Diskussion am Runden Tisch mit Frau Alice Davis Bundy, Diskussionsleiterin, Leiterin der Sonntagsschul-Abteilung
Frau Rose M. Henniker-Heaton
B. Crandell Epps
Frl. Dorothy E. Klein
Paul R. Carmack
Lehrer in der Sonntagsschule Der Mutterkirche
Frau Bundy: Lassen Sie uns vor allem das Richtmaß für die Lebensführung erörtern, das für erfolgreiche Sonntagsschularbeit unerläßlich ist. Was halten Sie für wesentlich, um diesem Richtmaß zu entsprechen?
Frau Henniker-Heaton: Es ist die Erkenntnis des göttlichen Gemüts als des einzigen Urquells und des einzigen Antriebs zu aller Kirchenarbeit. Diese Erkenntnis des göttlichen Maßstabs hilft allen Beteiligten, ein vortreffliches Richtmaß für die menschliche Lebensführung aufzustellen und aufrechtzuerhalten.
Herr Carmack: Es ist auch wichtig, dessen zu gedenken, daß die Anweisungen für die Sonntagsschule im Handbuch Der Mutterkirche einen wesentlichen Teil der Offenbarung Mrs. Eddys an dieses Zeitalter darstellen.
Frau Bundy: Wie können die Kirchenvorstände die Demonstration unserer Führerin hinsichtlich der Sonntagsschule unterstützen?
Frl. Klein: Durch das Ernennen erfahrener Kirchenmitglieder zu Sonntagsschulbeamten und -lehrern. Treue Wissenschafter, die die Christliche Wissenschaft in ihrem Leben beweisen, werden ganz natürlich dieses Richtmaß der Hingabe und Widmung, das sie sich für ihre Lebensführung gesetzt haben, auf ihr Wirken in der Sonntagsschule übertragen.
Herr Epps: Und die Aufmerksamkeit vielbeschäftigter Mitglieder muß manchmal darauf gelenkt werden, die Wichtigkeit der Sonntagsschule zu erkennen sowie die Notwendigkeit, sie regelmäßig durch metaphysische Arbeit zu unterstützen.
Frau Bundy: Welche anderen Eigenschaften halten Sie für erforderlich?
Herr Carmack: Freude und Begeisterung sind sehr wichtig. Die Wissenschaft des Christentums im täglichen Leben anzuwenden ist eine freudige Pflicht, bei der kein düsteres Gesicht, keine traurige Miene zur Schau getragen werden braucht. Dies fordert nicht von uns, irgend etwas aufzugeben, das normal und recht ist. Doch die Kinder werden mit größerer Wahrscheinlichkeit solchen Versicherungen Glauben schenken, wenn sie aus unserer Haltung und unseren Handlungen erkennen, daß wir das Leben als Christliche Wissenschafter völlig befriedigend finden.
Frau Bundy: Und wie steht es mit der Demut?
Herr Carmack: Ohne diese wesentliche Eigenschaft könnte ein Gefühl der Trägheit, des Zweifels oder der Furcht jemanden versuchen zu glauben, daß er nicht willig oder geeignet sei, in der Sonntagsschule zu wirken. Wenn er jedoch von wahrer Demut erfüllt ist, hat er das Verlangen, Gottes willen zu tun und auf Seine führende und erleuchtende Stimme zu lauschen. Er vertraut zuversichtlich darauf, daß Gott ihm die Weisheit und Fähigkeit geben wird, seine Aufgabe gut zu erfüllen.
Frau Henniker-Heaton: Lehrer sollten auch ein für Fragen offenes, elastisches Bewußtsein haben und bereit sein, ihr Wissen auf Grund der Forderungen der Schüler jede Woche ein wenig mehr zu erweitern. Auch sollten sie mit der Zeit Schritt halten — für die Interessen der jungen Menschen Verständnis haben und wissen, was in der Welt vor sich geht.
Frau Bundy: Sollten wir noch irgendeine andere Eigenschaft in Betracht ziehen?
Frl. Klein: Ja. Ein Lehrer muß ein Herz haben, das überfließt von Liebe. Meine früheste Erinnerung an die Sonntagsschule ist, daß ich in die ausgestreckten Arme einer Lehrerin lief, als ich die Klasse der Kleinsten in einer Zweigkirche besuchte. Die Liebe dieser Lehrerin bedeutete für mich die Liebe Gottes und der Kirche zu mir.
Frau Bundy: Worin sollte die Vorbereitung der Lehrer und Beamten bestehen?
Herr Epps: Gewiß bedürfen wir der täglichen Läuterung unseres Bewußtseins; und wir müssen die Schüler so sehen, wie sie wirklich sind, nämlich empfänglich für die Entfaltung des göttlichen Gemüts. Auch das tägliche Studium der Lektionspredigt mit dem Gedanken an den Unterricht hilft uns, unsere Fragen und Antworten der Welt der Schüler anzupassen, während wir diese das absolute Prinzip der Christlichen Wissenschaft lehren. Ja, ich kann von mir selbst sagen, daß meine letzten zwei Jahre in der Sonntagsschule ganz besonders eine Zeit freudigen geistigen Erwachens bedeuteten.
Frl. Klein: In welcher Weise konnte Ihnen der Lehrer helfen, dies herbeizuführen?
Herr Epps: Indem er getreulich in Übereinstimmung mit der Wahrheit lebte. Er war als Geschäftsmann viel auf Reisen; doch er kam stets zur rechten Zeit zurück — wenn es sein mußte, selbst mit dem Flugzeug — um jeden Sonntag seine Klasse zu unterrichten. Ich weiß, daß er viele Stunden im Gebet zur Vorbereitung auf den Unterricht verbrachte.
Frau Bundy: Es ist bezeichnend, daß die erste Forderung unserer Führerin für das Lehren in der Sonntagsschule der Unterricht der Kinder in der Heiligen Schrift ist. Wie können wir die Gewißheit erlangen, daß wir diese Forderung getreulich befolgen?
Frau Henniker-Heaton: Es ist wesentlich, die Bibel so zu lieben, daß sie zur Grundlage unseres Denkens wird. Wir können das am besten mitteilen, was wir am meisten lieben und verstehen. Es ist so wichtig, daß die Kinder einige der poetischen Stellen auswendig lernen. Auch die Schönheit und Dramatik der biblischen Geschichten sollte dem Denken eingeprägt werden; die geistigen Wahrheiten, die sie in sich schließen, werden zu einem wesentlichen Bestandteil des kindlichen Bewußtseins werden.
Herr Carmack: Und die Tatsache, daß Mrs. Eddy uns einen Schlüssel zur Heiligen Schrift schenkte, zeigt an, für wie wichtig sie die Bibel hielt.
Frau Henniker-Heaton: Über ihr Forschen nach der Wahrheit sagte sie: „Die Bibel ist meine einzige Autorität gewesen“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 126). Ist es nicht notwendig, von der gesamten Bibel Gebrauch zu machen, um die große Mannigfaltigkeit der darin enthaltenen Lektionen ans Licht zu bringen?
Frau Bundy: Ja, das ist notwendig. Beim Lehren der im Handbuch angegebenen „ersten Lektionen“ sowie den „darauffolgenden Lektionen“ haben wir Gelegenheit, erläuternde Beispiele aus beliebigen Teilen der Heiligen Schrift zu benutzen; auf diese Weise erlangen die Schüler auch eine umfassendere- Kenntnis des Alten sowie des Neuen Testaments.
Frl. Klein: Es ist eindrucksvoll zu beobachten, wie die Bibel wahrlich zu einem jeden Menschen in dessen eigener Sprache spricht. Was auch immer das Alter oder die Erfahrung des Einzelnen sein mag oder die Situation, in der er sich befindet, er kann in der Bibel stets das finden, dessen er gerade bedarf.
Frau Bundy: Dies weist auf die Wichtigkeit hin, sowohl die buchstäbliche wie auch die geistige Bedeutung der Heiligen Schrift zu lehren.
Herr Epps: Es ist wichtig abzuschätzen, inwieweit der Schüler fähig ist, die geistige Bedeutung der Bibel zu erfassen. Wir sollten den Kleinsten nicht „Speise“ noch den älteren Schülern nur „Milch“ darbieten. Die Jüngeren können den ihnen unbekannten Worten nicht folgen, und die Älteren langweilen sich, wenn keine Forderungen an sie gestellt werden. Der Schüler spiegelt das göttliche Gemüt wider in der Fähigkeit, die Wahrheit zu verstehen, doch ist es erforderlich, daß das „Fragen und Antworten“ sich innerhalb des Bereichs seiner menschlichen Erfahrung bewegt.
Frau Bundy: Es ist bedauerlich zu hören, daß manche Schüler nicht gelernt haben, den wahren Wert der Bibelgestalten zu schätzen.
Frl. Klein: Viel zu häufig gibt es selbst unter den älteren Schülern einige, die glauben, daß Moses und Jesus Zeitgenossen waren, oder die nicht zwischen Propheten und Jüngern unterscheiden können. Durch den Unterricht sollte ein Verständnis von der Aufeinanderfolge und den Zusammenhängen mitgeteilt werden, das das Gesamtbild der Bibel erkennen läßt.
Herr Carmack: Wenn der Lehrer die Heilige Schrift im Licht der Wahrheiten erleuchtet, die in den Lektionspredigten dargelegt werden, empfangen die Kinder eine geistige Erziehung. Die ersten Worte unserer Führerin in den Glaubenssätzen fassen unsere gesamte Stellungnahme gegenüber dem Lehren der Heiligen Schrift zusammen. Sie schreibt (ebd., S. 497): „Als Anhänger der Wahrheit haben wir das inspirierte Wort der Bibel zu unserm geeigneten Führer zum ewigen Leben erwählt.“
Frau Bundy: Wie kann der Lehrer, während er die praktische Anwendbarkeit der Christlichen Wissenschaft lehrt, auch den geistigen Sinn des Schülers erwecken?
Frau Henniker-Heaton: Indem er den größten Respekt vor der geistigen Individualität des Schülers hegt. Indem er erkennt, daß dieser nicht ein kleines persönliches sterbliches Gemüt ist, das von einem anderen solchen Gemüt unterwiesen werden muß, sondern daß er tatsächlich die Kundwerdung des göttlichen Gemüts darstellt, welches sich immerdar selbst offenbart und sich selbst erkennt.
Frl. Klein: Es spielt tatsächlich keine Rolle, ob ein Kind drei Jahre alt ist oder beträchtlich älter — der geistige Sinn wird erweckt, sobald es lernt, daß Gott die Liebe ist und daß es von Gott geliebt wird.
Frau Bundy: Wie würden Sie Fragen der Disziplin handhaben?
Herr Epps: Wenn des Schülers geistiger Sinn erweckt ist, verschwindet das Problem der Disziplin von selbst. In dem Maße, wie der Schüler lernt, seine Erkenntnis von Gott gegen irgendwelche Übergriffe böser, aggressiver mentaler Suggestionen des tierischen Magnetismus oder einer mesmerischen Vorstellung zu verteidigen, werden sein Interesse und seine Aufmerksamkeit lebhafter. Ebenso werden die Schüler, wenn der Lehrer den Anspruch auf Widerstand gegen die Wahrheit schweigend oder hörbar handhabt, ganz natürlich die Ordnung des göttlichen Prinzips zum Ausdruck bringen.
Frau Bundy: Der Lehrer muß darauf achten, daß der Schüler die Antwort, die er auf eine Frage gibt, wirklich versteht.
Frl. Klein: Wir müssen darauf achten, daß die Schüler nicht in die Gewohnheit verfallen, bekannte Ausdrücke und Erklärungen aus dem Lehrbuch als phrasenhafte Antworten zu gebrauchen, ohne der Bedeutung der Worte auch nur einen Gedanken zu schenken. Fragen wie „Warum?“ oder „Was stellst du dir unter Gott vor?“ und „Was bedeutet das für dich?“ regen die Schüler zum Nachdenken an. Es ist gut, bei einer Frage zu verweilen, bis die Schüler die Antwort in ihre eigenen Worte kleiden und praktisch anwenden können.
Frau Bundy: Wie können selbst die kleinen Schüler gelehrt werden, sich diese „köstliche Perle“ zunutze zu machen?
Herr Epps: Indem wir sie ihnen in Ausdrükken darbieten, die sie verstehen können. Wenn die Jüngeren im Verhältnis zu ihrem Fassungsvermögen die einfachen Bedeutungen des göttlichen Prinzips — des vollkommenen Gottes und des vollkommenen Menschen — gelehrt werden, werden sie es verstehen und auch demonstrieren.
Frau Henniker-Heaton: Auch müssen wir wissen, daß die geistigen Tatsachen über des Kindes eigenes Sein nicht vor ihm verborgen bleiben können. Dann helfen wir ihm, die göttliche Offenbarung zu erleben.
Herr Carmack: Ja, und ich glaube, wir müssen den Schülern auch helfen zu erkennen, daß die einzige Art, in der Christlichen Wissenschaft zu wachsen, darin besteht, das Verständnis, das sie schon von der Wissenschaft erlangt haben, anzuwenden.
Frau Bundy: Der Schüler sollte lernen, wie er seine mentale Arbeit selbst tun kann, ohne sich in jedem Fall auf Eltern oder Ausüber zu verlassen.
Herr Carmack: So lernte ein junger Schüler zum Beispiel eine wertvolle Lektion, als sich am Auge seiner Schildkröte ein häßlicher Zustand entwickelte. Am folgenden Sonntag berichtete er, daß seine Schildkröte eine schnelle Heilung erlebt hätte. „Wie hast du denn für sie gearbeitet?“ fragte ich ihn.
Die Worte unserer Führerin umschreibend (ebd., S. 494), sagte er: „Ich erklärte eben, daß, die göttliche Liebe. .. immer jede [Schildkröten-] Notdurft gestillt [hat] und ... sie immer stillen [wird]'.“ Glückstrahlend fügte er hinzu: „Und es hat geholfen.“
Frau Bundy: Wie können wir dazu beitragen, daß die Schüler gute Christliche Wissenschafter und gute Kirchenmitglieder werden und es auch bleiben?
Frau Henniker-Heaton: Durch inspiriertes Unterrichten. Christus Jesus sagte: „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen“ (Joh. 10:11). Wenn wir ihm in hinreichendem Maße folgen können, um unseren Schülern die Quelle diese Lebens der vollen Genüge darzutun — wenn wir sie zu der bewußten Wahrnehmung und Erkenntnis erwecken können, daß sie in der Tat der lebensvolle Ausdruck des Wesens Gottes sind — dann werden sie gewißlich die Wissenschaft des Christus lieben.
Herr Epps: Es ist gut für unsere jungen Leute, frühzeitig Kirchenmitglieder zu werden. Die Satzung im Handbuch „Kinder im Alter von zwölf Jahren“ (Art. IV. Abschn. 3) weist darauf hin, daß unsere Führerin es für möglich hielt, daß ein Kind im Alter von 12 Jahren geeignet ist, Der Mutterkirche beizutreten. Es wird uns berichtet, daß Jesus in diesem Alter im Tempel gefunden wurde —„in dem, das seines Vaters ist“ — und Mrs. Eddy hatte ein tiefes religiöses Erlebnis im Alter von zwölf Jahren. Wir sollten die Schüler durch den Sonntagsschulunterricht dazu vorbereiten, diesen Schritt zur rechten Zeit zu unternehmen.
Herr Carmack: Je eher dieser Unterricht den jüngeren Klassen geboten wird, um so besser werden die Kinder ausgerüstet sein, die vorgeschritteneren Unterweisungen, die den älteren Gruppen erteilt werden sollten, aufzunehmen und Kirchenmitglieder zu werden.
Herr Epps: Kirchenmitgliedschaft war für mich von ganz besonderer Bedeutung. Meine Mitgliedschaft in Der Mutterkirche seit dem 16. Lebensjahr ist mir unsagbar wertvoll gewesen, ein fortgesetzter Einfluß des Guten in meinem Leben. Ich konnte dadurch in der Christlich-Wissenschaftlichen Hochschulver- einigung meiner Universität tätig sein sowie auch als Beauftragter der Christlichen Wissenschaft wirken, während ich in der Armee diente. Meine Schul- und Universitätsjahre waren reich an Freundschaften und Erfahrungen, ohne daß ich dabei das hohe Richtmaß der Christlichen Wissenschaft aufzugeben hatte.
Frl. Klein: In all den Jahren, seit ich Der Mutterkirche und einer Zweigkirche beitrat, hat mir keine andere Erfahrung Momente reinerer Freude gebracht als jene Briefe, in denen mir die Kirchenmitgliedschaft bestätigt wurde. Meine Mitgliedschaft brachte mir ein wahres Gefühl der Zugehörigkeit, der Stabilität und der Führung sowie einen Lebenszweck.
Frau Bundy: Was sind Ihres Erachtens einige der wesentlichen Voraussetzungen, die die Schüler für Mitgliedschaft tauglich machen, außer dem Vertrautsein mit dem Kirchenhandbuch?
Frau Henniker-Heaton: Wir sollten uns vergewissern, ob die Grundlage ihres Verständnisses gefestigt ist. Außerdem sollten sie einerseits mit dem Leben Christi Jesu und dem unserer Führerin vertraut sein, sowie mit ihren Lehren und ihrer Heilsmission. Und andererseits sollten die Schüler verstehen, was es bedeutet, sich absolut auf die Christliche Wissenschaft zu verlassen; dann werden sie die Versuchung zurückweisen, nach Medikamenten auszuschauen, um geheilt zu werden, oder nach Alkohol und Tabak, um Befriedigung zu finden.
Frl. Klein: Ein Lehrer kann des Schülers Wunsch, Mitglied Der Mutterkirche und einer Zweigkirche zu werden, erwecken und fördern. Mitglied werden ist eine tiefe geistige Erfahrung, und wir sollten sicher sein, daß jeder einzelne sich tatsächlich im Geist mit dieser Kirche vereinigt, wenn er diesen Schritt unternimmt.
Frau Bundy: Bei solch hingebungsvoller Vorbereitung auf die Mitgliedschaft werden die Schüler ganz natürlich den Wunsch empfinden, der Kirche beizutreten.
Wir wollen nun schließen mit einem Gebet unserer Führerin für die Sonntagsschulkinder (Gedichte, S. 43):
„Festige ihre zagen Schritte,
bis sie schließlich — geborgen in der Wissenschaft,
im Glanze wahrer Herrlichkeit —
auf dem Wege wandeln, den Du für sie bereitet hast.“
