vollkommenheit der Liebe nur durch ein liebevolles Bewußtsein oder den geistigen Sinn, der sie widerspiegelt, erkennen.

Paulus weist in seinen erhabenen Erklärungen über die Liebe im dreizehnten Kapitel des ersten Briefes an die Korinther auf die Natur dieser widergespiegelten Liebe, dieses liebevollen Bewußtseins hin. Hier zeigt er, daß all die Errungenschaften des Wissens, des Intellekts und sogar des Glaubens, der Menschenliebe und des Opfers nichts nütze sind ohne die widergespiegelte Liebe Gottes — den geistigen Sinn oder das liebevolle Bewußtsein — durch das wir uns sehen, wie Gott uns sieht, nämlich als die Herrlichkeit Seines Seins, als der Zeuge für die Wunder des Gemüts, als die strahlende Widerspiegelung der göttlichen Liebe. Es gibt nichts Größeres als diese Liebe, denn, wie Mrs. Eddy sagt (Message to The Mother Church for 1902, S. 8): „Durch geistige Liebe wird sich der Mensch bewußt, daß Gott sein Vater ist, und das Bewußtsein von Gott als Liebe verleiht dem Menschen Kraft in unbegrenzter Entfaltung. Dann wird Gott für ihn zur Allgegenwart — die Sünde auslöscht; zur Allmacht — die Leben, Gesundheit und Heiligkeit verleiht; zur Allwissenheit — die alles Gesetz und Evangelium ausmacht.“

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