Jeder von uns hat einen grundlegenden Daseinszweck. Er besteht darin, das zu sein, wozu Gott den Menschen erschaffen hat: Sein Zeuge. Mrs. Eddy schreibt in ihrem Werk „Nein, und Ja“ (S. 17): „Der Mensch ist der Höhepunkt der Schöpfung; und Gott ist nie ohne einen immergegenwärtigen Zeugen, der von Ihm zeugt.“
Die Bibel enthält Gottes ausdrückliches Geheiß an den Menschen (1. Mose 1:28): „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan, und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“ Die Herrschaft, zu der Gott den Menschen berief, auf daß er seinen Daseinszweck als Gottes „immergegenwärtiger Zeuge“ erfülle, ist von Gott geschaffen und wird von Gott gestützt. Mrs. Eddy führt uns diesen wichtigen Punkt klar vor Augen, wenn sie in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ sagt (S. 516): „Der zu Gottes Gleichnis geschaffene Mensch besitzt Gottes Herrschaft über die ganze Erde und spiegelt sie wider.“
Wäre der Mensch der Urheber von Fruchtbarkeit und Herrschaft, so wäre der Mensch nicht Widerspiegelung, sondern Schöpfer, und Gott wäre nicht der allerhabene und einzige Schöpfer. Nachdem Mrs. Eddy klargemacht hat, daß der Mensch der Gottesschöpfung nicht physischer Art ist, beschreibt sie auf Seite 475 in „Wissenschaft und Gesundheit“ den Menschen, die unkörperliche Widerspiegelung Gottes, als „das, was weder Leben, Intelligenz noch schöpferische Kraft aus sich selbst besitzt, sondern alles seinem Schöpfer Zugehörige geistig widerspiegelt.“
Ehe die Sterblichen durch die Christliche Wissenschaft belehrt werden, sind sie geneigt zu versuchen, die Herrschaft Gottes von dem Standpunkt aus zu demonstrieren, daß der Mensch als Person handelt, denkt und schafft — daß er eine selbst-geschaffene und von ihm selbst in Tätigkeit gesetzte Wesenheit sei. Dieser Versuch schlägt fehl, weil er der geistigen Tatsache widerspricht, daß Gott allein allwirkend, allwissend ist; Er ist der einzige Schöpfer, der In-sich-selbst-Bestehende.
Wenn die Sterblichen der falschen Annahme zustimmen, der Mensch besitze Macht, Leben und Intelligenz aus sich selbst, so weichen sie von der Tatsache ab, daß Gott, und Gott allein, allwirkend, allwissend und allmächtig ist. Eine solche Abweichung verlegt — bis sie durch den Christus, die Wahrheit, berichtigt wird — die Demonstration unseres Daseinszwecks und seiner Erfüllung aus dem Bereich des Erfolges in die Atmosphäre der sterblichen Annahme, wo Verwirrung und Fehlschlag vorherrschen.
Für unseren wirklichen Daseinszweck und seine Erfüllung kann es keinen Fehlschlag geben, denn sowohl der Daseinszweck wie seine Erfüllung gehen aus Gott hervor, und Gott versagt niemals. Ebenso kann auch die Gesundheit des Menschen, die von Gott ausgeht, nie versagen, noch kann seine Tätigkeit jemals weniger als fruchtbar sein. Menschlich gesehen demonstrieren und vermitteln wir Wahrheit, Gesundheit und Freude nur insoweit erfolgreich, wie wir bereitwillig das sind, was der Mensch wirklich ist: Gottes Zeugnis von sich selbst.
Der Mensch, Gottes Widerspiegelung, ist Sein „immergegenwärtiger Zeuge“. Der Mensch ist nicht nur zeitweilig ein Zeuge für das Gute, noch bringt er nur gelegentlich Gottes Herrschaft zum Ausdruck. Da Gott nicht nur zeitweilig Gott ist, ist auch Sein Zeuge ein immerwährender Zeuge und offenbart daher unaufhörlich Herrschaft und Fruchtbarkeit.
In dem Maße, wie wir verstehen, daß alle wirkliche Tätigkeit aus Gott hervorgeht und von Gott in Seiner Idee, dem Menschen, widergespiegelt wird, können wir ohne Unterbrechung rechte Tätigkeit in unserem Körper, unserem Heim und unserer täglichen Erfahrung demonstrieren. Diese widergespiegelte Tätigkeit hört niemals auf, weil Gott niemals aufhört. So kann auch Gottes rechte Tätigkeit, die von Gott als eine Eigenschaft Seines Bildes und Gleichnisses offenbart wird, niemals von der falschen Tätigkeit des sterblichen Gemüts berührt werden, sei es verzögerte Tätigkeit, Übertätigkeit, gehemmte Tätigkeit oder Untätigkeit. Die rechte Tätigkeit des Menschen ist eine fortdauernde Tätigkeit, da sie von Gott zum Ausdruck gebracht wird. Sie setzt niemals aus. Sie ist stets absolut vollkommen. Sie kann niemals umgekehrt werden; ihr Rhythmus kann niemals unterbrochen noch ihre Ganzheit gespalten werden oder verlorengehen.
Wenn sich diejenigen, die eine Schule oder Hochschule besuchen, über den dort verbreiteten Aberglauben von „schwierigen Fächern“ oder „strengen Lehrern“ erheben und durch die in der Christlichen Wissenschaft geoffenbarten christusgemäßen Wahrheiten erkennen, daß Gott, und Gott allein, das allwissende Gemüt ist und daß der Mensch die sich aus Gottes stets aktivem Wissen ergebende Idee ist, dann werden sie in ihrer akademischen Arbeit leicher beweisen, daß Dunkelheit und Verwirrung in bezug auf kein einziges Fach Gültigkeit haben können.
Die Lehrer in der Schule oder in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule inspirieren ihre Schüler in dem Maße, wie sie selbst von der Tatsache inspiriert sind, daß Gott, Geist, der in Wirklichkeit das unendliche Bewußtsein von Schüler und Lehrer ist, unfehlbare Ideen entwickelt. Wenn wir vom Standpunkt der Christlichen Wissenschaft aus unterrichten, werden unsere Darbietungen weder unbestimmt noch schablonenhaft, die Diskussionen nicht langweilig und die Antworten auf unsere Fragen nicht oberflächlich sein. Das Wort „Erziehung“ kommt von einem lateinischen Wort, das „voranführen“ bedeutet. Dementsprechend sollte die Erziehung die Schulzeit für den Schüler zu einer Erfahrung machen, bei der die bereits bestehende, von Gott her widergespiegelte Herrschaft des Menschen zum Ausdruck kommt, die auch die von Gott stammende Intelligenz und Vollkommenheit jeder Idee Gottes einschließt.
Gott ist Liebe, daher all-harmonisch. So kann auch die gottverliehene Harmonie des Menschen niemals durch irgendein körperliches oder seelisches Leiden entthront oder zerstört werden, ganz gleich ob es nun funktioneller oder struktureller Art ist oder ob es aufgrund solcher sterblichen und daher falschen Annahmen wie Erblichkeit, zurückliegende Ereignisse, Alter, Geschlecht oder Klima Anspruch auf Wirklichkeit und Macht erhebt. Wenn Gott als allumfassend und allmächtig erkannt wird, dann wird die Furcht, das Grundelement der Ursache für Krankheit und ihrer Fortdauer, ihrer Fähigkeit, das Bewußtsein zu trüben und rechte Tätigkeit zu lähmen, entkleidet — einer Fähigkeit, die sie sich widerrechtlich anmaßt.
Jeder, der sich mit irgendeiner nützlichen Tätigkeit befaßt, kann den dem Menschen von Gott verordneten Daseinszweck und dessen Erfüllung demonstrieren, indem er in allem, was er tut, Christus Jesus nachfolgt. Der Meister war sich in erster Linie der geistigen Tatsache bewußt, daß Gott, nicht der Mensch, die Quelle und die Substanz aller Tätigkeit, allen Lebens und aller Intelligenz ist. Er sagte (Joh. 14:10, 24): „Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke... Und das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“
Der Meister unterschied in solchen Erklärungen sorgfältig zwischen der Rolle des Menschen und der Gottes. Er erkannte, daß der Mensch Idee, Kind oder Widerspiegelung und daß Gott Gemüt ist, der Vater, der einzige Schöpfer und Urquell. Wenn wir in unserem Bemühen, dem Meister zu folgen, erfolgreich sein wollen, müssen wir von demselben Standpunkt ausgehen, von dem aus er folgerte.
Gott, Gemüt, und nicht eine Person, ist allwirkend und allwissend, und Gottes Idee, der Mensch, ist Gottes vollkommener Ausdruck. In dem Maße daher, wie wir gelten lassen, daß Gott, der allerhabene Alles-in-allem, tatsächlich alles regiert, und in unserem Denken und Planen von dieser Basis ausgehen, werden unsere menschlichen Unternehmungen — seien sie nun individuell oder kollektiv, einschließlich unserer Bemühungen um einen dauernden Weltfrieden — Frucht bringen. Hier und jetzt ist es nur natürlich für uns mitzuhelfen, den Frieden zu fördern und das Gute zu vermehren, denn wir unterstehen hier und jetzt Gottes unwiderstehlichem und unveränderlichem Gebot, Herrschaft zum Ausdruck zu bringen, entsprechend der Aufforderung: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan.“
Es liegt in Gottes Plan und Absicht, daß im Menschen Seine individualisierte unendliche Herrlichkeit zum Ausdruck komme. Christus Jesus zögerte nie, darum zu beten, daß er in seiner menschlichen Erfahrung durch die Herrlichkeit Gottes gestärkt und ganz davon durchdrungen würde. Auch wir sollten so beten. Der Meister sprach (Joh. 17: 5): „Und nun verkläre mich du, Vater, bei dir selbst mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“
Es ist die von Gott vorgesehene Bestimmung des Menschen, edel zu sein, weil Gott Liebe ist. Es liegt in Gottes Plan, daß der Mensch gesund sei, denn Gott ist vollkommen. Der Mensch ist dazu bestimmt, intelligent zu sein, denn Gott ist das nicht-irrende Gemüt; er ist dazu bestimmt, schön und rein zu sein, denn Gott ist Seele; dazu bestimmt zu leben, denn Gott ist Leben; geliebt zu werden und liebevoll zu sein, denn Gott ist Liebe; eine individuelle Idee zu sein, denn Gott ist individuell, der unendliche Eine, der All und Einzige; er ist dazu bestimmt, von Gesetz regiert zu werden, denn Gott ist Prinzip; tatkräftig und inspiriert zu sein, denn Gott ist Geist; Unfehlbarkeit zu bekunden, denn Gott ist Wahrheit, die sich niemals irrt. Ein solches Wissen läßt uns in allem, was wir tun, in ordentlicher und ursprünglicher Weise vorgehen und befähigt uns so, die Irrtümer des Sinnes zu zerstören.
Da Gott der All-Wirkende und All-Wissende ist, kann nur Gott den von Ihm für den Menschen vorgesehenen Zweck zur Erfüllung bringen, Gottes „immergegenwärtiger Zeuge“, der „Höhepunkt der Schöpfung“ zu sein, und Er tut es auch. Gott, der einzige Gott, bringt den Daseinszweck des Menschen, die göttliche Herrschaft widerzuspiegeln, zur Erfüllung. Wenn wir an diesen Wahrheiten festhalten, wird unser von Gott verordneter Daseinszweck und seine Erfüllung unter allen Bedingungen und Umständen offenbar gemacht werden.