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„Achtet es für lauter Freude“

Aus der April 1965-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Versuchung hat viele Masken, aber nur zwei Gesichter. Sie mag sich in zahllosen Verkleidungen zeigen, aber im Grunde können sie alle auf zwei Ansprüche zurückgeführt werden: auf Freude in der Materie oder auf Schmerz in der Materie. Es erfordert große Weisheit, eine möglicherweise anziehende Darstellung des Bösen zu durchschauen, und es erfordert große Kraft, seinen Künsten zu widerstehen. Doch die Anwendung solcher Weisheit und Kraft wird verborgene Macht zur Entfaltung bringen und uns mit den geistigen Waffen ausrüsten, die notwendig sind, um Krankheit und Tod zu unterwerfen.

Es gibt eine äußerst bedeutungsvolle und mächtige geistige Gegentatsache, die immerdar verfügbar ist, um uns von jeder mesmerischen Suggestion, daß die Materie begehrenswert sei und Macht und Wesenheit habe, zu befreien. Nirgendwo finden wir ein machtvolleres Beispiel dafür, als im vierten Kapitel des Matthäusevangeliums, wo berichtet wird, wie Christus Jesus die dreifache Versuchung meisterte, die an ihn in der Wüste herantrat. Es war unerläßlich, daß des Meisters Macht über das Böse auf die Probe gestellt und weiter entfaltet wurde, bevor er als würdig und fähig erfunden wurde, einer wartenden Welt das offenbarte Wort Gottes zu bringen. Nach vierzig Tagen in der Wüste widersetzte er sich augenblicklich und kompromißlos jeder Versuchung, sowie sie sich seinem Denken darbot.

Die erste heimtückische Suggestion trat in Form von Hunger auf, denn Jesus hatte während der ganzen Prüfungszeit nichts gegessen. Was hätte natürlicher sein können, als diesen Hunger zu stillen! Und da nichts unmittelbar zur Hand war, warum sollte er nicht seine von Gott stammende Macht ausüben und aus den vielen Steinen, die umherlagen, Brot machen? Aber er verwarf diese Suggestion mit Nachdruck und leugnete den zugrundeliegenden Irrtum, den sie bemäntelte: daß nämlich das Leben zu seiner Erhaltung und Fortdauer von der Materie abhängig sei.

Klarer als jeder andere Mensch, der je gelebt hat, wußte Christus Jesus, daß wahres Leben Gott ist und daher weder von der Materie genährt wird noch von ihr abhängig ist. Der Mensch, die individualisierte Verkörperung des Lebens, ist niemals fleischlichen Begierden unterworfen, sondern wird ewiglich von dem verborgenen Manna erhalten, dem erhaltenden Wort Gottes. Von der Höhe seines gesegneten Verständnisses aus machte daher Jesus die Drohung zunichte, daß er aufgrund seines langen Fastens Schmerz in der Materie zu erwarten hätte; und er tat dies, indem er auf die altehrwürdigen Worte Moses an die Israeliten Bezug nahm (Matth. 4:4): „Es steht geschrieben:, Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.‘ “

Wiederum stellte sich eine heimtückische Einflüsterung ein, nämlich durch eine außergewöhnliche Schaustellung der göttlichen Macht zu beweisen, daß er von dem Messias, oder dem Christus, nicht zu trennen war. Vielleicht würde es dem Zwecke dienen, wenn er sich von dem höchsten Punkt des Tempels hinabwürfe und unverletzt bliebe! Aber der Meister verwarf dies als unwürdig.

Die Christus-Macht wird nur durch die geistigen Ideale erkannt und anerkannt, die sie im menschlichen Bewußtsein weckt und begründet. Nicht durch den Fanfarenstoß dramatischer persönlicher Leistungen, sondern in der gebeterfüllten Stille geläuterten Denkens erscheint der Christus, um die Menschheit zu heilen, zu erneuern und zu erretten. In der klaren Erkenntnis dieser Tatsache und in dem frohen Bewußtsein, daß die Materie ihm bei seiner heiligen Aufgabe keine Stütze bieten konnte, widerlegte Jesus die Suggestion mit der Botschaft aus der Heiligen Schrift (Matth. 4:7): „Wiederum steht auch geschrieben:, Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.‘ “

Dann spielte das Böse seinen höchsten Trumpf aus: Warum sollte er, Jesus, nicht die Christus-Macht gebrauchen, um sich weltliche Güter und irdische zu verschaffen? Der vor ihm liegende Weg verhieß weder Sorglosigkeit, Bequemlichkeit noch menschliche Schmeicheleien. Es lag im Grunde genommen nichts besonders Sündiges darin, sich materiellen Reichtum nutzbar zu machen, besonders wenn man ihn dazu verwenden konnte, unter den Menschen einen höheren, würdigeren Begriff von den Dingen aufzurichten! Aber so schnell, wie die Einflüsterung kam, so schnell wurde sie auch von Jesus verworfen. Das Reich Gottes mußte durch rein geistige Mittel auf Erden aufgerichtet werden. Er wußte, daß nur Gott, Geist, der Anbetung und Verehrung würdig ist.

Nichts Materielles kann die Stelle geistigen Reichtums einnehmen. Und so — stark in dem Wissen um das, was wirklichen Wert und wirkliche Errungenschaften ausmacht — widerlegte der Meister diese dritte irrige Suggestion. Dann erlebte er, wie ihm die Engel der göttlichen Liebe dienten, etwas, was stets auf eine überwundene Versuchung folgt, und mit Freude, innerem Frieden und Überlegenheit legte er gelassen seinen Weg bis zum Sieg am Kreuz zurück.

Durch die Lehren der Christlichen Wissenschaft [Christian Science Sprich: kr’istjən s’aiəns.] wird der Menschheit der praktische Wert solcher biblischen Erfahrungen offenbart. Die drei Versuchungen, die dem großen Wegweiser begegneten, stellen sich in unserem Denken in der einen oder anderen Form fast täglich ein. Sie sind ein Beispiel für die fundamentalen heimtückischen oder aggressiven Phasen des Bösen oder des fleischlichen Gemüts. Diese sind: der Glaube an organisches, strukturelles Leben in der Materie, das ernährt und versorgt werden muß; der Glaube an intelligente Materie, die Gemüt, Gott, ihre eigenen Bedingungen stellen und den göttlichen Vorsatz sogar unterstützen kann; der Glaube, daß die Materie substantiell und aller Ehren wert sei, ja vielleicht sogar eine Preisgabe der Ethik rechtfertige.

Mary Baker Eddy, die die Christliche Wissenschaft entdeckte und gründete, spricht in folgenden Worten über die Herrlichkeit überwundener Versuchung (Vermischte Schriften, S. 53): „Der Irrtum, der der Materie Leben und Intelligenz zubilligt, kann nur dadurch zerstreut werden, daß wir ihn mit Wahrheit besiegen. Durch Sünde oder Selbstmord werden wir nicht der Schwere und Schlechtigkeit des sterblichen Daseins entrinnen und den Himmel, die Harmonie des Seins, erlangen, sondern dadurch, daß wir Versuchung und Sünde überwinden.“

Hier haben wir eine klare und tröstende Verheißung der Herrlichkeit, die dem Überwinden von Versuchung folgt: wir werden den Strafen der Sterblichkeit entrinnen und die ewige Harmonie, oder den Himmel, erlangen. Der einzige Zweck der Versuchung ist der, unsere moralische Widerstandskraft zu prüfen, sie auf die Probe zu stellen. In der Versuchung selbst liegt keine Sünde, sondern die Sünde liegt darin, daß wir der Versuchung gestatten, uns ihre eigenen Bedingungen zu diktieren und uns damit ihre Strafen aufzuerlegen. Es ist die Aufgabe des Christus, uns vor der Versuchung zu bewahren. Der tierische Magnetismus, die Anziehung des Fleischlichen, mag für Schmerz und Freude in der Materie argumentieren, aber der immergegenwärtige Einfluß des Göttlichen im menschlichen Bewußtsein bewahrt uns vor diesem Übel und überwindet es mit der Wahrheit, daß das Sein heilig und rein ist. Die Freude, die aus der Weigerung hervorgeht, auf die Suggestionen des Bösen einzugehen, wird unser Leben mit dem Christus-Geist überstrahlen und den Begriff von der geistigen Wirklichkeit in solchem Maße klären, daß die irrigen Annahmen von Leben oder Intelligenz in der Materie für immer aufgelöst werden, und das Christus-Heilen wird im Überwinden der Leiden der Welt demonstriert werden.

Wenn uns die Einflüsterungen des Bösen verführen sollten, sollten wir uns wie unser Wegweiser darüber klar sein, daß solche Einflüsterungen nicht von Gott, dem allwissenden Gemüt, stammen, sondern daß sie falsche Annahmen des persönlichen Sinnes sind, die verschwinden, wenn wir die Allmacht des Gemüts erkennen.

Johannes schrieb in der Offenbarung die folgenden Worte des Christus nieder (3:10): „Weil du bewahrt hast das Wort von meiner Geduld, will ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden.“ Wir, die wir „auf Erden wohnen“, die wir noch eine fleischliche Auffassung vom Leben als etwas Sterblichem haben, werden vom Irrtum geprüft werden — werden mit ihm die Klingen kreuzen; aber wenn wir geistige Stärke zeigen, werden wir finden, daß unsere Stärke durch das Überwinden der momentanen Schwäche vollkommen wird; die Herrschaft des Christus wird uns vor den Versuchungen bewahren, und wir werden aus dem Zusammentreffen nur stärker hervorgehen. Bei diesen Begegnungen werden in unserem Denken die weltlichen Neigungen aufgedeckt, und der weise Christliche Wissenschafter wird dafür dankbar sein und sich freudig und unter ernstem Gebet mit ihnen auseinandersetzen.

Die Engel der Gegenwart und Macht Gottes sind jederzeit zur Hand, um den, der mit Sünde und Versuchung ringt, zu stärken und ihm nach beendetem Kampf sanft und liebevoll zu dienen. Nicht einzeln oder zu zweien, sondern in ungezählten Heerscharen warten sie darauf, den Sieger über das Selbst und die Sinne in die himmlische Atmosphäre der göttlichen Liebe, als immergegenwärtig verstanden und demonstriert, zu erheben.

Mit der Vernunft, die aus der Offenbarung hervorgeht, und mit der Weisheit, die aus der Erfahrung gewonnen wird, gab Jakobus in seinem Brief folgenden Rat (1:2, 3): „Meine lieben Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtung fallet, und wisset, daß euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld wirkt.“ Das einzige, was die Versuchung erreichen kann, ist die Erhöhung der Getreuen, die Stärkung ihrer Geduld und die Vervollkommnung ihres Verständnisses. „Achtet es für lauter Freude!“

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