Jesus sagte: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte“ (Matth. 22:37). Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, Gott in einer Art und Weise zu lieben, die darin besteht, ein dankbares Herz unserem Vater gegenüber zu haben. Zeigt die Fähigkeit, „danke schön“ zu sagen, nicht deutlich, daß wir fähig sind zu lieben?
Wie Mrs. Eddy lehrt, gibt uns die Dankbarkeit mehr als nur ein liebendes Herz: Dankbarkeit selbst ist ein Gebet. Sie sagt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 3): „Sind wir wirklich dankbar für das schon empfangene Gute? Dann werden wir uns die Segnungen, die wir haben, zunutze machen und dadurch geschickt werden, mehr zu empfangen.“
Wir versetzen uns selbst in eine Lage, nichts von Gott zu erhalten, wenn wir Ihm nicht dankbar sind. Undankbarkeit ist in der Tat eine Art Unwissenheit über das, was Gott ist, eine Blindheit dem Guten gegenüber, eine Kundwerdung von Hartherzigkeit. Sie beweist das, was Jesus sagte: wir haben Ohren und hören nicht, haben Augen und sehen nicht. Wenn wir uns aber bemühen, in uns selbst einen Geist der Dankbarkeit zu pflegen, lernen wir, uns in allen Dingen mit Liebe und Vertrauen an Gott zu wenden. Ist das nicht die Gemütsverfassung, die für ein aufrichtiges Gebet erforderlich ist?
Das aufrichtige Gebet öffnet den Weg, all die Segnungen zu erhalten, deren wir bedürfen. Und unsere Führerin sagt, wenn diese Art Gebet wirksam sein soll, muß es auf Dankbarkeit gegründet sein. Wenn wir uns einem Problem gegenübergestellt sehen, dessen Lösung sich nicht so schnell zeigt, mögen Furcht und Zweifel unser Denken trüben. Wir mögen uns vielleicht nicht fähig fühlen, „wirklich dankbar“ zu sein, aber wir müssen es gerade in diesem Augenblick sein. Wenn alle anderen Arten des Gebets versagt haben, müssen wir uns dem Gebet der Dankbarkeit zuwenden, um unser ungelöstes Problem zu heilen. Die folgende Erfahrung zeigt die Wirksamkeit eines solchen Gebets.
Eine Christliche Wissenschafterin, die seit fast zwölf Jahren versucht hatte, eine Schwierigkeit zu überwinden, hörte einige Ausüber bei verschiedenen Anlässen sagen: „Seien Sie dankbar!“ Als sie eines Tages zu einer Ausüberin über ihre Schwierigkeiten sprach, fragte diese: „Sind Sie auch Gott dankbar?“
Sie antwortete: „Ja, ich denke doch, daß ich es bin; ich glaube Gott von ganzem Herzen zu lieben, aber warum sollte ich Ihm für etwas ganz Normales, wie Gesundheit zum Beispiel, dankbar sein?“ Als Antwort riet ihr die Ausüberin, nach Hause zu gehen und einen bestimmten Artikel aus dem Christian Science Sentinel zu lesen, der, wie sie sagte, die Frage beantworten würde. Die Wissenschafterin las den Artikel, aber zu dieser Zeit gewann sie nichts daraus und vergaß ihn sehr schnell.
Einige Wochen später fühlte sie sich krank, und da sie sich nicht imstande sah, die Situation selbst zu lösen, rief sie die Ausüberin an und bat um Hilfe. Zum Erstaunen der Wissenschafterin war der Irrtum hartnäckig und verschlimmerte sich. Eines Tages telefonierte sie mit der Ausüberin, die ihr riet, eine Aufstellung von all den Segnungen zu machen, die sie empfangen hatte. Sie gehorchte, jedoch tat sie es nicht aus vollem Herzen, denn sie war überzeugt, daß das Problem, das zwölf Jahre lang währte, ihr Leben verdorben hatte, und daß irgendwelche Segnungen, die sie empfangen hatte, im Vergleich dazu sehr gering waren. Als Folge davon war die Aufstellung sehr klein.
Am Mittwoch ging sie zu der Zeugnisversammlung in ihrer Kirche. Die erste Person, die an jenem Abend ein Zeugnis gab, sagte, daß sie geheilt wurde, nachdem sie alle Anlässe zur Dankbarkeit gegen Gott niedergeschrieben hatte, an die sie denken konnte. Sie hatte 16 Seiten mit solchen Anlässen gefüllt und war geheilt.
Als sie nach Hause zurückgekehrt war, entschloß sich die Wissenschafterin, eine andere Aufstellung mit Segnungen anzufertigen. Sie überblickte ihr ganzes Leben und fuhr fort, einige Stunden lang zu denken und zu schreiben, und sie war jedesmal glücklich, wenn sie eine neue Segnung gefunden hatte, die sie ihrer Aufstellung hinzufügen konnte. Am nächsten Tag war sie von der Beschwerde geheilt, für die sie um Hilfe gebeten hatte. Einige Tage später bemerkte sie, daß das Problem, das sie seit fast zwölf Jahren gefesselt hatte, auch verschwunden war.
Sie dachte dann an den Artikel, dne ihr die Ausüberin vor zwei Monaten zu lesen empfohlen hatte, und sie erinnerte sich, daß der Verfasser im wesentlichen gesagt hatte: Dankbar sein bedeutet in der Christlichen Wissenschaft, die Allgegenwart des Guten, die Ganzheit Gottes, die Nichtsheit des Bösen anzuerkennen. Bloßes Aufzählen der Segnungen bewirkt keine Heilung, als wäre es eine Zauberei, und wir dürfen darin keinen geheimnisvollen Vorgang sehen. In der Christlichen Wissenschaft gibt es keinen Aberglauben, und blinder Glaube ist nichts nütze.
Warum ist das Gebet der Dankbarkeit wirksam? Weil Gott für das Gute zu danken vor allem eine Anerkennung ist, daß Gott gut ist und daß Seine Güte mächtiger als das Böse ist. Wenn wir an unsere früheren Segnungen denken, erkennen wir, daß die Güte Gottes unendlich ist, weil sie sich viele Male gezeigt hat, daß sie immer gegenwärtig ist, weil sie zur rechten Zeit verspürt wurde. Der nächste Schritt ist, das Verständnis zu erlangen, daß Gott das Gute, Alles ist, und daß das Böse infolgedessen nichts ist.
Um „wirklich dankbar“ zu sein, müssen wir anerkennen, daß Gott Alles ist. Es ist einfach, nach einer Heilung dankzusagen. Die Wissenschaft des Christus lehrt, daß wir vor der Heilung danksagen können. Darüberhinaus bringt dieser Gemütszustand, dieser Geist des Gebets, die Heilung zustande. Warum? Weil das Aufzählen unserer Segnungen nachdrücklich die Allerhabenheit des Geistes behauptet und sie durch Beweise unterstützt. Dann können wir uns mit einem von Liebe erfüllten Herzen an Gott wenden, weil wir Seine göttliche Fürsorge anerkennen. Solches Gebet hat kein Element der Furcht, noch ist es auf blindem Glauben aufgebaut, denn seine Grundlage beruht auf genauen Tatsachen.
Wenn wir über die verschiedenen Wege nachdenken, auf denen Gott sich uns in unserem Leben gezeigt hat, dann erwarten wir das Gute, und wir hören auf, auf den Irrtum zu sehen, den das sterbliche Gemüt uns sehen lassen möchte. Wir wenden uns zu Gott, wenn wir uns vom Irrtum abwenden, und somit ziehen wir auf natürliche Weise und augenblicklich den Nutzen aus der göttlichen Verheißung, die Gott Jesaja gab (Jes. 45:22): „Wendet euch zu mir, so werdet ihr selig“, und eines geschieht nicht ohne das andere.
Unser Verständnis von der Allheit Gottes, des Guten, läßt in unserem Bewußtsein keinen Platz für den Irrtum; wenn wir hingegen zweifeln oder uns fürchten, leugnen wir die Wahrheit. Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 372): „In der Christlichen Wissenschaft ist ein Leugnen der Wahrheit verhängnisvoll, während eine gerechte Anerkennung der Wahrheit und dessen, was sie für uns getan hat, eine wirksame Hilfe ist.“
Die Wissenschafterin, über deren Erfahrung zuvor berichtet wurde, hatte zwölf Jahre lang unbeabsichtigt die Wahrheit geleugnet, weil sie über ihr Problem nachgedacht, oftmals anderen davon erzählt und nach seiner Ursache gesucht hatte — dies alles trug dazu bei, sie der Dankbarkeit gegen Gott unfähig zu machen. Sie war von dem Augenblick an geheilt, als sie an Gott und ihre Segnungen dachte.
Die wirksamsten Gebete waren die von Jesus, und die vielleicht größte Demonstration im Neuen Testament war die von der Auferweckung des Lazarus, der seit vier Tagen im Grabe lag. Wie betete Jesus bei diesem Anlaß? Er machte die einfache Erklärung: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. Ich wußte wohl, daß du mich allezeit hörst“ (Joh. 11:41, 42). Jesus könnte nicht auf andere Weise gebetet haben, noch hätte das Gebet zu einer anderen Zeit als vor der Heilung gesprochen werden können. Er wußte, daß Lazarus sein Leben nicht verloren hatte; daher bat er Gott nicht, im Falle des Lazarus eine Ausnahme zu machen. Er dankte Gott, daß Er immer bereit ist zu segnen und zu erlösen.
In Übereinstimmung mit Jesu Beispiel lehrt die Wissenschaft des Christus, die die Kranken und Sünder heilt, das kraftvolle Gebet, das Gebet der Bejahung und des Lobes. Diese Wissenschaft befolgt absolut das Erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (2. Mose 20:3), und sie schreibt dem Bösen keine Macht zu. Ein Christlicher Wissenschafter zu sein bedeutet Gott zu verstehen, Ihn von ganzem Herzen und nach bestem Vermögen zu lieben, Ihm zu vertrauen und anzuerkennen, daß Sein Werk vollkommen ist.
Wie können wir das Erste Gebot befolgen, wenn wir nicht unter allen Umständen Gott dankbar sind, wenn wir Gott nicht als allerhaben anerkennen? Ist es schwer für uns, eine dankbare Liebe für unseren Vater zu empfinden, wenn wir an die Zusicherung Jesu denken, daß es unseres Vaters Wohlgefallen ist, uns das Reich zu geben?
Wer da sät im Segen, der wird auch ernten
im Segen. Ein jeglicher nach dem Willen
seines Herzens, nicht mit Unwillen oder
aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber
hat Gott lieb. Gott aber kann machen, daß
alle Gnade unter euch reichlich sei, damit
ihr in allen Dingen allewege volle Genüge
habt und noch reich seid zu jedem guten
Werk... Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche
Gabe!—2. Korinther 9:6–15.