Der zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffene Mensch ist geistig frei. Sein Leben ist die göttliche Liebe. Er ist vom Leben selbst mit der Fähigkeit ausgestattet, als Ausdruck der Liebe zu leben. Energie, künstlerische Fähigkeit, Gesundheit, geistige Schau werden ihm in unbeschränktem Maße verliehen und sind von grenzenloser Harmonie und Freude begleitet.
Der wirkliche Mensch ist immerdar frei. Durch rechte Entscheidungen erlangen die Menschen ein Gefühl der Freiheit. Diejenigen, die sich entscheiden, Gott, dem Leben und der Liebe, zu dienen, befinden sich je nach dem Grad der Aufrichtigkeit ihres Verlangens in Seinem Dienst. Diejenigen, die dem sterblichen, materiellen Sinn dienen wollen, befinden sich in dessen Dienst. Wie Paulus im Römerbrief schrieb (6:16): „Wisset ihr nicht: welchem ihr euch begebet zu Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr, dem ihr gehorsam seid, es sei der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit.“
Um Freiheit zu erleben, muß man sich für einen rechten Begriff von Energie entscheiden. Der materielle Sinn macht geltend, daß Energie eine der Materie innewohnende Kraft ist. Der geistige Sinn erkennt Energie als eine Eigenschaft des göttlichen Lebens. Wer die Ansprüche des materiellen Sinnes in bezug auf die Energie akzeptiert, wird feststellen, daß er in ebendem Grade ein Sklave der Gesetze der materiellen Energie ist. Diese Gesetze bestehen darauf, daß körperliche Energie vom Organismus abhängig ist, von dem harmonischen Funktionieren der Körperteile, die allesamt materiell sind.
Geistige Energie andererseits ist unbegrenzt. Eine rechte sittliche Entscheidung kann nur dadurch getroffen werden, daß man geistige Energie ausübt. Es ist wesentlich, daß wir dies erkennen — wesentlich, daß wir die göttliche Energie anerkennen und uns entscheiden, Gott, Geist, als der einzigen Macht die Ehre zu geben, wenn wir von den Gesetzen der materiellen Energie frei sein möchten. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 455 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit“: „Du mußt dir die moralische Macht des Gemüts nutzbar machen, um über die Wogen des Irrtums hinwandeln und deine Ansprüche durch Demonstration begründen zu können.“
Wir müssen uns für eine rechte Auffassung von Kunst entscheiden. Für den materiellen Sinn ist Kunst eine Erfahrung des materiellen Gehirns. Sie zeigt sich in materiellem Empfindungsvermögen. Aber Form, Ausgeglichenheit, Rhythmus, Ton und so weiter haben eine geistige Grundlage. Der geistige Sinn sieht sie so, wie sie wirklich sind — als Ausdrucksformen der Seele. Kunstverständnis in seinem höchsten Sinne ist nicht materiell persönlich, nicht gefühlsbedingt, nicht die gewohnheitsgemäße Reaktion von Gehirn und Nerven, sondern eine tiefe, aus echter Wertschätzung hervorgegangene Liebe zum Guten. Der menschliche Sinn für Kunst wird in dem Verhältnis gehoben, wie der geistige Sinn erlangt wird.
Wir müssen uns für einen rechten Sinn von Gesundheit entscheiden. Physische Gesundheit ist eine Angelegenheit materieller Chemie, Biologie oder Mechanik. Geistig gesehen ist Gesundheit eine Eigenschaft Gottes, des Geistes. Sie ist untrennbar vom Leben. Sie findet sich in der menschlichen Erfahrung überall dort, wo ein Bewußtsein vom göttlichen Leben besteht. Schlechte Gesundheit ist ein Bestandteil der Annahme, daß Gesundheit materiell sei. Diese Annahme wird in dem Maße überwunden, wie der materielle Sinn von Gesundheit aufgegeben und durch den geistigen Sinn ersetzt wird, der vollkommen und unwandelbar ist.
Wir müssen uns für eine rechte Auffassung von Sehvermögen entscheiden. Dem materiellen Sinn gemäß ist Sehvermögen eine Angelegenheit der Nerven, die auf materielle Vibration — auf Lichtwellen — reagieren. Oder im philosophischen Sinne wird es als eine mentale Wiederholung materieller Sinneseindrücke angesehen, oder als eine logische Neuanordnung dieser Sinneseindrücke in einer Weise, die das hervorbringt, was man neue Ideen nennt. Dem geistigen Sinn gemäß ist das Sehvermögen ausschließlich eine Funktion der Seele oder des Geistes, des göttlichen Gemüts. Das materielle Sehvermögen ist zerstörbar. Geistiges Sehvermögen ist unzerstörbar. Das materielle Sehvermögen ist auf das begrenzt, was aufgrund natürlicher oder künstlicher Lichtquellen gesehen werden kann. Geistiges Sehvermögen ist unbegrenzt. Eine materielle philosophische Auffasung von Sehvermögen erfordert harmonische physische Bedingungen, damit es richtig funktionieren kann. Geistiges Sehvermögen funktioniert stets mit der Vollkommenheit der Seele.
Unser menschliches Sehvermögen ist in dem Grade begrenzt oder der Begrenzung unterworfen, wie wir das materielle Sinnenzeugnis annehmen. Ein Begriff von begrenztem Sehvermögen kann überwunden werden, wenn der materielle Sinn verneint wird und Geist als die Quelle und der geistige Sinn als die Substanz des Sehvermögens anerkannt werden.
Wer nach geistiger Energie trachtet, hat sich für die wahre Energie entschieden und wird sie erlangen. In dem Verhältnis, wie er sie gewinnt, werden Erschöpfung und Alter überwunden. Wer nach materieller Energie trachtet, hat sich für die falsche Energie entschieden und wird alles verlieren, was er durch materielle Mittel zu erlangen scheint. Wie Christus Jesus sagte (Matth. 13:12): „Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, was er hat.“
Wer sich entscheidet, die Kunst in ihrem geistigen Sinne auszuüben, stellt fest, daß das Leben zu einem Kunstwerk wird — ausgeglichen, freudig, harmonisch, rein. Seine persönliche Erscheinung stellt kein Problem dar. Wer die Kunst in ihrem materiellen, gefühlsbedingten und persönlichen Sinne ausübt, findet flüchtige Schönheit, aber keine wirkliche Harmonie oder Freude.
Wer die materiellen Gesundheitsgesetze ausübt, stellt fest, daß diese Gesetze ihn zu einem Sklaven machen und niemals Schutz gegen Krankheit oder Unfälle bieten. Wer sich entscheidet, Gesundheit als eine Eigenschaft Gottes zu suchen, wird feststellen, daß sein Leben in Gottes vollkommenem Gesetz erhalten oder durch dieses Gesetz zur Gesundheit zurückgeführt wird.
Wer sich bemüht, materiell zu sehen, mag feststellen, daß sein Sehvermögen trübe wird. Wer nur Geist widerzuspiegeln sucht, der Liebe ist, erlangt das immerwährende Sehvermögen, das Gott verherrlicht und das in dem Maße stärker wird, wie wir lernen, es anzuwenden.
Der wahre, geistige Weg ist uns offenbart worden. Uns ist gezeigt worden, daß eine von der Grundlage der geistigen Wirklichkeit aus getroffene Entscheidung Gott ehrt und Freiheit bringt. Die Christliche Wissenschaft beweist, daß wir die Materialität zu allen Zeiten ablehnen können, und wir können das Geistige akzeptieren und demonstrieren.
Sich für das Materielle zu entscheiden heißt sich freiwillig zum Sklaven machen. Wenn wir uns dagegen für das Geistige entscheiden, so erkennen wir uns als die freien Kinder Gottes, die wir in Wirklichkeit sind. In ihrem Buch „Vermischte Schriften“ sagt unsere Führerin (S. 19): „Zwischen den zentripetalen und zentrifugalen mentalen Gewalten der materiellen und geistigen Schwerkräfte bewegen wir uns entweder in Materialität und Sünde hinein oder aus ihnen heraus und wählen so unsere Bahn und ihr Ziel. Was sollen wir also wählen — das Sündige, Materielle und Vergängliche oder das Geistige, Freudenspendende und Ewige?“
