In der Christlichen Wissenschaft ist die rechte Absicht, die nicht getrennt werden kann von der christlich-wissenschaftlichen Anwendung geistiger Kraft, die notwendige Voraussetzung für Erfolg im Heilen von Sünde, Krankheit, Mangel und Tod. Als Christus Jesus Lazarus auferweckte, wies er darauf hin, daß dies zur Verherrlichung Gottes und des Sohnes Gottes geschehe (siehe Joh. 11:4, Menge-Bibel). Und bei seinem letzten Abendmahl mit den Jüngern erflehte Jesus wieder diese Verherrlichung mit den Worten (Joh. 17:5): „Und nun verherrliche du mich, Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“
Der Atheismus, der Zwist, die Sünde, die Krankheit und die Armut, die heute offensichtlich überhandnehmen, weisen auf die Notwendigkeit hin, ein klares Verständnis von Gott als dem Leben und Prinzip des Weltalls zu erlangen. Mit geringen Abweichungen sind die obenerwähnten Irrtümer die gleichen, wie die, welche Jesus auszutreiben suchte durch seine Gebete zur Verherrlichung des wahren Seins in Gott.
Der Hauptzweck von Jesu Demonstrationen der Wahrheit war, der Menschheit Gott als den Immanuel, oder „Gott mit uns“, klarzumachen. Daß dies auch unser Bestreben sein sollte — und nicht allein Befreiung von menschlichem Leiden — wird dem Christlichen Wissenschafter immer klarer.
Ein Wörterbuch gibt eine frühere Begriffsbestimmung des Wortes „klarmachen“ mit „verherrlichen, verklären“ an. Jesu Verklärung auf dem Berge (siehe Matth. 17:1–5) demonstrierte deutlich, daß die geistige Wesenheit des Menschen unendlich ist; sie veranschaulichte den Menschen, der zugleich mit Gott besteht.
Gott und Seine unendliche Kundwerdung wurden Mary Baker Eddy durch ihre Entdeckung der Christlichen Wissenschaft offenbart. Die Wahrheit des Seins zeigt, daß die Annahme, ein Sterblicher könne womöglich der Ausdruck des ewigen Geistes sein, ein Trugschluß ist. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Mensch die Idee Gottes ist.
In Beantwortung der Frage: „Verstehen Sie unter der Individualität Gottes, daß Gott eine endliche Form habe?“ schreibt Mrs. Eddy (Anfangsgründe der Göttlichen Wissenschaft, S. 3): „Nein, ich verstehe darunter das unendliche und göttliche Prinzip alles Seins, den immergegenwärtigen Ich bin, der allen Raum erfüllt, alles Gemüt, den einen Vater-Mutter Gott, in sich schließt. Leben, Wahrheit und Liebe bilden diese Dreiheit in Einheit; und ihr Weltall ist geistig, von vollkommenen, harmonischen und ewigen Wesen bevölkert, wovon unser Stoffweltall und die körperlichen Menschen nur die Nachahmungen sind.“
Wenn wir diese Tatsachen des Seins verstehen, finden wir die Grundlage für das Heilen in der Christlichen Wissenschaft. Diese Wissenschaft lehrt, daß alles Materielle unwahr ist. Die Krankheit und der Schmerz des physischen Körpers sind unwirklich, und wir können sie nur dadurch heilen, daß wir sie als falsche Annahmen erkennen.
Die Behandlung in der Christlichen Wissenschaft befaßt sich also niemals in erster Linie mit einer Änderung materieller Zustände. Ihr Ziel ist die Vergeistigung des Denkens, das Vermitteln eines klareren Verständnisses von Gott und dem Menschen. Das so erleuchtete Bewußtsein verliert seine Empfindung von Schmerz und Krankheit, und die körperlichen Krankheitserscheinungen verschwinden mithin. Das ist wahre Heilung.
Der Verfasser dieser Zeilen litt einmal an einer körperlichen Beschwerde, die lebensgefährlich zu werden drohte. Es handelte sich, allem Anschein nach, um eine Krankheit, über die viel veröffentlicht wurde und die man sehr fürchtete. Doch er ließ sich keine ärztliche Diagnose stellen. Er wußte, daß eine solche seine Furcht nur vergrößern und bestenfalls eine Diagnose über eine Phase des Nichts darstellen würde. Selbst in dieser höchsten Not konnte er die Komik erkennen, die darin liegt, etwas über ein Nichts erfahren zu wollen und ihm dann einen Namen zu geben. Es war ihm klar, daß Krankheit kein Teil seines geistigen — und einzigen — Menschentums war.
Von dem Augenblick an begann der Irrtum, seinen Schrecken für ihn zu verlieren, und der Körper funktionierte wieder normaler. Die Hauptsache war ihm jedoch nicht, von der körperlichen Beschwerde befreit zu werden. Er hatte den Wunsch, Gott zu verherrlichen durch die Demonstration eines klareren Begriffes von der geistigen Selbstheit des Menschen.
Obwohl sich der Zustand allmählich besserte, kam die vollständige Heilung ziemlich langsam. Sie war begleitet von einer Fähigkeit, immer klarer zu erkennen, daß die geistigen Eigenschaften des wahren Menschen — und nicht ein körperlicher Organismus — die wirkliche Selbstheit des Menschen bilden. Er ging während dieser Zeit seiner gewohnten Beschäftigung nach und unternahm sogar Bergwanderungen, wodurch die Herrschaft des Gemüts über den Körper bewiesen wurde.
Die Christliche Wissenschaft hat den Verfasser gelehrt, Krankheit als eine falsche Annahme zu betrachten, und nicht als eine Wirklichkeit. Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 377): „Die Verfasserin hat niemals einen Patienten gekannt, der nicht gesund geworden ist, sobald die Krankheitsannahme gewichen war. Beseitige den Hauptirrtum oder die herrschende Furcht dieses niederen sogenannten Gemüts, und du beseitigst sowohl die Ursache aller Krankheit, als auch die krankhafte oder erregte Tätigkeit eines jeden Organs. Auch beseitigst du auf diese Weise ebenso leicht sogenannte organische Krankheiten, wie funktionelle Störungen.“
Man erlangt ein immer besseres Verständnis und einen klareren Begriff von der geistigen Selbstheit, wenn man die Wahrheiten studiert, die in der Bibel und in Mrs. Eddys Schriften dargelegt werden. Es wird einem ganz natürlich, den vollkommenen Menschen zu sehen, anstatt eines sündigen, kranken und mittellosen Sterblichen. Man wird durchdrungen von dem Verlangen, die geistige Selbstheit als den Beweis des immergegenwärtigen Gottes zu demonstrieren. Man kommt immer mehr zu der Überzeugung, daß man durch die Klärung seines Begriffs von Gott und dem Menschen dazu beiträgt, das schließliche In-Erscheinung-Treten des Reiches Gottes zu beschleunigen und so Frieden, Wohlstand und Gesundheit in der ganzen Welt zu fördern.
