Ehepaare zeigen oft voll Glück und Stolz auf ihre Kinder. Sind sie sich aber stets der großen Verpflichtung bewußt, die damit verbunden ist, daß sie geistig für ihre Kinder zu sorgen haben?
Mrs. Eddy weist eindringlich auf die Bedeutung der Fortpflanzung hin, wenn sie in „Wissenschaft und Gesundheit“ auf Seite 61 fragt: „Ist nicht die Fortpflanzung des Menschengeschlechts eine größere Verantwortlichkeit, eine ernstere Verpflichtung als die Pflege deines Gartens oder die Zucht und Vermehrung deiner Herden?“
Im menschlichen Dasein wird sehr viel Wert darauf gelegt, die Besitztümer sorgfältig zu pflegen und zu vermehren. Die Sorge um die Erhaltung dieses Besitzes sollte uns aber nicht derart von der Materie abhängig machen, daß wir unsere Beziehung zu Gott, der Quelle unseres Seins, vergessen.
Die Fürsorge der Eltern für ihre Kinder ist gewiß wichtig, jedoch darf sie nicht auf deren körperliches Wohlergehen begrenzt werden. Durch die Christliche Wissenschaft können die Eltern die wahre Wesensart und Individualität ihrer Kinder liebevoll erkennen und dadurch deren Entfaltung fördern. Besonders wichtig ist es, daß Eltern den Gedanken fallen lassen, selbst Schöpfer zu sein, und daß sie verstehen, daß in Wirklichkeit Gott der einzige Schöpfer ist. Demnach haben Eltern wie Kinder ein und denselben Vater. Sagte nicht Jesus (Matth. 23:9): „Ihr sollt niemand euren Vater heißen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist“?
Wenn wir diese Erklärung Christi Jesu verstehen, lösen wir uns von den althergebrachten materiellen Begriffen und erfassen, daß wir alle Gottes Kinder sind. Das wahre Sein sowohl der Eltern als auch der Kinder kommt von Gott, der göttlichen Quelle aller Individualität.
Eine junge Frau, die lange Jahre hindurch die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft besucht hatte, mußte sich die wahre Auffassung von dem Schöpfer und der Schöpfung zu eigen machen. Sie erwartete ihr erstes Kind während des Krieges unter schwierigen und besorgniserregenden Verhältnissen. Die Menschen ihrer Umgebung fürchteten täglich um ihr eigenes Leben und bedauerten die junge Frau wegen ihres Zustandes. Sie erhob sich jedoch über die Gedanken der Furcht und des Lebens im Körper. Rückhaltlos stützte sie sich auf die Lehren der Wissenschaft des Christus und erkannte voller Dankbarkeit ihr geistiges, unverletzbares Sein in Gott, der Quelle alles Lebens. Sie wurde sich bewußt, daß sich ihr Kind als Idee Gottes in der Geborgenheit des göttlichen Gemüts befand.
Ein Gefühl der Sicherheit und Harmonie für sich selbst und für das Kind strömte in das Bewußtsein der jungen Frau. Sie gewann einen Schimmer von Gottes vollkommener und geistiger Schöpfung. Daher erwartete sie auch die Geburt des Kindes als die Offenbarung einer geistigen Idee, und nicht als einen schwierigen körperlichen Vorgang. Der Erfolg dieser geistigen Vorbereitung zeigte sich dann in einer völlig harmonischen und schnellen Geburt.
Die „ernste Verpflichtung“, von der Mrs. Eddy schreibt, beginnt bereits vor der Geburt eines Kindes. Das geistig eingestellte Bewußtsein der Eltern bildet eine wesentliche Voraussetzung für die harmonische Geburt und auch dafür, daß sich das wirkliche Sein des Kindes weiter entfaltet. Die Betreuung der Kinder in den folgenden Jahren sollte darauf gerichtet sein, sie immer wieder auf die enge Bindung an ihren Vater-Mutter Gott, der Quelle ihrer Intelligenz und ihres Seins, hinzuweisen. Tagtäglich sollte ihnen die innige Beziehung zwischen Gott und Mensch klargelegt und erläutert werden. Dies wird dazu beitragen, sie gegen die negativen und materialistischen Einflüsse der Umwelt unempfänglich zu machen.
Sollten sich bei Kindern unschöne Charakterzüge bemerkbar machen, so ist es die Verpflichtung der Eltern, alles Unharmonische als nicht zu ihren Kindern gehörig zu verneinen und zu erkennen, daß sie in Wirklichkeit Ideen sind, die Gottes vollkommenes und harmonisches Wesen widerspiegeln.
Die Eltern haben selbstverständlich eine große Verantwortung, eine „ernste Verpflichtung", doch sollte sie nicht mit einem falschen Verantwortungsgefühl verwechselt werden. Furcht um das Wohlergehen der Kinder und angstvolle Sorge um ihr Tun und Treiben hemmen die Entfaltung ihrer wahren Individualität. Die eigentliche Verantwortung trägt der eine Vater-Mutter Gott. Wenn die Eltern die Christliche Wissenschaft verstehen, können sie im täglichen Leben die Allgegenwart Seiner göttlichen Liebe für sich selbst und ihre Kinder verspüren.
Es ist das Vorrecht der Eltern, täglich die Lehren ihrer Religion in die Praxis umzusetzen und ihren Kindern somit ein Vorbild zu sein. Ein harmonisches Heim, in dem liebevolle Rücksichtnahme, gegenseitiges Verstehen und ein frohes Vertrauen auf Gott herrschen, gibt Eltern wie Kindern einen festen Halt und die Fähigkeit, alle Probleme des täglichen Lebens im Sinne der Christlichen Wissenschaft zu meistern.
Wenn Eltern die Verpflichtung ihren Kindern gegenüber ernst nehmen und sie mit geistigem Verständnis erfüllen, dann bewahrheiten sich die verheißungsvollen Worte Mrs. Eddys aus „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 61): „Die Nachkommen himmlisch gesinnter Eltern erben mehr Verstand, besser ausgeglichene Gemüter und eine gesündere Konstitution.“
