Jesaja legte das wahre Wesen des Fastens in folgenden Worten dar (58:6, 8): „Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Laß los, welche du mit Unrecht gebunden hast; laß ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last ... alsdann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Besserung wird schnell wachsen, und deine Gerechtigkeit wird vor dir her gehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird dich zu sich nehmen.“
Hiernach bedeutet Fasten nicht das Sichenthalten von gewissen Speisen, es bedeutet das Aufgeben falscher Gedanken — sterblicher Gefühle und Anschauungen. Warum? Weil uns diese falschen Neigungen von Gott trennen. Sie sind die Frucht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, von dem wir nicht essen sollen, und sie führen uns zu dem Glauben, daß Leben, Intelligenz und Substanz in der Materie sind.
Wahres Fasten, oder das Aufgeben des materiellen Sinnenzeugnisses — sterbliche Gefühle und Meinungen —, führt einen Wechsel zum Besseren auf jedem Gebiet der menschlichen Erfahrung herbei.
Wenn wir finden, daß wir im Umgang mit unseren Mitmenschen kritisch, vorurteilsvoll und lieblos sind, sollten wir uns Mrs. Eddys Worte auf Seite 224 ihres Buches „Vermischte Schriften“ zu Herzen nehmen. Sie sagt dort: „Unser Stolz macht die Kritik eines andern kränkend, unser Eigenwille eines andern Handlung beleidigend, unsere Selbstsucht fühlt sich durch eines andern Anmaßung verletzt. Unsere eigenen Fehler sollten wir wohl schmerzlich empfinden, wir können es uns aber kaum leisten, durch die Fehler anderer zu leiden.“
Wenn wir uns in einem schlechten Gedankenzustand befinden, sollten wir keinen Augenblick zögern, diesen zu berichtigen; erst dann werden wir Fortschritt machen. Unsere Führerin sagt weiter: „Der Kampf mit dem Selbst ist gewaltig“ (ebd., S. 118). Ohne diesen Kampf gibt es keinen Fortschritt in der Wahrheit. Keinem wird dieser innere Konflikt erspart, und schließlich werden wir durch Beharrlichkeit und Ausdauer den Sieg davontragen.
Wir müssen uns mit demütigem Herzen aufmachen, willig sein zu fasten — den Irrtum nicht als wirklich zulassen —, und unser himmlischer Vater wird uns den Weg auftun. Die Aufgabe wird leichter, wenn wir beständig an der Wirklichkeit festhalten, daß Gott Alles-in-allem, daß Er allgegenwärtig und allmächtig ist. Ferner müssen wir wissen, daß der einzige Mensch, den es gibt, Seine Widerspiegelung ist. Wenn Gott alles gut und vollkommen geschaffen hat, können wir dann die Schöpfung in irgendeiner Weise ändern? Natürlich nicht. Wir müssen sie nur als gut und vollkommen erkennen. Darum sagte Christus Jesus: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh. 17:3).
Welcher Art auch immer unsere Sorgen und Probleme sein mögen, wir können alle schon hier und jetzt anfangen, ewiges Leben zu demonstrieren. Darüber schreibt Mrs. Eddy auf Seite 276 von „Wissenschaft und Gesundheit“: „Wenn wir in der Wissenschaft lernen, wie wir vollkommen sein können, gleichwie unser Vater im Himmel vollkommen ist, dann wird der Gedanke in neue und gesunde Kanäle geleitet — zur Betrachtung der unsterblichen Dinge und von der Materialität hinweg zu dem Prinzip des Weltalls, einschließlich des harmonischen Menschen.“
Wir sollten nicht länger zögern, das aufzugeben, was unseren Fortschritt, unser Glück und unser Wohlbefinden aufhalten möchte! Mühselig und beladen versuchen die Menschen ins Himmelreich zu kommen, das heißt, sie sind geneigt, an sündigen Annahmen, Stolz, Haß, Neid und anderem festzuhalten. Viele wollen sogar diese Eigenschaften mit ihrem neugewonnenen Verständnis von der Christlichen Wissenschaft vermischen. Das ist aber unmöglich, und jeder Versuch, das zu tun, muß als Irrtum erkannt werden. Sowie wir ein besseres Verständnis von der Wahrheit gewinnen, wird es uns klar werden, daß von uns nicht verlangt wird, irgen etwas Gutes aufzugeben, sondern nur das, was uns tatsächlich schadet.
Laßt uns nicht länger zögern, aus unserem täglichen Tun alles auszuschalten, was uns von der göttlichen Liebe trennen möchte. Dann werden auch wir beweisen, daß wir wie Jesaja die wahre Bedeutung von Fasten verstanden haben. Wenn wir uns aufrichtig an die Arbeit machen, werden wir das Herz der Gottheit besser verstehen und sicherlich reichen Lohn empfangen.
