Nachdem die Hebräer sicher durch das Rote Meer gezogen waren, stimmten sie mit Mose zum Ausdruck ihres Dankes aus vollem Herzen einen triumphierenden Siegesgesang an. Gewiß, sie nannten den Herrn einen „rechten Kriegsmann“, dessen „rechte Hand die Feinde zerschlagen hat“ (2. Mose 15:3, 6); aber sie verkündeten auch Seine Heiligkeit, Seine Macht, Seine Gnade und die Kraft, die Er ihnen gegeben hatte, und daß Er sie errettet hatte.
Als sie diesen freudigen Akt der Danksagung beendet hatten, machten sie sich erwartungsvoll in das Gelobte Land auf. Doch zwischen diesen hochgespannten Hoffnungen und deren schließlicher Erfüllung lagen viele Jahre der Prüfung. Die Hebräer waren über vier Jahrhunderte lang in Ägypten gewesen, ursprünglich als willkommene Gäste, doch später als Leibeigene. Die meisten von ihnen hatten sich an das ruhige Leben gewöhnt und waren auf das ihnen bevorstehende Nomadendasein nicht vorbereitet.
Mose hatte Pharao vergeblich darum gebeten, daß die Israeliten „drei Tagereisen in die Wüste gehen“ dürften, um Gott zu dienen (2. Mose 8:23 [27] ). Jetzt stand es ihnen frei, ihre Absicht auszuführen, und so zogen sie wie geplant durch die Wüste Sur, in der sie jedoch kein Wasser fanden; das Wasser, das sie in Mara vorfanden, war bitter. Da wandte sich das Volk an seinen Führer und rief: „Was sollen wir trinken?“ (2. Mose 15:24).
Mose hatte bereits bewiesen, wie nützlich es war, sich zu Gott hinzuwenden, um eine schwierige Lage zu meistern; als er jetzt auf Gottes Geheiß das Wasser mit dem Zweig von einem nahen Baum berührte, wurde es frisch und wohlschmeckend. Diese Begebenheit kündigte den zweifelnden Israeliten außerdem eine große Herausforderung an. Sie erhielten eine große Herausforderung an. Sie erhielten eine der ersten in der Bibel aufgezeichneten Zusicherungen, daß sie geheilt und beschützt würden, wenn sie gewisse festgelegte Bedingungen gehorsam befolgen würden. Sie konnten nie die schrecklichen Plagen vergessen, von denen die Ägypter heimgesucht worden waren. Jetzt wurde ihnen verheißen, daß sie niemals solchen Plagen begegnen würden, wenn sie auf Gottes Stimme hören und wenn sie rechtschaffen handeln und stets Seine Gesetze befolgen würden, denn Gott sagte: „Ich bin der Herr, dein Arzt“ (2. Mose 15:26).
Es wird nicht berichtet, wie sie auf diese sich ihnen bietende Möglichkeit reagierten. Auch gibt es keinen Hinweis darauf, daß sie besonders dankbar waren, als sie auf ihrem Weg zum Berg Sinai in Elim nicht weniger als zwölf gute Brunnen oder Quellen fanden. Als sie an die Wüste Sin kamen, fingen die Hebräer wieder an zu murren. Hatten sie sich noch vor kurzem über die Güte des ihnen zur Verfügung stehenden Wassers beklagt, so beschwerten sie sich jetzt über den Mangel an Nahrung. Sie erklärten einstimmig, sie wären lieber als Sklaven in Ägypten gestorben, wo es Nahrung die Fülle gab, als in der Wüste dem Hungertod ins Auge zu sehen. Doch trotz ihrer Kritik an Mose und Aaron und obwohl sie es nicht vermochten, rückhaltlos auf Gottes Verheißungen zu vertrauen, wurde ihnen auch hier wieder in reichem Maße die gewünschte Versorgung zuteil.
Abend für Abend ließen sich Wachteln um ihr Lager herum nieder, die ihnen das nötige Fleisch lieferten. Jeden Morgen wurden sie mit Manna versorgt, dessen Herkunft zwar ungewiß ist, das sie aber während ihrer ganzen Zeit in der Wüste speiste (siehe 2. Mose 16:35). In Raphidim beklagten sich die Hebräer bald danach von neuem über den Wassermangel und beschuldigten Mose, er habe es darauf abgesehen, sie verdursten zu lassen. Aber wieder wurde ihrer Not dadurch abgeholfen, daß Mose auf Gottes Geheiß an einen Felsen schlug, aus dem dann Wasser herausfloß (siehe 2. Mose 17:1–6). Im Licht dieser Beweise reichlicher Versorgung wurde das Volk gewiß darauf vorbereitet, eine große Bestimmung zu erfüllen; doch ihr ständiges Zweifeln und ihr fortwährender Widerstand gegen Moses Führung zeigte, daß sie Gesetze, Richtlinien und genau festgelegte Forderungen nötig hatten, wenn sie unter Kontrolle gehalten und darauf vorbereitet werden sollten, die ihnen übertragene Aufgabe zu bewältigen. Diese Gesetze sollten ihnen bald in Form der Zehn Gebote gegeben werden.