Ehe sich ein Anhänger der Christlichen Wissenschaft dazu entschließt, Mitglied Der Mutterkirche oder einer Zweigkirche zu werden, ist es oft für ihn notwendig, die Hindernisse aus dem Wege zu räumen, die ihm seine Erziehung, der Kreis seiner Bekannten und Geschäftsfreunde, örtliche Gegebenheiten, alte Traditionen und der ganze Kleinkram weltlicher Bindungen in den Weg legen möchten, um seinen Entschluß hinauszuzögern. Laßt uns nicht vergessen, daß es das träge sterbliche Gemüt ist, das alles auf später hinausschiebt. Jeder Mensch muß einmal, hier oder hiernach, seine eigene Erlösung ausarbeiten; deshalb sollte er heute damit beginnen und das sterbliche Gemüt zum Schweigen bringen, in der Erkenntnis, daß Gott das einzige Gemüt des Menschen ist. In dem Verhältnis, wie wir als Seine Idee unser Einssein mit Gott erkennen sowie unsere Untrennbarkeit von Gott, in dem Verhältnis werden menschliche und geschäftliche Bindungen ihren richtigen Platz und ihre richtige Bedeutung erhalten.
Ganz besonders aggressiv ist das sterbliche Gemüt, wenn es dem Anhänger einreden möchte, daß er sich durch eine Mitgliedschaft zu sehr binde und nicht mehr frei genug sei. Heißt diese Einflüsterung bei näherer Betrachtung nicht soviel wie: „Durch die Mitgliedschaft bindest du dich zu sehr an Gott, an Leben, Wahrheit und Liebe?“ Wie könnte uns nicht daran gelegen sein, uns eng mit Gott verbunden zu fühlen, wo wir doch in Wirklichkeit „in ihm leben, weben und sind“ (Apg. 17:28)?
Mitgliedschaft in der Kirche Christi, Wissenschafter, bedeutet, daß wir bereit sind, der Aufforderung Jesu nachzukommen: „Folge du mir und laß die Toten ihre Toten begraben!“ (Matth. 8:22.) Während diese Mitgliedschaft Pflichten einschließt, bringt deren Erfüllung doch Segen mit sich und ermöglicht dem Mitglied, im Verhältnis zu seiner Hingabe an seine Pflicht Fortschritte in der Wahrheit zu machen. Durch die große Mission, die Die Mutterkirche in der Welt zu erfüllen hat, erwachsen ihren Zweigkirchen wichtige Aufgaben, die jedes einzelne Mitglied veranlassen, die vorwärtsführenden Schritte zu tun, die für das geistige Wachstum unerläßlich sind.
Jedes Mitglied hat unbegrenzte Möglichkeiten, die weltweiten und segensreichen Einrichtungen Der Mutterkirche zu unterstützen und seine geistigen Gaben voll zur Entfaltung zu bringen und so die ganze Menschheit zu segnen. Durch das Lösen von Problemen verschiedenster Art bei den Mitgliederversammlungen und Komiteesitzungen sowie durch die geistige Arbeit, die für den Fortschritt der Kirche getan werden muß, wird das Denken des Mitglieds beweglicher, scharfsinniger und wachsamer. Gedankliche Beweglichkeit und Elastizität sind für das individuelle Wachstum in der Wahrheit unentbehrlich. Sie befähigt den Menschen, den Stürmen dieser Welt mit Erfolg zu begegnen und seine Erlösung auszuarbeiten.
Er lernt erkennen, daß er nicht dadurch frei wird, daß er sich gewissen Verpflichtungen entzieht und sie anderen überläßt, noch findet er die Freiheit in äußeren Umständen. Wahre Freiheit ist ein erhobener Bewußtseinszustand, ein bewußtes Verharren in der geistigen Wahrheit. Solch ein Verharren macht den Dienst am Nächsten zu einer Widerspiegelung der göttlichen Tätigkeit; daher wird er niemals zur Last.
Es ist gewißlich ein großes Vorrecht, zur Christlichen Wissenschaft geführt zu werden. Dieses Vorrecht schließt jedoch die ebenso große Verpflichtung in sich, der Wahrheit ohne menschliche Vorbehalte Gehorsam zu leisten und ihr zu dienen. Die Christliche Wissenschaft kann nicht von ihrer Organisation, Der Mutterkirche, getrennt werden. Jedes Kirchenmitglied hat deshalb eine doppelte Aufgabe, nämlich zu demonstrieren, daß die göttliche Liebe ihre Botschaft, die Christliche Wissenschaft, für alle Zeiten schützt, und ferner, dazu beizutragen, daß diese Wissenschaft der Welt zugänglich gemacht wird. Damit erfüllt es den Befehl unseres Meisters: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur“ (Mark. 16:15). Dieser doppelten Verpflichtung sollten wir uns immer bewußt sein.
Die Geistigkeit eines Christlichen Wissenschafters erkennt man nicht allein an seinen schönen Erklärungen, die voller Bewunderung für die Christliche Wissenschaft sind. Der Bewunderung der Christlichen Wissenschaft und dem Bekenntnis zu ihren Lehren muß stets die Betätigung folgen. Unser Meister sagte: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel“ (Matth. 7:21). Und Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit“, Seite 15: „Betätigung, nicht Bekenntnis, Verständnis, nicht Annahme, gewinnen das Ohr und die rechte Hand der Allmacht und rufen sicherlich unendliche Segnungen herab.“ Besagen nicht diese beiden, zu verschiedenen Zeiten ausgesprochenen Erklärungen, daß niemand die Horebshöhe erreichen wird, solange sie nur um des persönlichen Gewinns willen gesucht wird?
Tätiger Einsatz für die Wahrheit und selbstlose, aktive Kirchenarbeit sind von jeher das Merkmal des wahrhaftigen Anbeters Gottes gewesen und werden es auch künftig sein. Mitglied einer Kirche Christi, Wissenschafter, zu werden ist daher nicht ein rein formeller Vorgang, bei dem man sich als Mitglied einträgt. Es ist vielmehr eine individuelle Demonstration der Dankbarkeit und ein Beweis der Bereitschaft, Gott durch „mitfolgende Zeichen“ zu dienen, denn, wie Mrs. Eddy sagt (ebd., S. 233): „Jeder Tag fordert von uns höhere Beweise, nicht nur Bekenntnisse der christlichen Kraft.“
