Wenn wir an Ernte denken, so denken wir dabei an den Erfolg, den wir oder andere erzielt haben. Ernte ist das Ergebnis oder der Lohn unserer Anstrengungen. Die Ernte eines Vortrags über die Christliche Wissenschaft können wir als die Frucht des Samens der Wahrheit ansehen, den wir gesät haben, als unsere Arbeit, kundgeworden in unsterblichen Früchten, die wir mit der Welt teilen möchten.
Die Heilige Schrift sagt uns für unsere rechten Bemühungen, für unsere ernsthafte Arbeit in des Vaters Weinberg, sicheren geistigen Lohn zu. Der Prophet Jesaja erklärte ausdrücklich (32:17, 18): „Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Gerechtigkeit Nutzen wird ewige Stille und Sicherheit sein, daß mein Volk in Häusern des Friedens wohnen wird, in sicheren Wohnungen und in stolzer Ruhe.“ In diesem unendlichen Plan Gottes ist die Ernte für alle geistigen Bestrebungen vorgesehen. Hierin liegt auch ein göttliches Gesetz, von dem wir als Arbeiter in dem Weinberg der Wahrheit Gebrauch machen können.
Die Bibel macht klar, daß Gott, das vollkommene Gemüt, ewiglich alles gibt, was Er hat und ist, und daß der Mensch, der Gegenstand des Gemüts, immerdar alles besitzt, was Gott gibt. Da der Mensch Gott widerspiegelt, ist ihm durch Widerspiegelung die Fähigkeit zu eigen, sowohl zu empfangen als auch zu geben, was Gott verleiht. Geben ist immer primär, denn es wohnt dem einen göttlichen Ursprung, Gott, inne, und Empfangen ist die Wirkung von Gottes Geben. Wie wissenschaftlich erkannte Paulus diese Prämisse, als er sagte (1. Kor. 3:8): „Der aber pflanzt und der da begießt, die sind einer wie der andere. Ein jeglicher aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit.“
Das ewige Gesetz des Gebens und Empfangens entspricht der Unvermeidlichkeit, mit der die Wirkung auf die Ursache folgt. Dieses Gesetz ist, wie alle Aspekte der Wahrheit, auf die Menschheit anwendbar. Das Gute, womit wir das Leben anderer bereichern, kommt in einer reichen Ernte zu uns zurück. Es ist die selbstlose Liebe, die das eigene Gute in dem des andern findet. Es ist ein Gesetz der Metaphysik, das in der Stillung der menschlichen Bedürfnisse unbegrenzt wirksam ist, für uns wie für andere. Diese grundlegende Wahrheit vom Geben und Empfangen war ein wichtiger Bestandteil der Lehren Jesu, und sie ist die treibende Kraft für das Pflanzen und Sammeln in jeder geistigen Ernte.
Hieraus folgt, daß das Bestreben in unserem christlichen Dienst an der Menschheit sowohl kollektiv als auch individuell ist. Eine der bedeutsamen Gelegenheiten, bei der wir reichlich säen und auch eine überreiche Ernte einbringen können, ist die Veranstaltung eines Vortrags über die Christliche Wissenschaft, eine Tätigkeit, die unsere Führerin Mary Baker Eddy für uns vorgesehen hat.
Was ist die Ernte, die wir aus diesem Vortrag erwarten können, im einzelnen?
Die Antwort liegt darin, daß sich aus der unmittelbaren Wirkung des Vortrags auf die Menschen eine geistige Wiedergeburt und eine Läuterung des Lebens ergibt. Der Vortrag ist die gegenwärtige Erfüllung des Gebotes Jesu an alle seine Nachfolger, die heilenden und erlösenden Werke des Christus zu vollbringen. Wir begrüßen erneut diesen wesentlichen Ausdruck der umwandelnden Mission der Christlichen Wissenschaft [Christian Science], ihre Herausforderung an die Sterblichkeit und ihre belebende Wirkung auf die Welt.
Dann geht das Wort Gottes, das sich in dem Vortrag ausdrückt, in der Tat aus, um durch mitfolgende Zeichen seinen rechtmäßigen Zweck zu erfüllen, alle Bedürfnisse der Menschen zu stillen.
Die Mission der Kirche Christi, Wissenschafter, ist die des Heilens, ist, dem Bewußtsein des einzelnen die Erfüllung des Christus zu bringen. Der echte Christliche Wissenschafter nimmt gern die Mühe auf sich, die erforderlich ist, um praktisch anzuwenden, was Jesus lehrte und was unsere Führerin von der Wissenschaft des Christus offenbarte. Unter der Leitung von des Meisters rein metaphysischer Lehre vom vollkommenen Gott und vollkommenen Menschen muß der Wissenschafter die heilende Macht des Christentums beweisen. Wenn er die Ernte einer solchen an ihn ergehenden Forderung einbringen will, muß er den Beweis seines Verständnisses von der Einheit und Unwandelbarkeit Gottes, des Guten, und der Unlogik und Wandelbarkeit des Bösen führen.
Wir wollen bei unserem gemeinsamen Nachdenken über die Bedeutung der Ernte und ihren unmittelbaren Zusammenhang mit dem Vortrag unsere Aufmerksamkeit auf eines der Gleichnisse Christi Jesu konzentrieren. Seine Gleichnisse zeigen vielfach die christliche Methode, die zur Ausrottung des Bösen angewandt werden muß, und die Notwendigkeit, unseren eigenen Sinn für das Gute zu entwickeln. Ein solches Gleichnis ist das vom Unkraut unter dem Weizen, wie es im Matthäusevangelium berichtet wird.
Der Christliche Wissenschafter versteht Jesu Erklärung des Gleichnisses wie folgt: Das Feld ist das menschliche Bewußtsein; der gute Same sind die Ideen vom wahren Sein; der Sämann ist der unpersönliche Christus, die Idee der Wahrheit, die im menschlichen Denken wirksam ist; das Unkraut sind die irrigen Behauptungen über die Wahrheit, die falschen Annahmen im menschlichen Bewußsein; der Feind, der das Unkraut säte, ist der materielle Sinn oder die Verneinung der Wahrheit des Seins. Die Ernte ist das Ende des Materialismus und das Erscheinen der geistigen Wirklichkeit. In dieser Erntezeit — wie wir im Matthäusevangelium (13:41, 42) lesen — wird „Des Menschen Sohn ... seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle, die Ärgernis geben und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen“.
Liegt dann nicht ein Gewinn für uns darin, daß wir in dem Unkraut und dem Weizen die Gedanken sehen, die wir im Bewußtsein des einzelnen finden? Denn je empfänglicher das menschliche Bewußtsein für den Christus ist, eine um so bessere Transparenz wird es für die Wahrheit und um so besser versteht es die Wahrheit, die der Vortrag vermittelt.
Die Kirche wird eine gute Ernte haben, deren Mitglieder aus ihrem Bewußtsein alle Gedanken, „die Ärgernis geben und die da Unrecht tun“, ausgesondert und durch rechtes Denken ersetzt haben, das seinen Ausdruck in Heilungen während unserer Vorträge findet. Diese reiche Ernte zeigt sich in vermehrtem Kirchenbesuch, im Anwachsen der Mitgliederzahl und in fortschreitender Entfaltung aller Zweigkirchentätigkeiten.
Jedes Mitglied trägt individuell zur heilenden Wirkung des Vortrags bei, wenn es das Unkraut seiner selbstsüchtigen Beweggründe verbrennt, sowie dadurch, daß es durch sein Leben und seine Arbeit die Ernte vergrößert, indem es der Menschheit hilft. Jeder einzelne muß seine Mitmenschen, in deren Dienst er sein Leben gestellt hat, wahrhaft lieben. Mitglieder, die im Dienen das eigene Selbst vergessen und aus Leibe zu Gott und zum Menschen handeln, ernten reichen Lohn.
Der Ertrag der Ernte aus dem Vortrag richtet sich nach unserer Fähigkeit, die Dinge des Geistes zuerst zu sammeln und dann mit anderen zu teilen. Und die Ideen des Geistes vermehren sich entsprechend dem Gebot des Geistes, daß der eigene Same bei sich selbst nach seiner Art Frucht trage. Dieser Same ist es, der durch die Macht der Liebe in dem heilenden Dienst an der Menschheit vermehrt wird und hundertfältig Frucht bringen muß.
Die immmer wiederkehrende Gelegenheit, andere durch einen Vortrag über die Christliche Wissenschaft zu segnen, zeigt uns somit, daß jeder einzelne schon durch den geringsten Gehorsam gegen das Gesetz Christi schließlich der vollen Ernte der Liebe, der Ernte des Guten, teilhaftig wird. Durch die ständige Vergeistigung seines Denkens leistet er einen wesentlichen Beitrag zu der Erfüllung der frohen Verheißung, die wir im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft (Nr. 82) lesen,
Daß die Erd' werde voll
von Erkenntnis des Herrn,
Wie die Wasser decken das Meer.
Jesu Gleichnis beginnt (Matth. 13:24, 25): „Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon.“
Wer ist nun dieser „Feind“, der die Ernte der Christus-Idee, die in dem Vortrag so eingehend dargelegt wurde, zu verhindern versucht? Jesus nannte ihn den Teufel, Satan. Paulus nannte ihn die fleischliche Gesinnung. Mrs. Eddy bezeichnete ihn als tierischen Magnetismus. Wir sind uns darin einig, daß dieser Feind, weil Gott gut und Alles ist, keine Wesenheit und keine Macht hat und folglich nicht existiert. Da wir in der Wissenschaft die Allgegenwart des Guten und die Nichtsheit des Bösen verstehen lernen, sind wir in der Lage, die schleichende Art des Feindes zu durchschauen, mit der er der Wahrheit in ihrer endgültigen Offenbarwerdung, der Christlichen Wissenschaft [Christian Science], Widerstand leistet. Die moralische Forderung an jeden Christlichen Wissenschafter ist, nichts aus dem Bösen zu machen; und es sei wohl verstanden, daß das Böse erst dann zerstört ist, wenn nichts daraus gemacht worden ist. Darum:
Frischauf zur Tat! Wer darf noch müßig stehn im Erntefeld,
Wenn um ihn her schon wogt die gold'ne Welt
Und jedem Knechte ruft der Meister zu:
Geh, wirke du.
Welch eindringlicher Aufruf liegt in diesen Zeilen des Liedes Nr. 41 aus unserem Liederbuch für denjenigen, der versteht, daß die Ernte ein wesentlicher Bestandteil der heilenden Mission eines Vortrags über die Christliche Wissenschaft ist! Welch ein Vorrecht hat doch jeder von uns als Christlicher Wissenschafter, diese Ernte ständig vor sich gehen zu sehen und zu erkennen, daß es unsere Aufgabe ist, unseren Teil beizutragen, sei es in unserer unmittelbaren Umgebung oder in der Gemeinschaft der Welt!
In ihrem Buch „Vermischte Schriften“ verkündet unsere Führerin (S. 313): „Weiß wogt das Erntefeld, die Schnitter sind stark, die vollen Garben reif, die Scheune ist offen: bittet daher den Herrn der Ernte, daß Er mehr dieser vorzüglichen Arbeiter sende und Vorräte aufspeichere für eine Welt.“
