[Wir bringen nachstehend die vierte der fünf Ansprachen, die bei der Versammlung gehalten wurden, welche am 10. Juni 1959 im Erweiterungsbau Der Mutterkirche stattfand. Die letzte Ansprache erscheint in unserer nächsten Ausgabe im Juni.]
Durch das Lehren in einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule helfen wir unsere Kirche zu bauen, denn wir befassen uns dabei mit den Menschen, die eine wichtige Rolle zu übernehmen haben bei der Verwirklichung der Prophezeiungen der Christlichen Wissenschaft.
Unsre Sonntagsschule sollte unsre Kirche laufend mit neuen Mitgliedern versorgen; und die Kirche, innerhalb welcher die Sonntagsschule einen wesentlichen, nicht abzutrennenden Teil bildet, betreut und beschirmt dieselbe. Die Sonntagsschüler sollten dazu ermuntert werden, die Gottesdienste der Kirche zu besuchen, soweit sie dies nicht davon abhält, am Unterricht in der Sonntagsschule teilzunehmen, und sie sollten auch dazu angeregt werden, unsre Vorträge zu besuchen.
Es mag sein, daß nicht alle Schüler vor der Zeit, zu der sie die Sonntagsschule verlassen, oder gleich danach Mitglieder der Kirche werden; dennoch ist im Denken des Kindes eine Grundlage geschaffen worden, auf der es seine weitere Entwicklung aufbauen und gestalten kann. Es hat sich immer wieder herausgestellt, daß — selbst wenn einige von ihnen eine Zeitlang abirren sollten — die Wahrheit, die ihrem Denken eingeprägt wurde, sie schließlich doch zu ihrer Kirche zurückruft.
In der Sonntagsschule, in welcher ich lehre, werden die kostbaren ersten Lektionen, die im Handbuch Der Mutterkirche von unserer geliebten Führerin Mary Baker Eddy bestimmt wurden (siehe Art. XX, Abschn. 3), nicht nur in den unteren Klassen behandelt, sondern sie werden in allen Klassen, von den jüngsten Schülern bis zu den ältesten als erste Lektionen gelehrt. Mrs. Eddy sagt in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 303): „Wenn ich mich je im Dienst an den Schülern erschöpfen sollte, dann durch die Bemühung, ihnen zu helfen, die Zehn Gebote zu befolgen und sich von dem Geist der Seligpreisungen Christi durchdringen zu lassen.“ Der Unterricht in der Sonntagsschule sollte viel mehr bedeuten als ein bloßes Auswendiglernen dieser lebenswichtigen Wahrheiten. Diese Wahrheiten entfalten fortwährend neue geistige Ausblicke.
Mrs. Eddy hat uns im Kirchenhandbuch die große Bedeutung klargemacht, die unserem Studium der Bibellektionen, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft angegeben sind, zukommt. Wir können die Schüler gar nicht eindringlich genug auf die Notwendigkeit dieses Studiums hinweisen. Wir sollten ihnen helfen zu verstehen, daß das, was sie individuell tun, der ganzen Welt sowohl wie auch ihnen selbst hilft, und daß es ihre Kirche unterstützt. Die Kirchenmitglieder sollten die geistige Arbeit und die Gebete dieser Kinder und jungen Menschen anerkennen und schätzen.
Wie wichtig ist es doch, daß die Sonntagsschullehrer insbesondere die der unteren Klassen sich dessen bewußt sind, daß der Mensch nicht embryonisch ist, daß er weder geboren wird noch stirbt, und daß sie so sehr vom Christus durchdrungen sind, daß auch diese Kleinen ihre wahre Identität in zunehmendem Maße zum Ausdruck bringen werden. Das Kirchenhandbuch setzt kein Mindestalter für die Aufnahme eines Kindes in die Sonntaesschule fest.
Mrs. Eddy erklärt in ihrem Werk „Unity of Good“ (S. 61): „Dem materiellen Sinn erschien Jesus zuerst als ein hilfloses menschliches Kindlein; doch für das unsterbliche und geistige Auge war er eins mit dem Vater, ja, die ewige Idee Gottes, die weder jung noch alt, weder tot noch auferstanden war — und ist.“ Es braucht wohl kaum betont zu werden, wie notwendig es ist, daß der Sonntagsschullehrer sein Denken vor dem Sonntagsschulunterricht durch Studium und Gebet vergeistigt.
Kinder erblicken in dem inspirierten Wort sehr oft mehr als ihre Angehörigen. Christus Jesus sagte (Matth. 18:10): „Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.“
Ein sechsjähriges kleines Mädchen war daran gewöhnt, täglich die Lektionspredigt vorgelesen zu bekommen. Als sie eines Tages erkältet zu sein schien, sagte die Mutter zu ihr: „Du weißt doch, daß du Gottes Idee bist.“
„Ja“, erwiderte sie, und da sie erkannte, daß eine Idee nicht von dem Gemüt getrennt werden kann, das sie entfaltet, war sie geheilt.
Ein sechsjähriger kleiner Junge, der am den Folgen eines Unfalls litt und nach Hause gebracht worden war, bat sofort darum, ihm die Lektionspredigt vorzulesen — obwohl er an jenem Morgen die ganze Lektion schon einmal gehört hatte. Am Ende der Lektion war der Vorfall völlig aus seinem Bewußtsein verschwunden, und gesund und munter lief er hinaus zum Spielen.
Kinder, die dazu erzogen worden sind, die Lektionspredigten zu lieben, machen auch später weiterhin von ihnen Gebrauch. Ein zehnjähriges Mädchen, das daran gewöhnt war, täglich die ganze Lektion zu lesen, machte eine Reise zu einer Freundin, deren Angehörige keine Wissenschafter waren. Als sie dann in der Sonntagsschule gefragt wurde, ob sie während ihrer Abwesenheit die Lektion habe lesen können, erwiderte sie: „O ja, ich konnte es einfach nicht ohne sie aushalten.“
Es stellte sich heraus, daß sie auf einer Fensterbank im Eßzimmer einen ruhigen Ort zum Lesen gefunden und den Vorhang um sich geschlagen hatte. Diese Liebe zur Lektionspredigt und der Verlaß auf sie wird die Kinder, wenn sie herangewachsen sind, ganz gewiß zur aktiven Kirchenmitgliedschaft hinführen.
Wir haben soeben einen neuen Seitenflügel mit Klassenzimmern für unsre Sonntagsschule in Belfast fertiggestellt. Die Kinder haben großes Interesse für diesen Neubau gezeigt und mit ihrem Taschengeld in großzügiger Weise dazu beigetragen. Soweit sie über zehn Jahre alt waren, durften sie an den inspirierenden Versammlungen teilnehmen, die in Verbindung mit diesem Bauvorhaben abgehalten wurden. Dort lernten sie etwas über Kirchenbau von einem geistigen Gesichtspunkt aus. Wir haben erfahren, daß die Hinzuziehung der Sonntagsschüler zu solchen Versammlungen ihnen eine Liebe und Begeisterung für den Aufbau der Kirche vermittelt und sie dazu ermuntert hat, Mitglieder der Kirche zu werden.
Ich bin gefragt worden, was junge Menschen dazu bringt, die Sonntagsschule bis zum zwanzigsten Lebensjahr regelmäßig zu besuchen und beim Verlassen derselben aktive Kirchenmitglieder werden. Ich weiß hierauf nur eine Antwort. Ziehen Sie die besten Arbeiter zum Unterricht in der Sonntagsschule heran — die, welche sich und andere heilen, unsere Bewegung lieben und unsere Führerin verehren und lieben; mit einem Wort: die, welche inspiriert sind vom Geist der göttlichen Liebe und ihre Schüler inspirieren können.
Wenn unsere Kinder gute Kirchenmitglieder werden sollen, so muß die Grundlage, die durch ihre Erziehung in der Sonntagsschule gelegt wird, die beste sein, die ihre Kirche ihnen überhaupt geben kann. In dieser Hinsicht fällt den Eltern durch ihr Beispiel eine wichtige Rolle zu: durch den Besuch der Gottesdienste; dadurch, daß sie die Dinge Gottes an erste Stelle setzen, und dadurch, daß sie zum täglichen Lesen der Lektionspredigt ermuntern.
Lassen Sie mich hier ein anschauliches Beispiel aus einer Oberklasse anführen. Zwei Brüder, die seit ihrer frühesten Kindheit die Sonntagsschule besucht hatten und zu der Zeit Schüler in der Sonntagsschule und Universitätsstudenten waren, bekleideten bei der Fußballmannschaft ihrer Universität die Posten des Mannschaftsführers und des stellvertretenden Mannschaftsführers. In der Sonntagsschule wurden sie gefragt, ob innerhalb der Mannschaft viel getrunken würde. Sie sagten, daß dies der Fall gewesen sei, daß sie aber ihre diesbezügliche Arbeit getan hätten und daß sie niemals mit denen, die trinken wollten, in ein Trinklokal gingen. Sie verurteilten jedoch die andern nicht und fühlten sich nicht erhaben über sie. Nun faßte einer nach dem andern von den übrigen Jungen den Mut, nach einem Wettspiel nicht mehr zum Trinken in ein Lokal zu gehen, und schließlich kam die gesamte Mannschaft von dieser Gewohnheit ab.
Diese beiden Jungen studierten regelmäßig die Lektionspredigt und bei Erreichung des zwanzigsten Lebensjahres traten sie der Kirche bei. Sie sind als Mitglieder einer Zweigkirche in Kanada aktive Mitarbeiter, ebenso wie viele andere von unsern einstigen Sonntagsschülern in verschiedenen Gegenden und bei uns zu Hause.
Eines ist sehr wichtig, wenn wir unsre jungen Leute davor bewahren wollen, von der Wissenschaft abzukommen in dieser Welt, die sich in einer großen Umwandlung befindet: nämlich, den älteren Schülern die Notwendigkeit klarzumachen, die aggressive mentale Suggestion zu erkennen. Wir wollen ihnen zeigen, wie die bösen Suggestionen sie gleichgültig machen oder versuchen möchten, sie vom Lesen der Lektionspredigt abzuhalten, oder wie diese Suggestionen in ihnen einen unnatürlichen Widerstand gegen ihren Beitritt zur Mutterkirche und einer Zweigkirche hervorrufen möchten.
Unter der Überschrift „Pflichttreue“ wird uns im Kirchenhandbuch folgendes gesagt (Art. VIII, Abschn. 6): „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, sich täglich gegen aggressive mentale Suggestion zu schützen und sich nicht verleiten zu lassen, seine Pflicht gegen Gott, gegen seine Führerin und gegen die Menschheit zu vergessen oder zu versäumen.“ Ein Kind darf im Alter von zwölf Jahren Der Mutterkirche beitreten; folglich muß Mrs. Eddy erkannt haben, daß ein Kind dieses Alters fähig ist, diese Satzung zu verstehen und zu befolgen.
Wenn ein Schüler die Sonntagsschule verläßt, sollte sein Denken von den Zehn Geboten, den Seligpreisungen und dem Gebet des Herrn durchdrungen sein. Er sollte auch die Notwendigkeit klar erkennen, sich gegen aggressive mentale Suggestion zu schützen, sowie die Wichtigkeit des täglichen Studiums der Lektionspredigt und einer Liebe und Wertschätzung für das Leben unserer geliebten Führerin. Ein solcher Junge oder ein solches Mädchen wird auf ganz natürliche Art und Weise ein Kirchenmitglied und Mitarbeiter in unserer geliebten Bewegung werden.
Um zu der Verwirklichung dieses Ideals beitragen zu können, werden diejenigen von uns, die Sonntagsschullehrer sind, Inspiration schöpfen aus dem folgenden Gedicht, das Mrs. Eddy in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ anführt (S. 338):
„Du mußt dir selber treu sein,
Willst du die Wahrheit lehren.
Die Seele laß verströmen sich,
Wenn andere du willst rühren.
Ein übervolles Herz allein
Gibt Kraft der Rede dein.
Denk wahr, und dein Gedanke
Die dürft'ge Welt ernährt;
Sprich wahr, und jedes Wort wird
Zur Saat, die Frucht gewährt.
Leb' wahr, es wird dein Leben rein
Ein edler Glaube sein.“
 
    
