Die Bibel erwähnt Gott oft als einen König. Um die Bedeutung dieser Anwendung des Ausdruckes voll zu erfassen, ist es von Nutzen, sich von den modernen Staatsbegriffen mit seinen verfassungsmäßigen Königen und Titular-Herrschern abzuwenden und sich die Gedankeneinstellung zu vergegenwärtigen, die zu dem Brauch führte, die Gottheit als einen Herrscher zu betrachten.
In der alten biblischen Geschichte war ein König oft ein absoluter Herrscher, der das Leben und das Wohlergehen seiner Untertanen regierte. Gegen seine Entscheidungen war eine Berufung kaum möglich. Er herrschte, ohne je in Frage gestellt zu werden und ohne einen Ebenbürtigen. Als man die Idee einer liebenden geistigen Macht auszudrücken suchte, die die Geschicke der Menschen regierte, war es daher natürlich, diese Macht zu personifizieren, indem man ihr den Königstitel verlieh.
Was konnte einem Volke, das gewöhnt war, die Kniee vor einem menschlichen Herrscher zu beugen, normaler erscheinen, als diese Art der Huldigung auf einen geistigen Herrscher zu übertragen? Doch führte unglücklicherweise dieser Brauch scheinbar dazu, auf den göttlichen Königstitel auch manches von den Eigenheiten eines menschlichen Herrschers zu übertragen, und damit einen Begriff von Gott als wandelbar, unberechenbar und rachsüchtig heraufzubeschwören.
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