In einer voll besetzten Straßenbahn konnte man eine Frau belauschen, die sich zu einer Begleiterin betrübt über das unverständliche Benehmen ihrer jungen Tochter beklagte. Die unglückliche Mutter sagte schließlich: „Sie ist eben in dem launenhaften, jugendlichen Alter, und was kann ich anderes tun, als es über mich ergehen zu lassen?“
Wäre die Mutter eine Christliche Wissenschafterin gewesen, hätte sie gewußt, daß sie, anstatt es über sich ergehen zu lassen, sehr viel hätte tun können. Der allerwichtigste Schritt wäre gewesen, die Tochter nicht mehr als einen veränderlichen Sterblichen zu sehen und im Gebet nach einer klareren Auffassung über ihres Kindes wahre Identität und Individualität als Gottes Kind zu streben. Und wäre die Tochter eine Anhängerin der Christlichen Wissenschaft gewesen, die vielleicht eine christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule besuchte, so hätte sie einfache, jedoch machtvolle geistige Wahrheiten gelernt, mit denen sie sich gegen die Annahme des sterblichen Gemüts, die sich launenhafte Jugend nennt, hätte verteidigen können.
Betrachten wir einen Augenblick die folgende Definition von „jugendlich“: „Der Zustand oder Vorgang des Heranwachsens von der Kindheit zur Männlichkeit oder Weiblichkeit.“ Diese Definition deutet auf einen Sterblichen hin, der in die Materie hineingeboren ist, sich körperlich entwickelt und von einer Form des sterblichen Gemüts zur nächsten übergeht. In Gottes Reich, wo alles, was Er geschaffen hat, sehr gut sowie auch vollkommen und befriedigend ist, gibt es einen solchen Zustand nicht.
Das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft ist das Werk einer Frau, die junge Leute sehr liebte. Mrs. Eddy war immer ihr zärtlicher Freund und treuer Verbündeter; und sie werden in ihren Schriften vielen deutlichen Warnungssignalen begegnen, die dazu dienen, sie von den tückischen Untiefen hinwegzusteuern, die sie auf der geistwärts gerichteten Fahrt antreffen. Zum Beispiel ist die Grundlage, auf der wir den falschen Annahmen über Jugendliche entgegenwirken können, in der folgenden Stelle des Lehrbuchs enthalten (S. 305): „Weil der Mensch die Widerspiegelung seines Schöpfers ist, ist er der Geburt, dem Wachstum, der Reife und dem Verfall nicht unterworfen. Diese sterblichen Träume sind menschlichen, nicht göttlichen Ursprungs.“ Da diese Stufen des menschlichen Daseins sterbliche Träume sind, kann der Mensch als Gottes Gleichnis nicht unter ihnen leiden.
Wir können also den Symptomen der launenhaften Jugend offen ins Gesicht sehen, erkennen, was sie zu sein und zu tun beanspruchen, und sehen, wie unmöglich sie den in der Christlichen Wissenschaft offenbarten Wahrheiten zufolge sind. Die Welt behauptet, daß Jungen und Mädchen im sogenannten jugendlichen Alter oft laut, ungehorsam, faul, leicht erregbar, überempfindlich und streitsüchtig sind, daß sie die Leitung Erwachsener verachten und daß sie geneigt sind, andere unerwünschte Eigenschaften an den Tag zu legen.
Diese Behauptung ist eine Lüge. Nichtanziehende Eigenschaften sind hinsichtlich des Menschen genausowenig wahr, wie sie es im Hinblick auf Gott sind, dessen Ebenbild der Mensch ist. Wahre Selbstheit offenbart Gottes Eigenschaften in Freiheit, Freude und Hilfsbereitschaft.
Es ist jedoch nicht genug, all dieses nur zu sagen. Wir müssen es beweisen, um dadurch gesegnet zu werden. Die Wahrheit zu beweisen bedeutet in der Christlichen Wissenschaft, sie zu verstehen und anzuwenden.
Hat die Christliche Wissenschaft uns nicht das gebracht, was wir uns erhofft hatten, so ist vielleicht eine genaue Prüfung am Platze, inwieweit wir sie täglich anwenden. Zum Beispiel sollten wir uns fragen: Wie gewissenhaft studiere ich jeden Tag die Lektionspredigt aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft? Gehe ich morgens flüchtig einen Abschnitt durch, weil ich entweder zu beschäftigt oder zu verschlafen bin oder weil die Lektionspredigten für mich schwer verständlich sind? Die Lektionspredigten sind keine Rätsel, die mit menschlichem Intellekt zu enträtseln sind. Sie sind inspirierte Auslegungen der Christlichen Wissenschaft, die ein Komitee hingebungsvoller Männer und Frauen, die für die Probleme der heutigen Jugend offen sind, gebeterfüllt zusammengestellt hat. Wir für unseren Teil müssen ein aufrichtiges Verlangen haben, das Gute, das die wöchentlichen Lektionspredigten enthalten, zu gewinnen, und wenn wir sie konsequent studieren, werden sich uns die Wahrheiten und die Methode ihrer Anwendung auf unsere Nöte und Probleme offenbaren. Sie werden zu einem besseren Verständnis des Wesens und Beispiels Christi Jesu führen und zu einer Wertschätzung der Wissenschaft seiner Lehren.
Um unsere tägliche Ausübung noch weiter zu prüfen, mögen wir uns fragen: Inwieweit lese ich die Werke unserer Führerin und die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften? Besuche ich die Sonntagsschule mit dem Verlangen, zu helfen so wohl als auch zu empfangen? Wie oft bete ich still für mich selbst, um Gott besser zu verstehen und Ihn mehr auszudrücken?
Wenn wir durch irgendeinen fremden, unwiderstehlichen Antrieb beherrscht zu werden scheinen, wenn wir Dinge tun und sagen, die wir hinterher bedauern, wenn wir im Innern mit nicht zu erklärender Furcht, mit Auflehnungen und Ärger aufwallen — dann müssen wir zu den Tatsachen unserer wahren Selbstheit als Gottes Widerspiegelung erwachen. Wir müssen uns weigern, launenhafte Jugendliche zu sein. Gott, die göttliche Liebe, kennt keine Launen, kein Auf und Ab, sondern ist sich unveränderlicher Harmonie bewußt und veranlaßt Sein Kind, auch so zu sein.
Johannes, der Jünger, hätte nahezu direkt zur Jugend sprechen können, so zutreffend sind seine Worte (1. Joh. 4:1): „Ihr Lieben, glaubet nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt.“ Mit anderen Worten, es ist wichtig, die Gedanken, die Argumente und die Anziehungspunkte zu prüfen, die bei uns Aufnahme suchen, und zu sehen, ob sie uns näher zu Gott führen, denn viele falsche Einflüsterungen und Ansprüche klopfen an unsere mentale Tür. Dieses beständige Prüfen der Gedanken und der Beweggründe offenbart die Wahrheit der Versicherung des Johannes (Vers 4): „Kindlein, ihr seid von Gott und habt jene überwunden; denn der in euch ist, ist größer, als der in der Welt ist.“ Das Verständnis von Gott und vom Menschen als geistig und zu Seinem Gleichnis geschaffen, gibt dem Christlichen Wissenschafter den Sieg über das Böse; denn größer — unendlich viel größer — ist die göttliche Macht, die der Mensch widerspiegelt, als die scheinbare Macht des Bösen, die das sterbliche Gemüt beansprucht.
In der menschlichen Erfahrung lernen junge Leute täglich Lektionen, die sie befähigen, ihren Platz in der sogenannten Welt der Erwachsenen erfolgreicher einzunehmen. Doch unsere wahre Selbstheit — das unveränderliche, zeitlose Kind Gottes, das Bild Seiner Vollkommenheit — braucht nicht auf das Dahinschwinden der Jahre zu warten, um reif, nützlich und wertvoll zu sein.
Die Welt hungert nach Verständnis, Intelligenz und guter Kameradschaft. Laßt uns nicht warten, bis das sterbliche Gemüt widerwillig zugibt, daß wir fähig sind, diese Eigenschaften auszudrücken. Laßt uns vielmehr die Vollständigkeit unserer geistigen Größe beanspruchen und anderen der Segen sein, der wir zu sein vermögen.