Im vierten Buch Mose im Alten Testament der Heiligen Schrift ist ein höchst interessanter und bedeutungsvoller Vorfall verzeichnet. Die Kinder Israel lagerten in der Wüste Pharan, an der Grenze des Gelobten Landes, das Gottes Fürsorge verheißen hatte. Hinter ihnen lagen ihre Flucht aus Ägypten, dem Lande ihrer Unterdrückung, und lange Jahre der Wanderschaft in der Fremde. Moses ihr Führer, wählte zwölf Männer, je einen aus jedem Stamm, und sandte sie aus als Kundschafter, „zu erkunden das Land“ der Verheißung (13:16), zu sehen, ob es gut oder böse sei, und ob das Volk, das darin wohnte, stark oder schwach, wenig oder viel sei, und ob die Städte Festungen oder bloße Zeltgruppen wären.
Somit machten die Männer sich auf, um das Land und seine Einwohner zu erkunden. Und nach vierzig Tagen sorgfältigen Erforschens kehrten sie zurück. Es ist ein gutes Land, ein Land „darin Milch und Honig fließt,“ berichteten sie. Nur gab es „große und feste Städte“ darin. Als Kaleb jedoch einen sofortigen Angriff empfahl, wendeten die furchterfüllten Kundschafter ein, daß es ein Land sei, das „seine Einwohner ... frißt,“ und sie behaupteten, daß sie Riesen gesehen hätten, „und wir waren vor unsern Augen wie Heuschrecken, und also waren wir auch vor ihren Augen.“ Nur Kaleb und Josua drängten die Israeliten, vorwärts zu marschieren und die Erfüllung von Gottes Überfluß und Fürsorge anzunehmen.
Die Leute horchten jedoch nur auf die Berichte der treulosen Kundschafter. Sie wollten Kaleb und Josua steinigen; sie murrten wider Mose und sagten sogar: „Laßt uns ... wieder nach Ägypten ziehen.“ So kam es, daß viele von ihnen wegen ihrer Furcht, ihres Unglaubens, ihres Ungehorsams und ihrer Halsstarrigkeit es nicht erlebten, als die Kinder Israel nach vierzig Jahren Kanaan erreichten und in das Gelobte Land einzogen.
Dies ist ein Bericht, der mehrere tausand Jahre alt ist und sich mit Leuten befaßt, die weit von unserer gegenwärtigen Zivilisation und Lebensweise entfernt sind. Dennoch enthält er eine Lehre von höchster Bedeutung für uns. Auch wir glauben mitunter falschen Berichten, falschen Berichterstattern, falschen Zeugen für die Wahrheit über uns selbst und unseren Nächsten, über den Menschen und das Universum.
„Wie kommt das?“ fragen wir. „Wieso reden wir falsch Zeugnis?“ Die Antwort ist sehr einfach: indem wir auf das falsche Zeugnis der materiellen Sinne lauschen und es glauben, und dies Zeugnis als Wahrheit weiterberichten; indem wir furchterfüllt das Böse als Gegenwart oder Macht annehmen und es mit Personen oder Dingen verbinden; indem wir uns selbst und unsern Nächsten als Sterbliche sehen — unvollkommen, krank, sündig, begrenzt, gehemmt und unglücklich, wohingegen Christus Jesus, unser Wegweiser und großer Beispielgeber, den vollkommenen Menschen der Schöpfung Gottes sah, gesund und stark, ehrlich, rein und frei, den Sohn Gottes, den Erben Gottes.
Von allen Seiten hören wir falsche Berichte über den Menschen. Zehn falsche Berichte gegen zwei wahre Berichte wurden in Moses' Tagen gezählt. Das Verhältnis scheint sich heute gewaltig vermehrt zu haben. „Hörst du nicht von der ganzen Menschheit über das unvollkommene Vorbild?“ fragt Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 248). Sie sagt uns, daß die Abhilfe ist, beständig in der rechten Richtung zu blicken und zu gehen. Sie fährt fort: „Laßt Selbstlosigkeit, Güte, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Gesundheit, Heiligkeit und Liebe — das Himmelreich — in uns herrschen, so werden Sünde, Krankheit und Tod abnehmen, bis sie schließlich verschwinden. Laßt uns die Wissenschaft annehmen und alle Theorien fallen lassen, die sich auf das Sinnezeugnis gründen, laßt uns unvollkommene Vorbilder und illusorische Ideale aufgeben, und also einen Gott, ein Gemüt, haben, das vollkommen ist und Seine eignen Vorbilder der Vortrefflichkeit hervorbringt.“ Und zum Abschluß fügt sie den Gedanken hinzu: „Laßt uns frohlocken, daß wir der göttlichen, Obrigkeit‘ unterten sind. Solches ist die wahre Wissenschaft des Seins.“
„Die wahre Wissenschaft des Seins“ lehrt uns, daß Gottes Vorrat des Guten unendlich, stets gegenwärtig, stets verfügbar ist; daß das „Land wo Milch und Honig fließt“ unser Land ist und auch das unseres Nächsten. Für alle ist eine überreiche Versorgung vorhanden. Wenn falsche Berichte uns einflüstern wollen, daß Hindernisse auf unserem Wege liegen, die wie Festungen erscheinen oder wie die Riesen der Ungerechtigkeit, der Furcht, der Ungewißheit, des Mangels, der Krankheit und Sünde, alle zu mächtig oder zu gut verschanzt, um von uns überwunden zu werden; wenn falsche Berichte behaupten, daß wir so unbedeutend und unfähig in unseren Augen sowohl als auch in den Augen anderer sind wie Heuschrecken, so können wir solche Berichte zurückweisen und auf den Bericht der göttlichen Liebe über das allgegenwärtige, allumfassende, allmächtige Gute lauschen.
Eine junge Mutter erhielt den Bericht, daß ihr Kind schwächlich sei und Jahre des Halbinvalidentums vor sich habe. Mauern der Erblichkeit und ärztlicher Verordnungen mußten scheinbar eingerissen und Riesen der Furcht und der allgemeinen Annahme der Unvollkommenheit überwunden werden. Dennoch war der Bericht falsch, wie die Mutter in der Christlichen Wissenschaft erkannte. In Wirklichkeit war das Kind Gottes Meisterwerk, so vollkommen wie der Schöpfer selbst. Und vollkommen hier und jetzt. Es bedurfte keiner Zeit, um gewisse Zustände auszuwachsen oder zu ändern; die Einhaltung von Gottes Verheißungen bedurfte keiner Zeit, noch bedurfte es der Zeit, um Gottes Willen geschehen zu lassen. Nun, sagte das Wort Gottes (1. Joh. 3:2): „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder.“ Und indem sie sich fest an diesen wahren Bericht über das auf den Menschen bezügliche göttliche Gesetz klammerten, Gottes Gesetz der Vollkommenheit und Herrschaft, fanden Mutter und Kind bald, daß sie in dem Lande weilten, „da Milch und Honig fließt,“ und sie fanden Gesundheit und Stärke, rechte Tätigkeit und Freiheit.
„Bürger der Welt, nehmt die herrliche, Freiheit der Kinder Gottes‘ an und seid frei! Das ist euer göttliches Recht,“ lesen wir auf Seite 227 von „Wissenschaft und Gesundheit.“ Dieses göttliche Recht demonstrierten die Mutter und ihr Kind, und diese herrliche Freiheit der Kinder Gottes kam in ihre Erfahrung.
Das Land der Verheißung ist unser Land, und es ist jetzt unsr Land. Wer Gott als allmächtig anerkennt und die Versuchung überwindet, an eine Macht, eine Ursache, eine Gegenwart oder ein Gesetz getrennt von Gott, dem Guten, zu glauben, der wird in diesem Lande weilen.
Die Christliche Wissenschaft bringt der Menschheit den wahren Bericht von Gottes behütender Liebe und Fürsorge. In Seiner Gegenwart — und es gibt keinen Ort, wo Er nicht gegenwärtig ist — herrscht Sicherheit, Gesundheit, Reichtum, Harmonie und eine herrliche Freiheit von Furcht und Unglück.
Ein kleiner Junge war mit seinem Vater zum Skilaufen hoch in den Bergen. Unter ihnen löste sich eine Lawine von schlüpfrig abrutschendem Schnee. Von einigen wurde die große Befürchtung zum Ausdruck gebracht, daß sich ein weiterer Rutsch ereignen würde, weil die Umstände Gefahr zu drohen schienen, man wußte nur nicht genau, von wo und wann. Nach einigen Tagen jedoch kehrten die Skiläufer in Sicherheit nach Hause zurück. Dort wurde das Kind gefragt, ob es sich nicht gefürchtet hätte. „Aber nein,“ antwortete er sofort, „ich war nicht bange. Mein Vater war da!“
Wie wunderbar ist das Vertrauen eines kleinen Kindes! Wie absolut, ohne Frage, unverzüglich und beständig! Wie wunderbar unser Vertrauen zu unserem himmlischen Vater sein kann — oder vielmehr in Wirklichkeit ist, denn Vertrauen in Gott ist eine der unveräußerlichen Eigenschaften de Menschen. „Mein Vater war da!“ Auch wir können dies sagen, können mit absoluter Zuversicht sagen: „Mein Vater ist hier. Mein Vater ist stets hier. Es gibt keine andere Macht oder Gegenwart. Ich bin nicht voll Furcht, oder krank, oder verwirrt, oder in Not. Ich könnte in meines Vaters Gegenwart nicht unbehütet sein.“ In den Worten des Propheten Jesaja können wir sagen (61:10): „Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet.“
Gott liebt uns. Angezogen mit den Kleidern des Heils, bedeckt mit dem Rock der Gerechtigkeit, die Er so liebevoll für uns bereitet hat, sind wir in Wirklichkeit zu allen Zeiten sicher und unbeschädigt. Keine falschen Berichte können den Menschen erreichen, keine Lügen des Leidens, keine Schmähung der Begrenzung und Unfähigkeit. Die Christliche Wissenschaft ist Gottes Gesetz der Liebe, in der menschlichen Erfahrung praktisch anwendbar gemacht. Sie ist der wahre Bericht von Gottes Allmacht und des Menschen Untrennbarkeit von dieser Macht. „Wahrheit ist geoffenbart,“ sagt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 174), „Sie muß nur betätigt werden.“ Es ist unser Vorrecht und unsere Pflicht — unsere außerordentlich freudige Pflicht — wahre Zeugen, wahre Berichterstatter dieser Wahrheit zu sein, von der Christus Jesus verhieß, daß sie die Menschen frei machen würde.
Und in Wirklichkeit können wir nichts anderes als wahre Berichterstatter sein, denn Gott ist unser Gemüt, Gott ist unser einziger Mitteilender, Gott ist unser stets gegenwärtiger Führer und Ratgeber. Unser Denken und unser Bezeugen muß daher Gott-ähnlich sein. Das fleischliche Gemüt, das Sünde und Leiden, Mangel und Unglück sogar im Lande der Verheißung sieht, ist nicht unser Gemüt, es ist überhaupt kein Gemüt. Sein scheinbares Dasein ist eine Fabel, eine Täuschung, genauso wie es eine Täuschung ist, daß die Sonne täglich auf- und untergeht. „Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr; so bin ich Gott“ (Jes. 43:12). Wir sind Gottes Zeugen, wahrhaftige, vertrauenswürdige Zeugen, daß Gott Gott ist, der einzige Gott, die einzige Macht, das einzige Gemüt, und daß der Mensch, das Bild und Gleichnis Gottes, stets in der Gegenwart Gottes ist, Gott ausdrückt, Gemüt ausdrückt, Wahrheit ausdrückt. Dies ist der wahre Bericht über „das Land“ und über den Menschen.