In vielen Heilungszeugnissen, die in den Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft erscheinen, wird als Hauptgrund zur Dankbarkeit für die Christliche Wissenschaft hervorgehoben, daß diese Religion die Schätze der Bibel erschließt, denn sie macht dieses Buch verständlich. Diejenigen, die davon überzeugt sind, daß die Worte der Bibel der Menschheit ein Versprechen auf Erlösung übermitteln, werden von diesem Grund zur Dankbarkeit keineswegs überrascht sein.
Der folgende Abschnitt aus „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy ist eine ausdrückliche Erklärung der Einstellung, die die Christliche Wissenschaft der Bibel gegenüber vertritt (S. 547): „Die Bibel ist sehr heilig. Sie geistig zu verstehen, muß unser Ziel sein; denn nur durch dieses Verständnis kann man die Wahrheit erlangen. Die wahre Theorie vom Universum, einschließlich des Menschen, liegt nicht in materieller Geschichte, sondern in geistiger Entwicklung. Der inspirierte Gedanke läßt die materielle, sinnliche und sterbliche Theorie vom Universum fallen und nimmt die geistige und unsterbliche an.“
Eine kürzliche Erfahrung ließ mich erkennen, wie wichtig es ist, nach der Inspiration zu streben, die zu einer geistigen Auslegung der Bibellehren führt. Ich befand mich in einem mentalen Zustand, in dem ich die Kontrolle über meine Gedanken verloren zu haben schien. Die Zukunft schien wenig Anziehendes für mich zu haben, und ich sah nichts in der Gegenwart mit ihrer Kette materieller Begrenzungen, was auch nur den geringsten Optimismus hätte hervorrufen können. Ich war so verwirrt, so unglücklich, daß ich fast unbewußt ein einfaches, kleines Gebet sprach und den Vater, wie ein Kind, um eine Erleuchtung bat, die mich aus meiner Entmutigung und meinen Zweifeln herausheben könnte.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Da ich aber in ihr keinen logischen Zusammenhang mit meinem Problem sah, war ich zuerst etwas enttäuscht. Im nächsten Augenblick jedoch hätte ich kaum überraschter sein können, wenn ich mich im Himmel wiedergefunden hätte. Die Antwort, die ich erhielt, bestand aus den folgenden Worten aus der Bibel (1. Mose 1:9): „Daß man das Trockene sehe.“ Bislang hatte es mir geschienen, als ob diese Worte nichts besonderers offenbarten. Als jedoch ihre geistige Bedeutung in meinem Bewußtsein aufleuchtete, wurde der Ausdruck „das Trockene“ für mich gleichbedeutend mit unveränderlicher, göttlicher Wirklichkeit.
Wie jemand, der aus einem nächtlichen Angsttraum aufgerüttelt worden war, fühlte ich mich nun vollkommen beruhigt. Die Zukunft schien zu lächeln und die Pflichten des Tages fingen an, sich in höchst erfreulicher Weise zu entfalten. Alles war wie umgewandelt, und zwar ohne Anwendung menschlichen Willens meinerseits, um den äußeren Lauf der Dinge zu beeinflussen, sondern nur dadurch, daß ich Gott Seine Harmonie in mir hervorbringen ließ.
Etwas später fand ich den folgenden Abschnitt in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 535): „Im ersten Kapitel der Genesis lesen wir: ‚Und Gott nannte das Trockne Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer.‘ In der Apokalypse steht geschrieben: ‚Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr.‘ In der Vision des Johannes bedeuten Himmel und Erde geistige Ideen, und das Meer, als das Sinnbild der sturmbewegten menschlichen Begriffe, die da kommen und gehen, wird als vergangen dargestellt. Das göttliche Verständnis herrscht, ist alles, und es gibt kein andres Bewußtsein.“
Diese Erklärung beeindruckte mich mit der Tatsache, daß die Bibel eine unerschöpfliche Quelle des Segens für die Menschen ist, wenn sie sie als ein Werkzeug Gottes ansehen, das ihnen hilft, ihren eigenen geistigen Sinn zu entfalten. Denn es ist dieser geistige Sinn, der uns das Vertrauen auf die Wirklichkeit all jener Dinge gibt, die die Welt nicht erfassen kann, jener unergründlichen Herrlichkeiten des Geistes, die als „das Trockene“ der ewigen Harmonie herrschen, gerade da, wo das machtlose Brüllen des materiellen Sinnes vorherrschend zu sein scheint.
Es ist der geistige Sinn, der es uns ermöglicht, hier und jetzt die aufrüttelnde Zusicherung von Christus Jesus anzunehmen (Luk. 21:25–27): „Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen; und auf Erden wird den Leuten bange sein, und sie werden zagen, und das Meer und die Wasserwogen werden brausen, und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden; denn auch der Himmel Kräfte werden sich bewegen. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.“
Laßt uns wachen und beten, daß wir „das Trockene“ stets wahrzunehmen vermögen. Mit Hilfe des geistigen Sinnes — und es ist die Mission der Christlichen Wissenschaft, uns diesen Sinn zu verleihen — laßt uns der Bibel Gelegenheit geben, in immer vollerem Maße unser Führer und Ratgeber zu werden. Wie mit prophetischem Finger wird sie darauf hinweisen, daß die sterblichen Schmerzen und Leiden nicht das unabwendbare Schicksal der Menschen sind, das ihnen von einer blinden und gleichgültigen Gottheit auferlegt wird, sondern daß all dies durch ihre uralte Gewohnheit, alles materiell auszulegen, zu ihnen kommt. Wenn diese Gewohnheit fallen gelassen wird, werden aufrichtige Bibelleser durch geistige Wahrnehmung im Licht der Christlichen Wissenschaft herrliche Ausblicke gewinnen.
Viele Bibelstellen lehren uns dies, so zum Beispiel besonders die folgenden Verse (2. Petr. 3:9, 11–13): „Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten; sondern er hat Geduld mit uns und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich jedermann zur Buße kehre. ... Wie sollt ihr dann geschickt sein mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen, daß ihr wartet und eilet zu der Zukunft des Tages des Herrn, an welchem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden! Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnt.“
