Die Welt schaut auf den Materialismus, um Lösungen für eben die Schwierigkeiten zu finden, die eigentlich erst durch den Materialismus hervorgerufen wurden. Doch kann der Materialismus diese Schwierigkeiten jemals lösen? Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß er es nicht vermag, und die Geschichte bestätigt dies. Die göttliche Metaphysik enthält die Lösung für jedes Problem — geistige Gesinnung ist das erste und endgültige Heilmittel für die Schwierigkeiten der Menschheit. Materialistische Methoden wenden die Menschheit ab von dem Vertrauen auf Gott und neigen so dazu, die Menschen auf ein niedriges Niveau der Ethik und Sittlichkeit herabzudrücken. Es muß bewiesen werden, daß der Geist — und nicht die Materie — für menschliche Bedürfnisse aller Art Sorge tragen kann. Das Verständnis von der individuellen Beziehung des Menschen zu Gott muß der Antrieb sein für den menschlichen Fortschritt aus Unwissenheit und Armut, Krankheit, Sünde und Krieg.
Vielleicht war das die Lektion, die Christus Jesus lehrte, als er sagte (Joh. 10:29): „Der Vater ... ist größer denn alles.“ Der Meister schlug den Weg ein, der unmittelbar zur Erlösung von dem sterblichen Daseinsbegriff führt, indem er sich allein an den Geist wandte, um so zu empfangen, was auch immer benötigt wurde. In Gott fand er die geistigen Ideen, die den weltlich Gesinnten umwandelten, die körperlichen Leiden zerstörten und die von der Materie und ihren Gesetzen auferlegten Begrenzungen niederrissen. In den folgenden schlichten Worten erklärte Jesus seine metaphysische Methode und die Segnungen, die sie der Menschheit bringt: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen“ (Matth. 6:33).
Häufig sind wir versucht zu glauben, daß ein Harren auf die geistige Entwicklung, um so Schwierigkeiten zu überwinden, ein zu langsamer Vorgang sei, um praktisch zu sein. Doch das ist nicht der Fall. Wenn rein geistige Methoden zur Behebung der Schwierigkeiten der Menschheit angewandt werden, vergeht das Zeitelement schnell, denn gemäß der Christlichen Wissenschaft sind Materie und Zeit miteinander identisch. Wenn die Materie im Denken nicht mehr als Substanz oder Wirklichkeit festgehalten wird, verschwindet das Zeitelement ebenfalls. Und das wird oft bewiesen, wenn man sich hinsichtlich der Heilung allein auf die Christliche Wissenschaft verläßt und irgendein quälender Zustand augenblicklich verschwindet.
Wenn geistige Mittel allein angewandt werden, um die Schwierigkeiten zu überwinden, in die der Materialismus die Menschheit hineintreibt, gibt es auch keine unerquickliche Notwendigkeit, unsere Bemühungen zu wiederholen, keine unnütz vergeudete Zeit, um verlorenen Boden zurückzugewinnen. In ihrem Werk „Nein und Ja“ sagt Mary Baker Eddy (S. 38): „In dem Verhältnis, wie sich die Sterblichen dem Verständnis der Christlichen Wissenschaft nähern, nehmen sie Besitz von der Harmonie, und die materielle Last verschwindet.“ Mrs. Eddy kannte die Wirksamkeit ihres metaphysischen Systems, wenn dieses verstanden wird, denn sie bewies es unaufhörlich während ihres ereignisreichen Lebens.
Nie hat es eine Zeit gegeben, in der der Materialismus seine Ansprüche mit solcher Gewalt vorgebracht hat, um die Gesundheit, das Wohlergehen und das Schicksal der Menschheit zu beherrschen. Zuweilen lassen wir uns durch die aggressive Monopolisierung beunruhigen, die der Materialismus zur Schau trägt. Doch der Christliche Wissenschafter erkennt in dieser umsichgreifenden Ausweitung des Materialismus nur die Umwälzung, die im sterblichen Gemüt vor sich geht, da dieses der größeren Freiheit des Menschengeschlechts widersteht, die durch die allmähliche Vergeistigung des menschlichen Denkens erlangt worden ist.
In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ macht Mrs. Eddy die grundlegenden Fragen klar, um die es heute in der Welt geht. Auf Seite 268 erörtert sie den aufkommenden Konflikt zwischen metaphysischen und materialistischen Methoden, und sie sagt: „Die materialistischen Hypothesen fordern die Metaphysik zum Entscheidungskampf heraus.“ Sie erklärt weiter: „In diesem letzten Ringen um die Oberherrschaft gewähren die halb-metaphysischen Systeme der wissenschaftlichen Metaphysik keine wesentliche Hilfe, denn ihre Beweisführungen gründen sich sowohl auf das falsche Zeugnis der materiellen Sinne als auch auf die Tatsachen des Gemüts.“
Jemand, der erkennt, daß die heutigen Weltprobleme eher metaphysischer als persönlicher, nationaler oder rassischer Natur sind, ist ernstlich bestrebt, seinen Beitrag zur Lösung aller Probleme durch zunehmende Vergeistigung zu leisten. Er wird nicht erschrecken vor den Drohungen des Materialismus, denn er wird erkennen, daß der Materialismus eine Art Selbstbetrug ist und seiner Zerstörung durch die Macht des christusgleichen Denkens nicht entgehen kann. Er wird an der Wahrheit festhalten, daß Gott das einzige Gemüt und der Mensch Seine unkörperliche Idee ist, niemals abhängig von materialistischen Methoden, sondern immerdar in der Fürsorge seines Schöpfers geborgen.
Die Menschen erörtern die Weltkrisen, doch die größte Krise, der die Welt heute gegenübersteht, ist die Möglichkeit, daß die Christlichen Wissenschafter nicht der an sie gestellten Forderung nachkommen, dem aggressiven Materialismus entgegenzutreten, der den Anspruch erhebt, eine Begleiterscheinung der Geistigkeit zu sein. Sind sie bereit, diese aufwallende Flut des Materialismus einzudämmen und zunichte zu machen, die jetzt an die Oberfläche des menschlichen Denkens gebracht worden ist durch die Macht der allumfassenden Christus-Wahrheit, die der Menschheit durch die Wissenschaft offenbart worden ist? Oder lassen sie ihr Denken in dem suggestiven Bann materieller Interessen beharren, kleinlicher persönlicher Probleme, unnötiger Auseinandersetzungen in der Kirche und völlig unwichtiger Situationen, die angesichts der größeren Probleme, denen sie sich gegenübergestellt sehen, aufgegeben und vergessen werden sollten?
Die Christlichen Wissenschafter übernehmen eine große Verantwortung, wenn sie die offenbarten Wahrheiten anerkennen, die allein das menschliche Bewußtsein reinigen und ihm die Mittel liefern können, den Materialismus durch Vergeistigung zu überwinden. Die Christliche Wissenschaft entfaltet Kraft, weil sie die Gültigkeit des Zeugnisses der materiellen Sinne leugnet, in deren Bereich der Materialismus gedeiht und seine Leugnung der göttlichen Gegenwart aussinnt. Und die Wissenschaft hat Macht über den Irrtum, weil sie die Allheit des Geistes und die Nichtsheit der Materie enthüllt — die Macht des göttlichen Gesetzes und die Machtlosigkeit des falschen, materiellen Gesetzes.
Im 24. Kapitel des Matthäusevangeliums wird von der Prophezeiung des Meisters berichtet hinsichtlich der Umwälzung des menschlichen Denkens, die sich als Begleiterscheinung des Kommens „des Menschensohnes“ zeigen würde, wenn „die Ungerechtigkeit ... überhandnehmen“ und „die Liebe in vielen erkalten“ wird. Wenn die Wissenschafter der Versuchung zu „erkalten“ nicht widerstehen und nicht in ausreichendem Maße die geistige Gesinnung demonstrieren, die die Gleichgültigkeit den Forderungen Gottes gegenüber überwindet, so mögen sie feststellen, wie sich die Voraussage des Meisters an ihnen erfüllt. Und der Sieg der Christus-Wahrheit über die aggressive Ausweitung des Materialismus kann möglicherweise jahrhundertelang verzögert werden.
Jesus hieß seine Nachfolger zu wachen, sich bereizuhalten für die Stunde, wenn der Christus kommen würde. Diese Studne ist über diesem Zeitalter hereingebrochen. Die Forderung an die Menschheit erheischt jene geistige Gesinnung, die sich von der Materie abwendet, um alle Wahrheit und Befriedigung allein in den Dingen des Geistes zu finden. Die Macht der Reinheit, Sündlosigkeit, Heiligkeit ist für alle erreichbar, die bereit sind, der Welt das einzige Heilmittel zu bringen, das den Materialismus zu überwinden vermag — nämlich die geistige Gesinnung, die die trügerische Natur der Materie und die Substantialität von Gottes Universum harmonischer, göttlich regierter geistiger Ideen versteht.
