Die Bibel enthält viele Verheißungen, die uns ermutigen, voller Hoffnung in die Zukunft zu blicken, im Vertrauen darauf, daß das Gute in allen Dingen den Sieg davontragen wird. Aber die Bibel enthält viel mehr als nur Verheißungen. Sie erklärt das Gefühl der Aussichtslosigkeit, das die Menschheit ständig zu überkommen scheint, und sie zeigt, wie es durch eine geistige Gesinnung überwunden werden kann.
Durch die Christliche Wissenschaft erhalten wir eien Erklärung für die scheinbaren Widersprüche, wie sie sich zum Beispiel in dem Bericht von Noah finden. Obwohl das Böse in Noahs Welt überhandzunehmen schien, erhob ihn doch sein Bewußtsein von der geistigen Wirklichkeit über das Böse hinaus, zu dem Bewußtsein von Gottes immergegenwärtiger Liebe.
Das Bild der Aussichtslosigkeit oder Sinnlosigkeit wird sehr anschaulich im 1. Buch Mose dargestellt, wo wir lesen, daß Gott der Herr mit dem Menschen, den er geschaffen hatte, unzufrieden war und sich entschloß, alle Menschen außer Noah und seiner Familie durch eine Sintflut auszurotten. Nachdem Noah in der Arche gerettet worden war, die er auf Gottes Geheiß gebaut hatte, brachte er dem Herrn ein Brandopfer, „und der Herr roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf“ (1. Mose 8:21). Die Erzählung scheint zu besagen, daß sich das Geschlecht, das in Adam seinen Ursprung nahm, trotz der Läuterung durch die Sintflut als sündig erweisen würde, daß aber Noah, der ein gewisses Maß an geistiger Erkenntnis darstellte, in eben diesem Maße von dem Geschlecht Adams getrennt sein würde. „Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde“ (1. Mose 9:1). Ohne geistige Auslegung könnte man diesen Versen die Bedeutung entnehmen, daß die Erlösung der Menschheit vom Bösen zu einem späteren Zeitpunkt und auf andere Weise kommen müsse. Doch in der Christlichen Wissenschaft verstehen wir die Erlösung als ein Erwachen zu der gegenwärtigen geistigen Wirklichkeit.
So lange, wie die Menschheit an einen Schöpfer glaubt, der den Menschen sterblich machte, der schlechte Arbeit tat und mit Seiner Schöpfung unzufrieden wurde, der versuchte, die Menschen zu läutern, es dann aber aufgab, der versuchte, sie zu erlösen, es aber nur dazu brachte, ihnen eine Erlösung im Jenseits zu verheißen — so lange wird die gegenwärtige Zeit zum Untergang zu führen scheinen. Aber die Christliche Wissenschaft ist hier, um dieses Bild umzukehren.
Auf Seite 554 des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy lesen wir: „Das erste Bemühen des Irrtums war und ist noch immer, Gott die Erschaffung von allem Sündigen und Sterblichen zuzuschreiben, aber das unendliche Gemüt macht solch eine irrtümliche Annahme zunichte.“ Das unendliche Gemüt ist Gott, das göttliche Prinzip, Liebe. Wie uns im ersten Kapitel der Genesis gesagt wird, erschuf dieser Gott den Menschen „ihm zum Bilde“ (Vers 27). Gott konnte nicht mit Seinem Ebenbild, dem wirklichen Menschen, unzufrieden sein, und Er war es auch niemals.
In unserem Lehrbuch finden wir die folgende Definition (S. 590): „Gott der Herr. Jehova. Diese Doppelbenennung wird im ersten Kapitel des 1. Buches Mose, in dem Bericht der geistigen Schöpfung, nicht gebraucht. Im zweiten und in den folgenden Kapiteln wird sie zu der Zeit eingeführt, da de geistige Begriff von Gott und von der Unendlichkeit aus dem Gedanken des Erzählers verschwindet — da die wahren wissenschaftlichen Behauptungen der Heiligen Schrift durch einen physischen Begriff von Gott als endlich und körperlich verdunkelt werden.“ Aus dieser Definition können wir erkennen, wie klar das Bild ist, das dieser biblische Bericht von den Problemen gezeichnet hat, denen sich die Menschheit heute gegenübergestellt sieht.
Das Bild gewinnt an Klarheit für uns, wenn wir verstehen, daß es die endliche und körperliche Auffassung von Gott ist, die die Vision verdunkelt hat und die die Menschen heutzutage zu dem Glauben verleitet, Gott sei unfähig, die Harmonie in Seinem Universum aufrechtzuerhalten. Diese endliche Auffassung von der Gottheit hat überhaupt nichts mit Gott zu tun, sondern ist ein falscher Begriff von Ihm. Ein falscher Begriff von Gott führt zu einem falschen Begriff von Gottes Ebenbild, dem Menschen. So scheinen wir einen endlichen Gott zu haben, der sich in einem begrenzten, materiellen Menschen widerspiegelt — einen Gott, der nicht in der Lage ist, Sein Universum in Ordnung zu halten, und der von einem Menschen ist, wird, der unfähig ist, sich zu regieren oder der Leitung Gottes zu folgen.
Auf Seite 14 von „Wissenschaft und Gesundheit“ schreibt Mrs. Eddy: „Gänzlich getrennt von der Annahme und dem Traum des materiellen Lebens ist das göttliche Leben, das geistiges Verständnis und das Bewußtsein von des Menschen Herrschaft über die ganze Erde offenbart.“ Die scheinbaren Widersprüche, das Ineinanderübergehen von Wahrheit und Irrtum in dem Bild können berichtigt werden, wenn wir erkennen, daß die begrenzte „Annahme und der Traum des materiellen Lebens“ unwirklich sind. Aber Noahs Bewußtsein von der göttlichen Leitung und von der Sicherheit unter dieser Leitung war ebenso wirklich wie die Fortdauer aller rechten Ideen und der vielen Formen, die das Leben identifizieren. Diese kamen darin zum Ausdruck, daß Noah Gottes Stimme vernahm, die Arche baute und jede Art von Tieren mit sich in die Arche nahm.
In dem Bild, das wir heutzutage sehen, sind das Materielle und Unharmonische „die Annahme und der Traum“. Sie sind unwirklich. Materie als Leben, die Persönlichkeit als materiell, der Mensch als tierischen Wesens, Mentalität als selbstsüchtig, Gott als hilflos, der Ausdruck — Aussichtslosigkeit: dieses gesamte Bild kann durch die Christliche Wissenschaft überwunden werden, die den Irrtum von der Wahrheit in dem Bilde trennt und das Wirkliche enthüllt. Jesus sagte in seinem Gleichnis von der Spreu und dem Weizen (Matt. 13:30): „Lasset beides miteinander wachsen bis zu der Ernte; und um der Ernte Zeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündlein, daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheuer.“
Noah wurde durch göttliches Gesetz gerettet. Dieses Gesetz erhält die individuelle Identität jeder rechten Idee. Dieses Gesetz des unendlichen Gemüts widerlegt heutzutage die Vorstellung von einem materiellen Gott und demonstriert die Wahrheit von dem einen Gott, dem Gemüt. Die mit „der Annahme und dem Traum des materiellen Lebens“ verbundenen Irrtümer sind die Spreu im individuellen menschlichen Bewußtsein. Sobald wir sie erkennen, sollten wir sie aussondern und vernichten. Und in dem Maße, wie wir die rechten Ideen erkennen, die vom Gemüt ausgehen und die die Harmonie, die Volkommenheit und die Gesundheit des einen Gemüts, des Prinzips, der Liebe, widerspiegeln, können wir diese rechten Ideen ernten und mit ihnen in die Sicherheit der unsterblichen Wahrheit eingehen.