„Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel“, erklärte Jesus in seiner Bergpredigt (Matth. 5:3 7).
Beim Erteilen einer christlich-wissenschaftlichen Behandlung ist es von größter Wichtigkeit, die absolute Wahrheit zu behaupten. Es ist auch notwendig, das Böse zu leugnen, das, obwohl es jeder Grundlage entbehrt, dennoch Anspruch auf wirkliches Vorhandensein erhebt. Mit unüberzeugtem oder einschränkendem Bejahen oder Verneinen können wir keinen Erfolg erzielen. So ist es, zum Beispiel, nicht christlich-wissenschaftlich, zu erklären, daß Gott Geist und Alles-in-allem sei, daß aber die Materie in dieser Allheit einen Platz habe, oder, daß Krankheit zwar unwirklich sei, aber dennoch Existenz und Dauer besitze. Wir müssen unser Bejahen wie unser Verneinen mit größter Überzeugung und Bestimmtheit vorbringen, und es muß sich einzig und allein auf die geistige Wirklichkeit gründen. Was die geistige Tatsache Gott, unserm Schöpfer, bedeutet, muß in der Behandlung vorgebracht werden. Unser „Ja, ja“ muß heißen, daß Gott der Geist ist und der Mensch Sein vollkommenes Kind. Unser „Nein, nein“ muß heißen, daß es keine Materie gibt; daß Krankheit unwirklich ist und daher keine Existenz besitzt, keine Macht, keinen Körper, keine Dauer. „Wahrheit ist bejahend und verleiht Harmonie“, schreibt Mary Baker Eddy auf Seite 418 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“.
In einem Gerichtsverfahren pflegt ein Angeklagter, der zu Unrecht beschuldigt worden ist, jede in der Anklage enthaltene falsche Behauptung, im Allgemeinen und im Besonderen, in Abrede zu stellen. In den meisten Fällen wird er zudem noch etwas Positives zu seiner Verteidigung vorbringen. Er wird richtige Angaben machen, die darauf hindeuten, daß es unverantwortlich und ungerecht wäre, wenn der Kläger den Prozeß gewinnen würde. Geradeso sollten wir, wenn uns ein Anspruch von Krankheit oder Sünde entgegentritt, den irrigen Anspruch sofort, im Allgemeinen wie auch im Besonderen, leugnen. Wir sollten nicht einen einzigen Augenblick lang zugeben, daß der Irrtum wahr oder wirklich sei; denn der Irrtum hat keine Substanz, hat weder Existenz noch rechtliche Stellung in Gottes Reich, der wirklichen Wohnstätte des Menschen. Jesaja sagte (33:24): „Und kein Einwohner wird sagen: Ich bin schwach. Denn das Volk, das darin wohnt, wird Vergebung der Sünde haben.“
Wenn wir gegen den Irrtum ankämpfen, so muß unser „Nein, nein“ eine starke Zurückweisung dessen sein, das Gott entgegengesetzt ist. „Wer immer sagen möchte, ‚recht ist gut, und schlecht ist gut', hat keine Wahrheit zu verteidigen,“ schreibt Mrs. Eddy in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 371). Und weiterhin erklärt sie: „Mit dem Irrtum in irgendeiner Weise sympathisieren, heißt nicht, ihn berichtigen; aber der Irrtum strebt immer danach, sich durch eine Erklärung gemeinsamen Ziels mit der Wahrheit zu verbinden und sich so Auftrieb zu geben. Was steckt hinter dieser Maske anderes als Irrtum, der sich mit fremden Federn schmückt?“
Ein wesentlicher Punkt bei der Behandlung ist die positive Verteidigung. Da diese Phase der Behandlung eine Feststellung absoluter Wahrheit ist und keinerlei Irrtum zuläßt, ist sie ipso facto schon eine Verneinung des Irrtums. Diese Verteidigung ist wie der Gegensatz des Sonnenlichts zur Finsternis der Nacht: sie löscht die Finsternis des Irrtums aus, ohne überhaupt etwas von ihrem Vorhandensein zu wissen; denn für das Licht existiert keine Finsternis. Die positive Verteidigung richtet die geistige Wirklichkeit des Seins, den Christus, die Wahrheit, so vollkommen auf, daß die Krankheit oder das Böse verschwindet, da es ja nur eine sterbliche Mutmaßung ist, die jeder Grundlage entbehrt — ein unhaltbarer, unglaubhafter, unmöglicher Anspruch.
Was ist nun also unsre positive Verteidigung? Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 418): „Durch die wahrheitsgemäßen Argumente, die du anwendest, und besonders durch den Geist der Wahrheit und Liebe, den du hegst, wirst du die Kranken heilen.“ Wahrheit und Liebe bilden unsere positive Verteidigung. Wahrheit und Liebe bestätigen, daß Gott Alles-in-allem, daß Er vollkommen, vollständig, allmächtig, allgegenwärtig und allwissend ist. Sie erklären, daß alle rechten Ideen in Gott leben und den unendlichen Einen vollkommen zum Ausdruck bringen. Der vollkommene Mensch weilt in der vollkommenen Liebe; folglich spiegelt er nur die ewigen, vollkommenen Eigenschaften der göttlichen Liebe wider.
In der Bibel wird oftmals von Gott als einer Schutzwehr gesprochen. Der Psalmist sagte (Ps. 7:11): „Mein Schild ist bei Gott, der den frommen Herzen hilft.“ Unsre Verteidigung besteht nicht allein darin, daß wir die Unwirklichkeit des Irrtums erkennen, sondern sie kommt von Gott — von der sich entfaltenden Erkenntnis Gottes und Seiner liebevollen Beziehung zum Menschen. Gott zur Schutzwehr zu haben, heißt, sich in richtiger Weise mit Ihm zu verbinden, ein klares Verständnis von des Menschen geistiger Beziehung zu Ihm zu erlangen.
Da Gott Alles-in-allem und vollkommen ist, wird auch der Mensch, Seine Idee, einzig mit Vollkommenheit gesegnet. Die Idee Gottes erfährt durch die Entfaltung ihres Zum-Ausdruck-Kommens weder eine Materialisierung noch eine Erniedrigung. Die Kundwerdung ist niemals von ihrer Quelle getrennt. Sie ist auf ewig eins mit ihrem Ursprung und muß ebenso rein, geistig und vollkommen sein wie ihr Schöpfer. Der reine Geist gibt seinen eigenen vollkommenen Ideen das Sein. Der Geist bildet Ideen und erhält sie in ihrer uranfänglichen Vollkommenheit. Diese Ideen sind geistig, da kein Irrtum in den Bereich des Geistes eindringen und die Schöpfung Gottes sterblich machen kann.
Der Geist bringt seine eigene Selbstheit in Ideen zum Ausdruck, und diese Ideen sind unsterblich. Die Liebe erklärt, daß ihre gesamte Schöpfung der göttlichen Liebe gleiche und liebenswert sei. Die Wahrheit bezeugt die unantastbare Vollkommenheit des Menschen. Der Mensch ist nicht das Opfer falscher Ansprüche von Krankheit oder Sünde, da der Mensch der vollkommene, geistige Ausdruck Gottes ist. Der Mensch empfängt alles Gute von Gott. Er besitzt Gesundheit, da er in Gott weilt, dem Urquell vollkommener Gesundheit. Er besitzt Reinheit, da der Geist der einzige Urheber seines Seins ist und es im Geist keine Unreinheit gibt. Das entschlossene Festhalten an der absoluten Wahrheit läßt den Christus, die Wahrheit, im menschlichen Bewußtsein wirksam werden, und die Wahrheit heilt sodann die Kranken und zerstört die Sünde.
Als Anwalt für die Verteidigung müssen wir unseren Fall auf wissenschaftliche Weise vertreten. Wir dürfen weder im Bejahen noch im Verneinen schwankend, sein. Darum sollte nun also unsre Verteidigung ein entschiedenes „Ja, ja“ für Gott und Seine Schöpfung, und ein ebenso entschiedenes „Nein, nein“ gegen die Ansprüche des Bösen, der Sünde, der Krankheit und des Todes, sein.
 
    
