In der Christlichen Wissenschaft lernen wir, daß das Aufwachsen kein körperlicher Vorgang ist. Es ist kein Fortschreiten in Wachstumsstadien von hier nach dort, sondern es ist das Entfalten sich ständig erweiternder Gedankenstufen, von deren jeweiligem Standpunkt wir klarere, höhere Anschauungen von unserer wahren Selbstheit gewinnen. Zum Aufwachsen gehört, daß wir die geistige Identität des Menschen als Idee des volkommenen Gemüts, Gottes, täglich anerkennen. Aufwachsen bedeutet, daß wir uns in fortschreitendem Maße freudig als geistige und vollkommene Ideen identifizieren anstatt als Sterbliche, die den Ansprüchen der physischen Sinne unterworfen sind und Veränderungen in der körperlichen und funktionellen Struktur durchmachen, die Übel des Fleisches und ein unausgeglichenes Temperament aufzuerlegen scheinen.
Sich täglich richtig zu identifizieren ist eine zufriedenstellende Aufgabe. Sie gründet sich auf die Autorität der Bibel. Das erste Kapitel der Genesis läßt uns wissen, daß der Mensch von Gott erschaffen wurde, geistig vollständig und vollkommen als Sein Bild und Gleichnis, und daß Gott ihn segnete, ihm Herrschaft über alle Dinge verlieh. Diese Identifizierung ist die einzig wahre.
In „Wissenschaft und Gesundheit“ schreibt Mrs. Eddy: „Des Menschen echte Selbstheit wird nur in dem erkannt, was gut und wahr ist“ (S. 294). Und in ihrem Buch „Vermischte Schriften“ sagt sie: „Die erste Aufgabe eines jeden ist, sich selbst erkennen“ (S. 129). Wenn der Christliche Wissenschafter diesem Hinweis gehorsam ist, identifiziert er sich in der richtigen Weise nur mit dem, „was gut und wahr ist“. Da er seine „echte Selbstheit“ als geistig erkennt, versteht er, daß zu seiner wahren Identität keine materielle Aufzeichnung gehört.
Der Apostel Paulus erhob folgende gebieterische Forderung: „Stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes“ (Röm. 12:2). Stellet euch nicht gleich — verändert euch. Was für eine Herausforderung! Der materielle Sinn kann unser Leben weder regieren noch formen, wenn wir der aggressiven mentalen Suggestion widerstehen, daß wir von unserem rechtmäßigen Platz in einem gesellschaftlichen oder mit der Schule verbundenen Wirkungskreis ausgeschlossen werden könnten, wenn wir uns gewissen populären, aber unziemlichen Beispielen im Verhalten, in Kleidermoden, Ungehörigkeiten in der Sprache und beabsichtigter Mißachtung von Gesetz und Ordnung nicht gleichstellen.
Diese falschen Suggestionen mögen manchmal durch das gedruckte Wort oder durch die Nachrichtenträger Rundfunk und Fernsehen angedeutet werden. Wenn wir sorgsam achtgeben, können wir sie entdecken und eiligst ausschalten. Um der höchsten Auffassung unserer wirklichen Selbstheit treu zu bleiben, müssen wir diesen falschen Ansprüchen des sterblichen Gemüts oder materiellen Sinnes widerstehen. Dabei schwächen wir nicht unsere Stellung, sondern wir behaupten unsere von Gott gegebene Herrschaft, denn Mrs. Eddy sagt uns in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 183): „Gehorsam gegen Wahrheit verleiht dem Menschen Macht und Stärke. Unterwerfung unter den Irrtum führt Verlust an Macht herbei.“
Sich mit den Ansprüchen des materiellen Lebens gleichzustellen, deutet auf einen Mangel an Individualität und Inspiration hin, auf eine Schlaffheit des Denkens, die die geistige Kraft wirkungslos macht und das sterbliche Gemüt in seinen Bemühungen unterstützt, uns der Herrschaft zu berauben. Umwandlung deutet die Kraft des Gehorsams gegen das Prinzip an und den Lohn neuer Perspektiven, die das Bewußtsein zu einer Anerkennung der göttlichen Sohnschaft erheben.
Sich selbst in sorgfältiger Weise mit der Wahrheit des Seins richtig zu identifizieren ist wissenschaftlich und verleiht dem einzelnen geistige Macht, setzt ihn in die Lage, falsche Ansprüche mentaler Unfähigkeit oder körperlicher Unzulänglichkeit für sich und andere aufzuheben und seine wahre Identität als das geliebte Kind Gottes zu begründen. Diese richtige Identifizierung im Bewußtsein aufzurichten wirkt wie ein undurchdringlicher Schild gegen die gezielten Angriffe des Bösen in seinen verschiedenen Verkleidungen.
Christus Jesus identifizierte sich ständig als der Sohn Gottes. Nicht einen einzigen Augenblick zweifelte er an seinem göttlichen Ursprung. Selbst als Knabe wußte er, daß Gott der Vater und er der Sohn war. Daß er sich so in richtiger Weise als geistig identifizierte, förderte sein Wachstum zum vollen Maße Christi. Es machte ihn zum Meister im Heilen und zum Wegweiser für die ganze Menschheit. Er erkannte an, daß seine Eigenschaften von Gott hergeleitet waren und begründete in seinem Bewußtsein den Christus, die geistige Idee der Sohnschaft, und der Christus kam beständig in Jesu Leben zum Ausdruck. Diese völlige Anerkennung seiner eigenen vollkommenen Identität war die Transparenz, durch die die göttliche Liebe während seiner irdischen Laufbahn heilen und erlösen konnte.
Jesus beanspruchte dieses Einssein mit Gott nicht nur für sich selbst. Er bestand stets darauf, daß sich jeder seiner Nachfolger in richtiger Weise als geistig und vollkommen identifizierte. Er sprach oft von seinem Vater, aber in seiner wunderbaren Bergpredigt lehrte er seine Zuhörer, in folgenden Worten zu beten (Matth. 6:9): „Unser Vater.“ Auch sagte er (Matth. 5:48): „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“
Ich hatte einmal das Vorrecht, Zeuge einer bemerkenswerten Heilung von Schüchternheit und der scheinbaren Unfähigkeit, richtig zu lesen, zu sein. Das betreffende junge Mädchen war ernsthaft bemüht, diese Irrtümer zu überwinden. Das Buch Jeremia inspirierte und ermutigte sie, und besonders die folgenden Worte (1:7, 8): „Der Herr sprach aber zu mir: Sage nicht:, Ich bin zu jung‘; sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen, was ich dich heiße. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der Herr.“
Indem sie ihre richtige Identität als eine Idee Gottes anerkannte, wurde ihr klar, daß diese Worte direkt auf sie zutrafen. Sie konnte ihre Herrschaft ausüben und drückte ganz natürlich Mut aus sowie die Fähigkeit, gut zu lesen. Die Heilung war von Dauer.
Der wahre Christliche Wissenschafter ist sich stets der Notwendigkeit bewußt, sich in der richtigen Weise als das Kind Gottes zu identifizieren. Er ist schnell bei der Hand, die falschen Ansprüche von Unreife, Unfähigkeit und Begrenzung, die das sterbliche Gemüt ihm als zur Jugend gehörig aufzwingen will, zurückzuweisen. Er versteht, daß zu seiner Identität geistige Reife gehört, auch Stabilität des Denkens, was ihm dazu verhilft, die unendlichen Möglichkeiten zu erkennen, die er als die Widerspiegelung des einen vollkommenen Gemüts, Gottes, hat. Es ist ihm auch klar, daß zu dieser Widerspiegelung die Eigenschaften Intelligenz, Vertrauen und Harmonie gehören und daß diese beständig und unzerstörbar sind.
Eine auf diese Weise gewahrte mentale Wachsamkeit hilft die allgemeine Annahme auszulöschen, daß es im Leben der jungen Leute oft eine Zeit gibt, in der sie es mit der Moral nicht so genau nehmen, die Überwachung durch Erwachsene nicht mehr respektieren und ihre Normen für Benehmen, Gesundheit und Leistungen in der Schule sich senken. Wenn wir daran arbeiten, diese Annahmen des sterblichen Gemüts mit den geistigen Tatsachen der wahren Identität umzukehren, dann werden wir nicht nur unsere eigene „echte Selbstheit“ finden, sondern auch andern helfen, die Jugend der Welt in dem Licht der Wahrheit zu sehen. Die richtige Identifizierung für einen jeden von uns ist die, die uns der Jünger Johannes gab (1. Joh. 3:2): „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder.“
Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, daß
wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder,
so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben
und Miterben Christi. — Römer 8:16, 17.