Kürzlich kam mir ein Exemplar einer alten, in Boston herauskommenden Zeitung zu Gesicht, das, wie angenommen wird, die erste Anzeige enthielt, die Mary Baker Eddy je im Druck erscheinen ließ, und in der sie ihren Kursus in der Wissenschaft des Heilens durch das göttliche Gemüt anzeigte. Die absolute Einfachheit dieser Anzeige wird nur von der starken Überzeugung ihrer Ausdrucksweise übertroffen, denn hier wird eindeutig erklärt, daß kein Schüler Gebühren für den Unterricht zu entrichten hätte, der nicht die Fähigkeit erlangte, zu heilen.
Dies unerschütterliche Vertrauen auf die heilende Macht des göttlichen Gemüts war ein unwiderstehlicher Faktor im Leben der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft. Da ihre Offenbarung der göttlichen Metaphysik ihre tiefschürfende Inspiration aus dem Leben und den Lehren Christi Jesu schöpfte, erkannte Mrs. Eddy, daß ihre Kirche die heilenden Werke des Meisters wiederholen mußte, um sein Leben zu ergänzen und den Ursprung und die rechtmäßige Vollmacht ihrer Kirche zu bestätigen. Als mutige Führerin der christlich-wissenschaftlichen Bewegung und ihre erste Ausüberin vollbrachte Mrs. Eddy solche Heilungswerke.
Da Mrs. Eddy geistig vorbereitet war für die ungeheure Aufgabe, das Walten des Christus, der Wahrheit, von neuem auf Erden einzuführen, wurde sie die neuzeitliche Vertreterin des apostolischen Heilens. Ihre Arbeit als Ausüberin und Heilerin ist für ihre B heutigen Nachfolger wie ein Leuchtfeuer und bestätigt die große Wahrheit, die sie entdeckte.
Mrs. Eddys Wirken als Ausüberin zeugt von der Gültigkeit der Wissenschaft, und ihre Nachfolger sollten dies niemals aus den Augen verlieren. Tatsächlich ist eine tiefe Würdigung des Heilungswerks unserer Führerin und Dankbarkeit für dasselbe eine grundlegende Vorbedingung für unser fortschreitendes Verständnis und unsere beständige Demonstration der Christlichen Wissenschaft. Die wunderbaren Heilungen, die sie durch ihre Gebete vollbrachte, beweisen uns, wie göttlich natürlich das Heilen für ein Bewußtsein ist, das mit geistigem Verständnis, Gehorsam, kindlicher Aufgeschlossenheit und Erbarmen ausgerüstet ist.
Wenn wir die christusähnlichen Eigenschaften aufzählen wollten, die unsere Führerin als Ausüberin kennzeichneten, so würden gewiß einige derselben Stärke, Freudigkeit, Wohlwollen, Wahrnehmungsvermögen, Würde, Ursprünglichkeit, Innigkeit und Beständigkeit sein. Mrs. Eddy vollbrachte die Werke, die der Meister forderte, durch Demut und selbstlose Liebe.
Durch die Unterwerfung der menschlichen Persönlichkeit und die Anerkennung Gottes, des einen Egos, als das unendliche Prinzip oder Gemüt, erlangte unsere Führerin die Erfüllung jener Verheißung Jesu, die sie in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ zitiert und erweitert. Hier schreibt sie (S. 14): „ ‚Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch tun, die Ich tue. .. denn Ich gehe zum Vater‘ — [denn das Ego wallt außer dem Leibe und ist daheim bei Wahrheit und Liebe].“
Auf Seite 59 ihres Werkes „Vermischte Schriften“ sagt Mrs. Eddy: „Der beste Heiler macht sich selbst am wenigsten geltend und läßt so das göttliche Gemüt, den einzigen Arzt, durch sich hindurchscheinen; das göttliche Gemüt ist der wissenschaftliche Heiler.“
Während ihrer ganzen Laufbahn war Mrs. Eddy eine hingebende Heilerin der Menschen. Ihr klares Verständnis von Gott, dem vollkommenen Gemüt, und vom Menschen als dem Gleichnis Gottes, heilte Fälle von Funktionsstörungen und organischen Krankheiten in ihren letzten Stadien. Die Blinden, Stummen, Tauben und Verkrüppelten wurden durch ihre Gebete wiederhergestellt. Mrs. Eddy sprach ohne Zögern und offen über dies Heilungswerk. Einer ihrer Berichte von auffälligen Heilungen, die durch ihre Arbeit zustande kamen, beginnt auf Seite 105 ihres Buches „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes). Es ist bezeichnend, daß diese Heilungen als Teil eines Aufsatzes erschienen, den sie „An die christliche Welt“ richtete.
Offensichtlich war das einzige Ziel, das Mrs. Eddy mit dem Bericht dieser Heilungen an die Öffentlichkeit verfolgte, die Wissenschaft, die sie entdeckt hatte, zu beglaubigen. Selbstverherrlichung hatte keine Stätte in ihrem reinen Bewußtsein. Sie wollte den Irrtum der Zeiten bloßstellen — Glauben ohne Werke. Zaghaftigkeit und falsche Bescheidenheit durften nicht diesen Beweis der Wahrheit verdunkeln, welchen sie demonstriert hatte.
Bei ihrer erfolgreichen Anwendung der heilenden Gesetze der Wahrheit auf die Annahmen von Sünde, Krankheit und Tod wußte Mrs. Eddy, daß sie in voller Übereinstimmung mit jenem Gebot Jesu handelte (Matth. 10:8): „Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus.“ Sie erhob jedoch keinen Anspruch auf persönliche Macht oder Fähigkeit.
Die Christlichen Wissenschafter, die gleich ihrer Führerin in die Fußtapfen des Meisters treten, sind äußerst wachsam, keine Annahme von lediglich persönlicher Güte für sich in Anspruch zu nehmen. Wenn sie erleben, daß sie erfolgreiche Werkzeuge für Heilungen gewesen sind, so erkennen sie demütig das göttliche Ego als die Quelle der Entfaltung an. In Dankbarkeit erinnern sie sich der Selbstlosigkeit Jesu, welcher sagte (Matth. 19:17): „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott.“
Ich schöpfe häufig neue Inspiration aus dem Lesen des vierten Kapitels des Buches „Twelve Years with Mary Baker Eddy“ (Zwölf Jahre mit Mary Baker Eddy), wo Irving C. Tomlinson von siebzehn Heilungen berichtet, von denen er wußte, daß sie das direkte Ergebnis von Mrs. Eddys reinem Verständnis von Gott waren. Er sagt (S. 51): „Die bloße Gegenwart dieser von Gott inspirierten Frau heilte die Kranken, und zwar nicht wegen ihrer menschlichen Persönlichkeit, sondern wegen der Wahrheit, die sie geistig erkannte. Wie die Sonnenstrahlen Schnee und Eis schmelzen und alles erwärmen, was sie berühren, so segnete und heilte schon die Reinheit ihres Bewußtseins.“
Einer dieser Heilungsberichte (S. 60) erzählt von einer Mutter aus dem Mittelwesten der Vereinigten Staaten, die mit ihren zwei kleinen Kindern nach Concord, New Hampshire, kam, auf die Einladung Mrs. Eddys an ihre Nachfolger hin, sie in Pleasant View am Unabhängigkeitstag zu besuchen. Von der Abfahrt an litt die kleine Tochter an einem Geschwür am Kopf, das beständig schmerzhafter und entzündeter wurde. Obgleich die Mutter so inbrünstig betete, wie sie es verstand, wich dieser Zustand nicht.
Als sie darauf wartete, Mrs. Eddy nach der Ansprache zu begrüßen, beobachtete sie das Zusammentreffen ihrer beiden Kinder, die direkt vor ihr standen, mit unserer Führerin. Hier folgt ein Teil dessen, was die Mutter über diese Erfahrung berichtete: „Ich wollte, ich könnte der Welt sagen, was ich erblickte, als Mrs. Eddy diese beiden Kinder ansah. Es war mir wie eine Offenbarung. Ich sah zum ersten Male die wahre Mutter-Liebe.“ Und sie fügt hinzu: „Sie war nicht nur überall gegenwärtig, wie das Licht, sondern es war auch eine intelligente Gegenwart, die zu mir sprach, und ich ging weinend unter den Bäumen auf und ab und rief aus: ‚Warum habe ich dich nicht früher gekannt? Warum habe ich dich nicht immer schon gekannt?‘ “
Die Liebe der Liebe! Das war das Wesen des Denkens unserer Führerin.
„Als wir zum Hotel zurückkehrten“, fuhr die Mutter fort, „war kein Geschwür mehr am Kopf meines Kindes. Er war so glatt wie der Rücken seiner Hand.“
Wie dankbar müssen wir dafür sein, daß unsere Führerin der Menschheit den göttlichen Tröster in so überzeugender Form darbot. Ihre Erklärung des Menschen stimmt nicht mit der endlichen, physiologischen Definition des Menschen als eines körperlichen Sterblichen überein. In der Wissenschaft wird der Mensch als die unendliche Idee des Gemüts erkannt, das unvergängliche Bild und Gleichnis der Liebe, der vollkommene Ausdruck des einen Ego.
Da diese herrlichen Wahrheiten dem menschlichen Bewußtsein offenbart worden sind, müssen sie nun von uns allen betätigt werden. Es kann wahrlich behauptet werden, daß in unserer Bewegung nichts den Platz der Heilung einnehmen kann; denn Heilung zeigt geistiges Wachstum an, und geistiges Wachstum entfaltet die Vollkommenheit des Seins.
Mrs. Eddys Erkenntnis dieser Tatsache vom Beginn ihrer Laufbahn an führte sie in späteren Jahren dazu, im Handbuch Der Mutterkirche zu schreiben (Art. XXX, Abschn. 7): „Das Heilen der Kranken und Sünder durch die Wahrheit demonstriert, was wir in bezug auf die Christliche Wissenschaft erklären, und nichts kann diese Demonstration ersetzen. Mein Rat ist, daß jedes Mitglied dieser Kirche danach streben sollte, durch seine Praxis zu demonstrieren, daß die Christliche Wissenschaft die Kranken rasch und völlig heilt, und dadurch zu beweisen, daß diese Wissenschaft dem Wert, den wir ihr beimessen, vollständig entspricht.“ Wie klar erkannte Mrs. Eddy, daß die göttliche Theologie untrennbar verbunden ist mit ihren heilenden Wirkungen, den „nachfolgenden Zeichen“!
Interessant ist auch die Tatsache, daß das letzte Kapitel in „Wissenschaft und Gesundheit“ aus wohlbeglaubigten Zeugnissen von Menschen besteht, die durch das Studium dieses teuren Buches geheilt worden sind. Die Überschrift dieses Kapitels ist: „Früchte der Christlichen Wissenschaft“. Und auf Seite 401 des Werkes „Vermischte Schriften“ beginnt ein Kapitel, das auch Briefe von Personen enthält, die durch ein solches Studium geheilt wurden.
Es ist klar, daß die Heilarbeit unserer Führerin nicht zu Ende war, als sie wegen der zunehmenden Notwendigkeit, Schüler zu unterrichten und ihre Bewegung zu organisieren, nicht mehr die Zeit hatte, Patienten zu empfangen. Ihre Arbeit als wissenschaftliche Heilerin dehnte sich in zunehmendem Maße aus, und dies ist immer noch der Fall. Zahllose Heilungen werden sowohl durch das Lesen von „Wissenschaft und Gesundheit“ als auch durch die Gebete treuer Christlicher Wissenschafter bewirkt, die die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“ als Lehrbücher benutzen.
Die mächtige Wirksamkeit unserer Führerin als Ausüberin erstreckt sich weit über eine einzelne Zeitperiode hinaus. Sie reicht hinein in das Zeitlose, und ihre volle Ernte wird sich schließlich als jenseits des menschlichen Gesichtskreises oder des Auffassungsvermögens des gegenwärtigen Zeitalters erweisen. Die volle und endgültige Darlegung der Wahrheit, wie sie in „Wissenschaft und Gesundheit“ enthalten ist, ist bestimmt, das tausendjährige Reich herbeizuführen. So fährt die Heilarbeit unserer Führerin durch die Generationen fort, wächst und entfaltet sich in erhabener Macht, ein augenscheinlicher Beweis des unpersönlichen Christus als Immanuel oder „Gott mit uns“.
Für Mrs. Eddy könnte wohl der folgende Segen aus den Sprüchen gelten (31:31): „Sie wird gerühmt werden von den Früchten ihrer Hände, und ihre Werke werden sie loben in den Toren.“ Aufnahmefähigkeit, Bereitschaft, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Reinheit, Barmherzigkeit und die Schönheit der Heiligkeit durchdringen das ganze Heilungswerk unserer Führerin als Ausüberin. O laßt uns ihres Vertrauens würdig sein, indem wir täglich danach streben, die göttlichen Eigenschaften widerzuspiegeln und zu betätigen.
Da Mrs. Eddy keine irdische Erhöhung persönlicher Verehrung suchte, wurden ihr für ihre Entdeckung ewige Ehren zuteil. Sie überwand menschlichen Ehrgeiz und Egotismus und erlangte den Beistand der Wahrheit bei der Demonstration überzeugender, augenblicklicher Heilungen. Unsere Pflicht als ihre gehorsamen, liebevollen Nachfolger ist es, mitzuarbeiten an der Erfüllung ihres Lebensideals, indem wir die Menschheit mit der Anwendbarkeit und Heilkraft der Christlichen Wissenschaft beeindrucken.
