Wie oft weichen zwei Berichte über den gleichen Gegenstand wegen der individuellen Einstellung völlig voneinander ab. Im 13. und 14. Kapitel des Vierten Buches Mose findet man ein bemerkenswertes Beispiel dafür. Hier wird von der Erkundung des Landes Kanaan durch eine ausgewählte Gruppe von zwölf Männern berichtet, die von Moses in Gehorsam gegen Gottes Geheiß ausgesandt worden waren.
Bei ihrer Rückkehr 40 Tage später berichteten zehn von den Männern den Israeliten, daß es sich um ein Land mit befestigten Städten und starken Einwohnern handele, die zu überwinden die Israeliten nicht in der Lage sein würden. Die anderen jedoch forderten ein sofortiges Vordringen, beschrieben das Land mit glühenden Worten und sagten (4. Mose 14:7–9): „Das Land, das wir durchwandelt haben, es zu erkunden, ist sehr gut. Wenn der Herr uns gnädig ist, so wird er uns in das Land bringen und es uns geben, ein Land, darin Milch und Honig fließt. Fallet nur nicht ab vom Herrn und fürchtet euch vor dem Volk dieses Landes nicht.“
Beide Berichte konnten offensichtlich nicht wahr sein; und im Lichte der späteren Ereignisse kann man zu dem Schluß kommen, daß die eine Gruppe das Land durch die Augen des unzuverlässigen, persönlichen Sinnes, der Furcht und Begrenzung betrachtet, während die andere Gruppe es von dem wahreren Standpunkt geistiger Erkenntnis, der Herrschaft und des reichen Guten aus geschaut hatte.
Weil die Israeliten sich von Aberglauben und Furcht beeinflussen ließen, nahmen sie den Mehrheitsbericht des unerleuchteten Denkens an und verzögerten dadurch ihren Eintritt in das Gelobte Land um viele mühselige Jahre.
Die Christliche Wissenschaft, die von Mary Baker Eddy entdeckt und gegründet wurde, lehrt, daß das Zeugnis des materiellen Sinnes unzuverlässig sei, weil es falsch ist und unfähig, ein wahres Bild zu geben. Dieser unwirkliche Sinn sieht seine eigenen täuschenden Vorstellungen als materielle Zustände vergegenständlicht und übermittelt diese Wahrnehmung dem leicht zu beeindruckenden sterblichen Denken. Im Verhältnis zu unserem geistigen Verständnis nehmen wir dieses Zeugnis an oder weisen es zurück.
Auf keinem Gebiet der menschlichen Erfahrung wird diese falsche Wahrnehmung verbreiteter und bereitwilliger angenommen als auf dem der Gesundheit. Berichte von Herz, Magen oder Nerven werden oft ohne Frage angenommen, und wir erleben die schmerzhaften Zustände unserer eigenen Annahmen.
Christus Jesus, dessen Worte und Werke die Christliche Wissenschaft erläutert, nahm niemals den Augenschein an, den ihm die körperlichen Sinne darboten, noch ließ er sich von Berichten über Krankheit oder Sünde beeinflussen. Seine klare Beweisführung war von Gott, dem unendlichen Gemüt, hergeleitet, und er erkannte das Gemüt als die einzige Quelle richtiger Berichte über den Menschen und das Universum an. Dem körperlichen Zeugnis gegenübergestellt, das von Blindheit, Lähmung oder Tod als der scheinbaren Wirklichkeit des Daseins berichtete, widerlegte er mit geistiger Logik all diese falschen Schlüsse und bewies die Richtigkeit seiner Argumentation, indem er alle Arten unharmonischer Zustände heilte.
Der Meister erkannte das wahre Wesen und Sein des Menschen als zum Gleichnis Gottes geschaffen und daher niemals den chronischen Annahmen unterworfen, die oft die menschliche Erfahrung beeinträchtigen. Er wußte und bewies, daß Gesundheit und Heiligkeit Widerspiegelungen Gottes sind, niemals Zustände der Materie.
Der Christus, als der gütige Einfluß der Liebe in menschlichen Angelegenheiten, ist immer gegenwärtig, um des Menschen göttliche Kindschaft, sein vollkommenes Menschentum, zu offenbaren. Kein Schatten der Sterblichkeit kann über den Strahlenglanz einer geistigen Idee fallen, und tatsächlich gibt es keine böse Macht, die jemandes Eintritt in das gelobte Land der Macht über den Irrtum verhindern kann.
Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mrs. Eddy (S. 298): „Das, was materieller Sinn genannt wird, kann nur über einen sterblichen, zeitweiligen Sinn der Dinge berichten, wohingegen der geistige Sinn allein für die Wahrheit Zeugnis ablegen kann. Für den materiellen Sinn ist das Unwirkliche das Wirkliche, bis dieser Sinn durch die Christliche Wissenschaft berichtigt wird.“
Sind wir scheinbar eine lange Zeit in der Wüste der Verwirrung, Verzweiflung oder Enttäuschung gewesen? Dann laßt uns anfangen, die Berichte des sterblichen Sinnes zurückzuweisen und des Menschen gottgegebene Vollkommenheit zu beanspruchen. Mit der Gewißheit geistiger Erkenntnis, die niemals irrt und niemals falsch beeinflußt wird, laßt uns unsere Rechtsgewalt über die Materie beanspruchen. Ungeachtet der lauten Forderungen der physischen Sinne nach Anerkennung, haben wir die göttliche Fähigkeit, sie zurückzuweisen und die Aussagen der Wahrheit mit ihren tröstlichen Verheißungen der Harmonie, der Gesundheit und des Friedens anzunehmen.
Diejenigen, die nur die Berichte der Wahrheit annehmen, werden die göttlichen Mitteilungen von Harmonie, Gesundheit und Frieden empfangen; und sie werden unfehlbar in das Bewußtsein des ewigen Zusammenbestehens mit dem Vater und Schöpfer unser aller eingehen. In diesem geistigen Daseinszustand gibt es kein Untergehen der wahren Individualität, kein Aufhören freudiger, fruchtbarer Tätigkeit.
Das Verständnis von des Menschen ungebrochener, fortgesetzter Verbundenheit mit Gott ist die wirksamste Versicherung, die uns gegen Unglück oder Disharmonie bekannt ist. Ohne die gedankenlose Aufnahme des kollektiven menschlichen Glaubens würden die Berichte über Sünde, Alter, Krankheit und selbst den Tod keine Unterstützung, keine Grundlage haben. Die Ansprüche der Sterblichkeit haben keinen Einfluß auf unsere Gesundheit und unser Glück, wenn sie nicht angenommen und nicht geglaubt werden.
Eine Christliche Wissenschafterin erwachte eines Morgens mit einer schmerzhaften Steifheit des Halses. In der Erinnerung an vergangene Erfahrungen, bei denen derartige Zustände langwierig und schwierig gewesen waren, war sie einen Augenblick entmutigt. Doch dann rief sie sich sogleich die Erfahrung der Israeliten ins Gedächtnis, die fälschlicherweise beeinflußt worden waren, die entmutigenden und völlig irrigen Berichte der zehn Kundschafter anzunehmen.
Entschieden und mit geistiger Kraft wies sie den Anschein von Schmerz und Entzündung zurück. Ehrfürchtig erkannte sie an, daß der Mensch die Widerspiegelung Gottes ist, empfangen durch die göttliche Liebe, entwickelt durch das unendliche Gemüt und erhalten durch das ewig wirksame Gesetz des Lebens. Voller Freude behauptete sie, daß die Vollkommenheit der geistigen Widerspiegelung unverletzt ist, und daß kein zersetzendes Element oder irriger Bericht jemals des Menschen ungetrübten und vollkommenen Ausdruck von Gesundheit beeinträchtigen kann.
Ihr kluges und verständnisvolles Zurückweisen des Irrtums, zusammen mit ihrer geistigen Erkenntnis von der Wirklichkeit des Guten bewirkten eine vollständige Heilung innerhalb einer Stunde. Sie hatte erneut die Erklärung unserer Führerin bewiesen (ebd., S. 298): „Der geistige Sinn, der den materiellen Sinnen widerspricht, schließt Intuition, Hoffnung, Glaube, Verständnis, reife Fülle und Wirklichkeit in sich.“
Die geistig inspirierten Menschen verschiedener Zeitalter haben den Unglauben und Spott der weltlich Gesinnten erfahren, wenn sie ihre Berichte und Prophezeiungen von der sich entfaltenden Wirklichkeit darboten. Trotzdem sind sie mit der Gewißheit ihrer Inspiration zu ihrem Ziel der Gottseligkeit vorgedrungen und haben sich fest an die Offenbarungen gehalten, die ihnen geworden waren. So sah zum Beispiel Jesaja mit der Klarheit und Gewißheit geistiger Überzeugung das kommende Messianische Zeitalter voraus und prophezeite es. Obwohl das allgemeine Denken nur Materialität und persönliche Gesichtspunkte wahrnahm, waren die Anzeichen vom Erscheinen der Wahrheit für ihn klar ersichtlich. Er fragte (Jes. 53:1): „Wer glaubt unsrer Predigt, und wem wird der Arm des Herrn offenbart?“
Wir sollten die Berichte, die uns dargeboten werden, abwägen! Wir sollten sie im Lichte der göttlichen Wissenschaft prüfen. Dann werden wir nicht vom Zeugnis der materiellen Sinne getäuscht werden, sondern werden das Gute als unseren gegenwärtigen Besitz beanspruchen und Schritt für Schritt in das Reich alles Guten eintreten.
