Welche der vielen Bedeutungen würde dir zunächst in den Sinn kommen, wenn du das Wort „Herz“ hörst oder liest? Denkst du da an das menschliche Herz, das durch seine Tätigkeit oder Untätigkeit Leben spendet oder es raubt?
In der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, daß das Leben des Menschen geistig ist, die Widerspiegelung Gottes, des einen Lebens. Daher ist das wahre Leben des Menschen niemals von einem menschlichen Herzen abhängig und kann nicht durch die Tätigkeit oder Untätigkeit dieses Herzens beeinflußt werden. Die Menschen finden es oft schwer, dies zu verstehen. Durch die Christliche Wissenschaft lernen wir begreifen, daß die Tätigkeit des menschlichen Herzens in der gleichen Weise wie die Bewegung der menschlichen Hand oder des Beines nicht von der Materie, sondern von dem sogenannten sterblichen Gemüt beherrscht wird. Das fleischliche oder sterbliche Gemüt hat nichts mit dem wahren Leben des Menschen zu tun.
Mary Baker Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 187): „Die Herzklappen, die sich öffnen und schließen, um das Blut ein- und ausströmen zu lassen, gehorchen dem Befehl des sterblichen Gemüts ebenso direkt wie die Hand, die zugestandenermaßen durch den Willen bewegt wird.“ Dann folgt auf Seite 191 dieser wichtige Rat: „Der menschliche Gedanke muß sich aus der selbstauferlegten Materialität und Knechtschaft befreien. Er sollte nicht länger an Kopf, Herz oder Lungen die Frage stellen: Was sind die Lebensaussichten des Menschen?“
Leben, Wahrheit und Liebe sind niemals von einem körperlichen Zustande abhängig. Das Leben ist Gott — vollkommen, harmonisch und unaufhörlich tätig. Das göttliche Leben kann ebensowenig in der Körperlichkeit gefunden werden, wie die Liebe oder die Wahrheit. Alle wahre Tätigkeit ist ein Selbstausdruck des göttlichen Lebens, und dieser Ausdruck ist so vollkommen und unaufhörlich wie Gott, die Liebe. Da das Leben des geistigen Menschen immerdar der Ausdruck Gottes, des göttlichen Lebens, ist, ist es richtig, das wahre Menschentum als die Selbstoffenbarwerdung des Lebens anzusehen.
Johannes sagte (1. Joh. 4:18): „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe.“ Und Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 113): „Das Lebenselement, das Herz und die Seele der Christlichen Wissenschaft ist Liebe.“
Es ist wichtig, beständig auf der Hut zu sein vor den Einflüsterungen, die unsere Herzen mit Furcht erfüllen möchten. Diese Einflüsterungen kommen in vielerlei Verkleidungen und werden nicht immer gleich als das erkannt, was sie sind. Das Denken kann jedoch nicht von Furcht beherrscht werden, wenn einmal ihre Absicht, sich als körperliches Symptom zu verkleiden, erkannt und zurückgewiesen worden ist.
Als Beamter eines großen Unternehmens mußte sich der Verfasser einer ärztlichen Untersuchung unterziehen. Der untersuchende Arzt äußerte sich besorgt über den Zustand des Herzens des Verfassers und verlangte, daß ein Kardiogramm gemacht werden solle. Die Vorbereitungen für die Aufnahme des Kardiogramms wurden getroffen; da aber der Verfasser dachte, daß die Furcht vor der ungewohnten ärztlichen Untersuchung die Störungen der Herztätigkeit verursacht hätten, wurde ein christlich-wissenschaftlicher Ausüber um Hilfe gebeten.
Die christlich-wissenschaftliche Behandlung deckte eine noch viel heimtückischere Furcht auf, die tief im innersten Denken des Patienten verborgen gelegen hatte. Inwieweit er unklugerweise veröffentlichten Beschreibungen über verschiedene Herzzustände Gehör geschenkt und sie angenommen hatte, war vorher nicht ersichtlich gewesen.
Mit diesem Aufdecken strömte die Wahrheit von dem vollkommenen Gott und dem vollkommenen Menschen in das Denken des Verfassers ein. Während der Untersuchung bemerkte er plötzlich, daß er sich unbewußt mit den Worten eines bekannten Liedes (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 64) beschäftigte: „Mein Herze singt: Der Weg ist offenbar.“ Wenige Tage später teilte der Arzt mit, daß das Kardiogramm ein völlig normales Herz gezeigt hätte.
Weder Leben noch Wahrheit können durch Herzschläge bemessen werden. Sogar nach dem physikalischen Gesetz würde die Tätigkeit des Herzens niemals von sich aus aufhören noch nachlassen. Newtons Lehre „Das Gesetz der Bewegung“ besagt, daß ein Gegenstand sich ewig weiter bewegen würde, wenn seine Tätigkeit nicht durch eine andere Kraft verlangsamt würde. Wenn Aufregung oder Furcht das Denken beherrscht, so soll das Herz schneller oder langsamer schlagen. Das deutet darauf hin, daß ein Zustand des Herzens tatsächlich ein Zustand des Denkens ist.
Laßt Liebe und das Christus-Bewußtsein den Gedankenzustand, der die Ursache der scheinbaren Störung ist, aufdecken und zerstören, und die Harmonie des Seins wird sich in normaler und harmonischer Herztätigkeit kundtun.
Der Christliche Wissenschafter wird allen Einflüsterungen, daß er sich überarbeitet oder daß bestimmte Arten der Betätigung zu große Anforderungen an sein Herz stellen, mit dem Verständnis entgegentreten, daß das menschliche Herz keinerlei Bedingungen stellen kann, die das Leben oder die Tätigkeit des Menschen betreffen. Er wird sein Denken mit dem Bewußtsein erfrischen, daß der Mensch als Gottes Bild und Idee geistig, nicht materiell, ist. Das Licht der Wahrheit wird die Annahme von Furcht oder von Leben in der Materie, die in den tiefsten Gründen des sterblichen Gemüts verborgen sein mögen, aufdecken und zerstören. Mit dem geistigen Verständnis wird die Kraft kommen, alles zu tun, was notwendig ist, um den Verpflichtungen des täglichen Lebens nachzukommen, ohne Begrenzung oder Gefühl der Erschöpfung.
Der Sportler, der ein Christlicher Wissenschafter ist, wird der Einflüsterung des sterblichen Gemüts, daß es Übertätigkeit des menschlichen Herzens gibt, mit dem Verständnis entgegentreten, daß alle wahre Tätigkeit die Widerspiegelung des Lebens ist, das ununterbrochen tätig ist.
Sollte die Annahme des Alters an uns herantreten, so wird der Christliche Wissenschafter dessen eingedenk sein, daß die Idee Gottes zugleich mit Gott besteht und unzerstörbar ist, daß das Leben, welches Gott ist, niemals verfallen oder aufhören kann. Auch hier wird die Annahme, die der Grund der scheinbaren Disharmonie ist, sei es Schwäche, Untätigkeit oder die Furcht, nutzlos oder abhängig zu werden, aufgedeckt werden; und im Licht der Wahrheit wird diese Annahme als das erkannt werden, was sie ist, nämlich als etwas Unwahres, eine Illusion. Dann wird die körperliche Disharmonie verschwinden, wie der Morgennebel vor der aufgehenden Sonne.
Wenn wir einmal gelernt haben, unser Verständnis vom Leben von dem Traum des sterblichen Gemüts, daß Leben in der Materie sei, zu trennen, werden wir beweisen, daß wir in Gott „leben, weben und sind“ (Apg. 17:28). In diesem Verständnis wird es keine Besorgnis um die Tätigkeit des Herzens geben, und sie wird normal werden.
Laßt doch das Wort „Herz“ für jene höheren Eigenschaften des Gedankens stehen, für die es so oft gebraucht wird — Mut, Kraft, Liebe, Aufrichtigkeit — und wir werden schließlich die vollere Bedeutung von Liebe demonstrieren als „das Lebenselement, das Herz und die Seele der Christlichen Wissenschaft“.
Wenn du dein Herz richtetest und deine Hände zu ihm ausbreitetest; wenn du die Untugend, die in deiner Hand ist, fern von dir tätest,. .. so möchtest du dein Antlitz aufheben ohne Tadel und würdest fest sein und dich nicht fürchten. Dann würdest du der Mühsal vergessen und so wenig gedenken als des Wassers, das vorübergeht; und die Zeit deines Lebens würde aufgehen wie der Mittag, und das Finstere würde ein lichter Morgen werden. — Hiob 11:13–17.
