„Die einzige Frage, die in Betracht kommt, ist die geistige Ursächlichkeit, denn die geistige Ursächlichkeit ist mehr als alles andre mit menschlichem Fortschritt verknüpft.“ Diese nachdrückliche Erklärung auf Seite 170 des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy sollte uns zu der Erkenntnis aufrütteln, daß es bei unsern Bemühungen, größere geistige Höhen zu erklimmen, grundsätzlich notwendig ist zu verstehen, daß es nur eine wirkliche Ursache gibt, von der jede wahre Wirkung ausgeht.
Eine Grundursache, die ihre eigene unveränderliche Wirkung erzeugt, deutet auf das Wirken eines unwandelbaren Gesetzes hin. Da die Menschheit gelehrt worden ist zu glauben, daß die Übel, Sünde, Krankheit und Tod genannt, durch unwiderstehliche Kräfte der Materie, die als Gesetze bezeichnet werden, in der menschlichen Erfahrung wirken, so ist das dringende Bedürfnis derer, die dafür arbeiten, die dem Menschen von Gott verliehene Herrschaft in der Überwindung dieser Übel zu demonstrieren, einen wissenschaftlichen, richtigen Begriff von Gesetz zu erlangen.
Die Christliche Wissenschaft, mit ihrer wunderbaren Offenbarung des göttlichen oder geistigen Gesetzes, ist gekommen, um der Menschheit zu zeigen, daß Gott das höchste Prinzip ist, die einzige Quelle des Gesetzes. Auf dieser Grundlage liefert die Christliche Wissenschaft das sichere Gegenmittel gegen das materielle Gesetz, die falsche Vorstellung von Gesetz, auf Grund derer die Materie ihre betrügerischen Ansprüche auf ursächliche Macht, Tätigkeit, Entwicklung und unausbleibliche Wirkung erhebt.
Wenn es verstanden wird, daß das eine Noumenon oder Prinzip Gott ist, so wird es offenbar, daß, wie die Christliche Wissenschaft lehrt, alle Ursache und Wirkung Gott angehören. Das in den Gesetzen materieller Kräfte unterrichtete Denken schreibt diesen Kräften ursächliche Macht zu und bringt sie mit besonderen materiellen Erscheinungen in Verbindung, welche dieses Denken dann als ihre Wirkungen ansieht. Das Verständnis von Gott als Prinzip befähigt uns, diese falsche Verknüpfung zwischen materieller Ursache und Wirkung zu zerstören und dadurch die bösen Folgen dieser Gedankenverbindung zunichte zu machen.
Viel des Inhalts von „Wissenschaft und Gesundheit“ ist der Aufdeckung und Berichtigung falscher Denkweisen gewidmet, die mit der Materie beginnen, entweder mit der Materie als Ursache, die eine böse, materielle Wirkung hervorbringt, oder als Wirkung, deren Ursache wiederum in der Materie gesucht werden muß. Ein Beispiel dieser Berichtigung erscheint auf den Seiten 165 und 166: „Du sagst, Verdauungsstörungen, Übermüdung und Schlaflosigkeit verursachen Magenverstimmungen und Kopfschmerzen. Dann ziehst du dein Gehirn zu Rate, um dich darauf zu besinnen, was dir geschadet hat, während dein Heilmittel darin liegt, die ganze Sache zu vergessen; denn die Materie an sich hat keine Empfindung; das menschliche Gemüt einzig und allein kann Schmerz hervorbringen.“
Wie einfach ist doch dies Heilmittel! Weigere dich, einen materiellen Zustand mit einem andern zu verknüpfen und du versagst der Materie die Macht von Ursache sowohl wie von Wirkung. Alsdann, wie das Lehrbuch beständig klarmacht, erweisen sich die scheinbar bedrückenden physischen Kräfte weder als Gesetze des Geistes noch als Gesetze der Materie, sondern lediglich als sterbliche Annahmen, die geändert werden können. Wenn du diese Lehren anwendest, indem du dich standhaft weigerst, eine Ursache für das Böse zu finden, so machst du die sogenannten materiellen Gesetze allmählich zunichte.
Ganz ungeachtet dessen, wieviele Faktoren ein Problem zu umfassen scheint oder wie verwickelt sie auch erscheinen mögen, so gibt es doch in Wirklichkeit nur eine „einzige Frage, die in Betracht kommt“ — die geistige Ursächlichkeit. Daß dies die einzige Frage war, die Christus Jesus in jeder Lage in Betracht zog, wird überzeugend klar in seiner Heilung des Blindgeborenen, die im neunten Kapitel des Johannes-Evangeliums berichtet wird. Die Verse, in denen die Einstellung des Meisters zu dem Problem der der Jünger gegenübergestellt wird, liefern eine bedeutsame Erläuterung der rechten und der falschen Auffassung von Ursache und Wirkung. Als sie sich der materiellen Wirkung — angeborener Blindheit — gegenübersahen, nahmen die Jünger sie an als das, was sie erschien, und begannen sofort, nach der materiellen Ursache dieser Wirkung zu suchen. „Wer hat gesündigt“, fragten sie, „dieser oder seine Eltern, daß er ist blind geboren?“
Indem er sich weigerte, eine materielle Wirkung mit einer materiellen Ursache in Verbindung zu bringen, begann Jesus seine Arbeit damit, daß er die Möglichkeit irgendeiner Ursache für eine böse Wirkung leugnete. „Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern“, antwortete er. Und indem er kraftvoll die Gegenwart und Wirksamkeit des göttlichen Prinzips und seiner guten Wirkung erklärte, setzte er hinzu: „Sondern daß die Werke Gottes offenbar würden an ihm.“
Die Heilung, die dann erfolgte, beweist, wie das Einsetzen des geistigen Begriffs von Ursächlichkeit für die materielle Annahme von blinden und unbarmherzigen Vererbungsgesetzen die Übermacht des göttlichen Gesetzes der Harmonie und Gesundheit demonstriert, wodurch das göttliche Noumenon die Phänomene Gottes oder „Werke Gottes“, hervorbringt.
Wir können in jeder Einzelheit unseres täglichen Lebens demonstrieren, daß die geistige Ursächlichkeit „die einzige Frage“ ist, „die in Betracht kommt“. Mehrere Jahre hindurch verabsäumte ich, das allgemein angenommene Gesetz zu bekämpfen, daß das Sporttreiben nach einer Zeit körperlicher Untätigkeit Gliederschmerzen und Steifheit verursachen muß.
Als Ergebnis hiervon verspürte ich in jedem Frühjahr unausbleiblich diese Wirkung, nachdem ich die erste Runde Golf gespielt hatte, bis es mir schließlich klarwurde, daß ich nicht etwa das Opfer eines Gesetzes war, sondern einer allgemeinen Annahme physischer Ursächlichkeit, die in meinem Bewußtsein noch nicht überwunden worden war. Ich erkannte, daß, da doch kein materieller Zustand, sei es als Ursache oder als Wirkung, in wissenschaftlicher Weise mit einem andern materiellen Zustand in Verbindung stehen kann, wir die Gedankenverknüpfung, die die sterbliche Annahme irrtümlicherweise zwischen ihnen herstellt, mental brechen können und müssen, wie altehrwürdig sie auch erscheinen mag.
Es wurde mir klar, daß man durch das Verneinen ursächlicher Macht in sportlicher Betätigung oder anderen materiellen Tätigkeiten den im allgemeinen von ihnen erwarteten Wirkungen vorbeugen kann. Wenn man sich scheinbar körperlichen Wirkungen gegenüber sieht, die allgemein einer bestimmten materiellen Ursache zugeschrieben werden, so kann man sie wirkungsvoll ausscheiden, indem man sich weigert, sie mit dieser sogenannten oder irgend einer anderen Ursache in Beziehung zu bringen.
Als ich erkannte, daß ich nichts tat, was mir schaden könnte, und daß ich kein wirkliches Gesetz verletzte, wofür ich Strafe verdiente, fand ich, daß ich mich nach dem Golfspiel genau so frisch fühlte, als ob ich gar nicht gespielt hätte, und ich verspürte auch keinerlei Unbehagen am nächsten Tage noch später.
Dieses Vernichten einer bösen Erscheinung durch das Ableugnen einer Ursache, deren Wirkung sie sein könnte, ist auch in mancher anderen Hinsicht hilfreich gewesen. Es erläutert die Macht, die das Verständnis der Christlichen Wissenschaft uns verleiht, und die uns befähigt, falsche Gesetze aller Art aufzuheben, indem wir sie im Bewußtsein zurückweisen, wie die Christliche Wissenschaft es uns lehrt.
Ein großer Teil des Gefühls der Hoffnungslosigkeit, das Krankheiten begleitet, die als unheilbar angesehen werden, wird durch die Annahme hervorgerufen, daß der Zustand durch ein unerbittliches Gesetz verursacht wurde und sich diesem Gesetz zufolge entwickelt. Die Verzweiflung, die den Glauben an sogenannte materielle oder medizinische Gesetze begleitet, wird verbannt, wenn die gegensätzliche Tatsache, daß alle Ursache geistig ist, offenbart, daß wir niemals in einem hoffnungslosen Kampf mit einem Gesetz verwickelt sind, sondern daß alle Macht des wirklichen Gesetzes auf seiten der Harmonie und Gesundheit ist. Dann erkennen wir, daß das Böse nicht unüberwindlich, sondern daß das Gute unausbleiblich ist. Es ist immer Hoffnung vorhanden, da die einzige, allüberall wirkende Ursache das göttliche Prinzip ist.
Mrs. Eddy lehrte nicht nur diese lebenspendenden Tatsachen, sondern sie bewies sie auch. Ein solcher im Lehrbuch berichteter Beweis ist die Heilung von Krämpfen in einigen Augenblicken. Der Zustand wurde auf Magenbeschwerden und ein chronisches Leberleiden zurückgeführt. Die Patientin brachte große Verzweiflung zum Ausdruck, die offensichtlich von ihrer Annahme herrührte, daß es materielle Gesetze gäbe, und daß man leiden müsse, wenn man sie bräche.
Mrs. Eddy verscheuchte die Verzweiflung der Patientin und heilte sie auf diese Weise. Das Lehrbuch erklärt (S. 389): „In einem Augenblick sprach sie verzweifelt über ihren Zustand. Im nächsten Augenblick sagte sie:, Meine Speise ist vollständig verdaut, und ich möchte gern etwas mehr zu essen haben.‘ “
In demselben Augenblick, in dem das Böse anmaßend die Macht von Gesetz beansprucht, um ein unentrinnbares, unheilvolles Ende herbeizuführen, ist tatsächlich nur die eine unwiderstehliche, geistige Ursache, das Prinzip, und seine vollkommene Wirkung, gegenwärtig, um in Betracht gezogen und demonstriert zu werden. Man braucht sich nie der Hoffnungslosigkeit hinzugeben, wie unheildrohend die Krankheitserscheinungen auch sein mögen. Die Furcht, die in einem Augenblick so überwältigend zu sein scheint, kann im nächsten überwunden werden, indem man jede Einflüsterung zurückweist, daß es ein Gesetz der Disharmonie oder eine Ursache für Leiden gibt, und sich freut, daß der einzige bedeutungsvolle Umstand in jedem Fall das unwandelbare Gesetz Gottes ist, das das Gute unausbleiblich macht.
Wenn wir gebetvoll über die Frage geistiger Ursächlichkeit nachsinnen, so wird unser Fortschritt himmelwärts beschleunigt. Das Denken erweitert sich und erschaut das Gesetz des göttlichen Prinzips als ununterbrochen wirkend, indem es seine eigenen gesetzmäßigen Verordnungen durchsetzt und falsche Gesetze aller Art zunichte macht. Diese falschen Gesetze werden zunichte gemacht, ob sie nun Gesetze der Naturwissenschaft, der scholastischen Theologie oder der Medizin genannt werden oder nicht. Sie werden zunichte gemacht, wenn sie als ungerechte Gesetzgebung auftreten und irgendwie drohen, geordnete Vorgänge und den geistigen Fortschritt der Menschheit zu unterdrücken.
Je klarer wir erkennen, daß die geistige Ursächlichkeit „die einzige Frage“ ist, „die in Betracht kommt“, desto vollständiger wird sich unser Bewußtsein der herrlichen Verkündung des Offenbarers auftun (Offenb. 19:6): „Der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen.“
