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Eltern und Kind

Aus der Mai 1960-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Von allen menschlichen Beziehungen ist die Beziehung zwischen Eltern und Kind die engste, die Beziehung, die den größten Schutz gewährt und am längsten anhält. Aber wie lieb und wie eng diese Bindung auch sein mag, sie ist nur der schwache Abglanz der Beziehung, die den Menschen, das Kind Gottes, an seinen Vater-Mutter Gott — den geistigen Sprößling an das göttliche Elterngemüt — bindet.

Das menschliche Elternamt hat seine Freuden und Verantwortungen, es bringt große Befriedigung und Belohnung, aber es verlangt auch Aufopferung und Selbstverleugnung. Es mag auch Sorgen und Enttäuschungen mit sich bringen. Je näher es der Widerspiegelung des göttlichen Elterntums — in seiner wahren Tönung — kommt, desto beglückender, heilsamer und erfolgreicher wird das menschliche Elternamt werden. Die Lehren der Christlichen Wissenschaft enthalten diesbezüglich sowohl für die Eltern wie auch für das Kind unschätzbare Lektionen.

Die Verbindung zwischen Gott und Seinem Kind ist untrennbar, denn sie stellt eine geistige Beziehung dar. Auch können die gegenseitigen Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten aus dieser Verbindung niemals enden. Dieses Verhältnis zueinander ist nicht nur eng, sondern es ist zugleich der Ausdruck eines ewigen Zusammenbestehens. Kein äußerer Einfluß kann es unterbrechen, seine unwandelbare Harmonie störend beeinflussen, seine Freuden vernichten oder seine Segnungen abwenden. Die Demonstration Christi Jesu, welche die Fortdauer dieses Verhältnisses auch nach dem Tode bewies, gibt die Ermächtigung für diese Lehren.

Die göttliche Elternschaft sichert ihrem Sprößling vollkommene Befähigung, Führung und vollkommenen Schutz, und verleiht ihm ein Leben, das ihn stets auf dem Gipfel der Nützlichkeit und im ewigen Mittag des Menschentums sieht. Anders als die menschlichen Eltern, die sich um das gegenwärtige und zukünftige Wohl ihrer Kinder sorgen, kennt das göttliche Elterngemüt weder Besorgnis noch Zweifel hinsichtlich Seiner Ideen, denn keine Suggestion von Zufall noch Furcht vor Schwankungen beeinträchtigt jemals Gottes Kenntnis Seiner selbst als der all-lenkenden Intelligenz und einzigen Macht Seines Weltalls, in welchem Seine Kinder ihr furchtloses, glückliches und erfolgreiches Sein haben.

Wenn Eltern sich das Wesen dieser Beziehung verständnisvoll zu eigen machen, so wird diese für die menschliche Wahrnehmung in die Erscheinung treten und mannigfache Segnungen bringen — für die Eltern sowohl wie für das Kind — Segnungen die sonst vielleicht auch weiterhin durch elterliche Besorgnisse oder eine übertriebene Vorstellung von menschlicher Verantwortung verborgen bleiben.

Das Gotteskind — die Widerspiegelung Gottes — kennt seinen Vater-Mutter Gott und ist Ihm gehorsam, denn die Widerspiegelung kann gar nicht anders als gehorsam sein; die geistige Idee steht immerdar im Einklang mit ihrem Prinzip, denn der Mensch — als Ausdruck Gottes — existiert zugleich mit dem göttlichen Prinzip, seinem Urquell.

Eltern neigen mitunter dazu, zu glauben, daß sich ihr eigenes Dasein in einem gewissen Sinne in ihren Kindern forterhalte. Dies erweckt zuweilen in den Eltern den Wunsch, ihre Kinder auf gewissen Fachgebieten erfolgreich zu sehen, auf welchen sie selbst einen Erfolg angestrebt haben, der ihnen jedoch versagt blieb. Diese falsche Auffassung mag das Ergebnis des menschlichen Verlangens nach einer Fortdauer des Lebens sein, aber sie ist völlig irrig, denn sie setzt sich über die Tatsache hinweg, daß das Kind eine gesonderte und klar ausgeprägte Individualität ist.

Da ein solcher Versuch, die Individualität eines andern zu absorbieren, in direktem Gegensatz zu der Wahrheit des Seins steht, kann er weder den Eltern noch dem Kind Befriedigung, sondern beiden Teilen nur Enttäuschung und inneres Unglück bringen. Der Versuch, das Kind seiner Individualität zu berauben, führt zu einer Beherrschung des Kindes, wodurch seine Entfaltung gehemmt wird. Es führt zu einer starken Entwicklung des menschlichen Willens in den Eltern und schließlich zu Groll und Bitterkeit beim Kind.

Zu wissen und zu erklären, daß die wahre Individualität des Kindes im göttlichen Gemüt begründet ist, daß sie von Gott geformt wurde und daher vollständig entwickelt ist, heißt das Kind geistig freigeben. Wenn dann das sich entfaltende Denken mit maßvollem Rat geleitet und dem Kind liebevoll versichert wird, daß Gott ihm die Fähigkeit verliehen hat, die rechte Idee zu erkennen, und die Liebe, ihr zu folgen, so heißt das, ihm den wahren Begriff seiner von Gott regierten Unabhängigkeit zu vermitteln. Es bedeutet, sich an der ungehemmten Entfaltung des Kindes zu erfreuen und seine Hochachtung und Dankbarkeit zu erwerben — was das wirkliche Glück der Eltern ausmacht.

Da der Mensch das Kind Gottes ist, so stammen seine Fähigkeiten, seine Eigenschaften und seine Stärke nicht von ihm selbst oder von menschlichen Vorfahren her, sondern sie gehen von Gott aus und sind ein Teil seiner ewigen, wahren Wesenheit, die in individueller Form, die Widerspiegelung des Geistes ist — seines Vater-Mutter Gottes. Die absolute Wahrheit über die Erbanlagen und die Natur des Menschen, wie sie seinem wahren Ursprung innewohnen, wird von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, in der folgenden alles-einschließenden Erklärung zusammengefaßt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 63): „In der Wissenschaft ist der Mensch der Sprößling des Geistes. Das Schöne, das Gute und das Reine sind seine Ahnen. Sein Ursprung liegt nicht im tierischen Instinkt wie der Ursprung der Sterblichen, noch geht der Mensch durch materielle Zustände hindurch, ehe er die Intelligenz erreicht. Geist ist seine ursprüngliche und endgültige Quelle des Seins; Gott ist sein Vater, und Leben das Gesetz seines Seins.“

Wenn Eltern erkennen, daß diese Tatsachen die Wahrheit über ihr eignes Sein sowohl wie über das ihres Kindes darstellen, so wird sie dies veranlassen, das Kind nicht mit sich selbst sondern völlig mit Gott zu identifizieren. Sie werden dann fähig sein, der aus dem allgemein verbreiteten menschlichen Denken stammenden Suggestion zu widerstehen, daß sowohl die Tugenden als auch die Eigenheiten ihres Kindes die Fortsetzung oder das Wiederauftreten ihrer eigenen Eigenschaften oder der Eigenschaften ihrer Vorfahren darstellen.

Mrs. Eddy lehrt in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 72): „Die Wissenschaft verwirft den Menschen als Schöpfer und offenbart die ewigen Harmonien des einzig lebendigen und wahren Ursprungs, Gottes.“ Wenn die Eltern den göttlichen Ursprung der göttlichen Idee, des Menschen, anerkennen, so wird es ihnen dadurch möglich, mit gleicher Bereitwilligkeit die Suggestionen von Vererbung zurückzuweisen, ganz gleich ob diese von einer ererbten kräftigen Konstitution oder von angeborener Schwächlichkeit, von ererbten mentalen, sittlichen oder körperlichen Eigenschaften irgendwelcher Art sprechen mögen, seien es nun gute oder schlechte. Sie werden dann auch fähig sein, die anmaßenden Suggestionen auszuschalten, daß sie selbst Vermittler von Intelligenz und Tugend seien, denn diese Annahme kann nur zu Begrenzung und Enttäuschung führen.

Das Kind als die Widerspiegelung Gottes zu sehen und es somit seinem innersten Wesen nach als mit Ihm, dem all-schöpferischen Gemüt, übereinstimmend zu erkennen, dies wird sowohl das Denken der Eltern wie das des Kindes von dem Druck der materiellen Vorstellung vom Selbst befreien, und wird dem Kinde gestatten, sich ungehindert durch jene falsche Vorstellung frei zu entfalten. Die Eltern werden darauf nicht stolz sein, sondern sie werden sich darüber freuen, und es wird sich als ein fortdauernder Segen für das Kind erweisen.

Von dem Verständnis geleitet zu werden, daß das Kind in der Obhut und unter der Führung Gottes steht, und es schon frühzeitig zu lehren, das Elterngemüt als seinen wahren Vater-Mutter Gott zu erkennen, an den es sich in allen Lebenslagen wenden kann, mag manchen Eltern als Mangel an natürlicher Zuneigung und rechtem Verständnis für elterliche Verpflichtung erscheinen. Dies ist aber keineswegs der Fall. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kind — wie es in der Christlichen Wissenschaft verstanden wird — ist deshalb nicht weniger innig, weil es frei ist, nicht nur von elterlichen Besorgnissen sondern auch von einem schwächenden Abhängigkeitsgefühl auf Seiten des Kindes. Da das Freisein von Furcht kennzeichnend ist für dieses Verhältnis, so läßt es mehr Raum für geistigen Mut, inneres Glück und wahre Errungenschaften.

Wenn gemeinsame Liebe und Verehrung für einen Gott, den sie verstehen, die Eltern und das Kind miteinander verbinden, dann wird ihre natürliche Zuneigung zueinander — unberührt von Selbstsucht oder dem sterblichen Drang nach Selbstbefriedigung — geistig und von Dauer sein. Und beide Teile werden dadurch geistig erhoben werden.

Durch das Beispiel seiner Eltern inspiriert, wird das Kind aufwachsen, überzeugt von der Güte der göttlichen Gesetze, von denen der Verfasser des Buches der Sprüche vertrauensvoll sagt (6:22, 23): „Wenn du gehst, daß sie dich geleiten; wenn du dich legst, daß sie dich bewahren; wenn du aufwachst, daß sie zu dir sprechen. Denn das Gebot ist eine Leuchte und das Gesetz ein Licht, und die Strafe der Zucht ist ein Weg des Lebens.“

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