Die Welt braucht geistige Vitalität oder Lebenskraft. Allzuoft wird Kraft in zerstörender Weise oder in zwecklosen Dingen angewandt, oder es wird vielleicht zu wenig Kraft an den Tag gelegt, wenn es sich um rechte Bestrebungen handelt. Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. gleicht diesen Punkt aus, indem sie zeigt, daß wahre Vitalität von Gott kommt und daß sie nur darauf wartet, im menschlichen Denken ausgelöst zu werden, und zwar durch die Kenntnis vom Menschen und seiner Beziehung zu dem Prinzip, das ihn beseelt, zu seiner göttlichen Quelle.
Manchmal scheinen Christliche Wissenschafter gut vorbereitet, um die öffentliche Ausübung dieser Wissenschaft aufzunehmen, aber es fehlt ihnen an der nötigen geistigen Vitalität, um sich mit der völligen Hingabe, die die Ausübung erfordert, für die Wahrheit des Seins zu entscheiden. Tierischer Magnetismus, oder das böse Gemüt, möchte die Liebe, die zu diesem Dienst notwendig ist, erkalten lassen. Aber wenn die Abneigung, das Menschengeschlecht erleuchten zu helfen, offen zugegeben und diese Abneigung beständig als unnatürlich und unwirklich verneint wird, wird die benötigte Kraft ans Licht kommen. Trägheit, die Abneigung, einen Beruf aufzugeben, der weniger Selbstverleugnung verlangt, und mangelndes Mitgefühl mögen einige der Einflüsterungen des fleischlichen Gemüts sein, die noch nicht gehandhabt worden sind und der erforderlichen geistigen Vitalität im Wege stehen.
Diese Vitalität ist für den Menschen, Gottes Gleichnis, etwas Natürliches, und der Christliche Wissenschafter sollte sich bewußt sein, daß in jedem einzelnen eine entwicklungsfähige geistige Kraft schlummert. Christus Jesus verstand diese Entwicklungsfähigkeit so gut, daß er die geistige Kraft sofort wecken konnte, wenn sein christliches Erbarmen das Bewußtsein berührte. Er gewann eifrige Jünger, und dies ist auch heute noch der Fall. Er sagte von seinen Nachfolgern (Joh. 10:10): „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“
Geistige Vitalität zeugt für das Leben, das das göttliche Leben widerspiegelt. Wir müssen wissen, daß Gott uns die Vitalität nicht nur verleiht, damit wir leben und uns unserer kleinen Probleme annehmen, sondern damit wir diese Vitalität zu geistiger Kraft und Wirksamkeit entfalten. Es gibt keine Grenze für diese Entfaltung, aber sie kann nur dadurch kommen, daß wir die geistigen Eigenschaften des Gemüts, die der Mensch als Gottes Ausdruck widerspiegelt, lieben und betätigen. Zum Beispiel sagt Mary Baker Eddy in ihrem Buch „Vermischte Schriften“ (S. 132): „Schon der Wunsch, gerecht zu sein, ist ein Lebensfunken des Christentums.“
Um unsere Fähigkeit, wissenschaftliche Christen zu sein, in vollem Maße zu entfalten, brauchen wir mehr als einen Funken des Christentums. Wenn wir jedoch einen Funken hegen, kann er die volle Entwicklungsfähigkeit der christlichen Kraft entzünden, und die Flamme wird mit jeder Eigenschaft der Liebe, nach der uns verlangt und die wir ausdrücken, größer werden.
Die Ungerechtigkeit des fleischlichen Gemüts, die den Menschen als einen von Sünde befallenen und von Krankheit gefesselten Sterblichen darstellt, muß durch die Gerechtigkeit des göttlichen Prinzips, das den Menschen vollkommen schafft und seine Vollkommenheit und Freiheit aufrechterhält, beseitigt werden. Mrs. Eddy sagt (ebd., S. 2): „Wenn wir bedenken, daß Gott gerecht ist, und wenn wir die totale Verderbtheit der Sterblichen, das heißt des sterblichen Gemüts, zugeben, wenn wir zugeben, daß dies Adamsvermächtnis zuerst erkannt und dann durch die Gerechtigkeit, die ewige Eigenschaft der Wahrheit, überwunden und wiedergutgemacht werden muß, dann wird es im Hinblick darauf offenbar, daß Arbeit nottut; aber der Arbeiter scheint es wenige zu geben.“
Sehr viel Arbeit — enorme geistige Vitalität — ist auf die Entwicklung der christlich-wissenschaftlichen Bewegung verwendet worden, um sie dahin zu bringen, wo sie den Nöten der Menschheit abhelfen kann, wie sie es heute tut. Millionen von Heilungen haben stattgefunden. Die Theologie, die Medizin und die Wissenschaft reagieren in zunehmendem Maße auf das Vorhandensein und die Offenbarungen der Christlichen Wissenschaft. Viele Kirchen wenden sich der Möglichkeit des Christus-Heilens als einer Forderung der Gottesverehrung zu. Wenn aber der Fortschritt der christlich-wissenschaftlichen Bewegung im Laufe der Jahre zunehmen soll, ist immer mehr geistige Vitalität vonnöten. Immer mehr Wissenschafter müssen sich ihrer Entwicklungsfähigkeit bewußt werden, der Möglichkeit, die Eigenschaften auszudrücken, die die Macht offenbaren, die Illusion eines bösen Gemüts zu zerstören.
Jesus prophezeite, daß der Materialismus, oder das Böse, aggressiver werden würde, wenn sein Ende näherkäme. Er warnte (Matth. 24:12): „Weil der Unglaube wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten.“ Wenn nicht diejenigen, die die Spitzfindigkeiten des Bösen durchschauen, die Situation handhaben und die Vitalität demonstrieren, die die Flut des Bösen eindämmt, wird geistige Kälte die Zeit aufhalten, wo der sterbliche Traum des materiellen Lebens ausgelöscht sein und die ganze Menschheit sich der wirklichen, christusähnlichen Selbstheit bewußt werden wird.
Jetzt ist es an der Zeit, gegen die Herausforderung moralischer Laxheit anzugehen, gegen Unehrlichkeit im Geschäftsleben, gegen Kriegsdrohungen, gegen den Einfluß des Materialismus und der Sündhaftigkeit, die unser Zeitalter umstricken wollen. Jeden Morgen, in dem Augenblick, wenn wir aufwachen, können wir die Trägheit des sterblichen Gemüts zerstören, die sich vielleicht in unser Bewußtsein einzuschleichen versucht. Wir können erklären, daß unser Denken mit geistiger Vitalität erfüllt ist, und uns vergegenwärtigen, daß es keine Begrenzung für deren Entwicklung gibt, weil wir wissen, daß das unerschöpfliche Gemüt ihre Quelle ist. Wenn wir diese Vitalität während eines jeden Tages fleißig nähren, können wir sicher sein, daß sich an uns erfüllt, was der Meister beabsichtigte — daß wir das Leben und „volle Genüge haben“.
    