Eine industrielle Revolution ist in vollem Gange, und es kann nicht ausbleiben, daß sich dadurch unsere herkömmlichen Begriffe von Beschäftigung ändern. Allen erfahrenen Gewerkschafts- und Betriebsführern sowie Regierungsbeamten liegt dieses Problem sehr am Herzen. Christliche Wissenschafter übersehen nicht, was diese Situation für jene bedeutet, die Arbeit suchen, denn sie wissen, daß die Christliche Wissenschaft [Christian Science] zur Lösung dieses Problems beitragen kann, indem sie dem menschlichen Denken ein Verständnis von der Beziehung vermittelt, die zwischen dem menschlichen und dem göttlichen Haushalt besteht.
Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch „Vermischte Schriften“ (S. 100): „Wenn der geistige Mahner verstanden wird, stimmen auf dem Gipfel der Christlichen Wissenschaft Göttliches und Menschliches überein.“ Ein treffendes Beispiel für diese Übereinstimmung finden wir darin, daß Christus Jesus fünftausend Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen speiste (siehe Joh. 6:5–13). Aber ohne ein Verständnis davon, was mit dieser Demonstration tatsächlich verbunden war, tun wir sie gewöhnlich als ein Wunder beiseite und sehen daher nicht den Wert, den sie auf wirtschaftlichem Gebiet hat.
Im göttlichen Haushalt muß alles immerdar vollkommen ausgeglichen sein. Im gesamten geistigen Universum gibt es niemals die geringste Unausgeglichenheit zwischen Angebot und Nachfrage. Der Prediger erklärte (3:14): „Alles, was Gott tut, das besteht immer: man kann nichts dazutun noch abtun“. Was dies bedeutet, können wir nur durch eine gewisse Vergeistigung des Denkens ermessen.
Im göttlichen Haushalt werden geistige Identitäten mit allem versorgt, was sie zur Harmonie und Vollständigkeit brauchen. Da gibt es keine Identitäten, die zu viel, und keine, die zu wenig haben. Eine Unausgeglichenheit würde eine Verletzung des göttlichen Gesetzes bedeuten, das unverletzlich ist.
Jesus und die Jünger begegneten dem Hunger sehr verschieden: die Jünger setzten das herab, was zur Speisung der Menge zur Verfügung stand, während für Jesus die Brote und Fische durch geistige Wahrnehmung eine ausreichende Deckung der Nachfrage darstellten. Die Zahl derer, die ihm gefolgt waren, war für den Meister kein Problem. Er wußte, daß der göttliche Haushalt sie alle umfaßte. Da es den Jüngern an geistiger Wahrnehmung mangelte, würden sie das Vorhandene geteilt haben, denn sie sagten von den Broten und Fischen: „... was ist das unter so viele?“ Jesus aber demonstrierte das Gesetz der geistigen Vermehrung, und das Wirken dieses Gesetzes stillte die Not reichlich.
Unsere Talente, unsere Veranlagungen und Fähigkeiten leiten sich von Gott her. Wir müssen das wissen. Sie nehmen durch Gebrauch zu; daher müssen wir sie uns zunutze machen. In dem Maße, wie derjenige, der einen Arbeitsplatz braucht, geistig versteht, daß er ein Sohn Gottes ist, daß das göttliche Gesetz ihn bereits mit allem versorgt hat, was er braucht, daß nichts dieses Gesetz umzustoßen vermag, in dem Maße wird ihm zur Verfügung stehen, was er braucht — genauso wie es mit der Menge der Fünftausend war, die ausreichend gespeist wurde.
Inwieweit sind wir dann berechtigt, auf Gott zu schauen, um das Problem der Arbeitslosigkeit zu lösen? Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit" (S. 494): „Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Not gestillt und wird sie immer stillen.“ Der Bedarf an Arbeitsstellen mag in Jesu Tagen nicht so akut gewesen sein wie der Bedarf an Nahrungsmitteln, aber wir können uns heute ein Beispiel daran nehmen, wie der Meister menschlichen Bedürfnissen begegnete. Da die göttliche Liebe unendlich ist, stillt sie alle Nöte der Menschen. Aber wir müssen diese Tatsache geistig verstehen — noch ehe wir sie bestätigt sehen —, damit sie sich in unserer Erfahrung auswirken kann.
Der menschliche Haushalt besteht nicht unabhängig vom göttlichen; er weist auf den göttlichen hin, dem er untergeordnet ist. Der göttliche Haushalt ist unbegrenzt, uneingeschränkt, unveränderlich. Dies ist der ideale Haushalt, den Völker und Regierungen auf Erden errichtet sehen möchten. Der Weg, dies zu erreichen, ist der, daß das menschliche Denken dem göttlichen Raum gibt. Dann wird das Göttliche mehr und mehr gerade dort in Erscheinung treten, wo das Menschliche mit seinen eigenen Begrenzungen und Einschränkungen im Kampf zu liegen scheint.
Dieses Raumgeben läßt auf den menschlichen Haushalt das Gesetz der Vermehrung, der Zunahme einwirken, so daß er ausreicht, um wachsende Bedürfnisse zu decken. Die Welt nähert sich rasch dem Punkt, wo begrenzte theologische Begriffe, nebensächliche religiöse Bräuche und der menschliche Haushalt sich dem göttlichen Haushalt werden angleichen müssen, und das ist mit der Übereinstimmung des Göttlichen mit dem Menschlichen gemeint.
Wir brauchen nicht auf das Tausendjährige Reich zu warten — auf eine Zeit, in der alle menschlichen Probleme irgendwie gelöst sein werden —, ebensowenig wie Jesus darauf wartete, als er die Menge speiste. Die Übereinstimmung des Göttlichen mit dem Menschlichen kommt jetzt für jeden einzelnen zur Anwendung; und je eher wir unsere Beziehung zu Gott verstehen, unsere Augen zum Himmel erheben und diese Übereinstimmung als Kundwerdung des göttlichen Gesetzes erkennen, desto eher werden wir beweisen, daß das Gesetz der göttlichen Liebe da ist, um die menschliche Not zu stillen.
Als Hiob in großer Not war, wurde ihm der Rat gegeben: „Befreunde dich nun mit ihm und habe Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen“ (Hiob 22:21 — n. der engl. Bibel). Demjenigen, der sich heute mit Gott befreundet, erschließt sich ein erweiterter Begriff von Gelegenheit. Wenn dann das Menschliche dem Göttlichen Raum gibt, werden Beschränkungen und Unbilligkeiten überwunden, und die unendlichen Hilfsquellen des Geistes stehen zur Verfügung, um die menschliche Not zu stillen. Wer ernstlich bemüht ist, das Problem der Arbeitslosigkeit in dieser Weise zu lösen, wird sich zu dem Arbeitsplatz geführt sehen, den auszufüllen er fähig ist, und er wird ihm die gleiche Hingabe schenken, die er allem zollt, was ihm durch die Erkenntnis seiner Einheit mit Gott zuteil wird.