Man sollte sich die Frage: „Wer bin ich?“ oft genug stellen und dabei versuchen, sie ernsthaft zu durchdenken und ehrlich zu beantworten. Wer noch keinen festen Halt in der Wahrheit gefunden hat, wird heutzutage unaufhörlich von zwei Illusionen bedrängt: vom Streben nach Prestige oder von Geltungsdrang und Überheblichkeit. In diesen modischen Gewändern schleicht der Satan, oder das Böse, umher und sucht Anerkennung und scheinbare Macht zu gewinnen. Unterwerfung unter solche Ansprüche legt die Menschen in Ketten; es macht sie von der Materialität abhängig und beraubt sie der Freiheit ihrer wahren Selbstheit als Gottes Bild und Gleichnis.
Hier kommt uns die Christliche Wissenschaft zu Hilfe. Ihre Entdeckerin und Gründerin, Mrs. Eddy, hat die Lehren und Werke Christi Jesu jedem ernsthaften Sucher verständlich und im täglichen Leben praktisch anwendbar gemacht. Auf Seite 15 ihres Buches „Die Einheit des Guten“ erklärt sie: „Der Mensch ist Gottes Kind und Ebenbild.“ An zahlreichen anderen Stellen ihrer Schriften finden wir grundlegende und umfassende Erklärungen über den Menschen.
Wer sind wir also? Wir sind in Wirklichkeit Kinder Gottes, die zu Seinem Ebenbild geschaffen wurden. Gott ist unser Vater und unser Schöpfer, und es gibt keinen anderen. Unsere Gotteskindschaft ist unsere alleinige wahre und beständige Abhängigkeit; sie ist geistig und daher unantastbar, unzerstörbar, ewig, einzigartig. Sie schließt weitere Abhängigkeiten endgültig aus. Wenn wir unsere wahre Selbstheit als Kinder Gottes verstehen, wissen wir, daß wir mit allem Notwendigen reichlich versorgt sind: mit Gesundheit, Kraft, Frische, geistiger Herrschaft, Intelligenz, Güte, Wahrhaftigkeit und Wahrnehmungsvermögen. Wir sind von sterblichen Begrenzungen frei, wenn wir an unserem Wissen festhalten, daß der Mensch die Fähigkeit hat, alle göttlich verliehenen Eigenschaften ununterbrochen auszudrücken, und wenn wir uns bemühen, sie in unserer menschlichen Erfahrung auch wirklich zum Ausdruck zu bringen.
Auf Seite 465 von „Wissenschaft und Gesundheit“ erklärt Mrs. Eddy: „Gott ist unkörperliches, göttliches, allerhabenes, unendliches Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe.“ Gottes Ebenbild muß daher vollkommen sein, nicht körperlich, sondern geistig. Bei dem geistigen Gleichnis kann kein Fehler gefunden werden. Es besteht für alle Zeiten zugleich mit Gott, seinem Urbild. Um sein wahres Selbst zu kennen, muß man Gott kennen. In dem Maße, wie wir den Begriff aufgeben, daß unser Ego, unsere eigene Selbstheit, von Gott getrennt ist, gewinnen die Synonyme von Gott in unserem Bewußtsein an Klarheit.
Im täglichen Beten, im täglichen Bemühen, uns mehr und mehr mit dem göttlichen Vorbild in Übereinstimmung zu bringen, verlieren die Illusionen von Prestigestreben oder Geltungsdrang und Überheblichkeit ihren letzten Halt in unserem Denken und verschwinden. Befreit erkennen wir, daß keine weltliche Anerkennung den Wert unserer Gotteskindschaft erreichen oder ihn gar ersetzen kann. Einen größeren Lohn als den, zu wissen, daß wir Kinder Gottes sind, kann niemand erlangen; daher sinken die Anerkennung und Geltung der Welt zur Bedeutungslosigkeit herab.
Jesus sagte zu seinen Jüngern: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Joh. 16:33). Richtige Selbsterkenntnis hilft uns, die Welt zu überwinden. Jesus sagte zu denen, die an ihn glaubten (Joh. 8:31, 32): „Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“
Und wie steht es mit der Überheblichkeit? Als eine Form der Heuchelei wird sie in dem Verhältnis aus unserem Denken verschwinden, wie wir zulassen, daß Wahrheit, Gott, sich in Wahrhaftigkeit ausdrückt. Der göttliche Einfluß gibt uns einen sicheren Halt, eine feste Grundlage, von der aus wir getrost allem Drängen des sterblichen Gemüts standhalten können.
Durch Studium und Anwendung der Lehren der Wissenschaft des Christus kann jeder ernsthafte Sucher ein klares Verständnis von Gott, seinem Vater gewinnen und sich selbst erkennen und dadurch von Eitelkeit und Heuchelei frei werden.
Wir wollen in unserer Hingabe an Gott alle Beschränkungen und Hemmnisse fallen lassen und absolutes Vertrauen zu Ihm haben. Wir wollen unsere individuellen Aufgaben in einem freudigen Geiste verrichten und uns immer der Tatsache bewußt bleiben, daß wir in Wahrheit Gottes Kinder sind, zu Seinem Ebenbild geschaffen. Dann brauchen wir nicht erlöst zu werden, dann sind wir schon frei; und Gott wird, wie wir in Maleachi lesen (3:10): „Segen herabschütten die Fülle.“
