Ein Bekannter sagte einst zu mir, daß er sich zu krank und zu verängstigt durch seine Schwierigkeiten fühlte, um sich selbst eine Behandlung in der Christlichen Wissenschaft zu geben. Ich fragte ihn, ob er zu unglücklich wäre, um ehrlich zu sein. Er antwortete, daß er selbstverständlich ehrlich sein könnte, weil das seine Natur sei. Es sei seine Lebensweise. Was er anzweifelte, war seine Fähigkeit, sich auf geistige Dinge zu konzentrieren, wenn sein Denken so verwirrt war. Seine Einstellung umging natürlich den Hauptpunkt, nämlich, daß das grundlegende Ziel des Gebets oder der metaphysischen Behandlung nicht lediglich die Erwägung gewisser Ideen, sondern die beständige Demonstration der geistigen Lebensweise ist.
Es besteht ein großer Unterschied zwischen der bloßen Betrachtung von Ideen und dem Leben von Ideen. Man könnte über die Götter des alten Griechenlands nachdenken, seinen ganzen Tag im Studium derselben zubringen und an wenig oder gar nichts andres denken, ohne seine Art zu denken, seine Lebensweise zu ändern. Man könnte über Ehrlichkeit nachdenken, ohne selbst ehrlich zu sein. Und man könnte über all die christlichen Eigenschaften nachdenken, ohne sie zu der Art und Weise zu machen, in der man lebt.
Wahrer Glaube, gleich der Ehrlichkeit, ist in der Art zu denken und zu handeln eingeschlossen, der wahren Weise zu leben. Demut ist eine Haltung der Erfahrung gegenüber. Reinheit ist ein Maßstab, den wir aufrecht erhalten, ungeachtet der Einflüsterungen, die kommen und gehen. Der Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit — so unbedingt notwendig für den Fortschritt — ist eine tiefe Sehnsucht, ein tiefes Verlangen nach den Dingen Gottes, und nicht lediglich ein Konzentrieren auf metaphysische Argumente.
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