Solange wir der Meinung sind, daß unser physischer Körper unsere Identität ausmacht, sind wir niemals wirklich zufrieden, niemals von Grund auf glücklich, denn unsere wahre Identität als das Kind Gottes erscheint uns geheimnisvoll.
Mißgeschicke stellen sich ein, weil wir nicht erkennen, daß Gott mit uns ist. Und doch erfüllt Gottes Gegenwart allen Raum, sowohl den Raum, der uns umgibt, als auch den, der von den Sternforschern Weltraum genannt wird. Es sollte uns daher natürlich scheinen, uns in Gott zu wissen, anstatt anzunehmen, daß wir Ihn suchen müssen, als ob Geist jemals nicht allgegenwärtig wäre.
Wenn wir Gott richtig verstehen — als den einen Schöpfer —, gibt uns dies das sichere Gefühl, daß wir in Ihm leben. Wenn Gott, der Alles-in-allem, nicht überall wäre, wenn Er nicht der eine Schöpfer wäre, wenn mehrere Götter sich in die Regierung des Universums teilten, könnten wir von einem solchen System, dem wir uns dann fügen müßten, viel erwarten? Aber es gibt keine Gegenwart außer der von Gott, und diese eine Gegenwart macht die alleinige Substanz der ganzen Schöpfung aus; das ist die einzige Tatsache, die Beachtung verdient.
Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ auf Seite 468: „Substanz ist das, was ewig und der Disharmonie und des Verfalls unfähig ist.” Und einige Zeilen darunter fährt sie fort: „Geist, das Synonym für Gemüt, Seele oder Gott, ist die einzig wirkliche Substanz. Das geistige Universum, einschließlich des individuellen Menschen, ist eine zusammengesetzte Idee, die göttliche Substanz des Geistes widerspiegelnd.“
Verstehen wir wirklich die Wahrheit, daß der individuelle Mensch „die göttliche Substanz des Geistes“ widerspiegelt? Solch eine Wahrheit verdient es, von der ganzen Menschheit freudig begrüßt und als eine unvergleichliche Quelle unendlicher Segnungen aufgenommen zu werden. Wenn wir diese Wahrheit gedankenvoll betrachten, kann sie uns zeigen, daß jeder von uns ebenso untrennbar von dem göttlichen Geist ist, wie die Widerspiegelung einer Landschaft in einem klaren See untrennbar von der eigentlichen Landschaft ist.
Früher wäre ich in höchstem Maße entrüstet gewesen, wenn jemand gesagt hätte, daß Gott Substanz ist. Damals schien mir Gott völlig unnahbar. Nach meiner Denkweise hatte Seine Beziehung zum Menschen etwas von einer Utopie an sich. Gewöhnlich wagte ich Seinen Namen nicht zu nennen, außer in äußersten Notfällen oder unter tragischen Umständen, um Seine Barmherzigkeit zu erflehen. Heute, dank der Erklärungen durch die Christliche Wissenschaft [Christian Science], würde es mir schwer fallen, in Worten auszudrücken, wie glücklich ich bin, daß mir Gott als Substanz verständlich gemacht worden ist.
Um die Freude zu erleben, die in dem Wissen liegt, daß unsere Beziehung zu Gott unveränderlich und fortdauernd ist, wo wir uns auch befinden mögen und welchen Bedingungen wir auch immer zu unterliegen glauben, müssen wir erkennen, daß Substanz keine Ähnlichkeit mit der Materie oder keine Beziehung zu ihr hat. Die Bedeutung des Wissens, daß Substanz überall ist, wird uns in praktischer Weise durch die Einfachheit unserer Beweise von der Macht der geistigen Wahrheit offenbart.
Die folgende Erfahrung veranschaulicht diesen Punkt: Ich bemerkte, daß meine Finanzlage sich negativ entwickelte, und da ich mit einer wahrscheinlichen Aufbesserung in nächster Zukunft nicht rechnen konnte, war ich sehr besorgt. Nach einigen Minuten qualvoller Verwirrung, um nicht zu sagen Bestürzung, wurde ich durch die große Not veranlaßt, meine Denkweise sofort zu ändern.
Ich erinnerte mich, einige Tage zuvor eine Stelle in „Wissenschaft und Gesundheit“ gelesen zu haben, die einen tiefen Eindruck auf mich gemacht hatte. Ich schlug die Stelle wieder auf und las auf Seite 516: „Die Substanz, das Leben, die Intelligenz, die Wahrheit und Liebe, die die Gottheit bilden, werden von der Schöpfung der Gottheit widergespiegelt; und wenn wir das falsche Zeugnis der körperlichen Sinne den Tatsachen der Wissenschaft unterordnen, werden wir dieses wahre Gleichnis und diese wahre Widerspiegelung überall erblicken.“
Das Wort „überall“ in diesem Satz schien mir ins Auge zu springen und meine mentale Dunkelheit wie ein großes Freudenfeuer zu erhellen. In dieser strahlenden Helligkeit schwand meine Angst dahin und wurde sofort durch Frohsinn ersetzt. Ich sah mein ganzes Sein von diesem, Überall‘ „der Substanz, des Lebens, der Intelligenz, der Wahrheit und Liebe, die die Gottheit bilden“, umgeben. In dieser Klarheit des Denkens sah ich mich nicht länger als einen Sterblichen, bedrängt von willkürlichen Gesetzen, die den Nöten des einzelnen gleichgültig gegenüberstehen, sondern als die Widerspiegelung der Substanz der Gottheit; ich war untrennbar eins mit ihr.
War da unmittelbar nach dieser Erkenntnis irgendeine Kundwerdung, die mir Zufriedenheit in Form von greifbaren Ergebnissen gab? Nein; aber es war da etwas viel Wünschenswerteres: eine unerschütterliche Gewißheit, daß das Gute nicht umhin kann, sich selbst auszudrücken, und daß Substanz und ihre Offenbarwerdung, die denen so teuer ist, die sie benötigen, immer von dem Ausdruck des Lebens und der Intelligenz begleitet ist, wodurch wir mit allem versorgt werden, was wir für die Bereicherung unseres Lebens brauchen.
Diese Erfahrung war dadurch, daß sie mich von einer schweren mentalen Last befreite, wie eine lebendige Bestätigung der Paulusworte (1. Kor. 6:19): „Wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist?“ Ich möchte hinzufügen, daß mir wenig später mehrere kleine unerwartete Geschenke dazu verhalfen, mich in den darauffolgenden Tagen über Wasser zu halten.
Unser Meister Christus Jesus wußte sehr wohl, daß er zu allen Zeiten mit der göttlichen Fülle rechnen und daß er, weil die Substanz des Guten die Unendlichkeit erfüllt, für Tausende Nahrung finden konnte, und das in Gegenden, in denen einem nach menschlichem Ermessen nichts anderes übrigblieb, als sich der Not und dem Hunger zu unterwerfen. War es nicht seine Absicht, als er zu seinen Jüngern sagte (Matth. 10:7): „Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“, daß wir, genauso wie sie, wissen sollten, daß die Substanz alles göttlich Guten allen denen zur Verfügung steht, die sich entschlossen haben, ihr geistiges Recht als Kinder Gottes zu beanspruchen?
An dem Tage, an dem die Menschheit die große Bedeutung der Einheit der Substanz versteht, wird die Morgendämmerung eines neuen Zeitalters auf der Erde anbrechen, und es wird sich erfüllen, was in der Offenbarung verheißen wurde (21:4): „Der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“
Diesen Tag der Welt zu bringen ist die Mission der Wissenschaft des Christus; und wenn wir uns der Ausübung dieser Wissenschaft widmen, brauchen wir nicht zu befürchten, daß seinem Kommen ein Unheil wie die Massenvernichtung vorausgehe. Das Verlangen nach geistiger Wahrheit schreitet vorwärts auf den Höhenwegen der Welt. Wenn es sich erst einmal in dem heilsamen Klima der brüderlichen Liebe durch die geduldige und weise Tätigkeit dieser Wissenschaft entwickelt hat, wird es der endgültige Eroberer auf unserem Planeten sein; es wird über die letzten Zuckungen des Bösen triumphieren.
