Die Menschheit ist im allgemeinen der Auffassung, daß der Mensch mit jedem Jahr, ja sogar mit jedem Tage und jeder Stunde, dem Tode entgegengehe. Diese Behauptung stützt sich auf die Annahme, daß alles einen Anfang und ein Ende habe, daß alles ein Kommen und Gehen sei, ein In-Erscheinung-Treten und ein Wieder-Verschwinden. Geburt und Tod bestimmen nach dieser kurzsichtigen Auffassung das Dasein des Menschen.
Die Christliche Wissenschaft, die von Mary Baker Eddy entdeckt und gegründet wurde, wirft das Licht der ewigen und geistigen Wahrheit auf jene Behauptung und stellt sie als einen verhängnisvollen Irrtum bloß. In Übereinstimmung mit der Bibel enthüllt diese Wissenschaft die geistige Tatsache, daß der Mensch aus Gott, dem Geist, geboren ist, mit Ihm zugleich besteht und daher ewiges Leben widerspiegelt. Die Christlichen Wissenschafter sind sich dieser Tatsache bewußt und wenden sie im täglichen Leben nutzbringend an.
Jesus sagte einmal: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen” (Joh. 5:24). Zeigt dieser Ausspruch Jesu nicht einwandfrei, daß unser großer Meister diejenigen für tot ansah, die in Unwissenheit und Unglauben verharrten, und daß wir in dem Maße, wie unser Verständnis von Gott und Seinem Christus zunimmt, vom Tode zum Leben hindurchdringen?
Die Christlichen Wissenschafter beweisen heutzutage, daß auch sie durch das Annehmen und Anwenden der Wahrheit „vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“ sind. Sie waren tot in Unwissenheit und Furcht, in Sünde und Hoffnungslosigkeit. Heute beweisen sie, daß sie in Gesundheit, Glück, Harmonie und Freude leben. Sie erfüllen so in hohem Grade Mrs. Eddys Erwartung, wie sie in den folgenden Worten zum Ausdruck kommt: „Leben ist ewig. Wir sollten dies ausfindig machen und anfangen es zu demonstrieren“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 246). Um dies zu beherzigen, müssen wir aufhören, an den Tod als an ein Ereignis zu glauben, das früher oder später eintreten müsse.
Der große Apostel Paulus entkleidet die Begriffe „Leben“ und „Tod“ der materiellen Form, wenn er sagt: „Fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede“ (Röm. 8:6). Aus diesen Worten erkennen wir, daß Leben und Tod Gesinnungszustände, das heißt Bewußtseinszustände, sind. Paulus sagt nicht, daß eine materielle Gesinnung zum Tode führt, sondern daß sie bereits der Tod ist; und ebenso sagt er nicht, daß eine geistige Gesinnung zum Leben führt, sondern daß sie bereits das Leben ist!
Paulus wies auch darauf hin, daß “fleischlich gesinnt sein... eine Feindschaft wider Gott“ ist. Diese Worte deuten die unbedingte Notwendigkeit an, die Gesinnung zu ändern und ein Verständnis von der Beziehung des Menschen zu Gott zu erlangen. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns in überzeugender Weise, daß Gott unendliches Leben ist und der Mensch Seine vollkommene Widerspiegelung. Je gewissenhafter wir also diese Religion in unser Leben aufnehmen und je besser wir ihre Wahrheiten beweisen, desto besser werden wir Gott verstehen und desto mehr werden wir vom ewigen Leben beweisen. Denn sagte nicht Jesus (Joh. 17:3), „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen“?
Es ist nicht wahr, daß wir dem Tode entgegengehen. Wir müßten eine direkte Kehrtwendung machen, wenn wir, nachdem wir „vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“ sind, nun wieder dem Tode entgegengehen sollten. Nachdem wir aus der Dunkelheit zum Licht gekommen sind, geben wir uns nun wieder damit zufrieden, in die Dunkelheit zurückzukehren? Nachdem wir aus der Nacht zum Tage erwacht sind, sollten wir da wieder in die Nacht zurückgehen? Welch ein Widerspruch! Vor uns kann nur das Leben liegen, und zwar ein Leben, das unabhängig ist von Kalenderiahren.
Da Gott, das Leben des Menschen, ewig, nie-endend und nie-sterbend ist, muß auch der Mensch ewig bestehen. Das geistige Verständnis von der Immergegenwart des Christus, der ewiglich harmonisch pulsierenden Gegenwart des Lebens, zerstört die Annahme, daß Alter, Krankheit, Unfall oder irgendein anderer Umstand das Leben des Menschen gefährden oder auslöschen könnten.
Wir sollten anfangen zu demonstrieren, daß der Mensch dem Leben und daß das Leben dem Menschen niemals verlorengehen kann, und daß weder der Mensch noch das Leben jemals in Gefahr sein können. Wir sollten aufhören an den Tod als ein Ereignis zu denken, das uns früher oder später bevorsteht. Dieser Gedanke des Sterbens ist schon eingeschlossen in der scheinbar so harmlosen Bemerkung, daß wir dies und jenes, was wir früher leisten konnten, heute nicht mehr tun könnten. Die beiden Worte „nicht mehr“ deuten auf Abbau hin und weisen nach unten, nicht nach oben! Wir werden wieder alles tun können, was nötig ist, und zwar besser als zuvor, sobald wir verstanden haben, daß wir mit jeder kommenden Stunde immer weiter vom Tode zum Leben hindurchdringen.
Mrs. Eddy schreibt auf Seite 246 in “Wissenschaft und Gesundheit“: „Wäre es nicht wegen des Irrtums, der alles Gute und Schöne abmißt und begrenzt, der Mensch würde mehr als siebzig Jahre genießen und dabei seine Kraft, seine Frische und Verheißung bewahren.“
Die Christlichen Wissenschafter halten es mit Paulus, der von sich sagt: „Ich sterbe täglich“ (1. Kor. 15:31). Wir sterben täglich, indem wir jeden Tag etwas vom alten Menschen, vom „Adam“, ablegen. Das ist der einzige Tod, den es gibt; einen anderen gibt es nicht. Je mehr wir jeden Tag vom Tode ablegen, desto mehr erlangen wir das ewige Leben. Dieses tägliche Sterben mit seiner aufsteigenden Linie der Vergeistigung des Denkens findet ihren Ausdruck im Gesundwerden, in ständigem Wohlbefinden und in zunehmender Herrschaft über das Böse und die Materie.
In Wirklichkeit leben wir nur, wenn wir lieben, wenn wir die göttliche Liebe widerspiegeln. Im ersten Brief des Johannes (3:14) lesen wir: „Wir wissen, daß wir aus dem Tode in das Leben gekommen sind; denn wir lieben die Brüder.“ Hier verschmelzen Liebe und Leben zu einem Begriff. Mrs. Eddy gibt einem ähnlichen Gedanken Ausdruck, wenn sie sagt (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 30):
Durch Deine Liebe leben wir,
Da Liebe Leben ist.
Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein... Ich will ihn setzen in mein Haus und in mein Königreich ewiglich. — 1. Chronik 17:13, 14.
