Frei von allen persönlichen und materiellen Einflüssen und Herr der Umstände sein ist ein gutgemeinter Rat und zugleich eine Mahnung an alle, die noch nicht gelernt haben, sich zu beherrschen. Wir gewinnen Selbstbeherrschung, wenn wir verstehen, daß alle Macht, alle Ursache und Wirkung Gott, dem göttlichen Gemüt, angehören, daß Er alle Begebenheiten regiert, daß Er die Quelle allen wahren Wollens und aller wahren Tätigkeit ist. Unser Leben wird harmonisch, wenn unser Denken von Gott regiert wird.
Lassen Sie uns diese Beherrschung unseres Denkens im Licht der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] prüfen. Im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mrs. Eddy (S. 106): „Gott hat dem Menschen unveräußerliche Rechte verliehen, unter anderen: Selbstregierung, Vernunft und Gewissen. Der Mensch regiert sich eigentlich nur dann selbst, wenn er sich von seinem Schöpfer, der göttlichen Wahrheit und Liebe, richtig leiten und regieren läßt.“
Diese Wissenschaft kann dem einzelnen die Freiheit bringen, die er sich sehnlichst wünscht; aber er muß danach streben, den richtigen Begriff von Freiheit zu erlangen. Die Menschen glauben oft, sie sind frei, wenn sie genügend Geld haben, wenn sie einen guten Freund, eine gute Arbeit, einen gesunden Körper haben. Da sie annehmen, daß diese Zustände an sich sie glücklich und frei machen, glauben sie schließlich, sie werden von ihnen beherrscht. Harmonische Zustände sind natürlich und richtig; aber erkennen die Menschen Gott als die Quelle dieser harmonischen menschlichen Zustände an? Auf Seite 275 von „Wissenschaft und Gesundheit“ lesen wir: „Alle Substanz, Intelligenz, Weisheit, alles Sein, alle Unsterblichkeit, Ursache und Wirkung gehören Gott an.“
Nehmen wir einmal an, es treten Veränderungen in diesen menschlichen Zuständen ein: Wir verlieren einen guten Freund; uns wird die Arbeitsstelle gekündigt; wir fühlen uns plötzlich krank. Was dann? Eigentlich ist es erst jetzt, daß diese Annahmen — oder sagen wir, diese Zustände —, von denen wir uns abhängig gemacht haben, Besitz von unseren Gedanken ergreifen und sie beherrschen. Jetzt fühlen wir uns plötzlich hilflos und sind verzweifelt; wir glauben, daß uns Ungerechtigkeit widerfahren und die ganze Welt gegen uns sei. Dazu kommen verletzter Stolz und Eigensinn.
Müssen wir uns nicht in einer solchen Situation fragen: „Was erhält nun meine harmonischen menschlichen Zustände aufrecht? Ist es die Materie?“ Unmöglich! Wir wissen, daß die Materie nicht intelligent ist. Daher muß die Harmonie unseres Daseins von der Beschaffenheit unseres eigenen Denkens abhängen.
Wie gewinnen wir nun eine freie, harmonische Denkweise? Indem wir verstehen lernen, daß alles Gemüt ist und daß Gemüt Gott ist. Gott, Gemüt, ist die einzige Wesenheit, und der Mensch ist der Ausdruck vom Wesen Gottes; ja, wer da weiß, daß er in Wirklichkeit das Kind Gottes ist, spiegelt Gott in allen seinen menschlichen Unternehmungen wider. Der Mensch ist nicht matiell, sondern geistig. Wenn wir das verstehen, erfassen wir auch die Tatsache, daß es in Wirklichkeit keine materiellen Zustände gibt, sondern daß alles geistig ist.
Der Mensch lebt in Gott, im Himmel der Harmonie, im Geist. Die Bibel sagt: „In ihm leben, weben und sind wir“ (Apg. 17:28). In dem Verhältnis, wie wir diese Tatsache erfassen, werden wir alle unharmonischen Zustände meistern. Mit dem gewonnenen Verständnis von der Allheit Gottes und von der Allerhabenheit des Gemüts verwandelt sich Disharmonie in Harmonie, Unruhe in Ruhe, Unzufriedenheit in Zufriedenheit und Krankheit weicht schnell der Gesundheit.
Alle scheinbare Disharmonie entspringt einer falschen Denkweise, und wir sollten unser Denken ständig prüfen, um festzustellen, ob es vom sterblichen Gemüt oder vom unsterblichen Gemüt beeinflußt wird. Das sterbliche Gemüt vermag uns nicht den Frieden und die Ruhe zu geben, die wir benötigen. Im Gegenteil, es erzeugt Furcht und Unruhe im menschlichen Denken.
Wir brauchen uns jedoch nicht zu fürchten, denn unser Frieden wird in Wirklichkeit von Gott, der göttlichen Liebe, erhalten. Die Furcht vor unharmonischen Zuständen wird ausgetrieben, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß die göttliche Liebe allen Raum erfüllt, daß die Liebe in der Demonstration unserer Liebe zu unserem Nächsten, ja in der Demonstration unserer Liebe zu Gottes Schöpfung, zu allen Seinen Ideen, ihren Ausdruck findet.
Der Verfasser litt seit frühester Kindheit unter fortgesetztem Grübeln. Verwirrtes Denken, Furcht und Unzulänglichkeit bemächtigten sich seiner, sogar noch während vieler Jahre in seiner beruflichen Laufbahn. Als er die Wissenschaft des Christentums kennenlernte und sich hilfesuchend an sie wandte, indem er das Lehrbuch studierte, erkannte er, daß Grübeln nur aus selbstischem Denken, Furcht und falschem Verantwortungsgefühl entsteht.
Bis dahin kam er sich in einer großen materiellen Welt so hilflos vor, so klein, so ganz auf sich selbst gestellt. Nun erschloß sich ihm eine ganz andere Welt. Gott wurde ihm nahe gebracht — ganz nahe. Er lernte verstehen, daß der Mensch nicht klein und hilflos ist, von physischen Zuständen abhängig, sondern daß er völlig geistig ist, mit Stärke und Mut ausgerüstet. Er erkannte, daß Gott immer gegenwärtig ist und ihn in allen seinen Unternehmungen regiert und schützt.
Sein Denken war nun erhoben, und er lauschte nur noch auf Gottes Stimme. Alle Probleme schienen sich wie von selbst zu lösen. Er wurde gelassener und ruhiger und gewann ein größeres Selbstvertrauen durch sein Gottvertrauen.
Ein von dem Glauben an das Böse freies Denken befähigte Christus Jesus, unseren großen Meister, seine mächtigen Werke zu tun: die Kranken und die Sünder zu heilen und über den Tod zu triumphieren. Mrs. Eddy schreibt von Jesus auf Seite 51 des Lehrbuchs: „Sein vollendetes Beispiel ward zum Heil für uns alle, aber nur dadurch, daß wir die Werke tun, die er tat und die er andere tun lehrte. Sein Zweck beim Heilen war nicht allein, die Gesundheit wiederherzustellen, sondern sein göttliches Prinzip zu demonstrieren. In allem, was er sagte und tat, wurde er von Gott, von Wahrheit und Liebe, inspiriert.“
Wenn wir geistige Freiheit gewonnen haben, dann wollen wir uns an die Worte des Paulus in seinem Brief an die Galater (5:1) halten: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So stehet nun fest und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen!“