Die Versuchung hat viele Masken, aber nur zwei Gesichter. Sie mag sich in zahllosen Verkleidungen zeigen, aber im Grunde können sie alle auf zwei Ansprüche zurückgeführt werden: auf Freude in der Materie oder auf Schmerz in der Materie. Es erfordert große Weisheit, eine möglicherweise anziehende Darstellung des Bösen zu durchschauen, und es erfordert große Kraft, seinen Künsten zu widerstehen. Doch die Anwendung solcher Weisheit und Kraft wird verborgene Macht zur Entfaltung bringen und uns mit den geistigen Waffen ausrüsten, die notwendig sind, um Krankheit und Tod zu unterwerfen.
Es gibt eine äußerst bedeutungsvolle und mächtige geistige Gegentatsache, die immerdar verfügbar ist, um uns von jeder mesmerischen Suggestion, daß die Materie begehrenswert sei und Macht und Wesenheit habe, zu befreien. Nirgendwo finden wir ein machtvolleres Beispiel dafür, als im vierten Kapitel des Matthäusevangeliums, wo berichtet wird, wie Christus Jesus die dreifache Versuchung meisterte, die an ihn in der Wüste herantrat. Es war unerläßlich, daß des Meisters Macht über das Böse auf die Probe gestellt und weiter entfaltet wurde, bevor er als würdig und fähig erfunden wurde, einer wartenden Welt das offenbarte Wort Gottes zu bringen. Nach vierzig Tagen in der Wüste widersetzte er sich augenblicklich und kompromißlos jeder Versuchung, sowie sie sich seinem Denken darbot.
Die erste heimtückische Suggestion trat in Form von Hunger auf, denn Jesus hatte während der ganzen Prüfungszeit nichts gegessen. Was hätte natürlicher sein können, als diesen Hunger zu stillen! Und da nichts unmittelbar zur Hand war, warum sollte er nicht seine von Gott stammende Macht ausüben und aus den vielen Steinen, die umherlagen, Brot machen? Aber er verwarf diese Suggestion mit Nachdruck und leugnete den zugrundeliegenden Irrtum, den sie bemäntelte: daß nämlich das Leben zu seiner Erhaltung und Fortdauer von der Materie abhängig sei.
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