Viele erinnern sich mit Freude und Dankbarkeit an ihre erste Zeit in der Christlichen Wissenschaft, als die geistige Schau von der Allheit Gottes und der Vollkommenheit des Menschen in Seinem Bilde mit all ihrem ersten strahlenden Licht über sie hereinbrach. Viele vermochten sich durch Heiligung und Selbsthingabe ihre Freude und Begeisterung durch die Jahre hindurch zu erhalten; andere schauen verlangend zurück und sehnen sich danach, ihre erste heilige Freude wiederzuerlangen. Laßt uns erwägen, wie unsere erste Liebe zur Christlichen Wissenschaft wieder gefestigt und durch erneute Hingabe beständig erweitert werden kann.
Wenn auch bei einigen Christlichen Wissenschaftern in der ersten Zeit der ungehemmte Eifer über ihre Weisheit hinausgeschossen sein mag, so behält dennoch das, was Emerson schrieb, seine Gültigkeit: „Nichts Großes wurde je erreicht ohne Begeisterung.“ Es ist wahr, daß keine große Bewegung sich lange gehalten hat ohne Begeisterung der rechten Art — eine von Gott eingegebene Inspiration und einen von Weisheit geleiteten Tatendrang.
Um unsere Hingabe an die Christliche Wissenschaft immer lebendig zu erhalten, muß unsere geistige Inspiration aus ihrer unerschöpflichen Quelle, Gott, dem göttlichen Gemüt, unaufhörlich neue Nahrung erhalten. Der Teich, der nicht einen ständigen Zufluß frischen Wassers hat, versumpft; aber der Fluß, der beständig von den Bergeshöhen gespeist wird, behält seine Frische und Reinheit, fördert das Wachstum und bringt Segen, wohin er auch fließt.
„Hungern und dürsten [wir] nach der Gerechtigkeit“ (Matth. 5:6)? Studieren wir eifrig unsere Lehrbücher, die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“, und mit demselben Ernst, demselben geistigen Hunger und derselben freudigen Erwartung des Guten, die einst unser Studium kennzeichneten?
Mrs. Eddy erklärt in einer Erläuterung zu Christi Jesu Gleichnis von den törichten Jungfrauen in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 342): „Sie achteten ihrer Trägheit, ihrer schwindenden Tatkraft nicht; daher der stetige Niedergang des geistigen Lichtes, bis sie bei mitternächtlichem Dunkel die besser versorgten Lampen von den getreuen borgen wollten.“
Wenn wir vernachlässigt haben, unser geistiges Licht zu hüten, so ist es nicht zu spät, unser Leben aufs neue Gott zu weihen und die folgenden Worte aus einem beliebten Lied in dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft zu beweisen (Nr. 51):
„Die Sehnsucht, gut und wahr zu sein,
Hat himmlisch' Licht entfacht.“
Ein erster Schritt ist also, ein ernstes Verlangen nach erneuter Hingabe zu hegen. Ein zweiter Schritt könnte sehr wohl eine Selbstprüfung sein, und ein dritter die Bereitwilligkeit, alles aufzugeben, das den Anspruch erheben mag, unsern geistigen Blick umwölkt zu haben. Noch ein weiterer Schritt ist Selbstdisziplin. Wir mögen dazu geführt werden, außer unserem Gebet und dem systematischen Studium der Bibellektionen im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft uns einen regelrechten Plan zurechtzulegen, nach dem wir die Bibel und die Werke von Mrs. Eddy fortlaufend lesen und studieren.
Es mag sein, daß wir dem Anspruch von zahllosen menschlich bedingten Unterbrechungen oder sogar dem Widerstand in unserem eigenen Denken gegen dieses erneute Bemühen entgegentreten müssen. Wenn wir jedoch getreulich bei diesem Studium beharren und die Wahrheiten, die wir verstehen gelernt haben, in unserm täglichen Leben praktisch anwenden, wird es nicht lange dauern, bis die Freude der geistigen Inspiration wieder unser eigen ist. Und die geistige Idee wird von unserm Bewußtsein Besitz ergreifen und einen ewig anhaltenden Strom von Inspiration und Offenbarung mit sich bringen.
Nachdem der Offenbarer die gute Arbeit der Kirche in Ephesus gelobt hatte, schrieb er (Offenb. 2:4): „Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlässest.“ Welche Hingabe wird von den Mitgliedern einer christlich-wissenschaftlichen Zweigkirche verlangt, während ihre Kirche gebaut wird! Und mit welcher Freude und Begeisterung weihen sie die Kirche ein, wenn sie schuldenfrei ist! Nachdem dieses lobenswerte Ziel erreicht ist, sollten die Mitglieder immer auf der Hut sein vor jenen Feinden des geistigen Fortschritts: Selbstzufriedenheit und Gleichgültigeit. Beliebtheit kann ein heimtückischerer Feind sein als Verfolgung!
Eine Verminderung der Bereitwilligkeit mitzuarbeiten bei einigen, ein Ermatten der Begeisterung bei der Unterstützung unserer christlich-wissenschaftlichen Vorträge und anderer Tätigkeiten und ein Nachlassen im Kirchenbesuch, besonders bei den Mittwochabend-Zeugnisversammlungen, bringt zuweilen den Mitgliedern die Notwendigkeit einer erneuten Hingabe eindringlich zum Bewußtsein. Einige Kirchen haben daher, weil sie spürten, daß ein solches Bedürfnis vorlag, „Versammlungen für erneute Hingabe“ eingerichtet.
Die geistige Bedeutung von „Kirche“, wie sie auf Seite 583 von „Wissenschaft und Gesundheit“ definiert wird als „der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht“, ist die Grundlage aller Kirchenarbeit. Die Kirche Christi, Wissenschafter, schließt als Ziel die Heilung und Erlösung der Menschheit in sich. Dieser Beweis ihrer Nützlichkeit hat nur erst begonnen und verlangt eine lebenslange Hingabe von ihren Mitgliedern, wenn sie ihre Mission erfüllen soll.
Mögen wir mit immer zunehmender Freude und Begeisterung Mrs. Eddys aufrüttelnde Herausforderung in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ annehmen (S. 177): „Wollt ihr eure Lauheit ablegen und wirkliche, hingebungsvolle Streiter werden? Wollt ihr euch ganz und unwiderruflich dem großen Werk widmen, die Wahrheit, das Evangelium und die Wissenschaft aufzurichten, die für die Erlösung der Welt von Irrtum, Sünde, Krankheit und Tod nötig sind? Antwortet sofort und mit der Tat, und antwortet recht!“ Möge erneute Hingabe die freudige Antwort eines jeden von uns sein!
 
    
