Studenten der heutigen Zeit, die einen christlichen Glauben vertreten, mögen feststellen, daß ihr Glaube herausgefordert wird. Die Herausforderung mag in Gestalt eines Vernunftschlusses an sie herangetragen werden und folgende Form annehmen:
Nur das ist Wissenschaft, was alles in Frage stellt.
Das Christentum akzeptiert einige Dinge, ohne sie in Frage zu stellen.
Daher kann das Christentum unmöglich Wissenschaft sein.
Der Christliche Wissenschafter wird die Herausforderung vertrauensvoll annehmen.
Kann eine Methode als wissenschaftlich bezeichnet werden, wenn sie nicht ein ehrliches In-Frage-Stellen der Methode selbst einschließt? Und um diese Methode wirklich in Frage zu stellen, würde man die Möglichkeit einräumen müssen, daß es wissenschaftlich sei, an etwas anderes als den Zweifel als ein Mittel zur Erlangung von Erkenntnissen Glauben zu haben. Daß die Wahrheit durch den Glauben an Gott und an Christus Jesus, den Wegweiser, gefunden werden kann, ist daher eine wohlbegründete Voraussetzung. Wenn darauf die Demonstration folgt, erweist sich die Voraussetzung als Tatsache.
Christus Jesus sagte: „Glaubet mir, daß ich im Vater und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubet mir doch um der Werke willen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue“ (Joh. 14:11, 12). Zu seiner Zeit, sowie in der Zeit unmittelbar nach seiner Himmelfahrt, wurde die Wahrheit der Lehren Jesu durch Werke bestätigt. Der Meister heilte alle Arten von Krankheit und weckte die Toten auf. Seine Jünger vollbrachten Heilungswerke, die die Wahrheit der Lehre bezeugten, die sie predigten.
Heute ist die Christliche Wissenschaft gekommen, eine göttlichen Offenbarung, die Mrs. Eddy zuteil wurde, und erklärt die Methode des geistigen Heilens, die von Jesus und seinen Jüngern angewandt wurde. Viele, die bezweifelten, daß dies so ist, haben sich in einer Zeit höchster Not an die Christliche Wissenschaft um Hilfe gewandt und festgestellt, daß es wahr ist.
Die Methode der Christlichen Wissenschaft beginnt mit Gott als dem unendlichen Prinzip, dem unendlichen Gemüt, der unendlichen Liebe, und dem Menschen als der vollkommenen Widerspiegelung Gottes. Sie lehrt, daß die Materie die Wirkung der irrigen Annahme ist und daß sich, wenn diese Annahme durch die Wahrheit berichtigt wird, der Zustand, der materiell zu sein scheint, entsprechend der Wahrheit wandelt, die angewandt wurde. Auf Seite 411 des Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy lesen wir: „Fange deine Behandlung stets damit an, daß du die Furcht der Patienten beschwichtigst. Flöße ihnen stillschweigend die Gewißheit ein, daß sie von Krankheit und Gefahr frei sind. Beobachte das Ergebnis dieser einfachen Regel der Christlichen Wissenschaft, und du wirst gewahr werden, daß sie die Symptome jeder Krankheit mildert.“
Jeder Anhänger der Christlichen Wissenschaft hat schon einmal diese Regel angewandt oder die Auswirkung ihrer Anwendung erfahren und hat die Ergebnisse beobachtet. Er hat festgestellt, daß es so ist, wie Mrs. Eddy gesagt hat.
Neuere medizinische Studien haben gezeigt, daß der Glaube eines Menschen an ein Arzneimittel die Wirkung dieses Mittels auf den Körper beeinflußt. Hieraus müssen wir schließen, daß es unwissenschaftlich ist, irgendeine Schlußfolgerung aus einer Beobachtung zu ziehen, ohne den Einfluß des Glaubens auf das Ergebnis zu berücksichtigen. Die Christliche Wissenschaft berücksichtigt nicht nur diesen Einfluß, sie erklärt ihn auch.
In „Wissenschaft und Gesundheit“ lesen wir (S. 114): „Die Wissenschaft zeigt, daß das, was Materie genannt wird, nur der subjektive Zustand von dem ist, was von der Verfasserin sterbliches Gemüt genannt wird.“ Die Wissenschaft enthüllt den Einfluß des Christus, der Wahrheit, der der falschen, sterblichen Annahme entgegenwirkt und die Wirkungen des beweisbaren Gesetzes des göttlichen Gemüts begründet. Der Anhänger, der dies versteht, wird mit Fleiß seine Studien verfolgen, und während er Fabel von Tatsache trennt, wird er mit Erfolg seine Fähigkeit demonstrieren, jeweils die eine oder andere zu erfassen, wie es die Situation erfordern mag.
Der Student tut gut daran, sein Verständnis von der Wahrheit zu pflegen und es mit Liebe zu schützen. Wir lesen im Johannesevangelium von den Menschen, die in Lazarus' Haus in Bethanien kamen, um Jesus zu sehen (12:9–11): „Und sie kamen nicht um Jesu willen allein, sondern daß sie auch Lazarus sähen, welchen er von den Toten erweckt hatte. Aber die Hohenpriester trachteten darnach, daß sie auch Lazarus töteten; denn um seinetwillen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesum.“
Viele machten ihre Beobachtungen. Viele glaubten. Aber es gab auch solche, denen die logische Schlußfolgerung, die man aus dem Wiedererscheinen des Lazarus ziehen mußte, der lebte, nachdem er bereits vier Tage im Grabe gelegen hatte, äußerst unangenehm war. Sie widersprach ihrem großen Glauben an die Materie und das materielle Leben, einem Glauben, auf den sich ihre ganze Selbstachtung gründete.
In gelehrten Kreisen gibt es heutzutage viele, die ernstlich nach der Wahrheit suchen. Dem Denken jedoch, das ein materielles Universum als unbestreitbar akzeptiert hat, das die Gültigkeit einer jeden Methode leugnet, die die materialistischen Voraussetzungen in Frage stellt, und das seine eigene Methode als „wissenschaftlich“ bezeichnet, mag eine jede Demonstration der Christlichen Wissenschaft unangenehm erscheinen.
Liebe ist das göttliche Prinzip, das einzige Gemüt. Der Mensch ist das Ebenbild des Gemüts. In dem Maße, wie wir dies verstehen und die scheinbare Macht des Irrtums leugnen, den Menschen als sterblich hinstellen zu können — als hätte er einen hochmütigen, tierischen Intellekt —, und statt dessen die Allmacht des göttlichen Gemüts und die Vollkommenheit seines Ebenbildes anerkennen, schalten wir den Irrtum der materiellen Annahme aus dem Bewußtsein aus, und unser Fortschritt ist unaufhaltsam.
Die Tatsache, daß das Denken des Studenten, der ein Christlicher Wissenschafter ist, für die unendlichen Möglichkeiten der Christlichen Wissenschaft offen ist, beschränkt nicht seine Tüchtigkeit auf den begrenzteren Gebieten der Sozialwissenschaft oder der Naturwissenschaft. Im Gegenteil, sie befähigt den Studenten, sich von den Begrenzungen der Verwirrung zu befreien. Er bringt ein liebevolles Verständnis dafür auf, daß es menschlich notwendit ist, akademische Studien zu betreiben. Er macht sich die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft zunutze, um seinen Fortschritt bei diesen Studien zu förden. Und er schreitet beständig in seinem Verständnis und in seiner Demonstration der geistigen Wirklichkeit voran.
