In der Terminologie der Christlichen Wissenschaft [Christian ScienceSprich: kr'istjən s'aiəns.] hören wir viel über die mutmaßliche Natur des Bösen, der Materie, der Sünde, der Krankheit und de Todes. Dies wirkt oft verwirrend auf denjenigen, der das Studium der Wissenschaft gerade aufgenommen hat, weil er gewöhnt ist, an die Wirklichkeit des Bösen und alles dessen, was seine Sinne wahrnehmen, zu glauben. Wenn er aber erst einmal anerkennt, daß Geist, Gott, der einzige Schöpfer ist und daß das Böse und die Materie kein einziges Element des Geistes besitzen, dann ist er auch bereit zuzugeben, daß der materielle Sinn von der Schöpfung eine Mutmaßung ist, das gerade Gegenteil von dem Reich de Geistes, das von Christus Jesus das Reich Gottes genannt wurde.
Eine Mutmaßung ist etwas, was vermeintlich existiert — eine Fabel, eine Mythe, eine Illusion, die kein tatsächliches Dasein besitzt. Daher könnte man sagen, daß wenn es ein Gegenteil des Geistes gäbe — nehmen wir einmal an, es gäbe solch ein Gegenteil —, dann würde es das Universum materiell und den Menschen physisch machen und alles und jedermann der Begrenzung und Auflösung unterwerfen. Wenn es ein Gegenteil von dem göttlichen Gemüt, das unsterblich ist, gäbe, dann würde dieses Gemüt sterblich sein und alles, was es hervorbrächte, wäre dem Tode unterworfen. Aber eine Mutmaßung ist nur eine Annahme. Sie hat nicht mehr Substanz oder Wirklichkeit als ein Traum.
Jemand, der ein Opfer des Bösen geworden ist, mag glauben, er sei nicht imstande, mit den aggressiven Kräften des fleischlichen Gemüts fertig zu werden, die ihn in Sünden hineintreiben, die er verabscheut und von denen er frei sein möchte. Doch er gewinnt in dem Maße Herrschaft über diese Kräfte, wie er erkennt, daß das fleischliche Gemüt keine Tatsache ist, sondern eine Mutmaßung. Er muß erkennen, daß wenn es ein fleischliches Gemüt gäbe, dieses Gemüt ihn genau zu solch einem Sterblichen machen würde, der bösen mentalen Impulsen unterworfen ist.
Aber da es kein fleischliches Gemüt gibt, gibt es auch keinen Sterblichen, und es gibt keine sündigen Gedankenimpulse. Nach der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] ist alles, was existiert, Gott und Seine vollkommenen Ideen. Dieses Wissen erlöst den Sünder, denn es enthüllt den wirklichen Menschen, der völlig getrennt von jeder Mutmaßung existiert.
Jemand, der ein Opfer der Krankheit geworden ist, mag sich in der Schlinge verfangen, zu glauben, Krankheit sei eine Tatsache und gewisse materielle Zustände müßten berichtigt werden, ehe er seine Gesundheit wiedererlangen könne. Wenn er aber erkennt, daß die materielle Daseinsauffassung in ihrer Gesamtheit nur etwas ist, was vermeintlich besteht, verliert er seine Furcht davor und wird sich des Reiches des Geistes bewußt. Er erkennt, daß wenn es ein sterbliches Gemüt gäbe, es ihn zu diesem kranken Sterblichen machen würde; da aber Geist der einzige Schöpfer ist, der allein Gesundheit verleiht, muß er jetzt und immerdar von jeglichem Krankheitsanspruch frei sein.
Christus Jesus sagte von dem Teufel oder dem Bösen: „Die Wahrheit ist nicht in ihm“ (Joh. 8:44). Und Johannes, sein geliebter Jünger, gewahrte das Böse als „das Tier, das war und nicht ist und doch ist“ (Offenb. 17:8 — nach d. engl. Bibel).
Mary Baker Eddy sagt in ihrem Buch „Vermischte Schriften“ (S. 260): „Jesus wußte, daß die Voraussetzungen des Bösen allein im irrenden, sterblichen Gedanken aufrechterhalten werden und daß Sünde, Krankheit und Tod seine subjektiven Zustände sind; auch wußte er, daß das wahre Sein reines Gemüt ist, das jedes vermeintliche oder elementare Gegenteil von Ihm, der Alles ist, bezwingt und vernichtet.“
Im Altertum glaubten die Menschen, es gäbe viele Götter, und sie richteten ihr Leben in Übereinstimmung mit ihren törichten Annahmen aus. Viele dieser Menschen waren Fatalisten und fühlten sich als hilflose Opfer der Launen ihrer vermeintlichen Gottheiten.
Die Hebräer empfingen die Offenbarung von dem einen Gott; und wenn sie Seine Gesetze befolgten, waren sie imstande zu beweisen, daß Er existierte und Macht hatte über ihr Leben. In der Geschichte der Hebräer entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte der wahre Begriff von Gott als dem durch Gesetz regierenden, lebendigen Wesen, dem Gehorsam geleistet werden muß. Ihr sich klärender Begriff von Gott brachte schließlich den Messias, Christus Jesus, hervor, der voll und ganz bewies, daß es nur einen Gott gibt, den Vater, der Liebe ist; daß der Mensch der Sohn Gottes ist; daß Vater und Sohn untrennbar sind; daß das Böse oder der Satan ein Lügner und eine Lüge ist, machtlos, wenn der Christus oder die Wahrheit demonstriert wird.
Mrs. Eddy entdeckte das Gesetz des Heilens, den Willen Gottes, der all den Freiheit bringenden Werken des Meisters zugrunde lag. Sie erkannte, was diese Werke mit einbeschlossen, nämlich daß alles, was dem göttlichen Willen entgegengesetzt ist, mutmaßlich ist, und sie bewies in überzeugender Weise ihre Erkenntnisse durch Heilungswerke, die das Interesse einer großen Anzahl von Menschen erweckten. Mrs. Eddy erklärt in ihrem Werk „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 161): „Nur wer durch Sanftmut und Liebe die Falschheit des vermeintlichen Lebens und der vermeintlichen Intelligenz in der Materie verstehen lernt, kann über das triumphieren, in dem sie gipfeln — Sünde, Leiden und Tod.“
Wenn es auch wahr und beweisbar ist, daß das sterbliche Gemüt und sein Bereich mutmaßlich sind, wie die Christliche Wissenschaft [Christian Science] offenbart, können wir es uns doch nicht leisten, diese Wahrheit nur gelegentlich oder oberflächlich zu beweisen. „Durch Sanftmut und Liebe“ muß der Sieg erlangt werden. Nur durch die Vergeistigung des menschlichen Denkens kommt der Bereich der Wahrheit, der Harmonie und Ordnung und des todlosen Lebens ans Licht, und nur so wird der mutmaßliche Bereich des Bösen, der mit Gottes Schöpfung nicht das Geringste zu tun hat, ausgeschaltet.
Jeden Tag können Befürchtungen zerstört, Sünden aufgegeben, Bestrebungen, die sich auf materielle Ziele richten, abgelegt und falsche Begriffe von Gott und dem Menschen berichtigt werden. All dies wird durch die wachsende Erkenntnis bewirkt, daß der Traum von Leben in der Materie das ist, was vor sich gehen würde, wenn es ein Gott entgegengesetztes Gemüt gäbe; daß dieser Traum aber nicht vor sich geht, weil es nur einen Gott, Geist, gibt, dessen Schöpfung Seine vollkommene Widerspiegelung ist.
