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Ehrfurcht vor der Wahrheit

Aus der September 1965-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Seit frühester Zeit ist Wahrhaftigkeit eine grundlegende Voraussetzung für einen guten menschlichen Charakter und für ein wirklich erfolgreiches Leben. Kinder werden gelehrt, wahrhaftig zu sein, Gerichtshöfe fordern Wahrhaftigkeit und bestrafen das Gegenteil, Erwachsene müssen sie gegen sich und andere üben, wenn sie sich ihre Selbstachtung und die Achtung ihrer Mitmenschen erhalten möchten. Wahrhaftigkeit ist eine grundlegende Notwendigkeit für Erfolg in der Ehe, im Geschäftsleben und in allen menschlichen Beziehungen.

Woher kommt dieses Erfordernis? Wie hat es sich seit grauer Vorzeit entwickelt, als die Erhaltung des nachkten Lebens der einzige Zweck menschlicher Anstrengung war? Offenbar führte langwährende menschliche Beobachtung der Wirkungen, die die Wahrhaftigkeit auf einen selbst und auf andere hatte, allmählich zu der Schlußfolgerung, daß Wahrheit gut, sich selbst erhaltend und ein Schutz für alle ist, und daß eine Lüge das Gegenteil der Wahrheit ist; sie ist böse, zerstört andere und zerstört sich selbst.

Menschliche Erfahrungen mit der Wahrheit und ihrem Gegenteil, mit ihren jeweiligen Lehren und Wirkungen, wie sie das Alte Testament in der Geschichte der Kinder Israel ausführlich darstellt, bereitete das menschliche Denken in gewissem Grade darauf vor, den nächsten Schritt in seiner geistigen Entwicklung zu tun, nämlich die Lehren Christi Jesu anzunehmen. In seinem wunderbaren Heilungswerk und dem Vorbild seines ganzen Lebens bewies der Meister, daß Gott Liebe ist, und führte das menschliche Denken zu der Erkenntnis, daß Liebe Wahrheit und der Mensch tatsächlich das geliebte Kind Gottes ist, immerdar lebend, liebend und wahrhaftig. Dadurch wies er auf die einzig gerechtfertigte Lebensweise hin, denn er setzte Wahrheit im menschlichen Verhalten mit Liebe im menschlichen Verhalten gleich.

So einfach die Lehren des Meisters auch sein mögen, so loten sie doch die Tiefen der Geistigkeit aus, denn sie stellen den Christus dar. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 26): „Der Christus war der Geist, den Jesu eigene Aussagen in sich faßten:, Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben‘;, Ich und der Vater sind eins.‘ Dieser Christus oder diese Göttlichkeit des Menschen Jesus war seine göttliche Natur, war die Gottseligkeit, die ihn beseelte.“

Die Gottseligkeit im Charakter des Meisters stellte die Norm der göttlichen Sittlichkeit für die menschliche Erfahrung vorbildlich dar, einer Sittlichkeit, die so dauernd ist wie die Wahrheit selbst. In seiner irdischen Laufbahn erreichten sowohl Wahrheit wie Liebe ihre höchste Stufe, da er ihre untrennbare Einheit offenbarte. Fürwahr, sowohl Wahrhaftigkeit wie Herzensgüte stammen aus derselben unendlichen Quelle, dem göttlichen Prinzip, Gott, und werden daher zusammen vom Menschen, Seinem Bild und Gleichnis, widergespiegelt und ausgedrückt. In dem Maße, wie diese Tatsache des Seins verstanden wird, werden die Eigenschaften der Wahrhaftigkeit und Herzensgüte in ihrer menschlichen Kundwerdung untrennbar sein.

Ein christusgleiches menschliches Verhalten ist das Ergebnis der Verchristlichung des Denkens. Es ist durch eine zunehmende Ehrfucht vor der Wahrheit gekennzeichnet, die aus persönlichen Erfahrungen mit der absoluten Güte der Wahrheit gewonnen wird. Der reiche Lohn für christusgleiches menschliches Verhalten sind geistiger Friede sowie die Fähigkeit, die göttliche Führung zu erkennen und die Willigkeit, ihr zu folgen, und die tief innerliche Freude darüber, mit dem eigenen wahren Selbst in Harmonie zu leben, mit dem Selbst, das die Widerspiegelung von Wahrheit und Liebe ist. Dieser geistige Lohn wird nicht nur jedes unserer Bedürfnisse reichlich stillen, sondern wird ganz sicher zu einer nützlichen, glücklichen und schönen menschlichen Erfahrung beitragen.

Eine rein intellektuelle Anerkennung dieser Wahrheiten ohne das innige geistige Verlangen, sich ihnen völlig zu unterwerfen, kann jedoch auf einen reinen Lippendienst an der Wahrheit hinauslaufen. Sich aber nur äußerlich gut zu betragen, ohne die tatsächliche Hingabe und den tatsächlichen geistigen Gehorsam gegenüber den Forderungen von Wahrheit und Liebe zu haben, bedeutet, nur die Außenseite des Bechers und der Schüssel rein zu halten. Solches Vorspiegeln ist Unehrerbietigkeit gegenüber der Wahrheit und stellt ein Hindernis für ein geistiges Leben und die Heilarbeit dar.

Christus Jesus mahnte eindringlich, die geistige Reinigung inwendig vorzunehmen, dann wird das Äußere, der Anblick, den wir unseren Mitmenschen bieten, unseren allerinnersten Gedanken gerecht werden, nämlich der Ehrfurcht vor der Wahrheit, die ein absolutes Erfordernis in der heilenden Ausübung der Christlichen Wissenschaft ist. Denn es ist nicht menschliche Logik oder rein intellektuelles Folgern, so korrekt diese auch sein mögen, sondern unsere Liebe und Ehrfurcht einem verstandenen Gott gegenüber, die uns dazu anhalten, den ganzen materiellen Begriff von Leben als völlig unwahr aufzugeben und uns der Herrschaft des Christus zu unterwerfen — der wissenschaftlichen Wahrheit vom vollkommenen Gott und vom vollkommenen Menschen, Seiner geistigen Widerspiegelung. Diese tief innere Erfahrung verleiht unseren Wahrheitserklärungen Heilkraft.

Ehrfurcht vor der Wahrheit, Gott, ist Demut; es ist der Geist, in dem wir uns Gott wahrlich nähern. Demut führt uns zu immer klareren Anschauungen von Ihm. Sie allein befähigt uns, die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft ohne jeden Gedanken an persönliche Macht oder persönliches Interesse, sondern ausschließlich mit dem Bewußtsein der allmächtigen Kraft der göttlichen Liebe anzuwenden. Mrs. Eddy sagt (Vermischte Schriften, S. 356): „Die Demut ist Linse und Prisma für das Verständnis des Gemüts-Heilens; man muß sie besitzen, um unser Lehrbuch zu verstehen; sie ist unerläßlich für das persönliche Wachstum; sie weist auf den Plan ihres göttlichen Prinzips und Gesetzes der Ausübung hin.“

Wenn wir Gott, Wahrheit, Leben und Liebe, den Schöpfer, verehren, werden wir vor Seiner Schöpfung Ehrfurcht haben und werden einer jeden Offenbarwerdung des Lebens liebevolle Rücksichtnahme entgegenbringen. Wenn wir bewußt diese Haltung geistiger Ehrfurcht beibehalten, werden wir uns niemals einer unehrerbietigen, das heißt, geringschätzigen, lieblosen oder ungerechten Behandlung unserer Mitmenschen schuldig machen, denn wir werden daran denken, daß sie, gleichgültig welche Stellung sie im Leben innehaben, ihrem wahren Wesen nach die Kinder des einen unendlichen Schöpfers sind, dessen Werke zu ehren und zu achten wir bekennen.

Im Gegensatz zur menschlichen Annahme, wie sie besonders in gewissen Kreisen der Geschäftswelt gehegt wird, wird uns eine solche Haltung höchster geistiger Wahrhaftigkeit, die als Achtung und liebevolle Rücksichtnahme gegenüber denen von niedrigerem Range zum Ausdruck kommt, nicht irgendwelchen unwürdigen Umständen aussetzen oder die Disziplin einer Organisation lockern. Sie wird im Gegenteil dazu führen, unsere Mitarbeiter zu einem höheren Begriff gegenseitiger Wertschätzung und der Wertschätzung ihrer täglichen Aufgaben zu erwecken, zu einem Geist gegenseitiger Hilfsbereitschaft, der für den Erfolg einer jeden gemeinschaftlichen menschlichen Bemühung unerläßlich ist.

Ehrfurcht vor der Wahrheit wird nicht durch Furcht,sondern durch Liebe hervorge-rufen; Demut ist keine Selbsterniedrigung, sie ist vielmehr das Ergebnis der wissenschaftlichen Wertschätzung unserer wahren Selbstheit und ihrer Beziehung zu Ihm; Gehorsam gegen Gott bedeutet nicht, sich einem Zwang zu beugen, sondern kommt aus dem unmittelbaren Verlangen eines glücklichen Kindes, sich des Lobes seines geliebten, so unendlich wohlwollenden himmlischen Vaters würdig zu erweisen: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe“ (Matth. 3:17). Die Christliche Wissenschaft verleiht den Geist der Ehrfurcht, der im 119. Psalm (Verse 10 und 15) so wunderbar zum Ausdruck kommt: „Ich suche dich von ganzem Herzen; laß mich nicht abirren von deinen Geboten... Ich rede von dem, was du befohlen hast, und schaue auf deine Wege.“

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