Die seeleninspirierten Patriarchen vernahmen die Stimme Wahrheit und redeten so bewußt mit Gott, wie der Mensch mit dem Menschen redet.“ So schreibt Mary Baker Eddy auf Seite 308 ihres Buchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“.
Überall in der Bibel finden wir inspirierende Berichte von geistig gesinnten Männern und Frauen, die durch das Gebet zu Gott wunderbare wunderbare Dinge vollbrachten. Indem sie ihre Gedanken fortgesetzt und erwartungsvoll zu Ihm wandten, empfingen sie spezielle göttliche Führung und Unterweisung und auch die Kraft, dieser Führung zu folgen und das zu vollbringen, was menschlich oftmals unmöglich erschien.
In dieser gegenwärtigen Zeit können noch die gleichen Ergebnisse erreicht werden. Durch verständnisvolles Gebet können wir alle uns die immergegenwärtige Hilfe und Führung Gottes zunutze machen.
Im Gebet des Herrn gab Christus Jesus uns besondere Anweisungen, wie wir richtig beten können. Wenn wir dieses Gebet zergliedern, stellen wir fest, daß es das Gebet der Bestätigung sowohl wie das Bittgebet in sich schließt. Es beginnt mit einer Bejahung, fährt fort mit Bitten und schließt mit einer Bejahung.
So lernen wir, daß beides, Bejahung und Bitte angebracht ist. Manchmal gebrauchen Christliche Wissenschafter nur das Gebet der Bejahung und schließen das Verneinen des Irrtums ein. Zu anderen Zeiten lassen sie dieser Bejahung das Bittgebet folgen, durch das sie Gott bitten, ihnen zu helfen, die Wahrheit zu verstehen, die sie vorher erklärt haben.
Solch eine Bitte ist oft eine wesentliche Notwendigkeit, um eine Demonstration von Gottes Macht, zu heilen und zu erlösen, zu vervollständigen. Jesus sagte ganz klar (Luk. 11:9): „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“
Einmal wies Jesus auf einen anderen sehr wichtigen Punkt des Gebetes hin — das Erwarten einer Antwort. Er sagte (Mark. 11:24): „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden.“ Manchmal mögen wir in einer mehr oder weniger gewohnheitsmäßigen Weise beten, aber ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. Doch es ist die Erwartung, die unsere Gedanken öffnet, um die gewünschte Antwort zu erkennen und zu empfangen.
Auf Seite 127 ihres Werkes „Vermischte Schriften“ sagt Mrs. Eddy: „Eines habe ich innig gewünscht, und ich bitte noch einmal ernstlich darum, daß die Christlichen Wissenschafter, hier und überall, täglich für sich selbst beten, nicht hörbar noch auf Knien, sondern im Herzen, demütig und inbrünstig. Wenn ein hungerndes Herz den himmlischen Vater-Mutter Gott um Brot bittet, wird ihm kein Stein gegeben, sondern mehr Gnade, mehr Gehorsam, mehr Liebe.“ Durch das Bittgebet empfangen wir Trost und Gewißheit.
Die Verfasserin hat viele unmißverständliche Antworten auf ihr Gebet empfangen. Bei einer Gelegenheit wurde sie eine Zeitlang belästigt durch einen sehr schmerzhaften und hartnäckigen Zustand ihrer Füße. Ernsthaft hatte sie das Gebet der Bejahung angewandt, indem sie die geistigen Tatsachen hinsichtlich Gottes und des Menschen, Seiner vollkommenen Widerspiegelung, erklärt und das scheinbare Gefühl des Schmerzes verneint hatte, doch ohne auch das Bittgebet anzuwenden.
Schließlich rief sie in ihrer Verzweiflung Gott an und bat Ihn, ihr die Wahrheit zu zeigen, derer sie bedurfte, um die Beschwerde zu überwinden. Dann öffnete sie wahllos „Wissenschaft und Gesundheit“ in der Erwartung einer Antwort auf ihr Gebet. Auf Seite 420 fand sie gerade die Botschaft die sie benötigte: „Lehre die Kranken, daß sie keine hilflosen Opfer sind, denn, wenn sie nur Wahrheit annehmen wollen, können sie der Krankheit ebenso sicher wie der Versuchung zur Sünde widerstehen und sie abwehren.“
Die ermutigenden Worte „keine hilflosen Opfer“ schienen wie eine starke, stützende Hand auf der Seite herauszuragen, und ihr Denken wurde sofort beschwichtigt. Dann, viel ruhiger, las sie den Satz weiter und kam an die Worte „können sie der Krankheit ebenso sicher wie der Versuchung zur Sünde widerstehen und sie abwehren.“
Sie wußte, daß sie mit Gottes Hilfe der Versuchung widerstehen könnte, mürrisch, selbstisch oder rücksichtslos zu sein; aber hier war die außergewöhnliche Behauptung gemacht, daß sie gleichermaßen auch der Versuchung widerstehen konnte, an Krankheit zu glauben. Doch wie sollte das geschehen?
Die Antwort fand sich in demselben Satz wie folgt: „wenn sie nur Wahrheit annehmen wollen“. Sie wußte, daß Gott — die göttliche Wahrheit — den Menschen jetzt und immerdar in vollkommener, unwandelbarer Harmonie regiert, daß Sein Gesetz das Gesetz der Freiheit und Herrschaft für alle Seine geliebten Ideen ist, und daß es tatsächlich kein Gesetz gibt außer dem mächtigen Gesetz Gottes.
Sie empfand den ernsthaften Wunsch, sich dieser bedeutenden Tatsachen mehr bewußt zu werden, sie zu beweisen und dadurch Gott zu verherrlichen. Ein tiefes Gefühl des Friedens und der Ruhe überkam sie, und sie ruhte in dieser Stille. Später, am gleichen Tage stellte sie fest, daß sie vollkommen geheilt war.
Beten befähigt uns, in ständiger und bewußter Verbindung mit Gott zu bleiben und auf diese Weise stark und zuversichtlich den Tätigkeiten eines jeden Tages entgegenzugehen, wohl wissend, daß wir in jedem Augenblick um Führung, Unterweisung und Kraft bitten und sie auch empfangen können, um alles richtig und wirkungsvoll auszuführen, was von uns gefordert wird.
Durch verständnisvolles Gebet empfangen wir Frieden und Ruhe. Wie das Lied Nr. 149 im christlich-wissenschaftlichen Liederbuch sagt:
„Vor Gottes Liebe Furcht und Kummer schwinden,
Wie Dunkelheit gibt Raum dem Tageslicht;
Verständnisvoll Gebet wird stets erhöret,
Wenn uns das Gottvertrauen nicht gebricht.“
 
    
