Der tierische Magnetismus ist die Tätigkeit eines angeblich außer Gott bestehenden sogenannten Gemüts und der Einfluß dieser Tätigkeit auf die menschliche Annahme und auf menschliche Zustände. Andere Bezeichnungen dafür sind Hypnotismus und Mesmerismus. Es ist der genaue Ausdruck für das Böse oder den Irrtum, manchmal Teufel genannt, im besonderen die Ursache jeder Krankheit oder Disharmonie, die die Menschen bedrängt.
Gott, das eine Gemüt oder Prinzip, ist das einzige Gemüt, das wir rechtmäßig unser eigen nennen können. Der Mensch hat kein anderes Gemüt. Es gibt keine andere wirkliche Ursache oder Quelle des Denkens oder Handelns. Der Mensch ist die Idee des Gemüts, die Widerspiegelung des Prinzips, das Kind Gottes. Er ist nicht das Erzeugnis materieller Kräfte. Wer dies versteht, kennt sein Gemüt und spürt dessen Macht. Wenn wir jedoch die Annahme, die Materie könne den Menschen bilden und regieren, nicht durchschauen und ihr nicht widerstehen, mögen wir noch unter dem Einfluß dieser Annahme stehen und unsere Beziehung zu dem einen Gemüt nicht erkennen.
Die ganze Bibel hindurch werden die Machenschaften des Bösen klar aufgezeigt, und die sichere Niederlage des Bösen wird veranschaulicht. Ohne zu zögern sagte Christus Jesus zu denen, die ihn töten wollten (Joh. 8:44): „Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm.“
Mrs. Eddy hat das täuschende Wesen und Vorgehen des sterblichen Gemüts eingehend erklärt, als sie uns ihre Offenbarung der Wahrheit gab. Sie sagt uns in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 484): „Der Mesmerismus ist sterbliche, materielle Illusion. Der tierische Magnetismus ist die willkürliche oder unwillkürliche Tätigkeit des Irrtums in allen seinen Formen; er ist das menschliche Gegenteil der göttlichen Wissenschaft. Die Wissenschaft muß über den materiellen Sinn und Wahrheit über den Irrtum siegen, um auf diese Weise den Hypothesen, die in jeder falschen Theorie und Praxis eingeschlossen sind, ein Ende zu machen.“
Der tierische Magnetismus hat keine Macht über uns, wenn wir uns weigern, seinem hypnotischen Vorgehen oder Einfluß zuzustimmen. Aber ebenso, wie die Illusion des Irrtums viele Formen annimmt, so wird auch deren Einfluß auf vielerlei Art und Weise zugestimmt.
Der offensichtlichste Ausdruck, daß dem Einfluß des Irrtums nachgegeben wird, ist wohl die Erklärung, daß der Irrtum nicht beachtet werden sollte. Diese Erklärung verneint die Art und Weise, in der die Wahrheit offenbart worden ist, und deutet an, daß es besser gewesen wäre, das Böse niemals zu erwähnen. In ihrem Kapitel „Das Lehren der Christlichen Wissenschaft“ in „Wissenschaft und Gesundheit“ sagt unsere Führerin (S. 454): „Wer das Prinzip des Gemüts-Heilens in genügendem Maße versteht, zeigt seinem Schüler den Irrtum wie die Wahrheit, die verkehrte wie die richtige Betätigung.“
Eine andere Art, in den tierischen Magnetismus einzuwilligen, ist die, sich Haßgefühlen hinzugeben. Wer haßerfüllte Gedanken über irgend jemanden hegt oder über irgendeine Gruppe oder Klasse von Menschen oder über irgendeine Organisation, fordert das sterbliche Gemüt heraus, ihn zu hypnotisieren. Sich fortgesetzt mit einer bestimmten Person oder Gruppe von Menschen gedanklich zu beschäftigen, andere beständig zu warnen, sich vor ihnen zu hüten und unser eigenes Mißgeschick deren Gedanken oder Handlungen zuzuschreiben, heißt sich den Illusionen des sterblichen Gemüts hingeben. Die Christliche Wissenschaft fordert von uns, daß wir die Illusionen des tierischen Magnetismus erkennen, ihre Nichtsheit verstehen und die Wahrheit demonstrieren. Mentale Malpraxis darf niemals ignoriert noch darf sie gefürchtet werden.
Gemüt ist allwissend. Wenn wir uns wirklich als das Ebenbild des Gemüts erkennen, treten wir jedem feindseligen Gedanken furchtlos entgegen, ganz gleich, ob er von einem einzelnen, einer Gruppe oder den allgemeinen Annahmen der Sterblichen auszugehen scheint, und wir beten im stillen, bis wir die Macht unseres Gemüts und die Machtlosigkeit des sterblichen Gemüts klar erkennen.
Wir vereinen uns mit dem Gemüt, bis wir die göttliche Intelligenz verstehen, die wir widerspiegeln, und erkennen, wie unmöglich es ist, daß dieser Intelligenz irgendein wirkliches Motiv, irgendein Gedanke oder eine Tat unbekannt sein kann. Wir arbeiten demütig und geduldig, um unsere Mitmenschen im Licht der Intelligenz zu sehen, und wir drücken christusgleiches Erbarmen für sie in ihrer Suche nach dem Guten aus, selbst wenn sie im Augenblick glauben, das Gute könne durch unseren Untergang gefunden werden.
Unsere Grundlage, auf der wir dem tierischen Magnetismus widerstehen, ist die Tatsache, daß die Materie nichts ist, denn Gemüt ist alles. Der Irrtum stellt die Materie stets so hin, als habe sie Leben und Intelligenz. Die Illusionen des Irrtums bestehen aus solchen, die in Versuchung führen, und solchen, die in Schrecken versetzen, aber sie richten sich alle an das sogenannte Ich, das sich für eine materielle Persönlichkeit hält, und sie können alle durch das Verständnis zerstört werden, daß Gemüt das einzige Ego und daß der Mensch geistig, nicht materiell ist.
Wenn wir verstehen, daß wir selbst eine Idee der Intelligenz sind, und wenn wir gern als diese Idee leben, werden wir vor den Suggestionen des tierischen Magnetismus auf der Hut sein. Wir werden uns stündlich fragen, ob die Gedanken, die wir hegen, im göttlichen Gemüt oder in der falschen Annahme ihren Ursprung haben. Wir werden erkennen, daß Ärger, Überdruß, Verwirrung, Streitsucht, mangelndes Zartgefühl, Unterschätzung unserer selbst und Geringschätzung anderer, krankhafte Neugier usw. Anzeichen dafür sind, daß der tierische Magnetismus eine seiner Illusionen hervorbringt.
Jedes dieser Symptome ist in sich eine Lüge über Gemüt und eine Lüge über den Menschen, und es muß geleugnet, widerlegt, zurückgewiesen und durch gottähnliche Gedanken ersetzt werden. Auch weisen diese Symptome auf ihren Ursprung hin, auf die große Lüge, daß es ein von Gott getrenntes Gemüt gäbe, ein Gemüt in der Materie. Wenn wir diese große Lüge zusammen mit jeder Suggestion, die sie darbietet, handhaben, machen wir uns gegen die Angriffe des tierischen Magnetismus immun. Aber mehr als das—wir löschen alles aus, was unsere wahre Identität als Ideen des Gemüts verdunkelt.
Wenn wir den tierischen Magnetismus entlarven und ihn erfolgreich handhaben, werden wir feststellen, daß unsere Heilarbeit schnell und endgültig getan wird. Wenn wir mit Kirchenarbeit beschäftigt sind, werden wir feststellen, daß hemmende Irrtümer geistigem Fortschritt Raum geben. In dem Maße, wie wir den Einfluß des tierischen Magnetismus beseitigen, werden unser Heim, unsere Tätigkeit, unser Klassenzimmer, unsere Freizeitgestaltung die Harmonie des Prinzips kundtun.
Gehorsam gegen Gott befreit uns von Furcht vor irgendeiner anderen Macht. Jakobus sagte es mit folgenden Worten (4:7): „So seid nun Gott untertänig. Widerstehet dem Teufel, so flieht er von euch.“