Unser Fortschritt in der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] hängt davon ab, wie klar wir zwischen der Materie und dem Geist zu unterscheiden vermögen, sowie auch von dem Grad unserer Bereitschaft, die Materie aufzugeben, sobald wir erkennen, was die Materie ist, und sie in unserem Bewußtsein vom Sein durch den Geist zu ersetzen. Das zweite der Zehn Gebote warnt (2. Mose 20:4, 5): „Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht.“
In einem Artikel mit der Überschrift „Es gibt keine Materie“, der in ihrem Buch „Die Einheit des Guten“ erscheint, sagt Mrs. Eddy (S. 31): „Der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] gemäß ist der erste abgöttische Anspruch der Sünde der, daß die Materie existiert; der zweite, daß die Materie Substanz ist; der dritte, daß die Materie Intelligenz besitzt; und der vierte, daß die Materie, so ausgestattet, Leben und Tod hervorbringt.“
Es ist nicht schwierig, die Materie in Form von materiellen Gegenständen zu erkennen, aber es erfordert ein Verständnis von dem Christus, um im menschlichen Denken die materiellen Elemente von den geistigen getrennt zu halten. Diese Elemente scheinen sich miteinander zu vermischen, und das veranlaßt uns, da wir den Unterschied nicht kennen, Fehler zu begehen, indem wir einige der geistigen Elemente zusammen mit den materiellen als nutzlos abtun oder indem wir einige der materiellen Elemente zusammen mit den geistigen als wirklich akzeptieren.
Der Christus ist das Licht der göttlichen Wahrheit, das in das menschliche Bewußtsein hineinströmt und das Denken in einer Weise erleuchtet, daß das Wirkliche wirklich und das Unwirkliche unwirklich erscheint, und uns so befähigt, verständnisvoll zu verneinen und zu bekräftigen sowie weise zu entscheiden, was als nutzlos beiseite zu legen oder als nützlich zu akzeptieren ist. Wenn wir dieses Licht der Wahrheit einlassen, sind wir imstande, die Lösung für unsere Probleme mit der Wissenschaft des Christus auszuarbeiten.
Mrs. Eddy sagt über die Christliche Wissenschaft [Christian Science] (Wissenschaft und Gesundheit, S. 114): „Sie zeigt die wissenschaftliche Beziehung des Menschen zu Gott, sie entwirrt die verworrenen Doppelsinnigkeiten des Seins und befreit den gefangenen Gedanken.“
Christus Jesus veranschaulichte den von Gefangenschaft befreiten Gedanken. Als er auf einen Leichenzug in der Stadt Nain stieß, sah er sich einigen der verworrensten Doppelsinnigkeiten des Seins gegenübergestellt. Da war allem Anschein nach ein toter Körper, der gänzlich aus Materie gemacht war; aber da war auch eine Witwe, für die dieser tote Körper einen Sohn darstellte, den einzigen Sohn, der ihr für immer verloren war. In Jesu Bewußtsein jedoch enthüllte das Licht des Christus Geist, Gott, als das einzige Leben und den Menschen als das unsterbliche Ebenbild des Lebens.
In jenem Leben war die Beziehung zwischen der Mutter und dem Sohn nicht zeitlicher Natur. In der Wissenschaft waren Mutter und Sohn geistige Ideen, die von dem einen Vater- Mutter Gott, dem Gemüt, ausgingen. Diese Beziehung war nicht etwas, was sich durch eine Vorgeschichte entwickelt hatte — eine Geschichte, die eine materielle Geburt und ein gegenseitiges Verständnis einschloß, das durch eine Reihe materieller Erfahrungen herangewachsen war. Ihre Beziehung im Gemüt bestand immerdar zugleich mit dem Gemüt. Sie konnte niemals zu einem Ende gebracht werden.
Das Bild von einem Sohn, der für seine Mutter verloren war, war eine Illusion. Es war Bestandteil des götzendienerischen Anspruchs der Sünde, der das Dasein — Substanz, Intelligenz und Leben — in die Materie verlegt. Für Jesus, der den götzendienerischen Anspruch der Sünde kannte und um die Wahrheit des unsterblichen Lebens wußte, stellte der sogenannte materielle Körper einen falschen menschlichen Begriff dar, einen Begriff, der berichtigt werden konnte. Jesus sagte (Luk. 7:14): „Jüngling, ich sage dir, stehe auf!“ Und der Bericht fährt fort: „Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden, und er gab ihn seiner Mutter.“
Die physischen Augen, die einen materiellen Gegenstand sehen, sei es nun in Form eines Berges, eines Baumes oder einer Leiche, geben uns keine richtige Auskunft über das, was existiert. Im Falle des Leichenzuges hätten viele bezeugen können, daß sie mit ihren Augen einen Körper sahen, der lebendig gewesen, jetzt aber ein toter Körper oder Materie war, ohne jedes Leben. Und sie könnten später bezeugt haben, daß sie sahen, wie dieser materielle Körper wieder zum Leben erweckt worden war.
Die materialistische Logik, die mit Gewalt nach einer Erklärung sucht, nennt dies ein Wunder. Doch die Christliche Wissenschaft [Christian Science] zeigt mit dem Licht des Christus, daß es niemals irgendwelche Materie gegeben hat, daß Geist, Leben, niemals in einer materiellen Form war und daß der falsche Begriff von der Individualität dieses jungen Mannes mit dem Christus, der Wahrheit, berichtigt werden konnte und daß Jesus ihn berichtigte.
Für unseren Wegweiser war die bewußte Individualität eines Menschen nicht in einem Körper angesammelter materieller Begriffe. Sie war im Gemüt, so wie die Lebenskraft eines Sonnenstrahles in der Sonne ist und die Sonne das Leben des Sonnenstrahles als ihre eigene Ausströmung immerwährend erhält. Wollten wir versuchen, einen Sonnenstrahl in einer Flasche einzufangen und ihn für späteren Gebrauch aufzuheben, so würden wir nichts in der Flasche finden.
Die materielle Annahme, die eine Idee des Lebens als in materiellen Formen enthalten gewahrt, ist gleicherweise enttäuschend. Sie ist tatsächlich falsch. Doch wie beständig prägen wir im materiellen Denken Bilder von unserem Begriff vom Leben und schauen auf diese Formen, um ein Lebens-Zeichen zu erhalten, und wenn wir kein Leben darin finden, dann glauben wir, das Leben sei erloschen.
Das Licht des Christus zeigt uns die beständige Neuheit und daher die Unsterblichkeit aller Ideen, die von dem unwandelbaren Leben ausgehen. Wir lassen vom Materiellen ab, wenn wir der Begriffe, die wir durch die materielle Erfahrung erlangt haben, überdrüssig werden und durch die Wissenschaft den geistigen Begriff gewinnen, in dem Ideen ständig aus dem Gemüt hervorströmen und die Unendlichkeit, Vollkommenheit, Macht, Schönheit, Reinheit, Weisheit, Gesundheit und Liebe des Gemüts genau darstellen.
