Welch ein Trost liegt für die ganze Menschheit in der Gewißheit, daß die Worte Christi Jesu: „Dir sind deine Sünden vergeben“ (Luk. 7:48), heute dieselbe Wirksamkeit haben wie vor fast 2000 Jahren; denn heute wie damals führt und regiert die göttliche Liebe die Menschen und erlöst sie von aller Sünde.
Ein jeder, der ernsthaft bestrebt ist, unrechtes Verlangen und unrechte Beweggründe aufzugeben oder sich von einer Krankheit frei zu machen, die eine Folge der Sünde ist, findet in der Christlichen Wissenschaft [Christian ScienceSprich: kr’istjen s’aiens.] den sicheren Weg, dieses Ziel zu erreichen. Diese Wissenschaft lehrt, daß der wirkliche Mensch zum Bild und Gleichnis Gottes, des unendlichen Guten, geschaffen ist. Da Gott Geist ist, ist der Mensch geistig; er kann kein sündiges Bewußtsein haben noch vom materiellen Sinn regiert werden. Ebensowenig kann er Krankheit oder den Tod erleiden.
Gott kennt und schafft nur das, was völlig gut ist. Wir lesen im ersten Kapitel der Genesis: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.“ Nur das sterbliche Gemüt kann einen kranken oder sündigen Sterblichen wahrnehmen; aber dieses Gemüt besitzt keine Wirklichkeit, weil Gott das einzige Gemüt ist. Jeder Augenschein von Unvollkommenheit ist eine Lüge über den wirklichen Menschen, ja über Gottes ganze Schöpfung, in der „alles ... sehr gut“ ist.
Jeder Wahrheitsucher hat hier und jetzt die Fähigkeit, jedweder Versuchung zu sündigen Trotz zu bieten und sie als unrechtmäßig zurückzuweisen, wenn er allein in Gott seine Befreiung von allem Übel sucht. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] sagt in ihrem Buch „Die Einheit des Guten“ (S. 2): „Der Sünder hat keine Zuflucht vor der Sünde außer bei Gott, der seine Erlösung ist. Um jedoch von der Sünde erlöst zu werden, müssen wir Gottes Gegenwart, Macht und Liebe klar erkennen. Diese Erkenntnis nimmt die Neigung des Menschen zur Sünde und seine Freude daran hinweg; und schließlich beseitigt sie das Leiden, das ihm aus der Sünde erwächst. Dann — als Finale in der Wissenschaft — folgt dies: der Sünder verliert sein Bewußtsein von Sünde und erlangt ein höheres Bewußtsein von Gott, in dem es keine Sünde gibt.“
Woher stammt die Sünde, und wer ist ein Sünder? Die Wissenschaft versichert ausdrücklich, daß die Sünde keinen wirklichen Ursprung hat und daß ein Sünder nicht der Mensch sein kann. Weder die Sünde noch der Sünder gehen aus Gott hervor; sie sind nur Illusionen des fleischlichen oder sterblichen Gemüts. Im ersten Schöpfungsbericht, der allein die Wahrheit über Gott und das ganze Universum einschließlich des Menschen wiedergibt, ist von Sünde oder dem Bösen keine Rede. Ein Sünder ist daher nicht der wahre Mensch, die Widerspiegelung der göttlichen Liebe, und kann es nicht sein. Das Böse tritt nur im zweiten, dem allegorischen Schöpfungsbericht auf und hat der göttlichen Wissenschaft gemäß weder Grundlage noch Daseinsberechtigung.
Christus Jesus heilte Sünde und Krankheit, indem er die Gedanken seiner Patienten von Sinnlichkeit und allem Bösen reinigte und sie so von dem Glauben an intelligente Materie — oder Gehirn — befreite und auf den heiligen Pfad des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe führte. Wenn er die Worte sprach: „Dir sind deine Sünden vergeben“, so bewies er gleichzeitig, daß in dieser Wissenschaft die Vergebung der Sünde gleichbedeutend mit der Zerstörung und dem völligen Aufgeben der Sünde ist.
Jesus ist unser Wegweiser. Wenn wir, seine heutigen Nachfolger, einer sündigen Annahme eines anderen gegenüberstehen, so sollten wir den Hilfesuchenden ermutigen und ihm in liebevoller Weise erklären, daß die Strafe für die Sünde in dem Verhältnis aufhören wird, wie die falschen Vorstellungen von Haß, Neid, Wollust, Furcht, Eifersucht, Reizbarkeit und dergleichen in seinem Bewußtsein entwurzelt und durch gottähnliche Eigenschaften ersetzt werden, wie zum Beispiel Liebe, Rechtschaffenheit, Reinheit, Heiligkeit.
Das Gesetz der Liebe fordert Gehorsam gegen die Zehn Gebote, und Ungehorsam gegen dieses Gesetz zieht Strafe nach sich, denn Sünde bestraft sich unvermeidlich selbst. Die Sünde bietet keine bleibende Freude, weil sie immer im Leiden endet. Die Liebe zur Sünde muß ausgelöscht und durch die Liebe zum Guten ersetzt werden. In dem Verhältnis, wie der Mensch versteht, daß er in Wirklichkeit stets Gottes vollkommene geistige Idee gewesen ist, wird er alle Lust an sinnlichen, materiellen Freuden verlieren und die falsche Vorstellung aufgeben, daß sich wahres Glück und wahre Befriedigung dadurch gewinnen lassen, daß man Sünde begeht.
Auf Seite 327 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mrs. Eddy: „Umwandlung kommt durch das Verständnis, daß es im Bösen keine bleibende Freude gibt, sowie dadurch, daß man die Liebe zum Guten der Wissenschaft entsprechend gewinnt, die die unsterbliche Tatsache enthüllt, daß weder Lust noch Schmerz, weder Begierde noch Leidenschaft in oder von der Materie bestehen können, während das göttliche Gemüt die falschen Annahmen von Lust, Schmerz oder Furcht samt all den sündhaften Begierden des menschlichen Gemüts zerstören kann und tatsächlich zerstört.“ Auf derselben Seite fügt sie hinzu: „Die Art und Weise, wie man dem Elend der Sünde entrinnt, ist: aufhören zu sündigen.“
Die Nachfolger unseres großen Meisters sollten auf der Grundlage, daß die göttliche Liebe allein den Menschen regiert, den Irrtum aus ihrem eigenen Bewußtsein austreiben. Dann werden sie die Gedanken der Hilfesuchenden erkennen können, die Erinnerung an jede frühere Übertretung auslöschen und weitere Übertretungen unmöglich machen. Jesus sagte zu einem, den er geheilt hatte (Joh. 5: 14): „Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Ärgeres widerfahre.“
Die wichtigste Aufgabe der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] ist, die Sünde der Welt zu tilgen. Ihr liebevoller Weckruf wird von allen gehört und befolgt, die bereit sind, ihren Glauben an eine materielle Selbstheit aufzugeben. Hier oder hiernach werden schließlich alle Menschen von der Sünde völlig frei werden. Selbstlosigkeit und das Verlangen, den Willen des Vaters zu tun, weisen den Weg zu diesem himmlischen Zustand.
Unsere Führerin schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 568): „Für den Sieg über eine einzige Sünde sagen wir Dank und erheben den Herrn der Heerscharen. Was werden wir von der mächtigen Besiegung aller Sünde sagen? Ein lauterer Gesang, süßer als er je zuvor zum hohen Himmel emporgedrungen ist, steigt nun klarer und näher zu dem großen Herzen Christi auf, denn der Ankläger ist nicht da, und Liebe läßt ihre ureigene und ewige Weise erklingen.“