Vor mehreren Jahren reiste ich mit dem Schiff von Australien nach England. Eines Nachts, als ich zu Bett ging, bemerkte ich einen leichten Schmerz im Fuß. Doch statt diese Suggestion von Disharmonie sofort zurückzuweisen, wie ich in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gelehrt worden war, tat ich nichts dagegen und schlief ein. Als ich dann am nächsten Morgen aufwachte, hatte sich der Schmerz so sehr verschlimmert, daß ich kaum auf dem Fuß stehen konnte.
Ich richtete mich im Bett auf und erklärte einige der Wahrheiten, die ich in der Sonntagsschule gelernt hatte, so auch die Wahrheit über meine Beziehung zu Gott als dem vollkommenen Kind Gottes und Seinem harmonischen Ausdruck. Ich erinnerte mich auch einer hilfreichen Illustration, die uns in der Sonntagsschulklasse gegeben worden war, um uns zu zeigen, daß der Mensch als Gottes Widerspiegelung unkörperlich ist. Diese war folgendermaßen: Wenn jemand auf einer Wage vor einem Spiegel stände, so könnte das Bild im Spiegel der Wage keinerlei Gewicht hinzufügen. Ich folgerte daraus, daß meinem wahren Sein als der Widerspiegelung Gottes, das nicht in der Materie, sondern im Geist besteht, nichts hinzugefügt werden kann. Schmerz oder Begrenzung ist der Widerspiegelung der Liebe unbekannt.
Als ich darüber nachdachte, ließen die Schmerzen soweit nach, so daß ich zum Frühstück hinaufgehen konnte; doch am Frühstückstisch fragte mich jemand: „Wie geht es Ihnen heute morgen?“
Ich erwiderte: „Mir geht es nicht besonders gut. Ich habe einen schlimmen Fuß.“
In dem einen Augenblick hatte ich hier mein göttliches Geburtsrecht als das Kind Gottes beansprucht, und im nächsten Augenblick verkaufte ich es in der Hoffnung, vorübergehend Gunst und Mitleid von den Menschen meiner Umgebung zu empfangen. Sofort kamen die Schmerzen zurück und wurden so stark, daß ich den Tisch verlassen mußte. Als ich meine Kabine erreichte, war der Schmerz äußerst heftig. Ich versuchte, mir eines Wahrheitsgedankens bewußt zu werden, an den ich mich hätte klammern können, aber meine Gedanken schienen einfach zu schwimmen. Schließlich streckte ich meine Hand aus, um nach irgend etwas zu greifen, das mich von den Schmerzen ablenken würde.
Dabei schloß sich meine Hand über dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, und als es in meinen Schoß fiel, hatte ich das Lied Nr. 85 aufgeschlagen, in dem ich die Worte las:
„In der Wahrheit ungeteilet
finden wir den Geist, der heilet.“
Augenblicklich wurde es mir klar, daß Gott mir Seine Wahrheit enthüllen würde, die mir Heilung bringen sollte. Und Er enthüllte mir diese Wahrheit, denn schon im nächsten Moment kam mir der Gedanke aus der Bibel (Luk. 15:31): „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein.” Aller Friede, den Gott hatte, war mein als Seinem Kind; all die Er hatte, war mein; all die Güte, die Er hatte, war mein; alle Harmonie, die Er hatte, war mein, weil ich Seine Widerspiegelung war. Einige Augenblicke lang dachte ich nur an geistige Eigenschaften, an Freude, Güte und Harmonie, die alle mein waren als Gottes vollkommene geistige Idee. Ich vergaß den Fuß, bis ich schließlich bemerkte, daß ich keinen Schmerz mehr hatte, und daß ich vollständig frei auf meinen Füßen stand.
Keine Schmerzenstränen waren mehr da, sondern Tränen der Dankbarkeit zu Gott für diesen Beweis Seiner Liebe zu mir. Freudig wiederholte ich immer wieder: „O Vater, Du hast mich geheilt. Du hast mich geheilt.“
Die Christliche Wissenschaft ist für mich nicht nur eine heilende sondern auch eine vorbeugende Behandlungsmethode gewesen. Ich habe nur wenig mit körperlichen Problemen zu tun gehabt.
Eine wissenschaftliche Regel zu kennen, durch die tägliche Harmonie aufrechterhalten werden kann, ist ein großer Trost, und meine Dankbarkeit gegen unsere Führerin, die diese Regel entdeckte und dann große Widerstände überwand, um diese Regel für uns verständlich zu machen, nimmt mit jedem Tage zu. — Melbourne, Victoria, Australien.
