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Inspiration beim Kirchenbau

Aus der April 1958-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In einer ländlichen Gemeinde mit zwei protestantischen Kirchen waren die Küster angewiesen worden, ihr Glockengeläute so auszuführen, daß erst die eine Glocke angeschlagen, eine Pause gemacht und auf den ersten Ton der anderen Glocke gewartet wurde. Alsdann schlung wieder die erste Glocke an, die zweite antwortete, und so wurde fortgefahren bis zum Schluß des ganzen gemeinsamen Geläutes. In dem jugendlichen Denken der Verfasserin war all dies mit schattigen Bäumen und dem zärtlichen Gurren der Turteltauben in der sonntäglichen Stille verbunden, und so wurden diese beiden Glocken, die gar nicht besonders schön klangen, wenn sie einzeln geläutet wurden, zu einem Symbol des Zusammenwirkens und erweckten in ihr eine starke Verehrung für die Kirche.

Jene, die von früh auf dazu angehalten worden sind, die Kirche zu lieben, müssen in der Tat dankbar dafür sein, denn zusammen mit dieser Erziehung geht Charakterbildung und die Achtung vor Gesetz und Ordnung. Wenn solch ein Grundstein gut gelegt ist, so bildet er die Grundlage für die Errichtung eines Baues der Liebe zu dem Mitmenschen, ohne die das Christentum seine Bedeutung verliert. Die Welt versteht unter Kirche oft eine menschliche Organisation, die aus gänzlich verschiedenen Persönlichkeiten besteht, die dieselben religiösen Gebräuche und Zeremonien ausführen und sich in einem Versuch vereinigen, das Göttliche zu erreichen. Geistiges Unterscheidungsvermögen offenbart jedoch, daß die wirkliche Kirche eine Idee Gottes ist. Mary Baker Eddy erkannte diese Wahrheit und gab sie der Welt in ihrer von Seele inspirierten Definition von „Kirche“, wie sie in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ zu finden ist. Sie lautet zum Teil (S. 583): „Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“

Solch eine Offenbarung war nicht das Ergebnis einer momentanen Eingebung, sondern von Jahren sorgfältigen Studiums und heiliger Hingabe. Mrs. Eddy sagt auf Seite 359 von „Wissenschaft und Gesundheit“: „Von puritanischen Eltern empfing die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft frühzeitig ihre religiöse Erziehung. In der Kindheit lauschte sie oft mit Freuden den folgenden Worten, die von den Lippen ihrer frommen Mutter kamen:, Gott ist imstande, dich von Krankheit erstehen zu lassen‘; und sie sann über die Bedeutung der von ihr so oft angeführten Schriftstelle nach:, Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: ... auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden‘.“

Durch das Verständnis der in solchen Bibelstellen ausgedrückten Wahrheiten war unsere Führerin befähigt, der Christenheit das verlorengegangene Element des Heilens zurückzubringen. In dem Rest ihrer Erklärung von „Kirche“ deutet Mrs. Eddy darauf hin, daß das heilende Element eine notwendige Begleiterscheinung von Kirche ist. Sie schließt ihre Definition mit der menschlichen Bedeutung: „Die Kirche ist diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt.“

Dies ist kein träumerisches Spiel mit dem Geheimnisvollen, das seine gefühlvolle Befriedigung in der Schwärmerei findet, sondern eine Gemeinschaft mit Gott, deren Ergebnis praktische Anwendung und Erfüllung ist. Durch solch eine Gemeinschaft wird eine erfolgreiche Kirche gebaut. Durch liebevolles Nachsinnen erkennen wir mit Dankbarkeit, daß Liebe, Wahrheit, Prinzip nicht lediglich abstrakte Begriffe, sondern eine tätige Macht sind, die sich täglich in Heilung und befriedigten Bedürfnissen kundtut.

Liebe, Wahrheit, Prinzip — diese drei bedeutungsvollen Synonyme werden in Mrs. Eddys Definition von Kirche angewendet. Wie befriedigend ist es doch für jene, die sich der Forderung nach einem neuen Kirchengebäude gegenübersehen, zu wissen, daß der wahre Bau, der Bau der Wahrheit, der Liebe, des Prinzips, bereits aufgerichtet ist, mit Gott zusammenbesteht und durch alle Ewigkeit vollständig ist. Wenn man aus dem materiellen Traum des Daseins erwacht, so beginnt man die Bedeutung dieser drei Worte beständig klarer zu entdecken. Sie drücken die geistige Offenbarung der Wirklichkeit aus — Liebe, die ihr eigenes Vorbild erbaut, Wahrheit, die ihr eigenes Verständnis erweitert, Prinzip, das den Rhythmus der Wirklichkeit darbietet, durch die die Liebe erkannt wird.

Ein Kind lernt früh die Bedeutung der Wahrheit verstehen. Gewöhnlich ist es eine seiner ersten Lehren, die Wahrheit zu sagen. Wenn es sich entwickelt, so erkennt es, wie sehr Wahrheit in allen menschlichen Angelegenheiten und in allen Beziehungen zu andern notwendig ist. Solche Wahrheit muß jedoch eine höhere Ebene erreichen, um der Bedeutung nahezukommen, die Mrs. Eddy in ihrer Definition von Kirche anwendet. Wenn sie von Gott spricht, so wendet sie für das Wort „Wahrheit“ einen fettgedruckten Anfangsbuchstaben an und bezeichnet damit Liebe, Prinzip. Diese drei Bezeichnungen sind sinnverwandt, sie sind jedoch von unterschiedlicher Bedeutung. Wer das Verständnis dieser drei Worte erreicht, erhascht einen Lichtblick der göttlichen Offenbarung, die der erstaunte Petrus hatte, als er seinen Herrn auf dem Wasser wandeln sah, oder Maria, als sie am Grabe des auferstandenen Jesus stand. Hier war die Wahrheit, die auf das Trügerische der materiellen Substanz und die Enthüllung der herrlichen Wirklichkeit des Geistes hinwies.

Nichts kann die Wahrheit auslöschen; nichts kann sie ändern. Das fleischliche Denken kann ihre Bedeutung nicht erfassen, denn ihre Gegenwart muß dem vergeistigten Bewußtsein offenbart werden, das durch Gebet und das innige Verlangen, Gottes Willen zu erkennen und zu tun, erlangt wird. Wenn man im Bewußtsein mehr von dem Christus kundtut, so erkennt man die Wirkungen der Wahrheit, auf die sich der letzte Teil der Definition von Kirche bezieht. Kirchenbau findet im vergeistigten Bewußtsein statt.

Ein Mitglied einer Kirche Christi, Wissenschafter, die gerade ein Kirchenbauprogramm vorbereitete, sah sich plötzlich der Notwendigkeit gegenüber, einen Verwandten zu unterstützen. Dies erschien ihr als ein Versuch des sterblichen Gemüts, ihre Kirchentätigkeit über den Haufen zu werfen und ihre Fähigkeit zu behindern, den von ihr geplanten Beitrag zu dem Bauprogramm zu leisten. Durch die Anwendung der Regeln der Christlichen Wissenschaft auf ihr Problem wurde ihr Denken vergeistigt und sie erkannte, daß die Hilfe, die sie einem Mitmenschen gewährte, Kirchenbau in ihrer wirkungsvollsten Form war. Durch dies Verständnis war sie schnell von dem Verantwortlichkeitsgefühl befreit und ihr Verwandter wurde aus dem Mesmerismus herausgehoben, der ihn gefesselt hatte. Es ist die Lüge der Schlange, die die Menschenpflicht des einzelnen seinem Bruder gegenüber leugnet. Die wahre Kirchentätigkeit besteht in der „Hebung des Menschengeschlechtes“. Es gibt keine größeren Anstrengungen für den Bau, als den Dienst an unserm Mitmenschen.

Liebe, Wahrheit, Prinzip, die den Kirchenmitgliedern offenbart werden, wenn sie freudig an einem Bauprogramm zusammenarbeiten, beseitigen Reibungen, Spannungen und Mißwirtschaft. Zusammenarbeit wird zur Wirklichkeit wie in den längst vergangenen Tagen Nehemias, als die Bauleute beim Anblick der Mauern von Jerusalem sagten (Neh. 3:38): „Wir bauten die Mauer und fügten sie ganz aneinander bis an die halbe Höhe. Und das Volk gewann ein Herz zu arbeiten.“ Dieses eifrige Verlangen und die Absicht zu arbeiten findet Ausdruck in brüderlicher Rücksichtnahme, durch die Steine des Anstoßes entfernt und wirkungsvolle Anstrengungen gefördert werden. Sogenannte „Lieblingspläne“ werden beiseite gelegt, menschliche Meinungen über Architektur, Gartenanlagen oder Finanzfragen gehen in praktische Schritte über, wenn die Kirchenmitglieder erkennen, daß es nicht menschliche Einheit ist, die Stärke ergibt, sondern die durch göttliche Inspiration verwirklichte Liebe.

Erbringt die Kirche den Beweis ihrer Nützlichkeit? Erhebt sie unsern Nächsten? Erhebt sie das Verständnis, das schlafend gelegen hat? Wandelt sie den Glauben von einer sterblichen Grundlage der Annahme in ein stärkeres Vertrauen auf Gott und in das Verständnis von Ihm? Wenn dies der Fall ist, so brauchen wir wegen der Vollendung des Baus keinerlei Sorge zu haben.

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