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Grünere Auen

Aus der April 1958-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es ist ein charakteristicher menschlicher Zug, in weiter Ferne nach dem Guten Ausschau zu halten, das in Wirklichkeit vor unserer Türe liegt. Eine alte Redensart lautet: „Hinter den Bergen liegen grünere Auen.“ Eine Zustimmung zu dieser Annahme führt entweder zu Ruhelosigkeit und falschem Ehrgeiz oder zu einem enttäuschten Gemütszustand, der sagt: „Was hätte alles sein können!“

Durch die Christliche Wissenschaft erkennen viele, daß sie allüberall und zu jeder Zeit grünere Auen finden können. Die Freude, der Frieden und die geistige Fülle, welche die Sehnsucht der Menschheit bilden, sind tatsächlich die gegenwärtige Wirklichkeit des Lebens und lediglich durch einen trügerischen sterblichen Sinn verdunkelt. Die im ersten Kapitel des ersten Buches Mose beschriebene vollkommene Schöpfung wurde keineswegs von dem Nebel, der von der Erde aufstieg, verändert (siehe 1. Mose 2:6). Alle, die diesen Zustand der Täuschung zurückweisen und ihr Denken auf die geistige Wirklichkeit ausrichten, erleben ein sich beständig weiter entfaltendes Gefühl des Wohlseins.

Die Christliche Wissenschaft wiederholt die Lehren Christi Jesu und sieht bestimmte Regeln vor für die gegenwärtige Erfüllung seiner Verheißung (Matth. 11:28): „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Mit diesem „mir“ ist keine vergängliche menschliche Persönlichkeit gemeint, sondern der ewige Christus, die Wahrheit. Schritt für Schritt können wir die Nichtsheit der trügerischen menschlichen Sinne demonstrieren, wenn wir in jedem Augenblick unseres täglichen Lebens die Wahrheit bekräftigen und ihr gehorchen.

Es ist ganz unmöglich, sich eine Zeit, einen Ort oder eine Lage vorzustellen, in denen man nicht eine geistige Idee der Wahrheit erfassen und nutzbar machen könnte. Nehmen wir zum Beispiel an, daß sich einem die Einflüsterung aufzudrängen sucht, daß man Zufriedenheit nur durch die Flucht von gewissen unharmonischen menschlichen Beziehungen erreichen könnte. Der wachsame Christliche Wissenschafter würde sich sofort vergegenwärtigen, daß er hier und jetzt die Gelegenheit hat, des Menschen wahre Beziehung zu Gott zu beweisen. Es gibt nur einen Vater-Mutter Gott, der all Seine Ideen als liebevoll und liebenswert sieht. Das eine unendliche Gemüt erhält jede individuelle Idee an ihrem rechten Platz. Jede Idee handelt daher im Einklang mit dem göttlichen Gesetz in harmonischer Beziehung zu jeder anderen Idee und ist wesentlich für den vollständigen Ausdruck des Gemüts. Der Glaube an viele Gemüter ist eine Unwahrheit, und wenn wir diese Tatsache verstehen, fehlt jeder Anlaß zu Widerstreit und Kampf. Die Verfasserin dieses Aufsatzes ist oft Zeuge davon gewesen, wie unharmonische Zustände sich durch schweigende Wahrheitserklärungen in nichts auflösten.

Andere Menschen sind niemals der Grund für unsere Zufriedenheit oder Unzufriedenheit. Kein menschliches Wesen sollte oder könnte für sich allein leben. In dem Maße, in dem man in seinem Denken an der wahren Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, dem Gemüt und seiner Idee, festhält, tritt auch ein selbstloserer und harmonischerer Begriff von Beziehungen in die äußere Erscheinung. Der Mensch ist nicht ein verängstigter Sterblicher, der sich bemüht, mit anderen Sterblichen oder trotz anderer Sterblicher zurechtzukommen. Er ist das Bild und Gleichnis Gottes, die zusammengesetzte Idee des unendlichen Gemüts, die die Substanz all des Guten widerspiegelt, auf das die Sterblichen hoffen und wonach sie streben. Das Bewußtsein dieser geistigen Wahrheiten macht das Reich Gottes inwendig in uns aus.

Eine weitere Quelle der Unzufriedenheit ist die Annahme, daß an einem anderen Ort als dem, an dem wir uns gerade befinden, Versorgung in größerer Fülle vorhanden wäre. Auch hier arbeitet der Christliche Wissenschafter von der Grundlage aus, daß Leben und Substanz geistig und nicht körperlich sind und daß Begrenzung die Kundwerdung falschen Denkens ist. All jene, die das Forschen nach geistiger Substanz zu ihrer wichtigsten Aufgabe machen, erleben ein reicheres, anhaltenderes Gefühl von Versorgung. Geistige Substanz ist unendlich, stets gegenwärtig und unteilbar. Man kann sie nicht in der Materie finden, denn Materie bedeutet stets Begrenzung, ob nun viel oder wenig davon vorhanden zu sein scheint. Wenn wir im ewigen Jetzt der Fülle des Gemüts weilen, sichern wir uns die Fortdauer des Guten in unserm Leben und machen jeden Umstand zu einer Gelegenheit, mehr von der göttlichen Natur zum Ausdruck zu bringen.

Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die Verfasserin durch das allgemeine Denken der Zeit beeinflußt und beschloß, einen radikalen Wechsel im Erwerb ihres Lebensunterhaltes vorzunehmen. Sie verschwendete viel Zeit und Energie mit dem Versuch, einen viereckigen Pflock in ein rundes Loch zu treiben, bis schließlich das Erwachen kam. Sie erkannte, daß gewisse Eigenschaften zum Ausdruck gebracht werden mußten, die gute geschäftliche Initiative schaffen, und zwar nicht auf weit entfernten Gebieten, sondern auf ihrem eigenen Arbeitsgebiet. Die rechten menschlichen Schritte fielen ihr ein, und sie unternahm sie beständig und zuversichtlich. Es entfaltete sich ihr nun ein viel weiteres Tätigkeitsfeld, und sie erkannte klarer, was Mrs. Eddy uns in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 307) sagt: „Gott gibt euch Seine geistigen Ideen, und sie wiederum geben euch, was ihr täglich braucht.“

Die Behauptung, daß grünere Auen nicht anderen Orts oder in einer anderen Stellung gefunden werden können, soll nicht besagen, daß der Christliche Wissenschafter sich dagegen sträubt, im Laufe seines geistigen Fortschritts äußerliche Veränderungen vorzunehmen. Was jedoch am meisten not tut, ist, zuerst einmal das Denken den rechten geistigen Ideen zu öffnen. Es wird ganz allgemein anerkannt, daß „Stellung“ nicht notwendigerweise, eine physische Örtlichkeit bedeutet, sondern sich auf mentale Einstellung beziehen kann, denn man hört den Ausdruck „meine Stellung“ oft im Hinblick auf die Meinung des Betreffenden zu einer Sache angewandt. Wenn man mental sein Verständnis von seiner Stellung oder Stellungnahme für die Wahrheit als in Wirklichkeit die Widerspiegelung des Gemüts festlegt und seine Arbeit als den Ausdruck der guten und vollkommenen Fähigkeiten Gottes erkennt, so wird man dazu geführt, die menschlichen Schritte zu unternehmen, die unter den gegebenen Umständen dem Rechten am nächsten kommen.

Auf Seite 369 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mrs. Eddy: „In dem Verhältnis wie die Materie für den menschlichen Begriff alle Wesenheit als Mensch verliert, in dem Verhältnis wird der Mensch ihr Herr. Er gelangt zu einem göttlicheren Begriff von den Tatsachen und begreift die Theologie Jesu, wie sie im Heilen der Kranken, im Erwecken der Toten und im Wandeln auf den Wogen demonstriert wurde. Alle diese Taten offenbarten Jesu Herrschaft über die Annahme, daß die Materie Substanz ist, daß sie der Schiedsrichter über das Leben oder der Erbauer irgendeiner Daseinsform sein kann.“

Die Wirksamkeit des Wegweisers führte ihn nicht auf Blumenpfaden menschlicher Bequemlichkeit; und seiner schließlichen Überwindung des sterblichen Sinnes ging ein scheinbarer Sieg seiner Feinde voraus. So mögen auch seine Nachfolger finden, daß sie sich wachsam und standhaft den Herausforderungen des Irrtums zu stellen haben, wenn ihre Gedanken der Flut der allgemeinen Annahme entgegenstehen. Gleichviel ob der Augenschein der materiellen Sinne harmonisch oder unharmonisch ist — der weise Christliche Wissenschafter erkennt seine Gelegenheit, die trügerische Natur des materiellen Sinnes zu beweisen, sowie die Gegenwart der grünen Auen, auf denen man sich der dem Menschen von Gott verliehenen Herrschaft erfreuen kann.


Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. — Matthäus 6:33.

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