Nachdem Christus Jesus von Judas verraten worden war, wurde er zu Pilatus geführt. Als der Landpfleger den Meister verhört hatte, ging er hinaus und sagte den Juden, daß er keine Schuld an ihm fände. Dann „ging Jesus heraus und trug eine Dornenkrone und ein Purpurkleid. Und [Pilatus] spricht zu ihnen: Sehet, welch ein Mensch!“ (Joh. 19:5.) Jedoch weder Pilatus noch irgendeiner der Verfolger Jesu wußten, was für ein Mensch er war.
Jesus gab der Menschheit das vollkommene Beispiel gerechten Lebens, das sich auf die Tatsache gründete, daß der Mensch der Sohn Gottes, die Idee des Geistes, ist.
In der Christlichen Wissenschaft haben wir klare Anweisungen darüber, wie wir lernen können, Jesu auf dem Wege der Gerechtigkeit zu folgen. Wie sollen wir diese Arbeit vollbringen und somit das Maß wahren Menschentums demonstrieren? Ehe wir damit beginnen können, diesen Zustand des Seins zu demonstrieren, müssen wir begreifen, was das wahre Menschentum ist, wie es uns durch die Christliche Wissenschaft offenbart wird.
In dieser Wissenschaft lernen wir verstehen, daß der Mensch kein körperliches Wesen ist, keine Mischung von Gut und Böse, die aus einem sterblichen Gemüt und einem materiellen Körper besteht. Auch ist er nicht aus materiellen Organen zusammengesetzt. Der Mensch ist der Sohn Gottes, des Geistes, und daher ist seine Individualität geistig. Er besitzt einen geistigen Körper oder eine geistige Wesenheit. Auf das wahre Maß des Menschen hinweisend, schreibt Mary Baker Eddy in „Pulpit and Press“ (Kanzel und Presse, S. 4): „Ist der Mensch nicht metaphysisch und mathematisch eine Nummer eins, eine Einheit, und daher eine ganze Zahl, die von ihrem göttlichen Prinzip, Gott, regiert und beschützt wird?“
Einen Beweis dieses erhabenen Zustandes individuellen Seins zu erbringen, dieses vollkommenen, geistigen Menschentums, das von der göttlichen Liebe regiert und beschützt wird, erfordert dauernde und beharrliche Arbeit seitens des Christlichen Wissenschafters. Mrs. Eddy zeigt uns, wie diese Arbeit getan wird. Sie schreibt (ebd., S. 4): „Ihr müßt einfach ein wissenschaftliches, positives Bewußtsein von eurer Verbundenheit mit eurer göttlichen Quelle bewahren und dies täglich beweisen. Dann werdet ihr finden, daß ein Einziger ein ebenso wichtiger Faktor ist wie Duodezillionen für rechtes Sein und Tun und somit für die Demonstration des göttlichen Prinzips.“
In dieser Darlegung bezeichnet unsere Führerin ganz klar die beiden Faktoren, die zur Verwirklichung des vollen Maßes wahren Menschentums führen. Sie weist darauf hin, daß wir ein Bewußtsein von der Verbundenheit mit Gott bewahren, sowie diese Verbundenheit im täglichen Leben beweisen müssen. Wenn wir mit diesem Tun fortfahren, finden wir uns immer mehr mit dem Christus, der Macht und Größe des wahren Menschentums, identifiziert, das von Christus Jesus veranschaulicht wurde.
Wir können wahres Menschentum nicht völlig mit einem Male demonstrieren. Wenn wir mit unserer hingebungsvollen Arbeit fortfahren, empfangen wir viel Hilfe durch den innig empfundenen und ausdrücklichen Wunsch unserer Führerin, daß ihre Nachfolger getreulich die Zehn Gebote befolgen und im Geiste der Seligpreisungen beharren möchten, die Jesus uns in der Bergpredigt dargelegt hat.
Die Zehn Gebote und die Seligpreisungen sind die grundlegenden Lektionen für alle Kinder in der Christlich-Wissenschaftlichen Sonntagsschule. Und aus ebendiesem Grunde sollten sie unsere immergegenwärtigen Führer bei der täglichen Demonstration des allmählichen Aufsteigens zu dem Maße des vollkommenen Menschentums sein.
Die Verkehrszeichen an den Hochstraßen sagen dem Motoristen, was er auf der Straße tun und was er nicht tun soll, um sein Ziel pünktlich und sicher zu erreichen. Die Gebote und die Seligpreisungen sind Wegweiser auf dem Wege zum himmlischen Leben. Sie sind unsere täglichen Führer, die ganz klar anzeigen, wie wir auf dem geraden und schmalen Weg im Beweisen des wahren Menschentums beharren können. Ohne diese von Gott inspirierten Botschaften und ohne das Verständnis ihrer geistigen Bedeutung wären wir in dem Irrgarten sinnlicher Annahmen und gefahrvollen Lebens verloren.
In seinem Beweis des vollen Maßes wahren Menschentums erwies sich Jesus als mehr denn nur ein menschlich guter Mann. Die Natur seines Denkens war völlig sündlos, und aus diesem Grunde war er berechtigt, der Christus — der Gottähnliche — genannt zu werden. Jeder von uns ist tatsächlich mit dieser christusähnlichen Natur ausgestattet. Und wir drücken sie dadurch aus, daß wir die Eigenschaften Gottes im täglichen Leben bekunden. Wenn wir daher die in der Bergpredigt dargelegte christusähnliche Natur zum Ausdruck bringen, offenbaren wir das Maß wahren Menschentums, wie Jesus es demonstrierte.
In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ bezieht sich Mrs. Eddy in einigen kurzen Absätzen auf die „wissenschaftliche Übertragung vom unsterblichen Gemüt“ und auch auf die „wissenschaftliche Übertragung vom sterblichen Gemüt“ (S. 115). Im ersten Teil finden wir eine klare Darlegung, die uns zeigt, daß der Mensch im vollen Maße seines wahren Wesens der direkte Ausdruck Gottes und ein reines, ewiges Bild im göttlichen Gemüt ist. Im zweiten Teil sehen wir die Fortschritte, die das menschliche Bewußtsein auf seinem aufsteigenden Wege der Übertragung von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit, von der Verderbtheit zur Geistigkeit, machen muß.
Ein Studium dieser Abschnitte wird dem Wissenschafter helfen, die Natur seines Denkens festzustellen und sich täglich höher in das Reich des geistigen Lebens zu erheben. Um in dieser heiligen Arbeit Fortschritte zu machen, ist es wichtig, unsere Beweggründe zu prüfen. Suchen wir den Christus nur um persönlicher und materieller Besserung willen oder suchen wir zuerst das Reich Gottes, indem wir ernstlich darum beten, daß jene selbstlose Liebe in uns offenbart werde, die in dem Leben und Wirken Christi Jesu zum Ausdruck kam?
Mrs. Eddy sagt uns in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 12): „Wir sollten unsere Liebe zu Gott an unserer Liebe zum Menschen messen; und unser Verständnis von der Wissenschaft wird gemessen an unserem Gehorsam Gott gegenüber, indem wir das Gesetz der Liebe erfüllen, allen Gutes tun, allen innerhalb unseres Gedankenbereiches Wahrheit, Leben und Liebe mitteilen, soweit wir selbst sie widerspiegeln.“ Sowie dieses Ideal unserer Führerin unser tägliches Leben erfüllt, werden wir die Zeit schnell herbeiführen helfen, da „wir alle hinankommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi“ (Eph. 4:13).
